Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Frederic Chopin
3.
Klaviersonate h-Moll op. 58
Allegro maestoso – Scherzo, molto vivace – Largo –
Presto, non tanto
Für Chopin war das Komponieren von Klaviersonaten
kein Herzensbedürfnis und keineswegs eine Angelegenheit, sich mit Beethoven als
Sonatenkomponist messen zu wollen. Ein Überblick über sein gesamtes Œvre zeigt deutlich, dass mehrteilige Werke wie Sonaten
etc. in strenger Form nur eine Randerscheinung einnehmen. Längere Zyklen wie
die der Etüden oder der Preludes sind
Zusammenstellungen von knappen Sätzen, die jedoch kaum Bezüge untereinander
aufweisen. Die Klaviersonaten bilden da eine Ausnahme. Nach seiner ersten
Auseinandersetzung mit diesem Genre mit der frühen Sonate in c-Moll op. 4 aus
dem Jahre 1828 dauerte es 11 Jahre, bis er ein zweites Werk dieses Genres der
Öffentlichkeit übergab: die Sonate in b-Moll op. 35, bekannt auch unter dem
Beinamen „mit dem Trauermarsch“ (1837/39).
Leider hat Krystian Zimerman
bis jetzt keine Aufnahme der h-Moll-Sonate eingespielt. Vor einem Jahrzehnt
habe ich den polnischen Pianisten mit ihr in einem Konzert gehört.
Leif Ove Andsnes |
Virgin |
1990/91 |
30‘32 |
|
|
I spürbare Vitalität, jedoch
auch Sinn für die lyrischen und verspielten Abschnitte, II geschmeidig, immer
locker, linke Hand immer als Stütze der rechten, III mit großer Ruhe, A fast
andächtig, B empfindsam, IV souverän, Andsnes
behält immer den Überblick |
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5 |
Abdel Rahman El Bacha |
Forlane |
2000 |
26‘49 |
|
I Temperament und Präzision
auf gemeinsamen Nenner, eher Kammermusik als im Konzertsaal, II A re. und lk. Hd. aufeinander
abgestimmt, B Mittelstimme genau eingepasst, III mit spürbarer Hingabe,
überzeugend, IV schwelgerisch – angenehmer Flügelklang, sehr lockerer Anschlag |
|||
5 |
Maria João Pires |
DGG |
2008 |
32‘28 |
|
I die unterschiedlichen
Aggregatzustände der Musik gut getroffen, Pires zeigt Sinn für die
Proportionen innerhalb des Satzes, II B Außen- und Mittelstimmen gut
aufeinander abgestimmt, III geschmackvoll, mit intuitiver Einfühlsamkeit,
stellenweise auch verträumt, IV Musik akribisch ausformuliert, sprechende
Artikulation |
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5 |
Garrick Ohlsson |
Arabesque |
1990 |
27‘27 |
|
I profiliert, ausdrucksstark,
II spontan wirkender musikalischer Fluss, trotz des schnellen Tempos gelöst,
III erhabene Ruhe, mit viel Klangsinn, IV mit Hingabe |
|||
5 |
Nikolai Demidenko |
hyperion helios |
1993 |
32‘54 |
|
I mit spürbarer Hingabe, sich Zeit lassend, nuancenreich, überlegte
Dynamik, II A lk. Hd. nicht immer präsent, B fast
wie scheu, III Largo, Atmosphäre, IV vital |
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5 |
Yundi Li |
DGG |
2001 |
26‘43 |
|
I auf längst bekannten Wegen unterwegs, jedoch mit klarer Artikulation
und viel Klangsinn, gute Dynamik, T. 23-28 deutliche Zweistimmigkeit, II
feinfühlige Gestaltung, III nuanciertes Spiel, IV nicht nur auf das
handwerkliche reduziert |
|||
5 |
Marc-André Hamelin |
hyperion |
2008 |
30‘02 |
|
Hamelin mit großer
Übersicht über das Werk, I temperamentvoll, rhythmischer Schwung,
überzeugende Dynamik, II ganz nahe an der Partitur, III den Nerv der Musik
getroffen, IV vehementer Zugriff, die beiden Themen bestens
gegenübergestellt, Spannung bis zum letzten Akkord |
|||
|
||||
4-5 |
Maurizio Pollini |
DGG |
1984 |
28‘18 |
|
I ausdrucksstark, jedoch immer wieder auch gezügelt, Sensibilität für
Chopins Vorlage, II straff, für die lk. Hand
wünschte man sich etwas mehr Gewicht, III A lk. Hd.
hier besser, B überwiegend lebendig, IV souverän, agitato immer im
Blick |
|||
4-5 |
Dinu Lipatti |
EMI |
1947 |
25‘11 |
|
I immer wieder zupackende Momente, andererseits auch retardierende;
bedrohliche chromatische Tonleiter T. 23-28, II zügig, aber unaufgeregt, III
mit innerer Ruhe, con spirito,
delikat, IV agitato, große Bögen – Flügel klingt ein wenig stumpf |
|||
4-5 |
Martha Argerich |
DGG |
1967 |
26‘16 |
|
▼ |
|||
4-5 |
William Kapell |
RCA Philips |
1951/52 |
24‘39 |
|
einerseits stürmisch drängend, andererseits feinsinnig bei leichter
Rücknahme des Tempos, II A Bass könnte etwas mehr hervortreten, III
fließendes Musizieren, elastisch, klar, ausdrucksstark, IV ausgelassen,
stürmisch, überlegen |
|||
4-5 |
Jewgenij Kissin |
RCA |
1993 |
27‘46 |
|
live, I variable Tempi, Fugati
der re. Hd. T. 23-28 deutlich herausgestellt, II A
artistische Leichtigkeit, III Bass immer präsent, stabilisiert die Musik, IV
souverän bewältigt, überzeugendes leggiero |
|||
4-5 |
Daniil Trifonov |
Decca |
2010 |
26‘52 |
|
live, I Trifonov verliert sich in der Musik, überlegter Umgang mit
Chopins Dynamik, II A lk. Hd. nur wie eine Beigabe,
B Spannung nicht immer gehalten, III B auf der Suche nach einer trefflichen
Gestaltung, IV mit Verve, aufgewühlt – Fazioli-Flügel |
|||
4-5 |
Emil Gilels |
Fondamenta |
1978 |
28‘02 |
|
live, ▼ |
|||
4-5 |
Julius Katchen |
Decca |
1954 |
24‘49 |
|
I erstes Thema wild, mit scharfer Klanglichkeit,
zweites und drittes ausdrucksvoll, II B Außen- und Mittelstimmen aufeinander
abgestimmt, III Dynamik dem Notentext angepasst, Katchen
atmet mit der Musik, IV nuanciertes Spiel |
|||
4-5 |
Andrea Lucchesini |
EMI |
1984 |
34‘14 |
|
I kraftvoll, vehementer Zugriff, Abschnitte deutlich gegenübergestellt,
II A lk. Hd. könnte deutlicher sein, B Außen- und
Mittelstimmen aufeinander abgestimmt, III innig, mit spürbarer Hingabe,
nuancenreich, IV wie entfesselt |
|||
4-5 |
Bruno Leonardo
Gelber |
EMI |
1979 |
26‘19 |
|
I erstes und zweites Thema gut gegenübergestellt, II Außen- und
Mittelstimmen trotz schnellen Tempos deutlich getrennt zu vernehmen, III
innig, con spirito,
dolce, mit langem Atem, IV kraftvoll, drängend |
|||
4-5 |
Artur Rubinstein |
RCA |
1961 |
25‘41 |
|
I mäßiges Tempo, nicht eilend, Rubinstein behält fast immer die Übersicht,
Balance innerhalb der drei- und vierstimmigen Abschnitte nicht immer bestens
austariert, II A Bass etwas unterbelichtet, B zu laut, III Pianist hält die
Musik etwas auf Distanz, IV agitato, ab T. 9 zu laut, Anschlag
stellenweise weniger locker – einzige Schallplatten-Aufnahme des Pianisten
von op. 58 |
|||
4-5 |
Claudio Arrau |
EMI |
1960 |
33‘22 |
|
I ernsthaft, mit Nachdruck, Arrau atmet mit der Musik, intensives Ausloten
der Partitur, farbiger Klang, III A innig, teilweise auch betroffen machend,
B wie eine Barcarolle, re.
Hd. könnte etwas leiser sein, IV straff, ausgelassen, fast wie atemlos |
|||
4-5 |
Rudolf Firkusny |
Orfeo |
1957 |
25‘29 |
|
live, I natürlich musikalischer Fluss, schwelgerisch, ausdrucksstark,
II A Bass nicht immer deutlich, B zu zurückhaltend, III vielschichtig, nicht
weihevoll zelebriert, IV ansteckende Spielfreude, rhythmischer Schwung |
|||
4-5 |
Wilhelm Kempff |
Decca |
1958 |
25‘19 |
|
I mit guter Übersicht, Musik wird nicht überfahren, Verzicht auf alles
Grelle, II klar, teilweise filigran, III wie mit Pastellfarben gemalt,
ebenmäßig, IV leicht und locker, ohne die Musik zu dramatisieren |
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4-5 |
Nelson Freire |
Decca |
2001 |
23‘32 |
|
▼ |
|||
4-5 |
Nelson Freire |
CBS Sony
Philips |
1969 |
24‘18 |
|
▼ |
|||
4-5 |
Joseph Moog |
Onyx |
2016 |
28‘23 |
|
I elastisches Klavierspiel, rhythmischer Schwung, jedoch immer wieder
Wechsel der Tempi, nicht nur beim 2. Thema, II deutliches Absetzen von A- und
B-Abschnitten, III farbiges Spiel, empfindsam, IV nuanciert, schwelgerisch |
|||
4-5 |
Nikolai Demidenko |
Onyx |
2008 |
34‘32 |
|
I ähnlich wie 1993, ▲, allerdings noch etwas langsamer und
weniger Spannung, II A hier deutlicher, III wie ▲, jedoch in B etwas
gekünstelt, IV auch hier etwas langsamer, macht sich in B bemerkbar – Fazioli-Flügel |
|||
4-5 |
Gerrit Zitterbart |
Tacet |
1992 |
24‘45 |
|
I insgesamt lebhaftes Spiel, nicht immer mit festem Tempo, manchmal
etwas grob, gute Dynamik, II A re. und lk. Hd. aufeinander abgestimmt, B Mittelstimme passt sich
ein, III konzentriert, facettenreich, durchgehend bewegt, IV entschieden
voran, bravourös |
|||
4-5 |
Nikita Magaloff |
Decca |
1954 |
25‘08 |
|
I teils wie entfesselt, teils auch schwelgerisch, kein festes Tempo, II
A die lk. Hd. wünschte man sich prägnanter, III
facettenreich, jedoch eher sachlich als emotional, IV ausdrucksstark,
ausgelassen – für die Zeit der Aufnahme guter Klavierklang |
|||
4-5 |
Nikita Magaloff |
Philips |
1976 |
25‘00 |
|
die spätere Aufnahme bietet keinen Neuansatz, der Kopfsatz wird etwas
schneller gespielt, die restlichen ein wenig langsamer |
|||
Jorge Bolet |
Marston |
1985 |
28‘39 |
|
|
live, I Bolet
nähert sich feinfühlend der Musik, nicht eilend oder auftrumpfend, gelassen,
er will nichts vorführen, Zweistimmigkeit der re.
Hd. T. 23-28 deutlich herausgestellt, II A lk. Hd.
nicht immer deutlich, B beide Hände fügen sich gut zusammen, III Bolet zeigt Sinn für Proportionen, insgesamt jedoch etwas
zurückhaltend, weniger Spannung, IV markant akzentuiert |
|||
|
||||
4 |
Emil Gilels |
Melodya Brilliant |
1977 |
27‘22 |
|
live, ▼ |
|||
4 |
Emil Gilels |
DGG |
1978 |
29‘32 |
|
▼ |
|||
4 |
Martha Argerich |
DGG |
1967 |
26‘25 |
|
live, ▼ |
|||
4 |
Martha Argerich |
EMI |
1965 |
24‘46 |
|
▼ |
|||
4 |
François-René Duchable |
Erato |
1984 |
28‘12 |
|
I mehr energico als maestoso, kein „verweile doch …“,
ziemlich festes Tempo, II etwas nüchtern, III geradlinig, B etwas zu laut,
wenig Espressivo, IV energisch voran |
|||
4 |
Guiomar Novaes |
Vox forgotten records |
1952 |
24‘15 |
|
I im Balladenton, kämpferisch, pointierte Dramatik, II nur eine kurze
Episode, im Trio Bass deutlicher als üblich, III natürlich musikalischer
Fluss, könnte jedoch leiser sein, IV wie atemlos, immer auf dem Sprung, man
sich die Ausführung etwas geschmeidiger |
|||
4 |
Emanuel Ax |
Sony newton |
1975 |
26‘20 |
|
I sprechende Artikulation, einige Rubati, II
A lk. Hd. etwas unterbelichtet, B keine
durchgehende Spannung, III ruhig und gelassen, breite dynamische Skala, IV
tadellos – insgesamt gediegen |
|||
4 |
Vlado Perlemuter |
BBCL |
1961 |
24‘45 |
|
I eher entspannt, ausgewogen, Beginn der Durchführung etwas unübersichtlich,
II B Mittelstimme findet wenig Beachtung, III wie ein Nocturne, feinsinnig
und geschmackvoll, IV zielstrebig dem Ende entgegen, unspektakulär |
|||
4 |
Vlado Perlemuter |
Nimbus |
1974 |
25‘26 |
|
von Satz zu Satz ein wenig langsamer, Darstellung ähnlich wie zuvor, IV
Agitato-Beginn etwas zu laut, zupackend, jedoch ohne Hetze – etwas
belegter Klang |
|||
4 |
Stefan Askenase |
DGG |
1951 |
26‘27 |
|
I mit großer Übersicht, jedoch fast schon etwas schleppend, das
Lyrische überwiegt, II A kleinteilige Phrasierung, Mittelstimmen immer klar,
III warmherzig, IV ohne cresc. in den 8 Einleitungstakten, A Achtel
wenig geschmeidig – stumpfer Klang |
|||
4 |
Witold Malcuzynski |
EMI Warner |
1961 |
25‘07 |
|
I ohne innere Glut, Pianist geht den Verästelungen der Stimmführungen
nach, mehr kontrolliert als emotional aufgeladen, II A Achtel-Ketten wenig
geschmeidig, B im selben Tempo, III B etwas schneller, klingt routiniert,
warum nicht leiser? A- und B-Abschnitte werden kaum voneinander abgesetzt |
|||
4 |
Alfred Cortot |
EMI Andromeda |
1931 |
23‘16 |
|
I elegantes Spiel, einige Stellen nicht ganz deutlich, man bekommt den
Eindruck, dass sich die Musik in re. und lk. Hd. verselbständigen würden, II B Bass nicht immer
deutlich, III eher im Andante-Tempo, lk. und re. Hd. nicht immer im Gleichklang, IV gefällt am besten |
|||
4 |
Cyprien Katsaris |
Sony |
1990/91 |
31‘52 |
|
I vehementer Zugriff, zur Dramatik und Unruhe neigend, beim 2. Th.
Tempodrosselung, II A wie so oft lk. Hd.
unterbelichtet, B wenig p, III B etwas leiernd, Spannung? IV
zielstrebig nach vorn, jedoch nur kaltes Feuer |
|||
4 |
Louis Lortie |
Chandos |
2013 |
26‘18 |
|
I Musik in Abschnitte aufgeteilt, II A Bass könnte etwas mehr
hervortreten, B Mittelstimmen deutlicher als Eckstimmen, III A zurückhaltend,
B bewegt, jedoch etwas leiernd, IV agitato anfangs zu laut, geschmeidig, jedoch auch
gewichtig – Klang von hoher Dichte |
|||
4 |
Igor Tchetujew |
Orfeo |
2002 |
29‘49 |
|
I etwas unstet, sowohl im Tempo als auch in der Dynamik, II kapriziös,
III Pianist geht feinfühlig zur Sache, IV in den B-Abschnitten läuft der Bass
nur mit |
|||
4 |
Anna Gourari |
ECM |
2013 |
28‘32 |
|
I T. 23-28 deutliche Zweistimmigkeit in der re.
Hd., zielstrebig voran, bleibt dabei dennoch gelassen, II B weniger bewegt,
nüchtern, III B etwas zu laut und zu äußerlich, kühl, IV mit Hingabe, jedoch
nur kaltes Feuer |
|||
4 |
Shura Cherkassky |
Philips Decca |
1985 |
23‘50 |
|
live, alle Sätze etwas schneller als 1964, besonders der dritte, der
mit viel mehr Poesie aufwartet, IV etwas lockerer |
|||
4 |
Jean-Bernard Pommier |
Erato |
1992 |
26‘19 |
|
I klar, gute Transparenz, farbiges Spiel, allerdings auch Rubati, II B Außen- und Mittelstimmen aufeinander
abgestimmt, III B etwas spröde, IV mit ansteckender Spielfreude |
|||
4 |
Adam Harasiewicz |
Philips |
P 1961 |
24‘56 |
|
I die große Linie nachgezeichnet, konzentriert, gediegen, II A: lk. Hd. nicht immer deutlich, III überwiegend sachlicher
Vortrag, IV neutrale Aussage |
|||
4 |
Michail Pletnew |
DGG |
1996 |
32‘57 |
|
Pletnev hinterfragt den
Notentext, insgesamt zwiespältig – I immer wieder Rubati,
teilweise bis zum Stillstand, teilweise verzärtelt, II A lk.
und re. Hd. aufeinander bezogen, auch bei B, leider
auch Rubati, III Eintauchen in die Welt der Poesie,
überzeugend, IV ähnlich wie Satz 1 |
|||
4 |
John Ogdon |
IMP |
P 1987 |
30‘30 |
|
I Ogdon sieht sich dem Moderato
verpflichtet, zieht aber das Tempo im Verlauf des Satzes an, beim 2. Th.
bleibt die lk. Hd. etwas blass, in der Reprise
jedoch nicht mehr, II A wie etwas darüber hinweg, III Nocturne, jedoch sehr
gezogen, wie zerbrechlich, wie ein Fremdkörper in dieser Sonate, mit 13’24
zweitlängster 3. Satz, IV mit Druck, nicht immer elastisch – Ogdons Klavierspiel wünschte man sich etwas geschmeidiger |
|||
4 |
Jean-Marc Luisada |
RCA |
2004 |
28‘12 |
|
I T. 23-28 deutliche Zweistimmigkeit in der re.
Hd., 2. Th. innig, mit viel Klangsinn, insgesamt in Abschnitten musiziert,
dabei kommt die Musik etwas ins Stocken, II A nach Notenvorlage, B kein
festes Tempo, III B bewegt, fließend, locker, gegen Satzende etwas gestelzt,
IV kraftvoll nach vorn, insgesamt aber moderates Tempo |
|||
4 |
Sergio Fiorentino |
MCPS |
1994 |
27‘35 |
|
Fiorentino zergliedert den Satz in Abschnitte, kein festes Tempo, etwas
diffus, II B Außen- und Mittelstimmen zu einer Einheit verschmolzen, III ein
Nocturne, zurückhaltende Romantisierung, A etwas grob, fallende Skalen im
B-Abschnitt etwas harmlos, das bessert sich jedoch im Laufe des Satzes |
|||
4 |
Cécile Ousset |
EMI |
P 1987 |
29‘08 |
|
I straffes Tempo, variabel, wenig maestoso spürbar, ziemlich
unruhig, unausgewogen, T. 23-28 re. Hd. nur
einstimmig, II A zielstrebig nach vorn, B Außen- und Mittelstimmen im
ausgewogenen Verhältnis, das überzeugt, III B leider gestalterische Blässe,
insgesamt großzügige Dynamik, IV hier trifft die Pianistin den Nerv der
Musik, wie ein Rausch |
|||
4 |
Alexandre Uninsky |
Philips forgotten records |
1951 |
23‘19 |
|
I diesen Satz
wünschte man sich geschmeidiger, mit mehr artikulatorischer Feinarbeit, II
sehr schnell, nur eine Episode, III gelöstes Musizieren, viel Espressivo,
warmherzig, IV nur die große Linie, etwas grob |
|||
|
||||
3-4 |
Vladimir Ashkenazy |
Decca |
P 1993 |
26‘18 |
|
I spontan wirkendes Musizieren, kein festes Tempo, eigene Vorstellungen
schieben sich vor Chopins Notentext, mehr Ashkenazy als Chopin, II Musik
gespielt, aber auch entdeckt? III hier lässt sich der Pianist mehr auf das
Potential der Musik ein, IV etwas robust |
|||
3-4 |
Robert Casadesus |
CBS Sony |
1964 |
25‘01 |
|
I routiniert, etwas flüchtig, Musik zerfällt in Abschnitte, lk. und re. Hd. nicht immer
aufeinander bezogen, II B Bassfiguren undeutlich, III klare Artikulation,
ausgewogen, mit Empathie, gefällt am besten, IV ohne Charme, Musik klingt
irgendwie mechanisch |
|||
3-4 |
Alexander Brailowsky |
CBS Sony |
1963 |
23‘17 |
|
I robuster Ansatz, die große Linie nachgezogen, II im Trio geschmeidige
Binnenstimmen, insgesamt jedoch zu viel Leerlauf, III überwiegend sachlicher
Vortrag, IV neutral in der Aussage – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden
Eindruck |
|||
3-4 |
Shura Cherkassky |
BBCL |
1964 |
26‘25 |
|
I Satz zerfällt in einzelne Abschnitte, II A lk.
Hd. nur wie nebenbei, B wenig prägnant, III balladesk, kein festes Tempo, die
Musik schwimmt, IV zu gewichtig |
|||
3-4 |
Samson François |
EMI |
1964 |
25‘56 |
|
I pointierte Dramatik, Temposchwankungen, Pianist neigt zum
Auftrumpfen, Satz zerfällt in einzelne Abschnitte, II A gut, B beide Hände
nicht im Gleichgewicht, III kein Largo, B wie abgespult, IV aufgekratzt, grob
– Interpretation hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
|||
3-4 |
Ingolf Wunder |
DGG |
2011 |
27‘14 |
|
I insgesamt schwerfälliges Spiel, Wunder bremst das Tempo T. 13 ff.,
auch später immer wieder, Pianist scheint maestoso mit lento zu
verwechseln, ihm gelingt es nicht, die Musik auf den Punkt zu
bringen; insgesamt wenig Spannung, die Interpretation hinterlässt keinen
bleibenden Eindruck |
|||
3-4 |
Alex Slobodyanik |
EMI |
1998 |
26‘51 |
|
I unterschiedliche Tempi bei dramatischen oder lyrischen Abschnitten, Rubati, Musik am Rande des Zerfallens, II A korrekt, B
zögernd, kein festes Tempo, III A ab T. 3 durchgehend leise gehalten, das
setzt sich in B fort, Pianist verzichtet auf dynamische Gestaltung, IV Ansatz
des 3. Satzes setzt sich hier fort, Slobodyanik
bleibt hinter seinen pianistischen Möglichkeiten zurück |
|||
3-4 |
Lang Lang |
DGG |
2005 |
38‘07 |
|
I ständige Tempowechsel, beim 2. Th. deutlich langsamer, gekünstelt,
stellenweise Stillstand, Pianist schiebt sich vor die Partitur, II B
langsamer, jedoch kaum Spannung, A‘ rasend, III A langsam, B wie
buchstabiert, langatmig, mit 14’10 längster Satz der besprochenen Aufnahmen
IV pianistisch perfekt, jedoch weniger geschmeidig, ab T. 263 Stretta |
Hinweise zu Interpreten und
Interpretationen
Emil Gilels
Nelson Freire
Martha Argerich
eingestellt am 02. 04. 24