Das Klassik-Prisma  
 Bernd Stremmel

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Klavierquintett g-moll KV 478

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Schnabel

Mitglieder des Pro Arte Quartetts

EMI
Arabesque u.a.

1934

29‘53

5

W W ; I Gefühlstiefe, g-moll-Schmerz auslotend, intensiv gestaltet, II trotz B-dur wirken die Empfindungen des 1.Satzes nach, III verhaltene Freude

 

Fauré Quartett

DGG

2005

24‘56

5

W - ; wie auf der Konzertbühne gespielt, schlanker Klavierklang, geschlossenes Ensemble, I erregt, scharf gezeichnete Themen und Motive, sf ! II wenig Vibrato wirkt Gefühligkeit entgegen, III keine Wünsche offen

Horszowski

Mitglieder des Budapester Streichquartetts

CBS

1963

25‘41

5

W - ; I Kammermusik ad her best, sehr gut ausbalanciert, Durchführung aufmerksam gestaltet, empfindsam, II sehr empfindsam, verinnerlicht, III unbeschwerter Ausklang

Richter

O.Kagan Vl.          Y.Baschmet Va.      N.Gutman Vc.

Live classics

1985

30‘58

5

W W – live; Solistenquartett auf der Konzertbühne, holt Mozarts unterschätztes Meisterwerk ins Rampenlicht, im f geringe Klirrneigung, II sehr konzentriert, keinesfalls heiter, III gelassen

Zacharias

F.P.Zimmermann Vl.   T.Zimmermann Va.      T.Wick, Vc.

EMI

1988

25‘10

5

W - ; 4 Solisten spielen Kammermusik, ohne dass sich einer auf Kosten der anderen profiliert, unaufdringliches Vibrato der Streicher, III konzertant, mit Schwung

 

Schirmer

Gaede Trio

Tacet

2002

26‘43

4-5

W - ; gut geformtes Ensemble, geschlossene Darstellung, I zu sicher gespielt, man spürt keine unterschwellige Erregung, etwas zu brav, II alle Stimmen genauestens austariert, trotz langsamen Tempos erfüllt, III immer sehr gepflegt, auch wenn zugepackt werden muss

 

Beaux Arts Trio    B.Giuranna Va.

Philips

1983

29‘09

4-5

W W ; sehr durchsichtiges Klangbild, Lautstärkedifferenzierung noch nicht optimal, Giuranna fügt sich hervorragend ein, I u.III mit Impetus und ausgewiesener Spiellaune, II Andante con moto, flüssig, jedoch keineswegs glatt musiziert

Lortie

K.Vogler Vl.         T.Masurenko Va.        J.Vogler Vc.

Sony

2005

24‘03

4-5

W - ; 4 Solisten spielen überzeugend Kammermusik, Lautstärkedifferenzierung noch nicht optimal, I längere Abschnitte der Streicher in der Durchführung sehr schön ausgeformt, II bene, III mit Schwung. Leider fehlen hier die Takte 1-135, also Thema und 1.Couplé! Hat sich kein Verantwortlicher die CD vor der Veröffentlichung angehört?? Interpretation eigentlich 5!

Lewis

Leopold String Trio

hyperion

2002

29‘19

4-5

W W ; I gelassen, nur geringer Vorwärtsdrang, trotzdem überzeugend, II ruhig, III drittletzter Takt Vl und Va nicht ganz sauber

 

The Nash Ensemble

ASV

2006

28‘55

4-5

W W ; sehr gut aufeinander eingespieltes Team, Mozarts Partitur immer dicht auf der Spur, ansprechendes Musizieren

Solti

Mitglieder des Melos Quartetts

Decca

1984

26‘17

4-5

W - ; Streichquartett und Solist, leicht romantisierender empfindsamer Vortag, schön abgerundetes Klangbild, I die Takte 1-8 wie eine Einleitung

Szell

Mitglieder des Budapester Streichquartetts

CBS/Sony

1946

20‘34

4-5

- - ; gut durchhörbares Klangbild, an lauten Stellen geschärft, I zupackender als die spätere Aufnahme mit Horszowski, weniger empfindsam, mehr geglättet, III virtuos, konzertant

 

Bernstein

Mitglieder des Juilliard Quartetts

CBS/Sony

1965

27‘17

4

W - ; Streichquartett und Solist, I immer wieder Tempomodifikationen, II Adagio, ausdrucksvoll, Bernstein spielt 16-tel in T.46 und T.115-118 punktiert, III Streicher hier zu rauh, stellenweise kräftig zupackend, drittletzter Takt etwas gewürgt

Rubinstein

Mitglieder des Guaneri Quartetts

RCA

1971

24‘35

4

- - ; Streichquartett und Solist, wenig Kammermusik, eher auf der Konzertbühne, I breiter Strich bei lauten Stellen, dicht, am Ende der Exposition T.87ff leichtes Ritardando, auch T.212ff, II jetzt im Werk angekommen, intensiv, apollinisch, III zu (schwer)gewichtig

Curzon

Mitglieder des Amadeus Quartetts

Decca

1952

23‘06

4

- - ; 3 Quartettstreicher + Klavier, Klavier gut abgebildet, rauher Streicherklang, I unerbittliche g-moll-Atmosphäre, T.197-200 Vc.?, II leicht romantisierend, III T.91-100 gekratzt, oder war da die Aufnahmetechnik Schuld?

 

El Bacha

Salzburger Solisten

Mirabell

1992

24‘59

3-4

W - ; I Pianist führt, am Ende der Durchführung fällt die Spannung ab, wenig ausgeprägte Klangfarbenpalette, II etwas unruhig, da m.E. zu schnell, III ziemlich einförmig

Interpreationen in historischer Aufführungspraxis und auf Originalinstrumenten:

Bilson

E.Wilcock Vl.           J.Schlapp Va.           T.Mason Vc.

DGA

1987

26‘33

5

W - ; sehr homogenes Musizieren, ohne Druck, sorgfältig, dem 3.Satz fehlt es etwas an Charme

 

Badura-Skoda

Mitglieder des Quartuor Festetics

Arcana

1993

25‘51

4

W W ; silbrig klingendes Pianoforte, I nicht so geschlossen musiziert wie bei Bilson, trotz schnelleren Tempos wirkt ihr Musizieren etwas kurzatmig, II Andante con moto, Musizierfreude überwiegt vor Gestaltung, III zupackend, hier kommt ihre Art des Musizierens viel besser zum Tragen

Mozart hat mit seinen beiden Klavierquartetten gleich eine Steilvorlage für nachfolgende Komponisten geliefert, denen etwas annähernd Gleichwertiges entgegen zu setzen, gewiss nicht leicht fiel.

Beethoven beließ es bei drei Versuchen in seiner Jugendzeit WoO 36 Nr.1-3, einige Jahre später bearbeitete er sein erfolgreiches Quintett für Klavier und 4 Bläser Es-dur op.16 in ein Klavierquartett mit 3 Streichern um, es behielt auch die Opus-Zahl 16. Die drei ersten Kompositionen, die Felix Mendelssohn-Bartholdy veröffentlichen ließ, waren die Klavierquartette e-moll op.1, f-moll op.2 und h-moll op.3, allesamt Werke aus seiner frühesten Zeit. Robert Schumann schuf im Anschluss an seine Streichquartette und das Klavierquitett Es-dur op.44 auch ein Klavierquartett, dem man in unserer Zeit zu Recht oft begegnet, Es-dur op.47. Erst Johannes Brahms war es vergönnt der Gattung Klavierquartett richtig Gehör zu verschaffen, er schuf mehrere Stücke, drei kamen zur Veröffentlichung. Das erste in g-moll op.25 wird immer wieder aufgeführt und ist auf Tonträgern gut repräsentiert. Nach Brahms schuf Max Reger noch zwei Klavierquartette, d-moll op.113 und a-moll op.133, letzterem bin ich im Konzertsaal einmal begegnet. Auch Gustav Mahler hat sich am Genre Klavierquartett versucht, kam jedoch nicht über einen einzigen Satz hinaus. Aus „neuerer" Zeit ist noch ein Quartett von William Walton bekannt.

Das Repertoire für Klavierquartett ist also ziemlich eng begrenzt. So ist auch verständlich, dass heute und in der Vergangenheit nur wenige ständige Ensembles zu verzeichnen sind: das italienische Quartetto Beethoven di Roma, das englische Domus Quartet und neuerdings das deutsche Fauré Quartett. Nach einigen Jahren, wenn sie immer wieder dieselben Werke gespielt haben, wird das Verlangen, sich mit andere Werken zu beschäftigen, immer stärker, das Reich der Kammermusik ist riesig, Quartettspieler gehen dann auseinander und wenden sich anderen Aufgaben zu. Wer will ihnen das verdenken?

Im ersten Satz hat Mozart zwei Wiederholungen vorgesehen: a) Exposition, b) Durchführung und Reprise. Bei den untersuchten Aufnahmen wird die erste Wiederholung fast immer beachtet, die zweite weniger, einige ältere Formationen verzichten sogar auf beide, siehe Kommentar hinten.

In Takt 135 endet das 1.Couplé auf einem D-dur Quartettsextakkord mit einer nachfolgenden Fermate auf der Viertelpause. Einige Pianisten nutzen dies zu einer kurzen Kadenz: Rubinstein, Berstein, Badura-Skoda, Solti, Beaux Arts Trio, Zacharias, Bilson, Fauré, Lewis und Schirmer.

Beim Lesen der Besetzungslisten fällt auf, dass einige Dirigenten sich hier als Pianist kammermusikalisch betätigen: Szell, Solti und Bernstein.

eingestellt am 09.11.11

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