Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Klarinettenkonzert A-Dur KV 622

 

Leister

Marriner -- Academy of St. Martin-in-the-Fields

Philips

1988

28‘21

5

großbesetzte Kammermusik Klarinettenklang dunkler als früher und mehr Körper, neues Instrument?, I und III sehr lebendig

Klöcker

Hauschild -- English Chamber Orchestra

Novalis

1990

28‘37

5

Orchester farbiger als bei Hager, Solist fühlt sich bei dieser Begleitung wohler

Meyer, Sabine

Bassett

Abbado -- Berliner Philharmoniker

EMI

1998

26‘16

5

live – lustbetontes Klarinettenspiel, Meyer spielt freier als mit Vonk, langjährige Erfahrungen mit dem Konzert zahlen sich aus

Prinz

Böhm -- Wiener Philharmoniker

DGG

1972

30‘36

5

klangschöne Aufnahme, II Orchester im Tutti breit, ausladend

Brymer

Marriner -- Academy of St. Martin-in-the-Fields

Philips

1971

28‘41

5

gelassen und unspektakulär

Marcellus

Szell -- Cleveland Orchestra

CBS

P 1967

29‘02

5

weicher Klarinettenton, jedoch gut konturiert

Collins

Bassett

Pletnjew -- Russisches National Orchester

DGG

1997

27‘48

5

I nicht ganz auf der Höhe der übrigen Sätze, II schön

 

Meyer, Sabine

Bassett

Vonk -- Staatskapelle Dresden

EMI

1990

26‘40

4-5

 

Brymer

Beecham -- Royal Philharmonic Orchestra London

EMI

1958/59

31‘09

4-5

I etwas langsam, jedoch liebevoll begleitet; in Paris und London produziert

Walton

Karajan -- Philharmonia Orchestra London

EMI Testament

1955

29‘46

4-5

vergrößerte Kammermusik, Karajans überzeugendste Begleitung

Leister

Karajan -- Berliner Philharmoniker

EMI

1971

29‘35

4-5

BPh in kleiner philharmonischer Besetzung, stellenweise auch etwas kompakt, HvK begleitet aufmerksam, Solist mitten im Orchester, im Ausdruck romantisch

Kam

Faerber -- Württembergisches Kammerorchester

Teldec

1997

29‘00

4-5

Klarinette nach vorn gezogen, geschäftiges Orchester

Meyer, Paul

Nelson -- Ensemble Orchestral de Paris

Virgin

2004

25‘50

4-5

I Violinen I in Passagen nicht immer überzeugend, III musikantisch, lustbetont, Zusammenspiel von Viol.I und II leider nicht immer synchron

Leister

Kubelik -- Berliner Philharmoniker

DGG

1967

28‘19

4-5

philharmonischer Orchesterklang, Solist vor dem Orchester

Schmidl

Bernstein -- Wiener Philharmoniker

DGG

1987

29‘34

4-5

gestaltender Bernstein, heller Klarinettenton

Kell

Zimbler Sinfonietta New York

US-Decca DGG

1950

28‘37

4-5

verbesserter Klang gegenüber 1940, jedoch leichte Verzerrungen und Schärfen, vermutlich Transfer einer LP, musikalisch überdurchschnittliche Aufnahme

Rümpler

Rögner -- Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin

Pilz

 

29‘42

4-5

heller Klarinettenton

 

Wright

Ozawa -- Boston Symphony Orchestra

DGG

1978

28‘30

4

heller Klarinettenton, klingt in der Höhe etwas scharf, II Andante

Klöcker

Lajcik -- Prager Kammerorchester

MDG

1997

28‘38

4

Solist besser als Orchester

Geuser

Fricsay -- Radio Sinfonie-Orchester Berlin

DGG

1957

28‘07

4

Geuser spielt auf einem Instrument vermutlich älterer Bauart, das noch nicht über den Klang eines neueren verfügt, wie es Geusers Schüler Leister verwendet, heller Ton, in der Höhe etwas gepresst und scharf; Fricsay begleitet aufmerksam

Wlach

Rodzinki -- Orchester der Wiener Staatsoper

Westminster

1950

30‘24

4

Wlach gelassen, nimmt sich Zeit für Mozarts Partitur, im 3. Satz jedoch zu gemächlich, helles Klangbild, der Karajan-Aufnahme klar überlegen, II apollinsch

Pencz

Bassett

Gielen -- Sinfonie-Orchester des SWF

Intercord

1988

26‘57

4

I schnell, virtuos, executiert, II trotz langsameren Tempos etwas unruhig, III alles blitzsauber und nicht zu schnell

Stoltzman

English Chamber Orchestra

RCA

1990

29‘29

4

Orchester eindimensional, setzt keine eigenen Akzente, I und III heruntergeschnurrt; sehr gute solistische Leistung

Michallik

Kurz -- Staatskapelle Dresden

Berlin Classics

P 1982

30‘06

4

entspanntes Musizieren, Vertrauen in Mozarts Musik, Orchester stellenweise etwas pauschal, III etwas bieder

Manno

Albrecht, George Alexander -- Staatskapelle Weimar

Arte Nova

1996

29‘03

4

sehr breites Klangspektrum, großbesetztes Orchester, Ecksätze etwas langsam

Shifrin

Bassett

Schwarz -- Mostly Mozart Orchestra

Delos

1984

29‘35

4

Klangbild etwas grau, I Solist ein wenig zu lyrisch, ohne Attacke

Brymer

Davis, C. -- London Symphony Orchestra

Philips

1964

27‘15

4

Orchester pauschal, I Streicher T. 42 ff uneben, III am besten

Stalder

Bassett

Müller-Brühl -- Kölner Kammerorchester                                                                

Schwann

1968

28‘18

4

I insgesamt sauber, jedoch etwas steril, II ein wenig scheu, III gemächlich, kaum interpretatorische Ansätze

Stoltzman

English Chamber Orchestra

RCA

1990

29‘29

4

Orchester eindimensional, setzt keine eigenen Akzente, I und III heruntergeschnurrt; sehr gute solistische Leistung

Kell

Sargent -- London Philharmonic Orchestra

EMI

1940

26‘39

4

starke Plattengeräusche mit leichten Verzerrungen in hohen Lagen, II Andante

Klöcker

Hager -- Mozarteum Orchester Salzburg

Teldec

P 1977

27‘07

4

Orchesteralltag, musikantisch, etwas eindimensional, heller Klarinettenton, II etwas zu schnell

Neidich

Bassett

Orpheus Chamber Orchestra

DGG

1987

29‘22

4

Orchester eindimensional, setzt keine eigenen Akzente

Wlach

Karajan -- Wiener Philharmoniker

EMI

1949

29‘14

4

Klang eingedunkelt und etwas entfernt, insgesamt gelassen, nicht sonderlich inspiriert

 

Goodman

Münch -- Boston Symphony Orchestra

RCA

1956

28‘27

3-4

Klarinette in hoher Lage schrill, stechend, in der Mittellage hohl – für Goodman-Fans

Aufnahmen in historisch-informierter Aufführungspraxis und mit Originalinstrumenten:

Taillard

Concerto Köln

Capriccio

1990

26‘35

5

fantasievoller Umgang mit dem Notentext

Coppola

von der Goltz -- Freiburger Barockorchester

HMF

2007

28‘21

5

frisch – aufmerksames Miteinander

 

Fröst

Oundijan -- Amsterdam Sinfonietta

BIS

2002

27‘38

4-5

 

Pay

Hogwood -- Academy of Ancient Music

Decca

1984

28‘41

4-5

 

 

Lawson

Goodman -- The Hanover Band

Nimbus

1989

28‘44

4

Kammerversion, Klarinette immer wieder in Orchesterklang eingebunden

Die Musikologen streiten sich schon seit Jahrzehnten, für welches Instrument Mozart sein Konzert geschrieben hat. In Ermangelung des Autographs lässt sich nicht hundertprozentig eine Zuordnung zur Bassettklarinette oder einer herkömmlichen Klarinette treffen. Sicher ist jedenfalls, dass Mozart die Bassettklarinette bei seinem Freund und Logenbruder Anton Stadler zumindest gekannt, den Bau vielleicht angeregt hat. Bei diesem Instrument, welches dem von Mozart zur Erreichung bestimmter Klangfarben eingesetzten Bassetthorn (Serenade KV 361, Maurerische Trauermusik KV 477, Zauberflöte, Titus, Requiem) ähnelt, aber nicht mit ihm verwechselt werden darf, ist der Klangumfang um 4 Töne in die Tiefe bis zum notierten c erweitert worden. Die Bassettklarinette hat sich gegenüber den gebräuchlichen Klarinetten in B und A nicht durchgesetzt. Der wichtigste Grund mag der sein, dass bis dahin nur zwei Werke für das Instrument existierten, nämlich Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 und vorliegendes Konzert. Ob Bassettklarinette oder herkömmliche Klarinette, die musikalische Substanz ist jedoch dieselbe.

Für uns Hörer stellt es unzweifelhaft eine Bereicherung dar, beide Fassungen vergleichen zu können, als Einstieg eignet sich der zweite Satz, drittes Solo der Klarinette T. 45-49, wenn die Klarinette ihre Spielfiguren nicht, wie man es kennt höher, sondern tiefer ansetzt.

Die meines Wissens erste Aufnahme mit Bassettklarinette erstellte Hans Rudolf Stalder mit dem Kölner Kammerorchester unter Helmut Müller-Brühl, damals eine kleine Sensation, die aber für den diskographischen Bereich folgenlos blieb. Erst im Zuge der Originalklangbewegung entdeckte man die Bassettklarinette erneut und es entstanden einige hervorragende Einspielungen. Auch Solisten außerhalb der Szene nahmen sich des „neuen" Instruments an und legten nun Aufnahmen vor (S. Meyer, Ch. Neidich, D. Shifrin, M. Collins, P. Meyer).

Mozart hat keine Kadenzen für sein letztes Instrumentalwerk hinterlassen, jedoch im 1. Satz in Takt 127 sowie an der entsprechenden Stelle in Takt 315 über der ersten und dritten Note jeweils eine Fermate notiert, ebenso im 2. Satz bei Takt 59. Einige Solisten fügen hier eine kleine Kadenz oder einen Übergang ein.

Wenn man das Klarinettenkonzert neu entdecken möchte, lege man die Aufnahme mit Jack Brymer unter der Leitung von Sir Thomas Beecham auf. Beecham gibt insgesamt ein ruhiges Tempo vor, langsamer als bei allen anderen, deshalb kann die Musik atmen, die Kantilenen können ausschwingen, die Holzbläser und das Hörnerpaar schauen nicht hier und da durch das Klanggewebe des Streichorchesters, sondern bringen ihre eigene Klangfarbe zur Geltung. Brymer fühlt sich hörbar wohl. Leider verzichtete Beecham im Schlusssatz auf die Takte 256–263 und 277–297, was Nichtkenner des Stückes wahrscheinlich nicht hören werden. Die spätere Aufnahme mit Colin Davis ist insgesamt schneller, die Begleitung etwas pauschal. Seine dritte Produktion mit Neville Marriner kommt Beecham näher und ist sehr gelassen und unspektakulär gespielt, jedoch nicht langweilig oder ermüdend.

Alle oben aufgeführten Solisten sind Meister ihres Fach und werden Mozarts letztem und vielleicht schönstem Konzert gerecht, auch der amerikanische Klarinettist Benny Goodman am Schluss meiner Wertung. Seine Instrument passt jedoch nicht zu Mozarts Musik, außerdem spielt das Orchester nicht sonderlich inspiriert und sorgfältig.

eingestellt am 07.07.2006

ergänzt am 23.01.11

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