Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Ergänzung und Neubearbeitung 2017
Allegro
– Larghetto – Tempo di Menuetto
Nach
Mozarts Übersiedlung von Salzburg nach Wien im August 1881 schuf er zum eigenen
Gebrauch als Pianist in Akademien drei Klavierkonzerte, die unter den Köchel-Nummern
413-415 geführt werden. Mozart erhoffte sich eine schnelle Verbreitung seiner
Konzerte, verbunden damit auch seiner Einnahmen, sie ließen sich auch ohne
Bläser und reduzierten Streichern aufführen. Carmen Piazzini hat eine solche
Version eingespielt. Die Kadenzen in den beiden ersten Sätzen stammen von
Mozart selbst. Im Larghetto verzichten manche Pianisten beim ersten Ton auf den
Doppelschlag. Einen Takt später wiederholen die Geigen die beiden Achtelnoten
des Klaviers, sie fehlen jedoch bei L. Kraus, Perahia, Kirkpatrick, Anda, A.
Schmidt, Barenboim, Piazzini und Jandó. In Takt 34 unterbricht Mozart für einen
Augenblick den Fluss der Musik mit einer Fermate auf der Dominanttonart F-Dur.
Einige Solisten fügen hier eine kurze Verzierung ein: Immerseel, Bilson,
Serkin, Uchida, Kocsis, Jandó, Ashkenazy, Brendel und Zacharias.
5 |
Zoltan Kocsis |
|
Budapest
Festival Orchestra |
Philips |
1996 |
21‘39 |
|
In
den Ecksätzen jugendlicher, drängender Klavierstil, lustvoll musiziert, Verzierungen
im Klavierpart, sehr gute Interaktionen zwischen Solist und Orchester,
farbiges Klangbild, sehr gute Transparenz, Klavier auch als b. c. |
|||||
5 |
Murray Perahia |
|
English
Chamber Orchestra |
CBS Sony |
1977 |
23‘08 |
|
I
prickelndes Allegro, Perahia unterstreicht Primat des Solisten, II empfindsam
gestaltet, III sprechende Artikulation, Streicher manchmal etwas breit – gute
Tempounterschiede zwischen den Sätzen |
|||||
5 |
Mitsuko Uchida |
Jeffrey
Tate |
English
Chamber Orchestra |
Philips |
1988 |
23‘29 |
|
überzeugende
Darstellung, subtil differenziert, Musik kann atmen, sehr gutes Miteinander |
4-5 |
Andras Schiff |
Sandor
Vegh |
Camerata
academica Salzburg |
Decca |
1990 |
23‘50 |
|
I
kultiviertes Klavierspiel, alles blitzsauber, reduziertes Tempo, II leicht
romantisierend, III Mozarts Vorgaben sensibel umgesetzt – gute Transparenz |
|||||
4-5 |
Alfred Brendel |
Neville
Marriner |
Academy
of St.Martin-in-the-Fields |
Philips |
1984 |
22‘45 |
|
natürliches
Musizieren in sehr guter Partnerschaft, kaum Überraschungen, gute Transparenz |
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4-5 |
Geza Anda |
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Camerata
academica Salzburg |
DGG |
1968 |
20‘50 |
|
I
und III lebendiges Spiel, Anda betont die Brillanz des Klavierparts, Orchester
begleitet wie vorgesehen, II fließend, mit viel Klangsinn, ohne Tiefsinn
anzudeuten |
|||||
4-5 |
Vladimir Ashkenazy |
|
Philharmonia
Orchestra London |
Decca |
1986 |
23‘06 |
|
I
fantasiereiche Gestaltung, an der auch das Orchester seinen Anteil hat, T.
110-113 dynamische Unterschiede eingeebnet, II feinfühlig gestaltet, hier
einige dumpfe Hintergrundgeräusche – farbiges Klangbild |
|||||
4-5 |
Jenö Jandó |
Mátyás
Antal |
Concentus
Hungaricus |
Naxos |
1990 |
21‘58 |
|
I
straffer Vortragsstil, immer lebendig, farbiger Klang, II empfindsam, III
trotz schnellen Tempos wirkt die Interpretation doch eher gelassen |
|||||
4-5 |
Rudolf Serkin |
Alexander
Schneider |
Marlboro
Festival Orchestra |
CBS Sony |
1957 |
25‘02 |
|
I
immer lebendiges Musizieren in guter Partnerschaft, Orchester weniger
geschliffen, teils etwas burschikos, Bläser nicht immer präsent, II
empfindsan, weniger jugendlicher als reifer Mozart, III etwas fest, weniger
spritzig – etwas stumpfes Klangbild |
4 |
Christian Zacharias |
Neville
Marriner |
Radio-Sinfonie-Orchester
Stuttgart |
EMI |
1990 |
20‘55 |
|
I
Tempo und Präzision auf gemeinsamen niveauvollem Nenner,, gutes Miteinander, II
im Andante-Tempo, etwas unterkühlt, III gut, jedoch etwas zu sachlich |
|||||
4 |
Christian Zacharias |
|
Kammerorchester
Lausanne |
MDG |
2003 |
21‘11 |
|
insgesamt
wie 1990, ohne diese zu übertreffen, Flügel klingt etwas weicher, II etwas mehr
Wärme |
|||||
4 |
Daniel Barenboim |
|
Berliner
Philharmoniker |
Teldec |
1996 |
21‘25 |
|
sehr
lebendig, in allen Sätzen schneller als die ältere EMI-Produktion, BPh in
Punkto Genauigkeit dem ECO überlegen, gutes Miteinander |
|||||
4 |
Matthias Kirschnereit |
Frank
Beermann |
Bamberger
Symphoniker |
Arte
Nova |
2002 |
21‘54 |
|
I
und III Partitur ziemlich genau umgesetzt, sauberes Musizieren, jedoch etwas
kühl oder unpersönlich, II im Andante-Tempo, etwas zu unbekümmert, mehr an
der Oberfläche – transparentes Klangbild |
|||||
4 |
Ralph Kirkpatrick |
Geraint
Jones |
ein
Orchester |
EMI |
1956 |
23‘18 |
|
I
Klavier und Orchester in Partnerschaft vereint, Tutti-Stellen mit Bläserbeteiligung
oft wenig transparent, II solide, III mäßiges Tempo, gemütlich, weniger
Spannung – etwas stumpfer Klavierklang – Cembalist am Flügel |
3-4 |
Lili Kraus |
Stephen
Simon |
Vienna
Festival Orchestra |
Epic Sony |
1965 |
22‘55 |
|
Diskrepanz
zwischen Solistin und Orchester, das sich zu pauschal unterordnet, wenig
Inspiration vermittelt |
|||||
3-4 |
Daniel Barenboim |
|
English
Chamber Orchestra |
EMI |
1972/73 |
23‘27 |
|
I
lebendig musiziert, Klangbild T. 12-23 wenig aufgegliedert, Dynamik T.
110-114 u. 289-293 eingeebnet, Entritt des Klaviers T. 56 ein klangliches
Ereignis!, II weniger ein Miteinander als ein Nebeneinander, III ein Dirigent
hätte gestaltend eingegriffen |
3 |
Annerose Schmidt |
Kurt
Masur |
Dresdner
Philharmonie |
Berlin
Classics |
P
1976 |
20‘32 |
|
temperamentvolles,
kräftiges Klavierspiel, jedoch mit wenig Feinzeichnung, mehr die große Linie,
auch im Orchester, II im Andante-Tempo, schnell absolviert |
|||||
3 |
Rudolf Buchbinder |
|
Wiener
Symphoniker |
Calig hänssler |
1998 |
22‘03 |
|
live
- ziemlich pauschale Vortragsweise, geringe Differenzierung seitens des
Pianisten |
|||||
3 |
Karl Engel |
Leopold
Hager |
Mozarteum
Orchester Salzburg |
Teldec |
1976 |
21‘55 |
|
I
festes Musizieren, ohne Charme, mehr an der Oberfläche, II zupackender und
auch kräftigere Akzente, III wie I, anfangs zu laut – insgesamt etwas
indifferent |
Aufnahme ohne Bläser:
3 |
Carmen Piazzini |
Michail
Gantvarg |
Leningrader
Solisten |
col
legno |
P 2006 |
22‘00 |
|
I
temperamentvoll, aber ohne richtige Überzeugungskraft, Piazzini einförmig,
wenig differenziert, einige Noten am Ende einer Phrase nur angedeutet, II
hier näher bei Mozart, III hurtig |
Aufnahmen nach
historischer Aufführungspraxis, mit Hammerflügel sowie Originalinstrumenten:
5 |
Malcolm Bilson |
John
Eliot Gardiner |
English
Baroque Soloists |
DGA |
1983 |
21‘29 |
|
I
scharf umrissene Themen und Motive, mit jugendlichem Schwung und spürbarer
Hingabe, II Musik sensibel nachgezogen, III bewegt – farbiges Klangbild |
4-5 |
Viviana Sofronitzky |
Tadeusz
Karolak |
Musica
Antiqua Collegium Varsoviense |
Et‘cetera |
P 2011 |
22‘01 |
|
I
mäßiges Tempo, Instrument steht klanglich Cembalo näher als Klavier, das färbt
sich auch auf die Art des Musizierens ab, Dirigent achtet auf farbiges
Klangbild, II spannungsvoll – sprechende Artikulation, sehr gutes
Miteinander, gute Balance und Transparenz |
4 |
Jos van Immerseel |
|
Anima
Eterna |
Channel
Classics |
P 1990 |
22‘41 |
|
Mozarts
Musik formuliert, weniger locker als bei anderen Interpretationen, II nicht
jugendfrisch musiziert, III gediegen, sich Zeit lassend, festliche
Tutti-Abschnitte – gutes Zusammenspiel |
eingestellt 2006
Neubearbeitung und Ergänzung
26.08.17