Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Franz Schubert
8. (7.) Sinfonie h-Moll D. 759 „Unvollendete“
Allegro moderato – Andante con moto
Alle Klassikfreunde kennen die Unvollendete und oft stehen mehrere Interpretationen in ihrem Plattenregal. Sie haben sich in ihrem Hörerleben die Struktur des Werkes und ihren Klang eingeprägt und glauben zu wissen, wie es aufzuführen ist. Es ist nicht leicht, sich von eingefahrenen Hörgewohnheiten zu trennen und sich anderen Sichtweisen zu öffnen. Da hat es ein Interpretationsvergleich schwer, gerade dann, wenn er bei den meisten Lesern ohne Blick in die Partitur geführt wird. Bei der Unvollendeten „liegt der Teufel“ sprichwörtlich im Detail, und da gibt der Notentext dem Interpreten kleine aber deutliche Hinweise aus der Hand des Komponisten, die leider von manchen Interpreten übersehen oder nicht ernst genommen werden.
Zunächst stellt sich in beiden Sätzen die Frage des Tempos. Schubert schreibt über den 1. Satz Allegro moderato, also mäßig schnell. Viele Interpreten wählen dieses Tempo, einige neigen mehr zum etwas schnelleren Allegro (z. B. Toscanini, Walter, Koussevitzky, Norrington, Levine, Zender, Zinman, Jacobsen), andere denken, Schubert habe hier ein langsameres Tempo gemeint (z. B. Furtwängler, Barbirolli, Gielen, Koopman, Keitel). Sicher ganz falsch ist es, das Anfangsthema T.1-8 in Celli und Kontrabässen ganz langsam zu spielen, quasi als Einleitung, als Motto, um dann ab T. 9 in einem hörbar schnelleren Tempo fortzufahren (z. B. Brüggen, Cantelli, geradezu hektisch C. Kleiber!). Stokowski lässt die ersten 8 Takte sehr wuchtig (bedeutend) und gar nicht pp im Streichersound vorführen. In den Takten 6-8 wird nur der Ton fis ausgehalten (9 Schläge). Krips, C. Kleiber und Haselböck setzen schon ungeduldig nach dem achten Schlag ein, auch Minkowski setzt schon im T. 8 ein (auch in T. 40 zu früh), Abbado-DG-87 dagegen gibt noch einen zehnten dazu.
Ab T. 13 hat der Dirigent darauf zu achten, dass Oboen und Klarinetten gleichberechtigt zu hören sind. Leider ist das oft nicht der Fall, die Oboen drängen sich vor, besonders die dünnen, spitzen aus England, aber auch aus Wien und Amsterdam (z. B. Menuhin, Immerseel, Vegh, Maag, Otterloo, Harnoncourt, Kertesz). Die beiden Bläser sowie die begleitenden Streicher scheinen die Musik zu schnell weiterführen zu wollen – vielleicht dachte Schubert so – jedenfalls versucht er mir zwei kräftigen überraschenden Tutti-Schlägen die Entwicklung aufzuhalten (deutlich bei Harnoncourt-COA, WF-Turin, Gielen, Kertesz-WP und C. Kleiber) was jedoch wenig hilft, erst durch einen neuen Einfall des Blechs und der Pauken erhält der Musik eine neue Wendung hin zum 2. Thema.
Im Übergang zum 2. Thema T. 38-41 gibt es wieder einen langen Halteton bei den Fagotten und Hörnern, insgesamt 9 Schläge lang. Harnoncourt-COA lässt nur 6 spielen. Mit dem Takt 42 beginnt das 2. Thema, am Anfang 2 Takte Klangteppich aus Kontrabässen, Bratschen und Klarinetten. Das Pizzicato der Bässe muss gut zu hören sein, nicht zu leise (Karajan-POL, Celibidache-aura), aber auch nicht zu laut. Es ist auch wünschenswert, dass sich die Klarinetten von den Bratschen klanglich unterscheiden. Im Takt 44 setzen dann die Celli mit ihrem schönen gesangsvollen Thema ein (pp=sehr leise zu spielen), ab Takt 53 wird es von Geigen in höherer Lage wiederholt, auch im pp! Einige Dirigenten lassen hier die Geigen (viel) lauter spielen (z. B. Stokowski, Horenstein, Schuricht-WPh, Krips, Masur, Neumann). Andere bringen das Thema langsamer (z. B. C. Kleiber, Sinopoli-Dresden).
Nachdem Schubert das 2. Thema ausführlich durchgeführt hat, folgt ab T. 105 bis zum Wiederholungszeichen in T. 109 ein langer Ton h von Oboen, Fagotten und Hörnern, während alle Streicher dazu kontrastierend gezupfte Töne spielen, alles pp!! In Blomstedts Dresdner Aufnahme klingt diese Stelle überraschend ganz fahl, ratlos. Die Bläser sind außerdem als Einzelstimmen zu unterscheiden, nicht als Block wie bei fast allen anderen Aufnahmen. Mich überzeugt diese Lesart ungemein. Zu Beginn der Durchführung ab T. 110 treten zu den genannten Bläsern noch Flöten, Trompeten und Posaunen hinzu. Im Takt 113 wechselt die Klarinette vom notierten Ton a zu c. Auf diesen kleinen Tonwechsel wartet der kundige Hörer meist vergebens. Lediglich P. van Kempen, Keilberth, Kempe, C. Davis, Immerseel, Maazel-WP, Kertesz, Gielen, Keitel, Dausgard und Muti schenken diesem Takt ihre Aufmerksamkeit.
Die Durchführung wird vom 1. Thema beherrscht, es beginnt wie am Anfang des Satzes, nun in e-Moll. Celli und Kontrabässe spielen immer tiefere lange Noten, alles ist sehr leise zu halten. Dann setzen Geigen ein (T. 122), zwei Takte später Bratschen und Fagotte (Engführung), in Takt 124 kommen dann noch Bläser hinzu, erst hier schreibt Schubert f vor, ab T. 139 ein Crescendo (lauter werden) und auf dem Höhepunkt T. 146 soll dann kurz ff erreicht werden. Der 25jährige Schubert schuf hier eine grandiose dramatische Steigerung. Leider misstrauen viele Dirigenten Schuberts Anweisungen und glauben ihn verbessern zu müssen: Die Geigen setzen schon in T. 122 viel zu laut ein (z. B. bei Kertesz, Levine, Cantelli-NBC), in Takt 124 ist dann schon ff erreicht. Furtwängler ergänzte Schuberts Instrumentation und fügte im Takt 146 noch Pauken hinzu. Der sonst so überaus korrekte Böhm beginnt T. 122 deutlich langsamer und beschleunigt dann das Tempo. Bei Karajan-75 wird T. 121 gedehnt. Bei Muti dürfen die philharmonischen Geigen aus Wien mit üppigem Vibrato glänzen. Harnoncourt beschleunigt diese Stelle, als misstraue er der Musik. Stokowski inszeniert hier einen mächtigen Auftritt im Hollywood-Sound, imposant! (Schuberts Absicht?). Nach diesem ersten Höhepunkt setzt Schubert noch einen zweiten drauf: T. 170-176 spielt das gesamte Orchester wie ein Ausrufezeichen das 1. Thema, jetzt in e-Moll. Posaunen wiederholen den Themenkopf zweimal in Engführung mit allen Holzbläsern (T. 178-180 und T. 182-184), während die Posaunen präsent im Klangbild stehen, versäumen ist die meisten Dirigenten, die Holzbläser nach vorn zu bringen, obwohl die Partitur kein p/pp vorsieht! Stattdessen beherrschen Geigen und Bratschen das Klangbild. Einigermaßen zufriedenstellend hört man die Takte nur bei Walter, Davis-Dres, Zinman, Fricsay, Harnoncourt, Norrington und einigen anderen lassen sich die Holzbläser bloß erahnen. Auch die restlichen HIP-Interpreten, von denen ich es erwartet hätte, werfen leider kein Licht auf Schuberts logische Instrumentation.
In Takt 218 setzt die Reprise ein. Einige Dirigenten haben das Tempo zuvor verlangsamt und lassen das Orchester jetzt wieder schneller spielen (z. B. Britten, C. Kleiber, Levine). Man könnte noch mehr beleuchten, aber ich beschränke mich zuletzt auf eine Stelle, die nach dem ersten Höhepunkt der Durchführung dreimal nacheinander erscheint: T. 150-153, T. 158-161 und T. 166-169. Der Hörer kennt die Stelle, Flöten und Geigen spielen leise jeweils 4 Takte metrisch versetzte Noten (zuvor Begleitung des 2. Themas), während die Streicher absteigend gezupfte Töne erklingen lassen. Aber Schubert hat dieser etwas ratlos klingenden Stelle noch 2 Fagotte beigegeben, die lange Haltetöne zu spielen haben und so die drei Stellen in einen magischen Klang verwandeln, falls die Fagotte beachtet werden, d. h. ein klein wenig lauter spielen dürfen. In den meisten Aufnahmen sind diese Takte glatt verschenkt! Einzig beim gelernten Klarinettisten Colin Davis in seiner Dresdner Aufnahme – angedeutet auch von Fricsay – klingt diese Stelle so, wie sie sich der Komponist (wahrscheinlich) gedacht hat.
Im 2. Satz möchte ich noch auf vier Stellen hinweisen, die mir für die Interpretation wichtig erscheinen. Zunächst wieder die Tempofrage, Schubert hat den Satz mit Andante con moto überschrieben, also gehend, schreitend, mit Bewegung. Wie im ersten Satz lassen einige Dirigenten etwas (zu) langsam spielen (z. B. Walter-NY, Neumann), andere halten sich eher an das con moto und geben ein schnelleres Tempo vor (z. B. Knappertsbusch, Münch, Markevitch, Norrington, Goodman), fast schon in der Nähe eines Allegros lassen Zinman und Jacobsen spielen. Das 1. Thema (E-Dur) wird ab T. 32 durch einen Marsch im ¾-Takt unterbrochen. Hier ist sehr darauf zu achten, dass man die Holzbläser und die Posaunen deutlich hört, Hörner und Trompeten jedoch müssen ein wenig zurücktreten. Die Stelle scheint mir eine Vorwegnahme des Trios aus seiner letzten Sinfonie zu sein. Schubert fasst jeweils vier Takte sinnhaft zusammen. Gelungen klingt es bei Furtwängler, Casals, Reiner, Krips, Gielen, Münchinger, Swarowsky, Maag, Fjeldstad, Kertesz, Holliger, Minkowski, Manacorda, Dausgaard sowie wenigen anderen.
Im 2. Thema (cis-Moll) ab T. 64 legt Schubert einen Klangteppich in den Streichern aus, über den sich die 1. Klarinette erheben darf. Die Qualität des Instruments und die Sensibilität und Atemreserven ihres Spielers sind zu bestaunen. In T. 82 erreicht die Musik dann Cis-Dur. Danach übernimmt die Oboe die Führung (enharmonisch gewechselt in Des-Dur). In diesen Takten liegt ein unheimlicher Zauber, der sich jedoch bei grobem, undifferenziertem Spiel nicht einstellt. Es scheint, als habe Schubert hier schon den Impressionismus vorausgeahnt.
Von ähnlicher Qualität ist der Schluss des 1. Teiles (T. 133-141): das 1. Horn wechselt sich taktweise mit Oboe, Flöte und Klarinette ab (alles pp!). Darunter wieder ein Klanggespinst aus Streichern (C-Dur), wobei die 2. Geigen pendeln: c-h-ais-h-c. Diese leise Pendel-Bewegung kommt bei vielen Interpretationen nicht deutlich heraus. In T. 140/41 erfolgt dann fast unmerklich die Modulation nach E-Dur in den Celli, Kontrabässen und Bratschen, alles von Schubert sehr subtil ausgedacht. Lehmann, Wand, Horenstein, Otterloo, Neumann, Sawallisch, Kletzki, Kertesz, Maazel-BR, Celibidache-aura, Zinman, Holliger und Dausgaard hatten das richtige Gespür für diese eindrucksvolle Stelle.
Ich muss gestehen, das Nicht-richtig-ernst-nehmen des Notentextes, die vielen Unterlassungen oder Übertreibungen können letztendlich die Unvollendete nicht gefährden, auch darin zeigt sich die Qualität dieser einzigartigen Komposition!
Hier nun die Aufnahmen:
Michael Gielen |
SWR Sinfonie-Orchester Baden-Baden |
SWR |
2010 |
30'41 |
5 |
live, unveröffentlicht – Gielen durchleuchtet die Partitur, I molto moderato, sehr ernsthaft, molto espressivo, II großbogige Gestaltung, subtile Differenzierung – breite dynamische Palette, mit weitem Atem, eine Sternstunde! |
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Fritz Lehmann |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1952 |
27‘14 |
5 |
W – I Lautstärke schon am Anfang genau dosiert, völlig unsentimental, nur die Musik, deutliche Pizzicati, II T. 130 ff !, genau kalkuliertes dim. bei T. 139 ff |
|
Herbert Blomstedt |
Staatskapelle Dresden |
Berlin Classics |
1980 |
24‘08 |
5 |
Holzbläser als Einzelinstrumente zu hören, nicht nur als Bläserblock, I T. 106-114 klingen nach der Engführung des 2. Th. ganz fahl |
|
Herbert Blomstedt |
San Francisco Symphony Orchestra |
Decca |
1990 |
26‘22 |
5 |
W – I Dynamik in T. 66 sehr genau umgesetzt, T. 106-114 wie 1980, aber nicht ganz so überraschend, Klang nicht ganz so offen |
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Colin Davis |
Sächsische Staatskapelle Dresden |
RCA |
1996 |
26‘56 |
5 |
W, ▼ |
|
Günter Wand |
Berliner Philharmoniker |
RCA |
1995 |
27‘28 |
5 |
W – live, ▼ |
|
Günter Wand |
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
DHM/RCA |
1980 |
26‘50 |
5 |
W, ▼ |
|
Günter Wand |
Sinfonie-Orchester des NDR |
RCA |
1991 |
28‘00 |
5 |
W – live, ▼ |
|
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1952 |
23‘57 |
5 |
live, ▼ |
|
George Szell |
Cleveland Orchestra |
CBS |
1957 |
23‘09 |
5 |
sorgfältig und genau |
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Carlo Maria Giulini |
Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
Sony |
1995 |
28‘24 |
5 |
W – live, sehr ernst und konzentriert |
|
Carlo Maria Giulini |
Chicago Symphony Orchestra |
DGG |
1978 |
27‘34 |
5 |
W - sehr ernst und konzentriert |
|
Fritz Reiner |
Chicago Symphony Orchestra |
RCA |
P 1961 |
23‘56 |
5 |
I Reiner Anwalt der Partitur, streng und herb, Holzbläser klanglich gut aufeinander abgestimmt, II sehr gute dynamische Abstufungen – gute Balance und Transparenz |
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|||||||
Günter Wand |
Münchner Philharmoniker |
hänssler |
2000 |
26'48 |
4-5 |
W – live, ▼ |
|
Jascha Horenstein |
BBC Symphony Orchestra |
BBCL |
1971 |
24‘51 |
4-5 |
live – I Klar und Va T. 42 ff. in guter Balance, Einsatz der Vl ab T. 77 allerdings zu laut, II moderates Tempo |
|
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
audite |
1953 |
23'06 |
4-5 |
live, ▼ |
|
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
SWF |
1954 |
23‘39 |
4-5 |
live, ▼ |
|
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
WFG audite |
1948 |
23‘24 |
4-5 |
live, ▼ |
|
Wilhelm Furtwängler |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1950 |
23‘23 |
4-5 |
nicht ganz so zwingend wie die live-Aufnahmen,▼ |
|
Bruno Walter |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1936 |
21‘16 |
4-5 |
▼ |
|
Bruno Walter |
New York Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1958 |
24‘54 |
4-5 |
▼ |
|
Otto Klemperer |
Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
EMI |
1966 |
25‘40 |
4-5 |
W – live, ▼ |
|
Lorin Maazel |
Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
BR Klassik |
2001 |
25'08 |
4-5 |
W – live, I großer cresc.-Bogen ab T. 121, hätte anfangs leiser sein können, II bewegt, atmosphärereiche p-pp-ppp-Abschnitte – durchgeformt, klanglich sehr hohes Niveau |
|
Wolfgang Sawallisch |
Staatskapelle Dresden |
Eterna Philips |
1967 |
28'12 |
4-5 |
W – I sauber musiziert, warm klingende Pizzicati der Bässe, Sawallisch hat das Tempo im Griff, II fast schon Adagio, sehr gute dynamische Staffelung, Atmosphäre – transparenter Klang |
|
Kleiber, Carlos |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1978 |
24‘22 |
4-5 |
W I Kleiber nimmt die ersten 8 Takte wie eine Einleitung, auch bei der W, ab T. 9 hektisch, 2. Th. deutlich langsamer, II subtil differenziert, artikulatorische Feinarbeit – sehr guter Analog-Klang |
|
Peter Maag |
Philharmonia Hungarica |
Vox Membran |
1969 |
23‘29 |
4-5 |
Gut klingende Aufnahme, transparent und die Balance stimmt auch. Einige Nachlässigkeiten sind jedoch anzuzeigen: I T. 13 ff. spielen die Oboe lauter als die parallele Klarinette, Fagotte und Hörner verkürzen T. 39/40 ihren Ton d und in T. 53 setzen die Geigen zu laut ein. Das Andante ist weitgehend frei von solchen Nachlässigkeiten und besitzt Atmosphäre. |
|
Colin Davis |
Boston Symphony Orchestra |
Philips |
1983 |
26‘37 |
4-5 |
W, ▼ |
|
Bernard Haitink |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Philips |
1975 |
25‘52 |
4-5 |
W – sehr geschlossen klingend, plastisches Musizieren |
|
Pierre Monteux |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Philips |
1963 |
25‘08 |
4-5 |
W – konzentriert und zwingend, dramatisch, mit viel Klangsinn |
|
Georg Solti |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1984 |
28‘49 |
4-5 |
W – I intensiv, aber nicht düster, unspektakulär |
|
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1963 |
25‘01 |
4-5 |
W, ▼ |
|
Otto Klemperer |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1968 |
27‘34 |
4-5 |
W – live, ▼ |
|
Otto Klemperer |
Staatskapelle Berlin |
Polydor archiphon |
1924 |
22‘34 |
4-5 |
▼ |
|
Igor Markevitch |
Orchestre National Paris |
EMI |
1955 |
21‘58 |
4-5 |
klingt trotz ihres Alters erstaunlich gut |
|
Paul van Kempen |
Dresdner Philharmonie |
DGG Berlin Classics |
~ 1940 |
22‘51 |
4-5 |
Schuberts Partitur als Richtschnur, überzeugende Dynamik, Blick auf Details, II Atmosphäre |
|
Josef Krips |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1969 |
26‘43 |
4-5 |
W, ▼ |
|
Herbert von Karajan |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1955 |
23‘24 |
4-5 |
Karajan viel näher bei Schubert als in späteren Aufnahmen |
|
Paul Kletzki |
Philharmonia Orchestra London |
EMI Guild |
1946 |
24'46 |
4-5 |
I ernsthaft, großer Spannungsbogen ab T. 122, II gute dynamische Abstufung, Atmosphäre |
|
Christoph von Dohnanyi |
Cleveland Orchestra |
Telarc |
1983 |
25‘59 |
4-5 |
ernsthaft, jedoch hell und klar, geschliffene Darstellung, ruhige Tempi, sehr gute Dynamik |
|
Eduard van Beinum |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Philips |
1957 |
24‘28 |
4-5 |
W – bewegte Tempi, I überwiegend dramatisch, Streicher T. 77-85 fast schon tänzerisch, II dichtes Musizieren |
|
Willem van Otterloo |
Residenz Orchester Den Haag |
Philips Challenge |
1959 |
26‘25 |
4-5 |
W – I konzentriert, ernst, vorwärtsstrebend, Oboe dominiert etwas, Einsatz T. 53 ff. zu laut, II Bläser T. 33 ff. in Bögen – helles Klangbild |
|
André Cluytens |
Berliner Philharmoniker |
EMI Testament |
1960 |
25‘34 |
4-5 |
moderate Tempi, Affinität zu Schuberts Musik, beeindruckend, I Balance zwischen Ob und Klar nicht immer ausgeglichen, in Tutti-Abschnitten breiter Klang, II weiche Streicher-Partien – überwiegend gute Dynamik, Klangbild insgesamt etwas eingedunkelt |
|
Jewgenij Mrawinsky |
Leningrader Philharmonie |
Melodya-BMG |
1978 |
26‘30 |
4-5 |
W, live – austarierte Dynamik, moderate Tempi, I T. 145 ein Paukenschlag zu viel, II Pizzicati der tiefen Streicher zu weich, T. 33 ff. Holz in Bögen – helles Klangbild |
|
Rudolf Kempe |
Bamberger Symphoniker |
BMG |
1963 |
24‘24 |
4-5 |
konventionell, jedoch intensiv musiziert, in lauten Tutti-Abschnitten Blech-bewehrt, I Klar und Vc T.42 ff. in guter Balance, II T. 33 ff. Holz in Bögen, die T. 113 ff. könnten etwas subtiler ausfallen |
|
Karl Münchinger |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1959 |
26‘38 |
4-5 |
W – konventionelle Darstellung, konzentriert, gute Orchesterleistung, überzeugende Dynamik, gemäßigte Tempi |
|
Giuseppe Sinopoli |
Philharmonia Orchestra London |
DGG |
1982 |
29‘11 |
4-5 |
W – monumental, die Tragische, I molto moderato |
|
Giuseppe Sinopoli |
Sächsische Staatskapelle Dresden |
DGG |
1992 |
24‘44 |
4-5 |
W – schnellere Tempi, I 2. Th jedoch langsamer |
|
Karl Böhm |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1966 |
22‘55 |
4-5 |
▼ - konventionelle Darstellung, klangschön, I T. 122 ff. Crescendo mit Accelerando gekoppelt |
|
Hans Zender |
SWR Sinfonie-Orchester Baden-Baden |
hänssler |
2001 |
25‘31 |
4-5 |
W – II könnte etwas mehr Atmosphäre haben |
|
Erich Kleiber |
Berliner Philharmoniker |
Teldec |
1935 |
21‘55 |
4-5 |
I dramatisch, trotz des Alters gute dynamische Abstufung |
|
Horst Stein |
Bamberger Symphoniker |
BMG/RCA |
1986 |
25‘53 |
4-5 |
W – I ausgewogen, T. 13 ff. Ob lauter als Klar, II objektiv, geradlinig |
|
Carl Schuricht |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1956 |
22‘08 |
4-5 |
Dynamik im unterern Bereich nicht ganz zufriedenstellend, Blick auf Details |
|
Oivin Fjeldstad |
Oslo Philharmonic Orchestra |
RCA forgotten records |
~ 1958 |
22'44 |
4-5 |
I Allegro, konventionell, spannungsvoll, I Atmosphäre, Dynamik im unteren Bereich nicht ausgeschöpft – transparenter Klang |
|
|
|||||||
Ferenc Fricsay |
Radio-Sinfonie-Orchester Berlin |
DGG |
1957 |
23‘20 |
4 |
I ernsthaft, II Fricsay betont die unterschwellige Melancholie der Musik – Klangbild nicht optimal |
|
Claudio Abbado |
Chamber Orchestra of Europe |
DGG |
1987 |
26‘22 |
4 |
W – gepflegte Darstellung, I Pk zu leise, großer Spannungsbogen ab T.122, II Pizzicati von Vc/Kb meist zu leise |
|
Claudio Abbado |
Wiener Philharmoniker |
audite |
1978 |
24'30 |
4 |
live – konzentriert, innere Spannung, II weich, Atmosphäre, weiche, aber deutliche Pizzicati |
|
Claudio Abbado |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1971 |
25‘13 |
4 |
live – I schwerblütig, im Tutti streicherbetont, Ob setzt sich vor Klar (T. 13 ff.), großer Spannungsbogen ab T.122, II mit Hingabe, gemächliches Tempo, warum nicht mehr pp? - Pk viel zu sehr im Hintergrund |
|
Benjamin Britten |
English Chamber Orchestra |
Decca |
P 1972 |
24‘49 |
4 |
W – kein festes Tempo, dynamisch nicht ausgeglichen, ECO breit aufgestellt, Violinen stellenweise etwas dünn, II etwas nüchtern |
|
Adrian Boult |
Philharmonia Orchestra London |
BBCL |
1964 |
23'43 |
4 |
W, live – I schlankes Musizieren, Höhepunkte nicht forciert laut, durchsichtiges Klangbild, II bewegt, ziemlich geradlinig |
|
Carl Schuricht |
Orchestre National Paris |
Erato |
1963 |
22‘14 |
4 |
live – I traditionell, II dynamisch besser als früher |
|
Wilhelm Furtwängler |
RAI Orchester Turin |
Myto |
1952 |
23'37 |
4 |
live, ▼ |
|
Serge Koussevitzky |
Boston Symphony Orchestra |
RCA United archives |
1945 |
24'00 |
4 |
deutlich besserer Klang als 1936 – I konzentriert, kraftvoll, Einsatz der Geigen T. 122 zu laut, II langsamer als früher, konzentriert, innere Spannung |
|
Serge Koussevitzky |
Boston Symphony Orchestra |
Victor History |
1936 |
20‘33 |
4 |
I Allegro, ähnlich wie Toscanini, aber wärmer und mit mehr Klangfarben, II Andante – deutliche Tempokontraste zwischen den Sätzen, kompakter Klang, ständiges Rauschen |
|
Bruno Walter |
Philadelphia Orchestra |
Columbia History |
1947 |
22‘26 |
4 |
▼ |
|
Bruno Walter |
Bayerisches Staatsorchester |
BR Orfeo |
1950 |
23‘13 |
4 |
live, ▼ |
|
Karel Senja |
Tschechische Philharmonie Prag |
Supraphon |
1950 |
23'10 |
4 |
I konzentriert, emotionsgeladen, kraftvoll, II Hrn zu Beginn gefährdet, T. 33-44 Bläser ordnen sich Str. unter, weniger farbiges Klangbild – leichtes Rauschen |
|
Istvan Kertesz |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1963 |
27‘33 |
4 |
W – I ernsthaft, konzentriert, II Differenzierung nicht immer ganz ausgeschöpft |
|
Hans Swarowsky |
Orchester der Wiener Staatsoper |
hänssler |
1957 |
26‘58 |
4 |
W – deutliches Musizieren, bei lauten Stellen leicht pathetischer Habitus, Dynamik im p-Bereich nicht ausgeschöpft, vor allem im 2. Satz, einige Unsauberkeiten beim Zusammenspiel |
|
Sandor Vegh |
Camerata Salzburg |
Capriccio |
1994 |
24‘46 |
4 |
W – Gespür für Schuberts Musik, gute Dynamik, I in den ersten Takten Bass akzentuiert, Vegh erreicht bereits vor T. 142 den ersten Höhepunkt |
|
Pablo Casals |
Marlboro Festival Orchestra |
CBS Sony |
1968 |
22‘45 |
4 |
I tragischer Unterton, Tutti-Akkorde stehen nicht immer, T. 53 zu laut eingesetzt, II feinfühlig, jedoch gewaltige Tutti-Entladungen - Saalgeräusche |
|
Hans Knappertsbusch |
Berliner Philharmoniker |
audite |
1950 |
23'11 |
4 |
Studio 28.01.- I konzentriert, schwerblütig, T. 1-8 schwer lastend, 2. Th. anfangs ganz zurückgenommen, II T. 113 ff. zu laut, Ob-Solo T. 207 ff. mit leichtem Vibrato |
|
Hans Knappertsbusch |
Berliner Philharmoniker |
audite |
1950 |
23'36 |
4 |
live 30.01. - ähnlich wie im Studio, noch etwas langsamer, Publikumsgeräusche |
|
Hans Knappertsbusch |
Bayerisches Staatsorchester |
Orfeo |
1958 |
20‘50 |
4 |
live – I gute dynamische Abstufung, II keine Aufmerksamkeit für Details |
|
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1964 |
24‘02 |
4 |
Streicher-betont, monumental, wuchtig, HvK bedient bestens das Klischee von der Unvollendeten als Schuberts Schicksalssinfonie |
|
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
EMI |
1975 |
25‘35 |
4 |
klanglich im Vergleich zur DGG-Platte etwas abgespeckt, aber immer noch Streicher und Oberstimmen-betont, Pizzicati am Anfang nur Beiwerk |
|
Leonard Bernstein |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
DGG |
1987 |
26‘37 |
4 |
W – live, mit mehr Anteilnahme, magischer Beginn der Durchführung |
|
Joseph Keilberth |
Bamberger Symphoniker |
Teldec |
1960 |
21‘55 |
4 |
I nur die große Linie, Pk T. 143-145 zu leise, II bessere Differenzierung als in Satz 1, jedoch etwas routinemäßig |
|
Daniel Barenboim |
Berliner Philharmoniker |
CBS |
1986 |
27‘16 |
4 |
W, gewichtiges Musizieren, laute ff-Akkorde klingen nach Bruckner, zurückhaltende Tempi |
|
Thomas Beecham |
Royal Philharmonic Orchestra |
EMI |
~ 1955 |
23‘10 |
4 |
erst im 2. Satz bei Schubert angekommen |
|
John Barbirolli |
Hallé Orchestra Manchester |
BBCL |
1965 |
23‘55 |
4 |
BBC Studio-Aufnahme, etwas belegter Klang, moderate Tempi, I konventionell, geringere Spannung, spitze Oboe fällt aus Holzbläserklang heraus |
|
Charles Münch |
Boston Symphony Orchestra |
RCA |
1955 |
23‘48 |
4 |
klingt trotz ihres Alters erstaunlich gut |
|
Vaclav Neumann |
Tschechische Philharmonie |
Supraphon |
1966 |
23‘54 |
4 |
konventionelle Darstellung auf gutem Niveau |
|
Jonathan Nott |
Bamberger Symphoniker |
Tudor |
2003 |
28‘07 |
4 |
W – moderate Tempi, Klangbild wenig aufgefächert und farbig, z. B. T. 94 ff. im 1. Satz, II interpretatorisch auf höherem Niveau |
|
Carl Schuricht |
Sinfonie-Orchester des NDR |
Tahra |
1954 |
23‘34 |
4 |
I Pizzicati von Vc/Kb zu leise, II entspannt, Schuricht hebt Basslinie T. 96-111 mit Posaunen hervor und gibt ihr ein eigenes Gewicht |
|
Eugen Jochum |
Boston Symphony Orchestra |
DGG |
1972 |
22‘00 |
4 |
I klingt wie durchgespielt und aufgenommen, routiniert, II überzeugt mehr |
|
Kurt Masur |
New York Philharmonic Orchestra |
Teldec |
1997 |
26‘43 |
4 |
W, live – Schuberts Dynamik großzügig ausgelegt, teilweise ausladender Klang, II Holzbläser T. 90-95 im Einheits-piano |
|
Hermann Abendroth |
Rundfunk Sinfonie-Orchester Leipzig |
Berlin Classics |
1950 |
23‘10 |
4 |
live – traditionell, I T. 66 bereits cresc., Posaunen stechen etwas hervor, II T. 53-56 sehr gute Dynamik |
|
Riccardo Muti |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1990 |
26‘09 |
4 |
W - I blechbetont, eher al fresco, T. 122 ff. viel Vibrato |
|
Neville Marriner |
Academy of St.Martin-in-the-Fields |
Philips |
1983 |
26‘08 |
4 |
W - konventionell |
|
Lorin Maazel |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1959 |
22‘23 |
4 |
etwas streicherbetont, I Streicher T.94 ff. anfangs zu mächtig |
|
Lorin Maazel |
Wiener Philharmoniker |
Sony |
1980 |
27‘58 |
4 |
W – live, I konventionell, II gereifter, T. 133 ff. sehr plastisch |
|
Istvan Kertesz |
London Symphony Orchestra |
Andante |
1966 |
22'58 |
4 |
live – I ähnlich wie 1963, jedoch etwas weniger geformt, II dynamische Differenzierung nicht ausgeschöpft – helleres Klangbild, Publikumsgeräusche |
|
Leonard Bernstein |
New York Philharmonic Orchestra |
CBS |
1963 |
25‘45 |
4 |
W – I dramatisiert, trotzdem noch stromlinienförmig, harter Klang, II zu unruhig, Feinheiten der Instrumentierung nicht entdeckt |
|
Menuhin |
Bath Festival Orchestra |
EMI |
1968 |
24‘47 |
4 |
W – konventionell, nicht sonderlich differenziert, f oft ff, II T. 33 ff. Bläser in Bögen, Holzbläser T. 90-95 im Einheits-piano |
|
William Steinberg |
Pittsburgh Symphony Orchestra |
EMI |
1952 |
21'27 |
4 |
I sorgfältig, wenig romantisches Flair, 2. Th. etwas langsamer, rit. T.96-103, II etwas nüchtern |
|
Sergiu Celibidache |
RAI Orchester Rom |
IDIS |
1958 |
23'19 |
4 |
live – konventionelle Darstellung, topfiger Klang – großer Spannungsbogen ab T. 122, II T. 33-44 u. T. 174-185 Bläser benachteiligt |
|
Sergiu Celibidache |
Radio-Orchester Lugano |
aura |
1963 |
23‘07 |
4 |
live – I etwas statisch, II distanziert |
|
Guido Cantelli |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1955 |
22‘39 |
4 |
Hauptstimmen-betont, insgesamt etwas kultivierter |
|
|
|||||||
Herbert von Karajan |
Wiener Philharmoniker |
Andante |
1968 |
22‘23 |
3-4 |
live – Salzburg-Routine, mehr an der Oberfläche |
|
Josef Krips |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1950 |
22‘13 |
3-4 |
▼ |
|
Karl Böhm |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1940 |
25‘01 |
3-4 |
▼ - genaues Musizieren, jedoch zu statisch, eher referiert als erlebt, entferntes Klangbild, II zu gemächlich |
|
Clemens Krauss |
Bamberger Symphoniker |
Amadeo |
1951 |
21‘03 |
3-4 |
live – wie durchgespielt, Tempomodifikationen |
|
Arturo Toscanini |
NBC Symphony Orchestra |
RCA |
1950 |
21‘14 |
3-4 |
I dramatisch, kein Blick auf Details, in Rekordzeit durchgezogen, Dramatik überwiegt, II A. con moto, T. 33 stampfend, ab T. 65 merklich langsamer |
|
Sergiu Celibidache |
Münchner Philharmoniker |
Bayerischer Rundfunk |
1988 |
24‘37 |
3-4 |
live – unveröffentlicht; langsam, matt, lustlos, wenig Spannung |
|
Guido Cantelli |
NBC Symphony Orchestra |
AS-Disc |
1953 |
21‘55 |
3-4 |
live – I T. 120 schon mf statt pp, II bewegt |
|
James Levine |
MET Orchestra New York |
DGG |
1993 |
23‘54 |
3-4 |
W – Tempiwechsel, etwas al fresco |
|
Wilhelm Keitel |
Putbus Festival Orchestra |
Arte Nova |
1997 |
27‘37 |
3-4 |
W – konventionell, unausgeglichenes Orchester |
|
|
|||||||
Leopold Stokowski |
London Philharmonic Orchestra |
Decca |
1969 |
24‘38 |
3 |
sehr guter Klang – klingt alles schön und bedeutend (aufgeblasen), geht aber an Schubert vorbei |
|
Willem Mengelberg |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Radio Years |
1939 |
25‘01 |
3 |
W – live, Tempo-Wechselbäder, störende Geräusche der alten Acetat-Platten |
|
|
|||||||
Willem Mengelberg |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Membran |
1942 |
22'24 |
2-3 |
I nach T. 8 ein zusätzlicher Takt, in jedem Takt ein anderes Tempo, Wechselbäder, T. 122 Str. spielen statt pp ein ff; Schubert lieferte die Vorlage zu Mengelbergs Sinfonie – künstliches Klangbild aufgrund der digitalen Bearbeitung der alten Platten |
|
Interpretationen in historischer
Aufführungspraxis und Original-Instrumenten |
|||||||
Antonello Manacorda |
Kammerakademie Potsdam |
Sony |
2011 |
24'30 |
5 |
W – I sehr sorgfältig, farbenreich, am Ende von T. 169 scheint der letzte Ton der Fl und Kl vor dem folgenden ff-Tutti der Montage der Aufnahmetakes zum Opfer gefallen zu sein, II bewegt – große dynamische Kontraste, ziemlich ortskonstant, sehr gute Transparenz |
|
Heinz Holliger |
Kammerorchester Basel |
Sony |
2020 |
26‘49 |
5 |
W – I sorgfältig erarbeitet, mit langem Atem, II con moto, organisches Musizieren – breite Dynamik, sehr gute Balance und Transparenz |
|
|
|||||||
Roger Norrington |
London Classical Players |
EMI/Virgin |
1989 |
21‘40 |
4-5 |
W – II etwas zackig |
|
Jos van Immerseel |
Anima Eterna |
Sony |
1996 |
23‘17 |
4-5 |
herbe Darstellung, sorgfältig, 2. Th etwas zurückgesetzt, II con moto – schlanker Klang, in lauten Abschnitten jedoch ausladend |
|
Michi Gaigg |
L’Orfeo Barockorchester |
CPO |
2018 |
25‘00 |
4-5 |
W, live – I farbenreich, breite Ausdrucksskala, zielstrebig durch die Partitur, II con moto – Dynamik im unterem p- Bereich nicht ganz ausgeschöpft, im 2. Satz besser |
|
|
|||||||
Roy Goodman |
The Hanover Band |
Nimbus |
1989 |
23‘08 |
4 |
W – blechbetont an lauten Tutti-Stellen, sehr gute Balance und Transparenz, I feierlicher Eintritt der Trompeten und Posaunen T. 110, II con moto |
|
Marc Minkowski |
Les Musiciens du Louvre Grenoble |
naive |
2012 |
26'11 |
4 |
W - live, I konventionelle Interpretation, II wie selbstverständlich, Originalinstrumente kaum als solche zu hören |
|
Frans Brüggen |
Orchester des 18. Jahrhunderts |
Philips |
1996 |
26‘02 |
4 |
W – modertato! II Posaunen im Bläserchor zu stark |
|
Eric Jacobsen |
The Knights |
Ancalagon |
2010 |
21'42 |
4 |
I Allegro, schlankes Musizieren, moderner Zugriff, II Andante molto moto, fast wie abgespult – schlanker Klang, sehr gute Transparenz, stellenweise ganz leichte Tempovariierungen |
|
Christoph Spering |
Das Neue Orchester |
naÏve |
2002 |
19‘54 |
4 |
W – eindeutig Allegro, lebendiger also sonst, Dramatik beim 1. Th, Oboe lauter als Klarinette, II auch hier viel schneller, sorgfältig durchgespielt. Musik ohne die übliche Aura, Poesie der Takte 90-95 und 231-236 überspielt – elastisches Musizieren, sehr gute Balance und Transparenz |
|
|
|||||||
Martin Haselböck |
Wiener Akademie |
Novalis |
1993 |
20‘23 |
3-4 |
W – 2. Satz überzeugt mehr als der erste, obwohl fast schon im Allegro-Tempo |
|
Interpretationen in historischer Aufführungspraxis
mit modernen Instrumenten |
|||||||
Thomas Dausgaard |
Schwedisches Kammerorchester |
BIS |
2006 |
20'27 |
5 |
W- I Allegro, drängend, D. übernimmt in T. 81-84 nicht die Artikulation von T. 77-80, sehr sauber und einfühlsam musiziert, II bewegt – sehr gute Transparenz und dynamische Abstufung |
|
|
|||||||
Douglas Boyd |
Musikkollegium Winterthur |
MDG |
P 2011 |
26'24 |
4-5 |
W – I auf dem Höhepunkt der Durchführung Spannung nicht ausgeschöpft – sehr guter Klang, gute dynamische Abstufung, sehr helle Pk |
|
David Zinman |
Tonhalle Orchester Zürich |
RCA |
2011 |
20'48 |
4-5 |
W – Allegro, hell, Partitur durchleuchtet, klangliche Schärfungen, Blick auf Details, aus einem Guss, II zu schnell, etwas nüchtern, Verzierungen bei Klar und Ob T. 76-80, 209-220 und 225-230 |
|
Charles Mackerras |
Scottish Chamber Orchestra |
Telarc |
1998 |
24‘34 |
4-5 |
W – im Bereich des Gewohnten, farbiges Klangbild, sehr gute Balance und Transparenz, II Holz T. 33-44 in Bögen, Horn T. 139-144 zu laut |
|
Ton Koopman |
Niederländisches Radio - Kammerorchester |
Erato |
1996 |
28‘20 |
4-5 |
W – ernsthafte Darstellung, gemächliche Tempi |
|
|
|||||||
Nikolaus Harnoncourt |
Concertgebouw Orchester |
Teldec |
1992 |
26‘12 |
4 |
W - I deutliche Tutti-Akkorde T. 28/29, geschärfter Trp-Klang, Tempi nicht immer stabil – helles Klangbild mit großer Transparenz |
|
|
|||||||
Nikolaus Harnoncourt |
Chamber Orchestra of Europe |
ica classics |
1988 |
26‘40 |
3-4 |
W, live – Interpretation geprägt von Eigenwilligkeiten des Dirigenten: blechgepanzerte Tutti-Abschnitte, zu penetrant, Posaunen von Jericho?, I T. 8 entfällt, II Anfang eher im mf-Bereich, kein pp |
|
Hinweise zu Interpreten und ihren Interpretationen:
Bruno Walter
Bruno Walter besaß eine hohe Affinität zu Schuberts Musik, das ist auch aus den vier mir bekannten Aufnahmen zu spüren. Die erste wurde im Jahre 1936 mit den ihm vertrauten Wiener Philharmonikern eingespielt. Sie zeichnet sich durch ein lebendiges Musizieren aus. Das Klangbild ist erstaunlich frisch, zeitbedingt jedoch etwas kompakt. In der Dynamik setzt er sich jedoch zu Beginn, dann T. 99 ff. sowie im zweiten Satz ab T. 113 hinweg, indem er Schuberts pp-Anweisung ignoriert. Im zweiten Satz befolgt er jedoch Schuberts Vorstellung, die Bläser ab T. 33 zu viertaktigen Blöcken spielen zu lassen. In der folgenden Aufnahme, 11 Jahre später für Columbia in Philadelphia eingespielt, hört man diese Takte nicht so deutlich, jedoch achtet er mehr auf Schuberts dynamische Vorstellungen. Lieder ist auf klanglicher Seite kein Fortschritt auszumachen: in tiefer Lage klingt die Musik etwas belegt. Eine weitere Produktion fand zu Stereo-Zeiten in New York mit den dortigen Philharmonikern statt. Die Aufnahme wartet mit einem räumlicheren Klang auf, Walter beginnt ziemlich klar, nicht geheimnisvoll. Im ersten Satz achtet er auch auf die Holzbläser in den T. 178/79 und 182/83, die meistens vom Blech und den Streichern weg gedrängt werden. Der zweite Satz erklingt jetzt viel langsamer, fast schon als Adagio. Der Dirigent nutzt dies jedoch durch eine gute Modellierung der Musik. Meine vierte Aufnahme ist ein Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks aus dem zerstörten Nachkriegs-München, das der ehemalige GMD kurz besucht hatte. Der Klang ist jedoch kaum zufriedenstellend, etwas entfernt, die Geigen klingen in hohen Lagen spitz, viele Details kommen nicht so zur Geltung wie auf den Studio-Einspielungen.
Otto Klemperer
Vier Einspielungen mit Schuberts 8. liegen mit Klemperer vor. Die älteste wurde bereits 1924 mit dem Trichter-Aufnahmeverfahren in Berlin produziert, im zweiten Satz unterstützt ein Kontrafagott die Pizzicati der Kb. Aufgrund des durchsichtigen Klangbildes öffnet Klemperer den Blick auf viele Details. Fast 40 Jahre später erfolgt die zweite Studio-Einspielung, jetzt in London, seiner Hauptarbeitsstätte nach dem 2. Weltkrieg. Der Dirigent lässt sehr klar und unsentimental musizieren, d. h. jedoch nicht auf Emotionen gänzlich zu verzichten, wovon das große Crescendo ab T. 122 zeugt. Die Tempi sind, gegenüber früher, etwas moderater ausgefallen. Leider stört die spitz klingende Londoner Oboe das Klangbild der Holzbläser. Zwei Konzertmitschnitte ergänzen Klemperers Studio-Produktionen, sie entstanden drei bzw. fünf Jahre nach der POL-Aufnahme in München bzw. Wien. Klemperers Münchner Deutung besitzt mehr Nachdruck und kann mir einem wärmeren Klangbild aufwarten, in meinen Augen seine beste Darstellung der Unvollendeten. Beim Konzert mit den Wiener Philharmonikern bleibt sich Klemperer treu, seine Tempi sind jedoch etwas langsamer. Die hell klingende Wiener Oboe fällt etwas aus dem geschlossenen Holzbläserklang heraus. Außerdem werden etliche Publikumsgeräusche gratis mitgeliefert.
Wilhelm Furtwängler
Schuberts Unvollendete war eine feste Größe in Furtwänglers Konzertprogrammen. Fünf Mitschnitte sind hier aufgeführt, sowie die einzige Studio-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern aus dem Jahr 1950, die mich am wenigsten überzeugt. Furtwängler ahnte wohl, dass er sich im Konzertsaal dem jeweiligen Werk näher fühlte und es hier überzeugender gestalten konnte. Die maximal viereinhalb-Minuten-Takes der Schellackaufnahmen standen seinem großbögigen Musizieren diametral gegenüber und behinderten seine künstlerischen Aussagen. Als sich zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die Langspielplatte durchsetzte, hatte sich Furtwänglers Aversion gegen Studio-Aufnahmen verfestigt, man kann von einem Wunder sprechen, dass nun doch noch einige LPs in Wien, London und Berlin produziert wurden, deren Bedeutung auch heute immer wieder gewürdigt werden.
Zurück zur 8. Sinfonie, die Auffassung des Dirigenten hat sich in den wenigen Jahren von 1948-1954 kaum gewandelt: Immer wieder ist man als Hörer gefangen von der immensen Sogwirkung der Musik in der Durchführung etwa ab T. 120. WF fügt auf dem ersten Höhepunkt T. 146/47 dezent Pauken hinzu, wie sie Schubert auf dem zweiten Höhepunkt T. 154-56 auch vorsieht. Auch auf dem dritten Höhepunkt T. 165-64 begegnet man ihnen folgerichtig wieder. Bei der Wiener Studio-Aufnahme regte sich das philologische Gewissen des Dirigenten und er verzichtete hier auf seine in Schuberts Sinne gemeinten Verbesserungen. Das Andante con moto gestaltet WF mit spannungsintensiver Beredtheit. Zu Beginn der Engführung von Bässen und Violinen – das Motiv kann man als Destillat der Bläserstelle T. 66-74 ansehen – lässt WF die Streicher zu laut beginnen. Einzig in der Studio-Aufnahme wird Schuberts p respektiert. Die beiden morendo-Stellen T. 82 (Klar) und T. 222 (Ob) werden beglückend getroffen.
Josef Krips
Von den beiden Aufnahmen mit Josef Krips kann ich nur die zweite, die jüngere empfehlen. Die erste leidet unter der Aufnahmetechnik von 1950, die den Klang insgesamt verfärbt, die Geigen klingen in hohen Lagen spitz, gekratzt, stahlig, vielleicht ist auch die Digitalisierung der alten Mono-Aufnahme misslungen. Weiterhin ist die Balance innerhalb der Bläser nicht gut abgestimmt, immer wieder drängt sich eine Schalmeien-Oboe nach vorn. Aber es gibt auch handwerkliche Fehler zu bemängeln, die Krips auch 1969 noch nicht abgelegt hat: Die Streicher setzen bereits in Takt 8 auf der Drei ein statt in T. 9. Später, nach Abschluss des ersten Themenbereichs, verkürzen Fagotte und Hörner ihr d. Der Pausentakt 62 wird statt drei Schläge auf zwei verkürzt, jedoch nicht nur von Krips, viele Dirigenten haben es zu eilig. In der fast 20 Jahre späteren Stereo-Produktion mit den Wiener Philharmonikern kann man hören, wie der Dirigent den Klang moduliert und eine Atmosphäre aufbaut, die man beim Londoner Sinfonie-Orchester nicht antrifft.
Günter Wand
Im letzten Viertel seines Dirigentendaseins widmete sich Günter Wand vor allem den geschätzten Repertoire-Stücken, u. a. auch Schuberts Unvollendeter, von der hier vier Aufnahmen vorliegen. Der Dirigent hat sich immer wieder in die Partitur vertieft und ihm gelangen gültige Aufnahmen, die alle empfohlen werden können.
Colin Davis
Beide Davis-CDs mit Schuberts 8. rangieren im obersten Feld in meinem diskographischen Überblick. Bereits die Bostoner-Aufnahme ließ aufgrund ihres ziemlich stimmigen Gesamteindrucks aufhorchen. Auf hohem Niveau wird sie noch übertrumpft durch die spätere Aufnahme mit der Dresdner Staatskapelle, die dem Hörer mit einem helleren Klangbild sowie mit noch mehr Arbeit an Details entgegentritt. Ausdrücklich soll hier auf die jeweils vier Takte ab 150, 158 und ab 166 hingewiesen werden, kurze Oasen zwischen lauten Tutti-Stellen, in der Schubert den beiden Fagotten magische Klänge verordnet. Sie sollen leise gespielt werden, jedoch keineswegs leiser als die Begleitmotive von Flöten und Klarinetten, die sich hier unterzuordnen haben! Davis hat die Bedeutung dieser Stelle erkannt, hätte seine Dresdner Fagotte jedoch noch mehr nach vorn rücken müssen. Alle anderen Dirigent wissen davon nichts und spielen darüber hinweg.
eingestellt am 01. 05. 07
überarbeitet und ergänzt am 27. 11. 21