Das Klassik-Prisma |
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Bernd
Stremmel
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Tristan-Vorspiel
und Isoldes Liebestod
·
instrumental
·
mit Wagners Konzertschluss
·
vokal
·
Liebestod (Studio)
·
Liebestod (live)
·
Liebestod (in Gesamtaufnahmen)
Tristan-Vorspiel
und Isoldes Liebestod (instrumental)
Das
Vorspiel zu Wagners Tristan nimmt in seinem Œvre und in
der Musikgeschichte eine besondere Stellung ein. Darin schildert der Komponist
die Liebessehnsucht, ein verzehrendes Verlangen, das immer wieder aufflammt,
letztlich aber nicht zu stillen ist. Im Konzertgebrauch hat es sich
eingebürgert, dem Vorspiel den Schluss der Oper – Isoldes Liebestod –
anzuhängen, und so die beiden Gegenpole wie ein geschlossenes Ganzes
zusammenzuführen. Bei den meisten Aufführungen und Aufnahmen führt man den
Liebestod ohne Sängerin auf. Die Orchesterbegleitung ist so zwingend gearbeitet,
dass man auf sie verzichten kann, ohne die Musik zu verstümmeln. Leider nehmen
dies viele Dirigenten zum Anlass, nach dem Höhepunkt in Takt 172 die Musik
deutlich zu verlangsamen, davon gibt die Partitur keine Kunde, erst drei Takte
vor dem Ende hat Wagner ein rallentando
genehmigt. Kaum noch bekannt ist, das der Komponist eine andere, verkürzte
Verbindung von Vorspiel und Schluss der Oper zusammengestellt hat: Das Vorspiel
endet dort bereits in Takt 93, jetzt folgt eine kurze Überleitung aus bekanntem
musikalischen Material bis die Musik das Ende des Liebestodes ab Takt 177
übernimmt. Die drei Dirigenten R. Strauss, Klemperer
und Rögner sind sich jedoch nicht einig, ob sie bis
zum letzten Takt spielen lassen, oder bereits ein oder zwei Takte früher enden.
Diese Fassung ist als „Tristan-Vorspiel
mit Konzertschluss“ bekannt.
Werfen
wir noch einige Blicke in die Partitur: Vielen Dirigenten gelingt es in den
ersten Takten nicht, genau im Metrum zu bleiben. Da werden die langen Töne von
Celli, Oboen und Klarinetten verlängert, oder die Pausen im vierten, siebten,
vierzehnten und fünfzehnten Takt verkürzt. Nur wenige halten die Pausen wie
vorgesehen aus, z. B. Schuricht (1950 u. 57), Dorati, Karajan (1957 u. 74),
Carlos Kleiber, Kubelik, Lopez-Cobos, Barenboim und Simonov. In Takt 36/37
sollen die Bratschen ihr Motiv zart – dolce
– vortragen, vermutlich gilt es auch für die folgenden Oboen. Danach vermerkt
die Partitur belebt – animato. Nur wenige Dirigenten stellen diesen,
zugegeben nicht starken Gegensatz, heraus: Toscanini, Sabata,
Furtwängler (1930 u. 38), Schuricht-57, Busch, Barbirolli,
Karajan-83, Steinberg, Talich, Kubelik, Skrowaczewski, C. Kleiber, Davis, Runnicles,
Simonov sowie Thielemann. Auch darauf soll noch hingewiesen werden:
Eindringlich spielen Hörner (verstärkt durch die Celli) und eine Trompete das
Anfangsmotiv des Vorspiels, jetzt nur auf eineinhalb Takte komprimiert,
unmittelbar vor dem Höhepunkt, und lassen so diese Takte (80-83) überwältigen.
5 |
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1960 |
15‘43 |
|
|
I
schmachtend, gewaltiger Spannungsaufbau bis zum Höhepunkt T. 83, sachlich und
emotional gleichermaßen, II immer deutliche Stimmführungen, sehr
durchsichtig, auch hier großer Spannungsbogen, im Tempo! |
|||||
5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner
Philharmoniker |
Polydor DGG SWF |
1930 |
16‘49 |
|
|
s.
u. |
|||||
5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner
Philharmoniker |
HMV EMI |
1938 |
17‘55 |
|
|
s.
u. |
|||||
5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner
Philharmoniker |
Myto |
1954 |
18‘46 |
|
|
live
Turin, s. u. |
|||||
5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner
Philharmoniker |
DGG WFG audite |
1954 |
17‘38 |
|
|
live
Berlin, s. u. |
|||||
5 |
Carl Schuricht |
Orchestre National de la RTV
Français |
forgotten records |
1957 |
17‘08 |
|
|
live,
Besançon – s. u. |
|||||
5 |
Carl Schuricht |
Sinfonie-Orchester
des SDR Stuttgart |
hänssler |
1950 |
18‘13 |
|
|
s.
u. |
|||||
5 |
Fritz Busch |
Los
Angeles Philharmonic Orchestra |
Guild |
1946 |
16‘28 |
|
|
live
- belebtes, stellenweise aufgewühltes Musizieren mit höchster Intensität,
leider entferntes und kompaktes Klangbild |
|||||
5 |
Carlos Kleiber |
SDR
Sinfonie-Orchester Stuttgart |
Rundfunkaufnahme Memories |
1972 |
19‘13 |
|
|
I
anfangs genau im Metrum, ganz klar, Musik spricht aus sich selbst, ohne
subjektive Überfrachtungen, trotzdem Espressivo, II
Kleiber beginnt 8 Takte vorher, während Brangäne
eigentlich noch singt „Hörst du uns
nicht? Isolde! Traute! Vernimmst du die Treue nicht?“ , Musik klingt wie
gereinigt, langsamer Liebestod am Ende |
|||||
5 |
Arturo Toscanini |
NBC
Symphony Orchestra |
RCA |
1952 |
18‘30 |
|
|
große
Spannungsbögen, Intensität vom ersten bis zum letzten Takt, auch jeweils im
Abgang, trotz mäßigen Tempos, gute Balance |
|||||
5 |
Antal Dorati |
London
Symphony Orchestra |
Mercury |
1959 |
16‘17 |
|
|
I
Dorati baut schon früh viel Spannung auf, Sog, farbiges Klangbild, II
viel Atmosphäre und Spannung, im Tempo |
|||||
4-5 |
Wilhelm Furtwängler |
RAI
Orchester Turin |
Myto |
1952 |
17‘04 |
|
live
Turin, s. u. |
||||
4-5 |
Pierre Monteux |
Sinfonie-Orchester
des NDR Hamburg |
EMI |
1964 |
15‘13 |
|
live
– I spannungsvoller Aufbau, guter Umgang mit der Dynamik, transparent,
ziemlich tempokonstant, Rundfunkklang, II immer deutliche Stimmführungen, lebendig
formuliert – eher sachlich als hochemotional |
||||
4-5 |
Jewgenij Mrawinsky |
Leningrader
Philharmonie |
Melodya BMG |
1978 |
16‘45 |
|
live
– insgesamt konventionell, aber: konzentriert, mit Hingabe musiziert temperamentvoll,
an den Höhepunkten aufgewühlt, viel Espressivo; sehr helle Oboe sticht leider aus dem
Holzbläserklang hervor |
||||
4-5 |
George Szell |
Cleveland
Orchestra |
CBS Sony |
P 1966/67 |
16‘40 |
|
I
viel Espressivo, spannungsvoller Aufbau bis zum
Höhepunkt, Pause T. 4 verkürzt, II
hier mehr ein sachlicher Stil |
||||
4-5 |
Carl Schuricht |
Orchestre de Conservatoire Paris |
Decca |
1954 |
16‘59 |
|
s.
u. |
||||
4-5 |
John Barbirolli |
New
York Philharmonic Orchestra |
Barbirolli Society Dutton |
1938 |
17‘05 |
|
live
– emotional betonter Vortragsstil mit viel Spannung, kompakter Klang, Oboe
ragt aus dem Holzbläserklang heraus, geringe Tempoverlangsamung am Ende des Liebestods
– Publikumsgeräusche, leises Rauschen der Acetatplatten |
||||
4-5 |
Claudio Abbado |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
2000 |
16‘51 |
|
live
– I anfangs sehr sachlich, nach T. 63 jedoch hochemotional, Hörner drängen sich
ab T. 58 vor, sehr guter Klang, II sehr viele Bläserdetails, ab T. 180
Ritardando |
||||
4-5 |
Jesús López-Cobos |
Cincinnati
Symphony Orchestra |
Telarc |
1994 |
17‘20 |
|
leidenschaftliches
Musizieren, große Spannungsbögen; Dynamik, Balance und Transparenz top, sehr
guter Klang |
||||
4-5 |
Rafael Kubelik |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1963 |
20‘01 |
|
anfangs
langsam, schmachtend, insgesamt viel Spannung und Atmosphäre – eine Aufnahme für
Hörer mit langem Atem, wie ihn Kubelik besaß |
||||
4-5 |
Daniel Barenboim |
Orchestre de Paris |
DGG |
1982 |
18‘13 |
|
Aufnahme
nach Barenboims Tristan-Erfahrungen in Bayreuth – viel Espressivo,
tragende Rolle der Hörner herausgestellt, II Musik klingt anfangs mehr wie
eine Begleitung zu einer imaginären Isolde |
||||
4-5 |
Daniel Barenboim |
Chicago
Symphony Orchestra |
Teldec |
1993 |
17‘03 |
|
ähnlich
wie die frühere Aufnahme, klanglich jedoch mehr aufgefächert, dagegen treten
Hörner leider etwas zurück, Anfang des Liebestodes hier überzeugender |
||||
4-5 |
Stanislaw Skrowaczewski |
SR
Sinfonie-Orchester Saarbrücken |
SR-Aufnahme |
2008 |
18‘23 |
|
live
– umsichtiges Dirigat, klar und deutlich musiziert, gelungener Spannungsauf-
und -abbau, viele Details, an Espressivo wird nicht
gespart, insgesamt feste Tempi, im Liebestod ab T. 180 jedoch langsamer,
Harfe setzt vor dem Schlussakkord ein |
||||
4-5 |
Mariss Jansons |
Oslo
Philharmonic Orchestra |
EMI |
1991 |
16‘22 |
|
großbogige
Gestaltung mit überzeugenden Höhepunkten, Musik sensibel nachgezogen,
emotionale Kraft,I Pause T. 4 verkürzt, II Harfe setzt vor dem Schlussakkord ein |
||||
4-5 |
Herbert von Karajan |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1984 |
19‘34 |
|
s.
u. |
||||
4-5 |
Yuri Simonov |
Philharmonia Orchestra London |
alto Brilliant |
1991 |
18‘04 |
|
gute
Disposition, Espressivo, Spannung, sehr gute Balance
und Transparenz, ohne viele persönliche „Zutaten“ |
4 |
Wilhelm Furtwängler |
Stockholmer
Philharmoniker |
M&A History |
1942 |
18‘01 |
|
live, Stockholm, s. u. |
||||
4 |
Victor de Sabata |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1937 |
18‘02 |
|
I
gute Binnenspannung unter einem großen Spannungsbogen, Spannungsaufbau ab T.
55 geht mit einer leichten Beschleunigung einher, insgesamt hochromantisch,
II sehr langsam, fast schon statisch, die Musik wird weniger als etwas
Selbstständiges sondern als Begleitung einer imaginären Isolde verstanden –
im Gegensatz zu seinem Dirigat live Mailand 1951 |
||||
4 |
Rudolf Kempe |
Wiener
Philharmoniker |
EMI |
1958 |
18‘16 |
|
I
Kempe nimmt sich mehr Zeit, schafft Atmosphäre des Sehnens, T. 4 Pause
verkürzt, Holzbläser nicht so präsent wie die Partitur fordert, wird von der
Flöte dominiert, Vorspiel verselbstständigt sich etwas, II eher klar, weniger
Espressivo, weniger klangliche Wucht an den
Höhepunkten |
||||
4 |
William Steinberg |
Pittsburgh Symphony
Orchestra |
Capitol EMI |
1952 |
16‘25 |
|
Spannungsauf-
und -abbau überzeugt in beiden Teilen, gute Tempi, Pause T. 4 verkürzt –
kompakter Klang, Holzbläser wenig differenziert, oberstimmenbetontes
Musizieren |
||||
4 |
Vaclav Talich |
Radio-Sinfonie-Orchester
Prag |
Supraphon |
1953 |
17‘26 |
|
I
anfangs sehnend, schmachtend, ab T. 155 allmählicher Spannungsaufbau, Blech könnte
T. 80-83 mehr Trennschärfe aufweisen, II etwas gezügelte Emotionalität |
||||
4 |
Christian
Thielemann |
Philadelphia
Orchestra |
DGG |
1997 |
20‘21 |
|
I
Thielemann nimmt sich Zeit für die Pausen, anfangs suchend, schmachtend, überzeugender
Aufbau hin zum Höhepunkt, danach wieder ganz langsam wie zu Beginn, II
langsam, zelebriert, Isolde schon zu Beginn tot? |
||||
4 |
Christian
Thielemann |
Orchester
der Deutschen Oper Berlin |
Orfeo |
2004 |
19‘16 |
|
live,
Wien – I ein wenig schneller, jedoch viel emotionaler als im Studio, II
leider auch sehr langsam – Orchester spieltechnisch nicht auf
Philadelphia-Niveau |
||||
4 |
Georg Solti |
Chicago
Symphony Orchestra |
Decca |
P 1974 |
19‘03 |
|
Solti
achtet auf deutliche Stimmführungen, Tempi immer unter Kontrolle,
Spannungsbogen erst ab T. 74, klangvolle Darstellung, jedoch eher sachlich
kontrolliert, sehr gute Transparenz, breite Dynamik, Tempo im Liebestod
jedoch sehr langsam und auch zäh, die Musik tritt stellenweise auf der Stelle |
||||
4 |
Artur Rodzinski |
Chicago
Symphony Orchestra |
Columbia EMI |
1947 |
16‘12 |
|
I
weniger expressiv, da Klang nicht genügend aufgefächert (z.B. T. 63-79), II sich
zwischen Holzbläsern und Streichern abwechselnde Doppelschlag-Figuren kommen
nicht gut heraus, Oboe setzt entgegen der Partitur vor dem Schlussakkord ab |
||||
4 |
Artur Rodzinski |
Royal
Philharmonic Orchestra London |
Westminster Heliodor |
1954/56 |
16‘58 |
|
I
zurückhaltender Umgang mit Espressivo, kompakter
Klang, der wichtige Details bei den Bläsern schluckt, II mehr statisch als
dynamisch |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Berliner
Philharmoniker |
EMI |
1974 |
18‘46 |
|
s.
u. |
||||
4 |
Eugene Ormandy |
Philadelphia
Orchestra |
RCA |
1972/73 |
17‘53 |
|
I
anfangs kein stabiles Metrum, suchend und schmachtend, insgesamt
geschmeidiges Musizieren, endlich einmal wieder die Posaunen-Einsätze T. 66 und
68 deutlich zu hören, emotional etwas zurückhaltend |
||||
4 |
Hans Knappertsbusch |
Münchner
Philharmoniker |
Westminster MCA |
1962 |
15‘25 |
|
I
einige verkürzte Notenwerte am Anfang, ziemlich stabiles Tempo, immer helles Klangbild,
die so wichtigen Hörner agieren leider mehr im Hintergrund, II etwas sachlich
und nüchtern, ohne persönliche Aussage, Harfe immer präsent, auch am Ende
wenig langsamer |
||||
4 |
Pierre Boulez |
New
York Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1973 |
16‘02 |
|
I
sachlicher Vortragsstil, kaum Unterschied zwischen zart und belebt T.
36-42, II distanziert, ohne emotionale Stellungnahme |
3-4 |
James Levine |
The
MET Orchestra New York |
DGG |
1995 |
18‘52 |
|
I
Musik zielt erst sehr spät auf den Höhepunkt, tritt partiell auf der Stelle,
Levine hier kein Architekt, Pause T. 4 verkürzt, II fast schon zähes Tempo,
erst ab T. 155 geformt und zielgerichtet |
||||
3-4 |
Herbert von Karajan |
Berliner
Philharmoniker |
EMI |
1957 |
20‘46 |
|
s.
u. |
||||
3-4 |
Jascha Horenstein |
Bamberger
Symphoniker |
Vox |
1954 |
16‘53 |
|
keine
optimale Klangregie, Klarinette dominiert den Bläserklang, Emotionalität auf niedrigem
Niveau, insgesamt routiniert, ansprechende Tempi – dumpfes Rumpeln an leisen
Stellen |
Hinweise zu
Interpreten und Interpretationen
Carl Schuricht
Schurichts Aufnahmen der beiden Tristan-Stücke erfolgten
zwischen 1950 und 1957, als er bereits 70 Jahre bzw. noch älter war. Sie weisen
jedoch keineswegs altersbedingte Einbußen auf, im Gegenteil. Schuricht versteht es konzentriert zu arbeiten, die Musik
klar und deutlich zum Klingen zu bringen – deutliche Stimmführungen – und zu
den Höhepunkten große Spannungsbögen aufzubauen. Die Tempi sind ziemlich
stabil, lediglich im Liebestod wird er, wie die meisten seiner Kollegen, etwa
ab Takt 180 langsamer. Sachlichkeit und Emotionalität gleichermaßen zeichnen
sein Musizieren aus. Klanglich am besten gelungen ist die Rundfunk-Aufnahme aus
Stuttgart, die noch erstaunlich frisch klingt. Die Decca-Platte aus Paris
klingt weniger transparent, die Bläser kommen bei Weitem nicht so deutlich
heraus wie früher. Musikalisch am besten gefällt der Mitschnitt vom Festival
Besançon aus dem Jahre 1957: Das Musizieren vor Publikum spornte Dirigent und
Orchester zu einer spannungsvollen Interpretation an, die mehr Espressivo aufweist als die Studio-Einspielungen, leider
fällt der Klang in den Tutti-Stellen zu kompakt aus.
Wilhelm Furtwängler
Insgesamt
sechs Aufnahmen vom Tristan-Vorspiel und Isoldes Liebestod (instrumental) sind
bekannt. Die älteste entstand 1930 in Berlin, im Rahmen von Furtwänglers ersten
Plattenaufnahmen für Polydor. In ihr ist Furtwänglers
Verständnis der Tristan-Musik schon voll ausgeprägt: Viel Espressivo-Musizieren,
das sich in seinen letzten Jahren zu einem Dauerespressivo
ausbreitet; dazu ein Musizierstil, der von Spannung und Entspannung
charakterisiert ist. Das Setzen und Ausfüllen weiträumiger Spannungsbögen zum
Höhepunkt hin war ebenso ein Merkmal von Furtwänglers Interpretationskunst, die
insbesondere bei der Tristan-Musik überzeugt. All das erlebt man bereits in
dieser ersten Plattenaufnahme. Die späteren Aufnahmen bzw. Mitschnitte bauen
darauf auf und weichen nur marginal davon ab. Mit den ihm am vertrautesten
Berliner Philharmonikern verkürzt er die Pause in Takt 4 um etwa zwei
Achtel-Schläge, bei den Orchestern in Stockholm und Turin, die er nur
gelegentlich leitete, blieb er genau im Takt. In den Takten 1 und 5 dehnt er
die Achtel-Note auf sechs zu einer Viertel, jedoch ebenfalls nur in den
Aufnahmen mit seinen Berlinern. Seine letzten Interpretationen von Vorspiel und
Liebestod stammen aus Furtwänglers ausgedehnter Tournee mit den Berliner
Philharmonikern, die von Berlin aus durch deutsche Mittelstädte, sowie Städte
in Frankreich, der Schweiz und Italien führte. Hier fällt auf, dass das
Orchester in Turin am Ende des Liebestods mehr Emotionen zeigen darf und nicht
auf ein pp zurückgeht. Knapp drei
Wochen zuvor, vor seinem vertrauten Berliner Publikum, achtet der Dirigent mehr
auf Wagners Partitur. Der Turiner Mitschnitt (unruhiges Publikum) ist, wie
damals in Italien noch üblich, auf Acetat-Platten konserviert worden, was ein
ständiges Rauschen und Knistern zur Folge hat. Außerdem sind (bei der
Digitalisierung?) einige Pegelschwankungen stehengeblieben. Da klingt der
Mitschnitt aus dem Berliner Titania-Palast um einiges besser und das Publikum verhält
sich fast vorbildlich. Die Musiker des Turiner Radio-Orchesters spielen 1952
ebenfalls ausdrucksvoll, jedoch mit etwas weniger Intensität, abgesehen von den
Höhepunkten; seltsamerweise ist der Klang nicht so kompakt ausgefallen wie zwei
Jahre später am vermutlich selben Ort. Der Konzert-Mitschnitt aus Stockholm
trägt eindeutig Furtwänglers Handschrift, ist aber infolge des immerwährenden
Rauschens und Knisterns der Acetat-Platten nahezu ungenießbar. Das Klangbild
ist sehr kompakt und deshalb wenig differenziert, die hohen Streicher werden
bevorzugt.
Herbert von Karajan
Bei
Karajans drei Studioproduktionen – alle mit den Berliner Philharmonikern – ist
von Aufnahme zu Aufnahme eine qualitative Steigerung festzustellen. 1957
beginnt die Musik im Vorspiel wie
suchend aus dem Nichts zu kommen, sie klingt irgendwie phlegmatisch, erst
allmählich kommt sie in Fahrt. Das Sehnen, das Schmachten wird von Karajan
weniger vermittelt. Der Höhepunkt ist kurz, danach tritt eine Stimmung wie zu
Beginn ein, die Musik scheint jetzt jedoch auf der Stelle zu treten. Auch der
Liebestod wird insgesamt sehr langsam gespielt und am Ende nochmals abgebremst.
Das Klangbild wird meist von den hohen Streichern beherrscht. 1974 sind die
Tempi etwas schneller, Karajans Vorstellung scheint sich jedoch nicht
grundlegend verändert zu haben. Das Klangbild ist nun besser, jedoch wieder
oberstimmenbetont, leider sind die Hörner in den Takten 58-62 zu dominant und
stören die Balance. Der Liebestod beginnt hier sehr leise, insgesamt klingt er
ein wenig nach „Tod und Verklärung.“ Auf der DGG-CD beobachtet man anfangs auch
ein dichtes Musizieren, Karajan lässt jetzt mit mehr Leidenschaft spielen und
gestattet Einblicke in das Innenleben der Partitur. Die Tempi gehen hinter die
der Vorgängeraufnahme etwas zurück.
Tristan-Vorspiel
mit Konzertschluss:
4-5 |
Otto Klemperer |
Preußische
Staatskapelle Berlin |
Electrola archiphon |
1927 |
10‘35 |
|
emotional
geprägte Darstellung, kompakter Klang, „Bratkartoffelrauschen“ |
||||
4-5 |
Heinz Rögner |
Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Berlin |
Eterna Berlin Classics |
P 1979 |
11‘40 |
|
anfangs
ohne rechte Spannung, das ändert sich jedoch bald |
||||
4 |
Otto Klemperer |
Wiener
Philharmoniker |
Testament |
1968 |
12‘08 |
|
live
- schwergewichtiges Musizieren, am Ende sehr langsam, transparenter Klang |
||||
4 |
Richard Strauss |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
P 1929 |
9‘02 |
|
sachlich
geprägter Vortrag, T. 4 verkürzt, ab T. 63 deutlich schneller, kompakter
Klang |
Tristan-Vorspiel
und Isoldes Liebestod (vokal)
„Mild und leise, wie er lächelt“
5 |
Wilhelm Furtwängler |
Kirsten Flagstad |
Philharmonia Orchestra London |
Testament
|
1950 |
18‘20 |
|
live,
I Musik unter Hochspannung, Sehnen!, leider nicht optimal eingefangen,
Rauschen der Schellacks, Publikumsgeräusche, II anfangs sehr langsam, erst ab
T. 166 schneller, nach dem Höhepunkt wieder langsamer ; Flagstad mit klarer
Stimme, noch geschmeidig, bewegende Darstellung |
|||||
5 |
Charles Münch |
Eileen Farrell |
Boston
Symphony Orchestra |
RCA |
1957 |
17‘41 |
|
I
Spannung vom ersten Takt an, großer Bogen bis zum Höhepunkt, dann bis zum
Ende, II Farrells Stimme ziemlich vorgezogen, souverän
gesungen, textverständlich, Harfe setzt vor dem Schlussakkord ein |
4-5 |
Artur Rodzinski |
Helen Traubel |
New
York Philharmonic Orchestra |
Columbia Sony |
1945 |
16‘09 |
|
I
klar, allmähliche Steigerung bis zum Höhepunkt, bewegtes Tempo, II Stimme im
Orchester eingebettet, trotzdem ziemlich deutlich und textverständlich,
schafft ohne Probleme die Höhe, weitgehend im Tempo |
|||||
4-5 |
Giuseppe Sinopoli |
Cheryl Studer |
Sächsische
Staatskapelle Dresden |
DGG |
1993 |
17‘59 |
|
I
zum Höhepunkt hin dramatische Steigerung, überzeugend, II hell timbrierte
Stimme, in den Höhen zur Schärfe neigend, etwas fester als früher, weniger modulationsfähig
– insgesamt hochemotionale Darstellung |
|||||
4-5 |
Jeffrey Tate |
Cheryl Studer |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
EMI |
1988 |
19‘14 |
|
I
schmachtend, spannungsvoller Aufbau zum Höhepunkt hin, Hörnerklang genau dosiert,
Tate hat den langen Atem für diese Musik, für manche Hörer etwas zu langsam,
II hell timbrierte Stimme, in den Höhen zur Schärfe neigend, linearer Gesang,
Textverständlichkeit |
|||||
4-5 |
Hans Knappertsbusch |
Christa Ludwig |
Sinfonie-Orchester
des NDR Hamburg |
Rundfunkaufnahme Tahra |
1963 |
17‘05 |
|
live
– I lebendiger und mehr Spannung als in Wien, emotional, 1. Trp T. 81 f zu schwach, insgesamt aber eine Kna-Sternstunde, guter Klang, II hohe Töne gestemmt, Dauervibrato, wabernde Stimme, darunter leidet die
Textverständlichkeit, Stimme in den Orchesterklang eingebettet. |
|||||
4-5 |
Hans Knappertsbusch |
Birgit Nilsson |
Wiener
Philharmoniker |
Decca |
P 1960 |
17‘08 |
|
I
Metrum anfangs nicht stabil, schmachtend, Bogen zum Höhepunkt beginnt hier ab
T. 49, II Knappertsbusch beginnt acht Takte vorher,
Tempo langsamer als in Hamburg, Stimme ins Orchester gebettet, t/d-Laute am
Wortende auffallend betont, Studio-Gesang |
|||||
4-5 |
Donald Runnicles |
Christine Brewer |
Atlanta
Symphony Orchestra |
Telarc |
2006 |
17‘08 |
|
I
sehr gute Darstellung, auch dynamisch, überzeugend die „belebend-Stelle“ T. 42 f, II feste Stimme, hell timbriert, etwas
gekünstelt vorgetragen, sprachlich nicht immer akzentfrei, emotional weniger
stark – gute Transparenz und Balance, tempofest |
4 |
Colin Davis |
Jessye Norman |
London
Symphony Orchestra |
Philips |
1975 |
19‘00 |
|
I
gut gemacht, jedoch gezügelte Emotionalität, Englischhorn T. 100-103 zu viel
Vibrato, II viel zu langsam, erst vor dem Höhepunkt schneller, Norman mit
erträglichem Vibrato, emotional, innig |
|||||
4 |
Roger Norrington |
Jane Eaglen |
London
Classical Players |
Virgin |
1994 |
12‘42 |
|
HIP-Interpretation
– I spannungsvoller Aufbau, leider viel zu schnell, II Tempo passt hier
besser, dramatisch, Stimme jedoch mit viel Vibrato, zu geradlinig gesungen |
3-4 |
Herbert von Karajan |
Jessye Norman |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1987 |
19‘09 |
|
live
– I Karajan kämpft zum letzten Mal mit der Tristan-Musik, geringere Spannung
als früher, II Stimme setzt sich durch, Vibrato jetzt stärker, zu langsam, Isoldes
Liebestod vorgeführt, jedoch nicht erlebt |
|||||
3-4 |
Lorin Maazel |
Waltraud Meier |
Berliner
Philharmoniker |
RCA |
1997 |
20‘08 |
|
I
gute Darstellung, aber zu langsam, zäh, darunter leidet die Spannung, II Stimme
klingt etwas angestrengt, flattrig (Vibrato), herb, Frau Meier setzt T. 123
zu früh ein; Studio Isolde – sehr gute Transparenz und Balance, trefflicher
Klang |
|||||
3-4 |
Dietrich
Fischer-Dieskau |
Julia Varady |
Deutsches
Sinfonie-Orchester Berlin |
Orfeo |
1997 |
17‘39 |
|
I
Oberstimmen-betontes Musizieren, das Stimmengeflecht wird nicht heraus
gearbeitet, Dirigent achtet auf fließendes Tempo, insgesamt neutral, II
Varady trotz Akzent textverständlich, singt jedoch in Abschnitten, Orchester
bleibt weitgehend im Hintergrund |
|||||
3-4 |
Ed Spanjaard |
Charlotte Margiono |
Limburg
Symphony Orchestra |
Pentatone |
2006 |
15‘59 |
|
I
in den ersten Takten metrische Unebenheiten, beeinflusst die Spannung, im Verlauf
des Vorspiels nimmt diese jedoch zu, fließendes Tempo, II , Tempo moderater,
Stimme meist vor dem Orchester mit viel Vibrato, kleinteilige Phrasierung,
Studio-Isolde |
Jetzt
folgen noch, sozusagen als Zugabe, eine Anzahl von Liebestod-Aufnahmen aus
Vergangenheit und jüngster Gegenwart. Viele der hier aufgeführten Sängerinnen
sind nur noch älteren Musikfreunden geläufig. Die technische „Überlieferung“
ihrer Interpretationen ist unterschiedlich von recht gut über akzeptabel bis
ungenügend. Immerhin lernt der Interessierte Isolden-Stimmen kennen, die
heutigen Interpretinnen weit überlegen sind. Sowohl klanglich, als auch was
ihre Aussprache und Textverständlichkeit betrifft. Man staunt wie viele
hervorragende Isolden damals zur Verfügung standen. Die Gründe sollen hier
nicht diskutiert werden. Das Tempo des Liebestods ist hier überwiegend
schneller als das in jüngeren Aufnahmen. Das Argument, dass bei Aufnahmen auf
Wachsmatrizen schneller gesungen werden musste, zieht hier nicht, da bei einer
Dauer von höchstens viereinhalb Minuten pro Sitzung immer zwei Aufnahme-Takes
vonnöten waren.
Viele
separate Einspielungen leiden darunter, dass sie sich vom Drama Tristan und Isolde gelöst haben.
Sängerin und Dirigent/Orchester singen und spielen ein schönes Konzertstück,
dass auf den dramatischen Inhalt, der ja erst in Isoldes Liebes=Opfertod
gipfelt und endet, kaum Bezug nimmt. Man schwelgt in Schönklang und erreicht in
der Regel in 7 bis 8 Minuten den schönen abschließenden H-Dur Akkord.
Isoldes
Liebestod (Studio-Aufnahmen)
5 |
Lotte Lehmann |
Frieder Weißmann |
Preußische
Staatskapelle Berlin |
EMI |
1930 |
5‘04 |
|
lebendiger
Vortrag, ein großer Bogen, Stimme klanglich bevorzugt, zeitbedingte Portamenti
beim Abstieg von einem höheren Ton, Orchesternachspiel bleibt im Tempo |
|||||
5 |
Frida Leider |
John Barbirolli |
London
Symphony Orchestra |
EMI |
1931 |
4‘50 |
|
bewegtes
Tempo, lockerer Vortrag, dramatisch, Stimme etwas scharf, zeitbedingte
Portamenti beim Abstieg von einem höheren Ton, Barbirolli
bremst bei „unbewusst“ deutlich ab |
4-5 |
Martha Fuchs |
Bruno
Seidler-Winkler |
Preußische
Staatskapelle Berlin |
EMI |
1938 |
4‘32 |
|
bewegtes
Tempo, ganz locker gesungen, meistens wie natürlich |
|||||
4-5 |
Gertrud Bindernagel |
Selmar Meyrowitz |
Berliner
Philharmoniker |
Telefunken |
1932 |
4‘38 |
|
bewegtes
Tempo, Stimme mehr in das Orchester integriert, klangtechnisch nicht immer
klar abgebildet |
|||||
4-5 |
Birgit Nilsson |
Leopold Ludwig |
Philharmonia Orchestra London |
EMI Testament |
1957 |
7‘35 |
|
erste
Nilsson-Aufnahme, klare und deutliche Stimme, L. Ludwig achtet auf
Durchsichtigkeit und schafft Spannung, leider auch sehr langsam |
|||||
4-5 |
Germaine Lubin |
? |
? |
EMI |
1938 |
6‘11 |
|
gewöhnliches
Tempo, zum Schluss hin langsamer; in großen Bögen, gute Textverständlichkeit
– Dirigent und Orchester nicht genannt |
|||||
4-5 |
Astrid Varnay |
Hermann Weigert |
Niederösterreichisches
Tonkünstler-Orchester |
Acanta |
1951 |
6‘14 |
|
Stimme
in der Mitte des Orchesters, natürlicher als 1957, etwas entfernter Klang |
|||||
4-5 |
Astrid Varnay |
Ferdinand Leitner |
Bamberger
Symphoniker |
DGG |
1957 |
6‘50 |
|
Varnay singt etwas gekünstelt, sonst
souverän – Studio-Isolde |
4 |
Rita Gorr |
André Cluytens |
Orchester
der Oper Paris |
EMI Testament |
1959 |
6‘14 |
|
in
der Höhe sehr offene Stimme, klingt dabei auch etwas angestrengt |
3-4 |
Christa Ludwig |
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1962 |
6‘16 |
|
|
Klemperer
stellt die letzten 5 Takte des Vorspiels voran, objektives Musizieren, Ludwig hier disziplinierter als bei Knappertsbusch, immer noch viel Vibrato |
||||
3-4 |
Kirsten Flagstad |
Issay Dobrowen |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1948 |
7‘08 |
|
Solistin
vor dem Orchester, dass sehr zurückgenommen und kompakt klingt, langsames
Tempo ohne eine Dramatik, wie erstarrt |
|||||
3-4 |
Gwyneth Jones |
Roberto Parternostro |
WDR-Sinfonie-Orchester
Köln |
Rundfunk-Aufnahme Chandos |
1990 |
6‘33 |
|
Sopran
hell und kräftig, jedoch wenig modulationsfähig |
3 |
Jessey Norman |
Klaus Tennstedt |
London
Philharmonic Orchestra |
EMI |
1987 |
8‘35 |
|
Musik
tritt auf der Stelle, losgelöst von der Handlung, man hangelt sich zum
Schluss |
Isoldes
Liebestod (Livemitschnitt)
3-4 |
Kirsten Flagstad |
Malcolm Sargent |
BBC
Symphony Orchestra |
BBCL |
1953 |
7‘58 |
|
live
- zu langsam, vom Drama losgelöst |
Isoldes
Liebestod (in Gesamtaufnahmen)
Der
Liebestod in Gesamtaufnahmen ist ein Resultat des dramatischen Geschehens und
überzeugt fast immer, besonders in Livemitschnitten, auch wenn die sängerische Leistung der Isolde am Ende der Handlung nicht immer auf dem Niveau von
Studioeinspielungen angesiedelt ist. Ein besonders schönes und aufregendes
Beispiel ist der Mitschnitt aus der Mailänder Scala von 1951 mit der
Sopranistin Gertrude Grob-Prandl unter der Leitung
von Victor de Sabata, da wird die Musik bis zum
letzten Takt durchgezogen. Leider lässt die klangliche Seite zu wünschen übrig.
5 |
Birgit Nilsson |
Karl Böhm |
Festspielorchester
Bayreuth |
DGG |
1966 |
6‘12 |
||
|
Nilssons
Stimme hat an Fülle gewonnen, klingt hier lebendiger und souveräner als in
den Studio-Produktionen |
|||||||
5 |
Birgit Nilsson |
Karl Böhm |
Orchestre National de l’ORTF |
Rodolphe |
1973 |
6‘19 |
||
|
live,
Amphitheater Orange - mit mehr Vibrato, teilweise auch heller,
Bayreuth-Mitschnitt jedoch etwas geschlossener |
|||||||
5 |
Kirsten Flagstad |
Erich Kleiber |
Orchestre de Teatro Colon di Buenos Aires |
Myto |
1948 |
7‘00 |
||
|
live,
Buenos Aires – Flagstad mit reifer Stimme, trotz kompakten Klanges
hinreichende Transparenz, leuchtender Höhepunkt!, leider sehr langsam |
|||||||
5 |
Astrid Varnay |
Rudolf Kempe |
Metropolitan Opera Orchestra |
Walhall |
1955 |
6‘06 |
||
|
live,
New York – überzeugende Varnay, überlegen;
kompakter Klang, wenig Transparenz, Beifall in den Schlussakkord hinein |
|||||||
5 |
Helen Traubel |
Fritz Busch |
Orchester
der Metropolitan Oper |
Myto |
1946 |
5‘50 |
||
|
live,
New York – Musik präsenter als bei Leinsdorf, jedoch Rauschen der
Acetatplatten, Traubel und Busch gleichberechtigte Partner, fließendes Tempo,
am Ende nur unmerklich langsamer – Publikum applaudiert in den Schlussakkord |
|||||||
4-5 |
Kirsten Flagstad |
Wilhelm Furtwängler |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1952 |
7‘02 |
||
|
Aufnahme
zieht ihre Bedeutung aus dem Zusammenwirken von Furtwängler und Flagstad, Simme nicht mehr ganz frisch, langsames Tempo |
|||||||
4-5 |
Gertrude Grob-Prandl |
Victor de Sabata |
Orchester
der Mailänder Scala |
Archipel Cantus Walhall |
1951 |
6‘02 |
||
|
live,
Mailand – höchst musikalischer Vortrag, Sabata am
Pult bringt die Musik auf dem
Höhepunkt zu einem letzten herzzereißenden
Aufglühen, einsame Spitze; miserable Aufnahmetechnik, Orchester klingt wie
aus einem Sack, eigentlich indiskutabel |
|||||||
4-5 |
Astrid Varnay |
Eugen Jochum |
Festspielorchester
Bayreuth |
Archipel |
1953 |
6‘40 |
||
|
live
– natürlicher Vortragsstil, Aufnahme an ff-Stellen
sowie bei Varnays hohen Tönen übersteuert (bzw.
mangelnde Sorgfalt beim Mastering) |
|||||||
4-5 |
Kirsten Flagstad |
Fritz Reiner |
London
Philharmonic Orchestra |
EMI
Naxos |
1936 |
6‘43 |
||
|
live,
London – souverän gesungen, Stimme vor dem Orchester, kompakter Klang, jedoch
viel besser als bei Flagstads übrigen
Livemitschnitten |
|||||||
4-5 |
Kirsten Flagstad |
Thomas Beecham |
Orchester
der Covent Garden Oper |
Archipel |
1937 |
6‘28 |
||
|
live,
London – Flagstad am Anfang ihrer Isolden-Karriere, klare Stimme, Affinität
zur Musik, kompakter und etwas entfernter Klang, Stimme vor dem Orchester |
|||||||
4-5 |
Helena Braun |
Hans Knappertsbusch |
Bayerisches
Staatsorchester |
Orfeo |
1950 |
5‘44 |
||
|
live,
München – H. Braun aus dem Alt- ins Sopranfach gewechselt, angenehm runde
Stimme, Kna zieht ab „Höre ich nur diese Weise“ das Tempo etwas an, besserer Klang als
1952 |
|||||||
4-5 |
Paula Buchner |
Robert Heger |
Staatskapelle
Berlin |
Preiser |
1943 |
6‘13 |
||
|
deutliches
Singen, sehr klar, stabile Stimme, Heger kompetenter Partner, erfreulich
guter Klang |
|||||||
4-5 |
Margaret Price |
Carlos Kleiber |
Staatskapelle
Dresden |
DGG |
1981 |
7‘22 |
||
|
helle,
angenehm deutliche und textverständliche Stimme mit guter Höhe, gut ins
Orchester eingebettet, differenzierte Orchesterbegleitung |
|||||||
4 |
Helga Dernesch |
Herbert von Karajan |
Berliner
Philharmoniker |
EMI Warner |
1972 |
7‘15 |
|
|
helle,
klare Stimme, höhensicher, ab T. 155 oft vom Orchester zugedeckt, Karajan
leider zu langsam |
||||||
4 |
Gertrude Grob-Prandl |
André Cluytens |
Orchester
der Wiener Staatsoper |
Walhall |
1956 |
6‘37 |
|
|
live,
Wien – viel besserer Klang als in Mailand; Stimme immer deutlich, sichere
Höhe, jedoch nicht mehr so überschwänglich interpretiert, Cluytens
bringt das Orchester nicht zum Glühen – Repertoire-Vorstellung |
||||||
4 |
Helen Traubel |
Erich Leinsdorf |
Orchester
der Metropolitan Oper |
Naxos Cantus |
1943 |
6‘10 |
|
|
live,
New York – entfernter Klang, Traubels
Isolden-Stimme völlig unangestrengt |
||||||
4 |
Anny Konetzni |
Erich Kleiber |
Orchestre de Teatro Colón Buenos Aires |
Archipel |
1938 |
6‘45 |
|
|
live,
Buenos Aires – überzeugende Isolde, klanglich jedoch völlig inakzeptabel, ständiges Rauschen der
Acetat-Platten, immer wieder Störungen |
||||||
4 |
Helena Braun |
Erich Kleiber |
Bayerisches
Staatsorchester |
Myto |
1952 |
6‘55 |
|
|
live,
München – H. Braun muss sich hohe Töne erkämpfen, Portamenti bei fallenden
großen Intervallen |
||||||
4 |
Hildegard Behrens |
Leonard Bernstein |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
Philips |
1982 |
8‘36 |
|
|
offene
Stimme mit viel Vibrato, emotionale Anteilnahme, etwas einförmig gestaltet,
jedoch herabgesetzte Textverständlichkeit, Orchester deckt die Stimme
manchmal zu, schleppendes Tempo! |
||||||
3-4 |
Catarina Ligendza |
Carlos Kleiber |
Württembergisches
Staatsorchester Stuttgart |
Living
Stage |
1973 |
6‘29 |
|
live,
Stuttgart – Aufnahme mit klangtechnischen Mängeln, keine optimale
Textverständlichkeit, moderates Tempo |
|||||
3-4 |
Christine Brewer |
Donald Runnicles |
BBC
Symphony Orchestra |
Warner |
2003 |
7‘24 |
|
live,
London – üppiges Vibrato, anfangs tritt die Musik auf der Stelle, Fr. Brewer
ist bereits auf dem Höhepunkt T. 170-172 ertrunken, sehr langsames Tempo,
kaum überzeugend |
|||||
3-4 |
Martha Mödl |
Herbert von Karajan |
Festspielorchester
Bayreuth |
Walhall Cantus |
1952 |
6‘43 |
|
live,
Bayreuth – ständiges Vibrato, Stimme nach vorn gezogen, keine optimale
Textverständlichkeit |
3 |
Deborah Voigt |
Christian
Thielemann |
Orchester
der Wiener Staatsoper |
DGG |
2003 |
7‘34 |
|
Fr.
Voigt muss immer wieder inmitten einer Phrase nachatmen, klingt mehr
buchstabiert als gesungen, kleine Stimme, teilweise flatterig, sehr langsames
Tempo, kaum überzeugend |
|||||
3 |
Margarete Bäumer |
Franz Konwitschny |
Gewandhausorchester
Leipzig |
Archipel Cantus Walhall |
1950 |
5‘57 |
|
zeitbedingte
Portamenti beim Abstieg von einem höheren Ton, Stimme sehr im Vordergrund,
wenig angenehmes Timbre, üppiges Vibrato, Orchester weit hinten |
|||||
3 |
Erna Schlüter |
Wilhelm Furtwängler |
Staatskapelle
Berlin |
WFG Andromeda |
1947 |
6‘47 |
|
live,
Berlin – üppiges Vibrato, schrilles Singen, hohe Töne gestemmt, teilweise
geschrien, von der Rolle hier überfordert |
neu
bearbeitet und ergänzt am 21.01.18