Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Friedrich Smetana
Die verkaufte Braut – Ouvertüre
Smetanas Oper wurde recht bald nach der Uraufführung 1866 zu einem Welterfolg. Einen großen Beitrag dazu leisteten die sehr eingängigen, böhmischer Volksmusik nachempfundenen, Melodien. Einige davon bereichern auch die Ouvertüre. Ein kleines drei-Ton-Motiv entwickelt sich schnell weiter und führt zu einem wirbelnden Fugato. Auf dem Höhepunkt T. 144 ff erscheint das Motiv umgewandelt als ausgelassener Tanz für großes Orchester.
Für das Orchester, vor allem für die Streicher, ist die Ouvertüre eine heikle Angelegenheit, äußerste Konzentration ist da gefragt. Kein Wunder, dass die Achtelketten für die Violinen ab T. 14 als gefürchtetes Vorspielstück bei der Bewerbung für eine Orchesterstelle bei den Geigen gilt.
Ein kleiner Hinweis: vor dem erwähnten (ersten) Höhepunkt schreibt Smetana in T. 140 für das 3. und 4. Horn ein über 4 Takte lang gezogenen Ton e im ff!, das gibt der Steigerung einen zusätzlichen Schub. Kein Dirigent vertraut hier auf Smetanas Dynamik, ausgenommen Georg Szell, eindrucksvoll!
Szell |
Cleveland Orchestra |
Sony |
1958 |
6‘13 |
5 |
Musik wie immer von Szell bestens strukturiert, prägnante Trompetensignale, Orchester nahe am Mikrophon, Piccoloflöte immer präsent, transparenter Klang |
Reiner |
Chicago Symphony Orchestra |
RCA |
1955 |
6‘27 |
5 |
Schaustück äußerster Disziplin, Piccoloflöte immer präsent, Drive, wie elektrisierend, Orchester plastisch aufgenommen, aber doch auch aus einer gewissen Distanz |
Dohnanyi |
Cleveland Orchestra |
Decca |
1993 |
6‘29 |
5 |
fabelhafte Orchestervirtuosität, mitreißend, hier sitzt jeder Akzent, hervorragender Klang |
Toscanini |
NBC Symphony Orchestra |
RCA |
1946 |
6‘08 |
5 |
quirliges Musizieren, wie ein Wirbelwind, ab T. 31 Achtelketten der 1. Geigen immer etwas hervorgehoben, Einsätze immer sehr markiert |
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Ancerl |
Tschechische Philharmonie Prag |
Supraphon |
1958 |
6‘19 |
4-5 |
böhmisches Heimspiel, ziemlich überzeugend, Klangbild mit etwas Hall-Beigabe |
Kosler |
Tschechische Philharmonie Prag |
Supraphon |
1981 |
6‘30 |
4-5 |
GA - farbiges Musizieren, gute Durchhörbarkeit, ziemlich überzeugend |
Kubelik |
Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
BR |
1977 |
6‘36 |
4-5 |
unveröffentlicht – musikantischer Ansatz, sehr schöne Holzbläser, Streicher mit etwas längeren Bögen, Einsatz der Vc und Kb T. 73 zu leise, farbiges Klangbild |
Argenta |
Orchestre de la Suisse Romande |
ica-classics |
1957 |
6’41 |
4-5 |
mitreißender Schwung, die nacheinander folgenden Einsätze der Streicher ab T. 32 zu beiläufig (bei Smetana immer ein sf), |
Walter |
NBC Symphony Orchestra |
History |
1940 |
6‘42 |
4-5 |
live – ziemlich überzeugende Darstellung, klanglich auf mäßigem Niveau |
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Kempe |
Bamberger Symphoniker |
EMI |
1962 |
6‘34 |
4 |
GA – giocoso, Einsätze der Streicher T. 52 und T. 73 ohne Feuer, hinreichend transparent |
Bernstein |
New York Philharmonic Orchestra |
Sony |
1963 |
6‘22 |
4 |
mit Elan durch die Partitur, auch etwas hektisch, musikantisch, etwas ruppiger Anfang, Einsatz der Vc und Kb T. 73 zu wenig markiert, in lauten Tutti-Stellen wenig transparent |
Neumann |
Gewandhausorchester Leipzig |
Eterna Teldec |
1967 |
6‘34 |
4 |
Einsatz der Vc und Kb T. 73 zu schwach, an der Steigerung T. 124 ff nehmen nur die Geigen teil, die restlichen Instrumente treten zurück, T. 162-170 etwas gestelzt, Orchestervirtuosität nicht auf höchstem Niveau |
Neumann |
Bamberger Symphoniker |
BR |
1970 |
6‘37 |
4 |
unveröffentlicht – entspanntes Musizieren, Einsatz der Vc und Kb T. 73 zu schwach, Steigerung T. 124 ff gelingt hier besser |
Otterloo |
Residenz Orchester Den Haag |
Philips Challenge |
1966 |
6‘25 |
4 |
die materialistische Seite des Musizierens übersteigt etwas den musikalischen Gesamteindruck, Klarinettensolo T. 243 nicht ganz rund |
Tennstedt |
London Philharmonic Orchestra |
BBCL |
1991 |
6‘49 |
4 |
live - ab T. 31 Achtelketten der 1. Geigen immer etwas hervorgehoben, im Tutti etwas fest musiziert, immer kontrolliert |
Beecham |
Royal Philharmonic Orchestra |
EMI History |
1947 |
7‘14 |
4 |
Beecham nimmt sich mehr Zeit und achtet eher auf Details als auf eine vorwärtsdrängende finale Gangart, andauerndes Grundrauschen |
Kempe |
Royal Philharmonic Orchestra |
EMI |
1961 |
6‘45 |
4 |
giocoso, bessere Transparenz als bei WP, Einsätze der Streicher T. 52 und T. 73 ohne Feuer, T. 171 ff ein Diminuendo? |
Marriner |
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
Philips |
1983 |
6’24 |
4 |
sehr solide, jedoch auch etwas glatt, Piccolo-Flöte etwas stiefmütterlich behandelt |
Stokowski |
RCA Victor Symphony Orchestra |
RCA |
1960 |
7‘00 |
4 |
bei ff-Stellen (Tutti) Verzerrungen, 2. Th. gut ausgehört, etwas langsamer, breites farbiges Klangbild, transparent |
Schippers |
Columbia Symphony Orchestra |
CBS Sony |
1960 |
6‘07 |
4 |
tempobetont, Einsätze der Vc und KB T. 73 könnten etwas markierter sein, in Tutti-Abschnitten wenig transparent, überzeugendes mitreißendes Finale |
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Kempe |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1958 |
6‘58 |
3-4 |
Anfang wie Levine, , weniger Transparenz als bei den anderen Kempe-Aufnahmen, insgesamt etwas nüchtern |
Levine |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1986 |
6‘28 |
3-4 |
in den ersten Takten Musik wie ein Brei, ungegliedert, Einsätze der Vc und KB T. 73 ohne Feuer, T. 362-366 nachlassende Intensität, halbherzige Darstellung |
Ormandy |
Philadelphia Orchestra |
RCA |
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6‘56 |
3-4 |
klanglich wenig differenziert, hat anfangs nicht die Spannung der Kollegen der anderen big-five, etwas behäbiges Tempo, Musik moussiert nicht |
eingestellt am 19.09.2014