Das Klassik-Prisma

 

Bernd Stremmel

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Bach    home

Johann Sebastian Bach

2. Violinkonzert E-Dur BWV 1042

Allegro – Adagio – Allegro assai

 

 

Historisch-informierte Aufführungspraxis mit Original-Instrumenten:

 

5

Alina Ibraginova, Vl.

Jonathan Cohen

Arcangelo

hyperion

2014

14‘47

 

immer Zwiegespräche zwischen Solistin und Orchestermitgliedern, Dynamik beschränkt sich nicht auf Terrassendynamik, II immer wieder Verzierungen im Generalbass, III Virtuosität nicht unterbelichtet

5

Isabelle Faust, Vl.

Bernhard Forck

Akademie für Alte Musik Berlin

HMF

2018

15‘04

 

lebendig, differenzierte Darstellung, alle Mitwirkenden ziehen an einem Strang, Faust prima inter pares, II es darf auch Gefühl gezeigt werden

5

Shunske Sato, Vl. und Ltg.

 

Il Pomo d‘Oro

Erato

2017

16‘10

 

differenzierter Vortrag, Musik immer locker bleibend, kann atmen, I nicht eilen, II Andante, III geschwind

 

 

4-5

Pablo Valetti, Vl. und Ltg.

 

Cafè Zimmermann

Alpha

2001

15‘21

 

I concertare, straff, II Anfangstakte (7/8) der Solovioline fast unhörbar, III locker

4-5

Simon Standage, Vl.

Trevor Pinnock

The English Concert

DGA

1983

16‘48

 

viel Innenleben im Orchester freigelegt, II leicht romantisierend, III virtuoser Standage

4-5

Jaap Schroeder, Vl.

Christopher Hogwood

Academy of The Ancient Music

Decca

1981

16‘42

 

fantasievolle Ausgestaltung des Soloparts, Solist und Orchester in guter Partnerschaft

4-5

Alice Harnoncourt, Vl.

Nikolaus Harnoncourt

Concentus musicus Wien

Teldec

1966

17‘46

 

▼, letzter Satz etwas schwerfällig

4-5

Gilbert Bezzina, Vl. und Ltg.

 

Ensemble Baroque de Nice

Ligia

2006

15‘30

 

live, ▼

 

 

4

Gottfried von der Goltz, Vl. und Ltg.

 

Freiburger Barockorchester

HMF

2013

16‘13

 

sorgfältig und akkurat, untadelig, könnte jedoch etwas fantasievoller gestaltet sein, etwas nüchtern, abgesehen vom 3. Satz

4

Kati Debretzini, Vl.

John Eliot Gardiner

English Baroque Soloists

SDG

2018

15‘58

 

korrekt, jedoch etwas nüchtern

4

Cecilia Bernadini, Vl.

John Butt

Denedin Consort

Linn

P 2015

15‘48

 

entspanntes Musizieren, I T. 57 ff. Va. zu leise, II jedes Instrument scheint für sich allein zu spielen

 

Historisch-informierte Aufführungspraxis (teilweise) mit modernen Instrumenten:

 

5

Frank Peter Zimmermann, Vl. und Ltg.

 

Berliner Barock-Solisten

hänssler

2017

15‘20

 

unaufgeregtes Musizieren, unspektakulär, differenziert, überlegen, löst ältere Aufnahme ab

5

Thomas Zehetmair, Vl. und Ltg.

 

Amsterdamer Bach-Solisten

Berlin Classics

1994

16‘33

 

Tontechnik holt den Solisten nach vorn, leider auch die Stahlsaiten, Terrassendynamik überwunden, helles Klangbild, II viel Ausdruck und Spannung

5

Pekka Kuusisto, Vl. und Ltg.

 

Latvala Tapiola Sinfonietta

Ondine

2001

15‘04

 

Concertare!

 

 

4-5

Viktoria Mullova, Vl. und Ltg.

 

Mullova Ensemble

Philips

1995

16‘08

 

es fehlt etwas an Wärme

4-5

Julia Fischer,Vl. und Ltg.

 

Academy of St.Martin-in-the-Fields

Decca

2008

16‘19

 

I frisch und locker, II ausdrucksvoll, III furioser Kehraus

4-5

Renaud Capuçon, Vl. und Ltg.

 

Chamer Orchestra of Europe

Erato

2013

14‘54

 

I sehr lebendig und abwechslungsreich, Geigen und Bratsche treten zu sehr zurück, III Rondeau-Charakter herausgestellt

 

 

4

Christoph Poppen, Vl.

Helmuth Rilling

Bach Collegium Stuttgart

hänssler

1999

16‘06

 

virtuos, in der Binnendifferenzierung jedoch nicht immer überzeugend

4

Benjamin Schmid, Vl. und Ltg.

 

Cis-Collegium Salzburg

Oehms

1996

15‘43

 

II Mittelstimmen gehen etwas unter, III virtuos gespielt, aber nicht ganz bewältigt

 

 

3-4

Daniel Hope, Vl. und Ltg.

 

Chamber Orchestra of Europe

Warner

2005

15‘20

 

Notentext teilweise wie improvisiert oder verfremdet, wirkt bei wiederholtem Hören jedoch manieriert

 

Aufnahmen in traditioneller Aufführungspraxis:

 

5

Arthur Grumiaux, Vl.

Raymond Leppard

English Chamber Orchestra

Philips

1964

17‘49

 

III non assai, dafür formt Solist seinen Part mit vorbildlicher Artikulation aus

5

David Oistrach, Vl. und Ltg.

 

Wiener Symphoniker

DGG

1962

18‘21

 

Oistrach primus inter pares, II sehr gesanglich

 

 

4-5

Janine Jansen, Vl. und Ltg.

 

and Friends

Decca

P 2013

15‘51

 

Solistin immer leicht und locker, Stimmen solistisch besetzt, sehr gute Transparenz, Balance in II nicht immer optimal, Lautstärke hier etwas künstlich angehoben

4-5

Adolf Busch, Vl. und Ltg.

 

Busch Chamber Players

EMI     Pearl

1942

17‘59

 

einige zeitbedingte Portamenti

4-5

Leonid Kogan, Vl. und Ltg.

 

Philharmonia String Orchestra

EMI

1955

18‘38

 

Kogan erinnert mich an Busch, gelassen, II ein wenig süßlich, aber nicht so aufdringlich wie Heifetz

4-5

Oleg Kagan, Vl.

Yuri Nikolajewsky

Kammerorchester des Moskauer Konservatoriums

Live Classics

1978

18‘45

 

live, I mit Fantasie gespielt, II Vl. expressiv, aber stilvoll

4-5

Henryk Szeryng, Vl.

Neville Marriner

Academy of St.Martin-in-the-Fields

Philips

1976

18‘04

 

II Orchester zurückhaltend, III Geige hat hier keinen Kern

4-5

Arabella Steinbacher, Vl. und Ltg.

 

Stuttgarter Kammerorchester

Pentatone

2022

16‘44

 

Steinbachers Geige etwas nach vorn geholt, romantisches Gefühl nicht verpönt, II Lautstärke hier künstlich etwas angehoben

4-5

Wolfgang Schneiderhan, Vl.

Rudolf Baumgartner

Festival Strings Lucerne

DGG

1956

18‘29

 

II eher Andante, etwas gepresster Geigenton

4-5

Frank Peter Zimmermann, Vl.

Jeffrey Tate

English Chamber Orchestra

EMI

1988

19‘04

 

I etwas langsam, III Solist etwas einförmig in der Ausführung – immer präsenter Bass

4-5

Akiko Suwanai, Vl. und Ltg.

 

Chamber Orchestra of Europe

Decca

P 2005

15‘47

 

in den Ecksätzen lebendige Darstellung, II Andante, bewegt; Klangbild suggeriert großbesetztes Orchester, Bässe immer präsent

 

 

4

Arthur Grumiaux, Vl.

Leon Guller

Guller Chamber Orchestra

Philips

1955

17‘52

 

Orchester etwas handfest, III Tutti im Klangbild verzerrt, von alter LP übertragen? Grumiaux überzeugend

4

Yehudi Menuhin, Vl. und Ltg.

 

Bath Festival Orchestra

EMI

1958

18‘58

 

III Menuhin etwas angestrengt – Orchester identisch mit Robert Masters Chamber Orchestra

4

Frederico Agostini, VL. und Ltg.

 

I Musici di Roma

Philips

1989

17‘30

 

Bach aus dem Lande Vivaldis

4

Wladimir Spivakov, Vl. und Ltg.

 

Moskauer Solisten

RCA

1989

18‘31

 

II Adagio molto, unsentimental, jedoch mit viel Ausdruck

4

Nigel Kennedy, Vl. und Ltg.

 

Berliner Philharmoniker

EMI

2000

16‘51

 

großformatiger Bach, lustbetontes Musizieren

4

Gioconda de Vito, Vl.

Rafael Kubelik

London Symphony Orchestra

EMI

1959

21‘41

 

I Allegro moderato, II sehr ernst, III non assai, ein wenig betulich

4

Gidon Kremer, Vl. und Ltg.

 

Academy of St.Martin-in-the-Fields

Philips

1982

14‘21

 

I schnell, gehetzt, Musik wird etwas überfahren, II Andante. Insgesamt etwas pauschal

4

Yehudi Menuhin, Vl.

George Malcolm

English Chamber Orchestra

BBCL

1963

17‘49

 

live – Orchester klangmächtiger als 1958, II schneller, jedoch nicht so konzentriert wie vorher

4

Dmitry Sitkovetzky, Vl. und Ltg.

 

English Chamber Orchestra

Novalis

1987

17‘48

 

hier wird unüberhörbar auf Stahlsaiten musiziert, III Ritornell gestanzt

4

Simon Goldberg, Vl. und Ltg.

 

Niederländisches Kammerorchester

Philips

1975

19‘10

 

lockerer, freier als 1947, ein wenig romantisierend

4

Roman Totenberg, Vl.

Stanislaw Wislocki

Warschauer Philharmonie

Muza    Heliodor  Forgotten records

~ 1958

18‘25

 

Vl. immer vorn, jedoch nicht aufdringlich, gutes Zusammenspiel, Bass immer dezent präsent, II immer gesanglich, punktierte Halbe T. 31 mit Vibrato

4

Thomas Brandis, Vl.

Klaus Tennstedt

Berliner Philharmoniker

Testament

1981

18‘06

 

live – philharmonischer Bach, partnerschaftlich, nicht dick aufgetragen, II etwas nervöser Geigenton

4

Walter Barylli, Vl.

Hermann Scherchen

Orchester der Wiener Staatsoper

Westminster Tahra

1953

18‘16

 

Bach der 1950er Jahre, Musik im Fluss, präsentes Klangbild, Cembalo etwas zu laut, II ausdrucksvoll

4

David Oistrach, Vl.

Eugene Ormandy

Philadelphia Orchestra

CBS    Naxos

1955

17‘31

 

großer Streicherapparat, romantisierend, im 2. Satz mulmiges Klangbild, Balance erheblich gestört

4

Anne-Sophie Mutter, Vl. und Ltg.

 

Trondheim Soloists

DGG

2007

17‘18

 

flüssig gespielte Ecksätze, hochromantisches Adagio mit viel Sentiment, Mutters Geigenton hier und da kratzig

 

 

3-4

Jascha Heifetz, Vl.

Alfred Wallenstein

Los Angeles Philharmonic Orchestra

RCA

1953

15‘44

 

Heifetz dominiert, Orchester nebenher, kompakt, glatt, II Heifetz in langen Bögen sehr süßlich, III Streicher-Tutti gekratzt

3-4

Gioconda de Vito, Vl.

Antony Bernhard

London Chamber Orchestra

EMI       Dutton

1949

21‘20

 

im Geist des 19. Jahrhunderts, liebevolle Ausgestaltung des Soloparts, jedoch oft (zu) viel Vibrato, Orchester in Solopassagen sehr zurück, III Ritornell zu dick

3-4

Itzkak Perlman, Vl.

Daniel Barenboim

English Chamber Orchestra

EMI

1971

20‘13

 

Orchester kompakt, Solist immer vorn – II üppiges Vibrato, T. 23 f. übertriebenes Seufzermotiv - demonstrativ schönes Violinspiel: mehr Perlman als Bach

3-4

Johanna Martzy, Vl.

Eugen Jochum

Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks

BR-Aufnahme

1959

19‘47

 

live, traditionelles Bachverständnis vor Beginn der HIP-Bewegung, philharmonische Art, kräftiger Bogenstrich bei allen Mitwirkenden, mäßige Tempi, klanglich etwas breit, II viel Bogendruck, ernsthaft, tiefsinnig, III gewichtig

3-4

Salvatore Accardo, Vl. und Ltg.

 

Chamber Orchestra of Europe

Philips

1985

18‘04

 

wenig Aussage zum Stück, handfestes Musizieren, II mit breitem Pinsel

3-4

Simon Goldberg, Vl.

Walter Süsskind

Philharmonia Orchestra London

EMI

1947

20‘44

 

viele Portamenti, II Adagio molto, rührselig

3-4

Hilary Hahn, Vl.

Jeffrey Kahane

Los Angeles Chamber Orchestra

DGG

2002

16‘21

 

in den Ecksätzen schnell, gehetzt, Musik kann nicht richtig atmen, II romantisierend, teilweise etwas kitschig T. 34 f

3-4

Igor Oistrach, Vl.

Franz Konwitschny

Gewandhausorchester Leipzig

Berlin Classics

1956

17‘13

 

I fast keine Lautstärkedifferenzierung, starr, II romantisch, übertriebenes Espressivo, III assai, Solist kehrt Virtuosität heraus, bei Solostellen Orchester immer zurück, Bach als Virtuosenfutter?

 

Die Harnoncourts waren m.W. die ersten, die Bachs Violinkonzerte nach dem Studium der historischen Aufführungspraxis mit historischen Instrumenten oder Nachbauten derselben einspielten, ich meine, auch etwas mit erhobenem Zeigefinger „Achtung! So klang es zu Zeiten von Bach!" Dieser verdienstvollen und guten Einspielung folgten später weitere, die (vielleicht) etwas unbefangener ans Werk gingen, z. B. S. Standage mit Pinnock, die vor allem in den Ecksätzen schnellere Tempi vorgaben sowie auch auf die Virtuosität des Soloparts nachdrücklich hinwiesen. Ähnlich die Aufnahme mit Gilbert Bezzina mit seinem Ensemble, hier ist die Solostimme jedoch etwas gegenüber seinen Mitstreitern bevorzugt. Kleine Inegalitäten muss man bei dieser Live-Aufnahme in Kauf nehmen. Inzwischen sind einige Neuaufnahmen auf den Markt gekommen, die das Angebot mit HIP-Interpretationen erweitern und bereichern

 

eingestellt am 19.06.07

ergänzt am 02.07.23

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