Das Klassik-Prisma |
|
Bernd
Stremmel |
Diese Webseite ist urheberrechtlich geschützt.
Max Bruch
1. Violinkonzert g-Moll
op. 26
Vorspiel,
Allegro moderato – Adagio – Allegro energico
Einige wenige Komponisten
sind bei Musikfreunden nur mit einem einzigen Werk aus ihrer Feder in
Erinnerung, dazu gehört auch Max Bruch mit seinem Violinkonzert in g-Moll op.
26, genau genommen ist es nur der zweite Satz – Adagio –, der immer wieder in
vielen Wunschkonzert-Sendungen im Radio oder auf Sammelplatten „Die schönsten Adagios“ o. ä.
anzutreffen ist. Dieser Ruhm war keineswegs in Bruchs Sinne, denn er fühlte
sich als vollgültiger Komponist, der in unterschiedlichen Genres Musikstücke
geschaffen hatte. Bis zur endgültigen Fassung, wie wir das Werk heute kennen,
vergingen zwei Jahre. Ausschlaggebend war Bruchs Bekanntschaft mit dem Geiger
Joseph Joachim und seine werkdienlichen Ratschläge, die zu einer tiefgreifenden
Umarbeitung führten. Vielleicht geht das rassige Thema des letzten Satzes mit
ungarischem Einschlag auch auf Joachim zurück. Auch Johannes Brahms, der lange
Jahre mit dem Geiger befreundet war, verwendet im Finale seines Violinkonzerts
ein ungarisches Thema.
Auch das Finale beruht
auf zwei Themen, einem ungarisch gefärbten in G-Dur, das dem Solisten dankbare
geigerische Aufgaben bereithält, und einem auftrumpfenden in D-Dur, das
vorwiegend Orchesterglanz bietet.
5 |
Julia Fischer |
David Zinman |
Tonhalle Orchester
Zürich |
Decca |
2012 |
23‘37 |
|
|
|
schlanker Geigenton
mit wohldosiertem Vibrato, temperamentvolle Darstellung, sehr gutes
Miteinander, sehr gute Differenzierung, rhythmischer Schwung, hervorragende
Orchesterarbeit, der Aufnahme hinterlässt einen souveränen Eindruck –
optimale klangliche Realisation |
|
||||||
5 |
Erica Morini |
Ferenc Fricsay |
Radio-Sinfonie-Orchester
Berlin |
DGG |
1958 |
22‘30 |
|
|
|
werkdienliches
Musizieren, nicht ausschließlich vordergründig virtuos, Fricsay holt das
Orchester aus seiner Begleitrolle und setzt es an dem vom Komponisten
vorgesehenen Platz, Geige etwas vorgezogen, sehr klarer Geigenton, rhythmisch
betontes Musizieren mit viel Flexibilität |
|
||||||
5 |
Gerhard Taschner |
Hermann Abendroth |
Berliner
Philharmoniker |
archiphon |
1944 |
23‘17 |
|
|
|
live,
▼ |
|
||||||
5 |
Midori |
Mariss Jansons |
Berliner
Philharmoniker |
Sony |
2002 |
24‘51 |
|
|
|
live – einfühlsamer
Vortrag, traumhaft saubere Griffe, sehr gute Differenzierung bei allen
Mitwirkenden, sehr gute Transparenz – I Jansons retardiert das Tempo bereits
ab T. 126 statt 139 |
|
||||||
5 |
Katrin Scholz |
Michael Sanderling |
Kammerorchester Berlin |
Berlin Classics |
2004 |
23‘27 |
|
|
|
schlankes
Geigenspiel, spärliches Vibrato, Solistin verfügt über den erforderlichen
Atem für diese Musik, Dirigent macht sich die Partitur zu eigen, sehr gute
Differenzierung, vorbildliche Dynamik, sehr gute Partnerschaft |
|
||||||
5 |
Isabelle van Keulen |
Gilbert Varga |
Bamberger Symphoniker |
Koch-Schwann |
1998 |
22‘58 |
|
|
|
Solistin als prima inter pares, op. 26 ernst
genommen und nicht als Virtuosenstück zur Selbstdarstellung
missbraucht, ohne ins Blasse abzugleiten, van Keulen und Varga bringen
virtuosen Anspruch und musikalischen Geschmack in Einklang |
|
||||||
5 |
Janine Jansen |
Riccardo Chailly |
Gewandhausorchester
Leipzig |
Decca |
2005 |
23‘27 |
|
|
|
live – Bruchs Vorlage
ernst genommen, aufmerksames Dirigat, wertet das Konzert auf, sehr gutes
Miteinander, Dynamik!, gute Balance zwischen
Solistin und Orchester – I moderato, II sehr ruhig, III Spannung gegen Ende
nicht ganz gehalten |
|
||||||
5 |
Zino Francescatti |
Dimitri Mitropoulos |
New York Philharmonic
Orchestra |
CBS Sony |
1952 |
23‘33 |
|
|
|
I Geiger hell,
geschmeidig, nicht grüblerisch und herb, Portamenti, feuriges Orchester im 2.
Tutti (T. 108 ff.), II Francescatti formt die
Musik, manchmal jedoch etwas unruhig, III cresc.
im Orchester bereits T. 1-10, danach nochmal nach Notentext, viel Bogendruck
– sehr gute Partnerschaft zwischen Solist und
Dirigent |
|
||||||
|
|
|||||||
4-5 |
Michael Rabin |
Thomas Schippers |
Radio Sinfonie-Orchester
Berlin |
audite |
1969 |
25‘20 |
|
|
|
live- erfreuliche
Wiederbegegnung mit Rabin nach seiner krankheitsbedingten Pause, er überzeugt
mit einer facettenreichen Darstellung, viel Bogendruck, trotzdem schlanker
Ton; Schippers mit wacher Aufmerksamkeit, mitreißende Gestaltung, sehr gute
Partnerschaft, bei Tutti-Stellen enorme Prachtentfaltung (Hollywood ist nicht
weit), I Beginn sehr langsam, ab T. 15 schneller, II wohldosiertes Vibrato,
III fast schon ein Reißer – Mikros ganz nahe an der Geige, insgesamt guter
Klang |
|
||||||
4-5 |
Ida Haendel |
Rafael Kubelik |
Philharmonia Orchestra London |
EMI Testament |
1948 |
24‘19 |
|
|
|
Solistin mit viel
Bogendruck, jedoch geschmackvolle und intensive Gestaltung, Portamenti, kaum
Vibrato, Kubelik aufmerksamer Mitstreiter, I Kubelik betont bei den Begleit-Pizzicati ab T. 15 zu sehr die Achtel, III inspiriert und
schwungvoll – bei Tutti-Stellen kompaktes, aber helles Klangbild, etwas
Streicher-beherrscht, ansonsten hinreichende Transparenz |
|
||||||
4-5 |
Gerhard Taschner |
Georg Ludwig Jochum |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
WDR-Aufnahme |
1953 |
21‘58 |
|
|
|
live
- ▼ |
|
||||||
4-5 |
Jascha Heifetz |
Malcolm Sargent |
London Symphony
Orchestra |
EMI RCA |
1951 |
21‘58 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Jascha Heifetz |
Malcolm Sargent |
New Symphony
Orchestra of London |
RCA |
1962 |
21‘55 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Isaac Stern |
Eugene Ormandy |
Philadelphia Orchestra |
CBS Sony |
1966 |
23‘49 |
|
|
|
I Stern männlich,
engagiert, herb, aber auch gefühlvoll, Orchester noch nicht immer hinreichend
transparent, an Tutti-Stellen eher als Block, II guter Spannungsauf-
und –abbau, immer das Ganze im Fokus, Orchester in
diesem Satz viel farbiger als zuvor, insgesamt eindringliche Gestaltung, III
saftiger Klang, Ormandy neigt etwas zum Plakativen |
|
||||||
4-5 |
Itzhak Perlman |
Bernard Haitink |
Concertgebouw Orkest Amsterdam |
EMI |
1984 |
24‘02 |
|
|
|
Perlman glänzt mit
virtuosem Spiel, absolut schlackenloses Musizieren, darin fast allen
überlegen, I Musik anfangs etwas „ratlos“, Tutti II von langer Hand
vorbereitet, II langsames Tempo, übermäßiges Dauer-Vibrato, mit langem Atem,
III den Satz wünschte man sich etwas schneller und musikantischer – Haitink
aufmerksamer Begleiter |
|
||||||
4-5 |
Wolfgang Schneiderhan |
Ferdinand Leitner |
Bamberger Symphoniker |
DGG |
1952 |
22‘54 |
|
|
|
I Tempo wie
vorgegeben, man geht nicht gleich aufs Ganze, sorgfältig und mit Geschmack,
II sehr ruhig, Musik ausgesungen, III Schneiderhan sachbezogen, kein
Rattenfänger – umsichtiges Dirigat von Leitner, kompakter Klang, Solist vorn |
|
||||||
4-5 |
David Oistrach |
Lovro von Matačič |
London Symphony
Orchestra |
EMI |
1954 |
24‘26 |
|
|
|
I
Pauke zu Beginn etwas länger als vorgesehen; runder, intensiv klingender
Geigenton, souveräne Gestaltung, II Oistrach sorgfältig, nicht exaltiert an
Stellen, die dies ermöglichen, II weniger locker als z. B. Francescatti – klassisch strenge Darstellung, Orchester
kompakt und im Tutti teilweise etwas wuchtig, Solist vorgezogen |
|
||||||
4-5 |
Nathan Milstein |
John Barbirolli |
New York Philharmonic
Orchestra |
Columbia |
1942 |
24‘36 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Nathan Milstein |
William Steinberg |
Pittsburgh Symphony
Orchestra |
Capitol EMI |
1953 |
23‘28 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Frank-Peter Zimmermann |
Paavo Berglund |
Royal Philharmonic
Orchestra |
Sony |
1999 |
22‘48 |
|
|
|
überragende
Geigenkunst, geschmackvolles Musizieren, jedoch niemals exaltiert, Aufnahme
will nicht überrumpeln, stimmige Tempi, Berglund
zuverlässiger Mitgestalter |
|
||||||
4-5 |
Pamela Frank |
Neville Marriner |
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
hänssler |
2001 |
23‘19 |
|
|
|
insgesamt
geschmackvoller Vortrag, sehr gute Partnerschaft, Marriner öffnet die
Partitur, bemerkenswerte Differenzierung, natürlich wirkendes Violinspiel |
|
||||||
4-5 |
Maxim Vengerov |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester
Leipzig |
Teldec |
1993 |
23‘44 |
|
|
|
Solist mit schlankem,
flexiblem Geigenton, temperamentvoll ohne virtuose Selbstinszenierung, Masur
kompetenter Partner; musikantische Darstellung, die weitgehend überzeugt –
farbiges, breitgefächertes Klangbild |
|
||||||
4-5 |
Pinchas Zukerman |
Zubin Mehta |
Los Angeles
Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1977 |
24‘25 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Yehudi Menuhin |
Charles Münch |
Boston Symphony
Orchestra |
RCA Naxos |
1951 |
22‘30 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4-5 |
Viktor Tretjakow |
Alexander Lazarew |
Staatliches
Sinfonie-Orchester der UdSSR |
Revelation |
1981 |
24‘09 |
|
|
|
live – Solist saugt
die Töne aus seiner Geige, Portamenti, wohldosiertes Vibrato, Lazarew ein guter Anwalt der Partitur, legt manch
„übersehene“ Stellen frei, Solist und Dirigent verschaffen der Partitur eine
ansprechende Physiognomie, temperamentvolles Finale – transparenter Klang,
bei Tutti-Stellen jedoch rau |
|
||||||
4-5 |
Renaud Gautier |
Paavo Järvi |
Orchestre de Paris |
Erato |
2014 |
22‘58 |
|
|
|
ansprechende
Interpretation, bei Solo-Stellen tritt das Orchester zu sehr zurück, II
wohldosiertes Vibrato, insgesamt Mainstream – zumindest im ersten Satz etwas
stumpfer Klang |
|
||||||
4-5 |
Chloë Hanslip |
Martyn Brabbins |
London Symphony
Orchestra |
Warner |
2002 |
24‘59 |
|
|
|
stellenweise mit viel
Bogendruck und weitgehendem Verzicht auf übertriebenem
Vibrato, schöner runder Geigenton, Orchester leider nicht immer hinreichend
differenziert und transparent (Tutti), II sich Zeit lassend, Pizzicati der tiefen Streicher etwas lustlos, III
Orchester hier zu viel al fresco |
|
||||||
4-5 |
Akiko Suwanai |
Neville Marriner |
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
Philips Decca |
1996 |
24‘22 |
|
|
|
Solistin und
Orchester in bester Partnerschaft inklusive guter Balance, farbiges Klangbild
mit guter Transparenz – II Suwanai mit viel
Vibrato, Differenzierung im p-Bereich
nichtüberzeugend |
|
||||||
|
|
|||||||
4 |
Nathan Milstein |
Leon Barzin |
Philharmonia Orchestra London |
Capitol EMI |
P
1961 |
22‘24 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Vilde Frang |
François-Xavier Roth |
SWF
Sinfonie-Orchester
Baden-Baden |
Rundfunkproduktion
unveröffentlicht |
2014 |
23‘33 |
|
|
|
live – Solistin setzt
sich sofort in Szene mit viel Bogendruck und viel Vibrato, Roth lichtet die
Partitur und fordert dem Orchester alles ab, Themawechsel von Solistin zum
Orchester deutlich zu hören, vorbildlich, Solovioline vorgezogen, sehr
farbiges Klangbild, I Pegel beim zweiten Tutti (T. 108 ff.) zurückgenommen,
II ersten Thema schmalzig, zweites Thema schluchzend – insgesamt ein etwas
zwiespältiger Eindruck |
|
||||||
4 |
Georg Kulenkampff |
Carl Schuricht |
Tonhalle Orchester
Zürich |
Decca |
1947 |
24‘14 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Sarah Chang |
Kurt Masur |
Dresdner Philharmonie |
EMI Warner
|
2009 |
22‘34 |
|
|
|
Chang souverän, tiefe
Lage der Violine ausgekostend, II viel Bogendruck,
leider pflegt sie immer wieder in der Partitur nicht vorgesehene Schluchzer;
auch wenn Masur immer wieder auf Instrumentationsdetails hinweist, kommt es
m. E. zu keinem erfolgreichen Miteinander – Mainstream |
|
||||||
4 |
Isabelle Faust |
Hans Vonk |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
Rundfunkproduktion
unveröffentlicht |
|
23‘53 |
|
|
|
Solistin bleibt ihrem
Part nichts schuldig, Vonk aufmerksamer Begleiter, gelungene Aufführung,
insgesamt jedoch Mainstream bei vorgezogener Geige |
|
||||||
4 |
Cho-Liang Lin |
Leonard Slatkin |
Chicago Symphony
Orchestra |
CBS Sony |
1986 |
23‘26 |
|
|
|
im Großen und Ganzen
stimmige Interpretation, diszipliniert, geradlinig, ausdrucksstarker Solist,
Geige im Vordergrund, I zweites Tutti wie eine Stretta, effektvoll |
|
||||||
4 |
Jaime Laredo |
|
Scottish Chamber Orchestra |
IMP |
P
1986 |
24‘35 |
|
|
|
Laredo lässt sich von
der Partitur und ihrer Doppelfunktion als Solist und Dirigent herausfordern
und hinterlässt einen positiven Eindruck, II sehr gefühlvoll, jedoch
gezogenes Tempo, III akkurat musiziert, zielstrebig voran – Interpretation im
Ganzen mehr als nur solide. SCO in größerer Besetzung, Klangbild weniger
farbig |
|
||||||
4 |
Pinchas Zukerman |
Zubin Mehta |
London Philharmonic
Orchestra |
RCA |
1992 |
25‘11 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Kyung Wha Chung |
Rudolf Kempe |
Royal Philharmonic
Orchestra London |
Decca |
1972 |
24‘08 |
|
|
|
Chung verfügt über
eine sehr gute Technik, jedoch wenig Passionato,
eher scheu, mehr auf Nummer sicher; viel Vibrato, wenn es sich anbietet,
insgesamt aber etwas zurückhaltend; der zuverlässige Kempe legt mit seinem
Orchester den Teppich aus und verharrt meist als Begleiter, im letzten Satz
jedoch – mit Gewinn – in aktiverer Rolle |
|
||||||
4 |
Arthur Grumiaux |
Heinz Wallberg |
New Philharmonia Orchestra London |
Philips |
1973 |
22‘59 |
|
|
|
schlanker Geigenton,
geschliffenes Musizieren, Orchester nicht auftrumpfend, eher diskret
bleibend, an einigen Stellen leider zu diskret, ansprechende Tempowahl |
|
||||||
4 |
Christian Ferras |
Walter Süsskind |
Philharmonia Orchestra London |
EMI Testament |
1958 |
23‘40 |
|
|
|
I Ferras
mit gutem Tempogespür, Oboen-Solo T. 51-56 fast unhörbar, II aufdringliches
Vibrato, III Solist betont den virtuosen Anstrich des Satzes – gutes
Miteinander, überwiegend transparenter Klang |
|
||||||
4 |
Igor Oistrach |
David Oistrach |
Royal Philharmonic
Orchestra London |
DGG |
1961 |
23‘53 |
|
|
|
Sohn und Vater
erproben Bruchs Violinkonzert; solide geigerische Leistung, Bläser treten hinter
Streichern zurück, Geigenton etwas vorn, eher sachlich als gefühlsbetont
musiziert, I sehr langsamer Beginn, Oboen-Solo T. 51-56 zu zaghaft, insgesamt
jedoch nur Mainstream |
|
||||||
4 |
Ulf Hoelscher |
Bruno Weil |
Bamberger Symphoniker |
EMI |
1982 |
23‘47 |
|
|
|
Hoelscher mit kraftvollem
Zugriff, Geigenton herber als bei den meisten Kollegen und Kolleginnen seines
Alters und später, I ab T. 15 und auch später überdecken die tiefen Streicher
die g-Noten der Pauke, ab T. 157
langsamer, II Verzicht auf schwüle Sentimentalität, gutes Tempo, III Solist
bei Doppelgriffen nicht mit höchster Sicherheit, Orchester mehr in al fresco-Art |
|
||||||
4 |
Shlomo Mintz |
Claudio Abbado |
Chicago Symphony
Orchestra |
DGG |
1980 |
25‘43 |
|
|
|
I Solist vorgezogen,
im Orchester tut sich wenig, wie nebenher, Bläser-Soli nur am akustischen Rand,
zu pauschal, Musik wird erst beim zweiten Tutti lebendig, II Mintz mit viel Vibrato, bleibt aber geschmackvoll, zähes
Tempo, III auch hier zögernd, ohne Schmiss |
|
||||||
4 |
Hansheinz Schneeberger |
Carl Schuricht |
SDR
Sinfonie-Orchester
Stuttgart |
hänssler |
1960 |
25‘06 |
|
|
|
live – zuverlässiger
Solist, leider mit zu viel Vibrato besonders in tiefen Lagen (2. Satz),
sorgfältige Orchesterarbeit mit punktgenauen, nicht klebrigen Pizzicati der Kontrabässe, in den Ecksätzen mäßige Tempo,
Mittelsatz sehr langsam – durchweg solide |
|
||||||
4 |
Salvatore Accardo |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester
Leipzig |
Philips |
1977 |
24‘17 |
|
|
|
I un poco piu lento-Stelle (T. 62-73)
bleibt unerschlossen, An- und Abschwellen der Streicher T. 135-138
überzeugend, Tutti-Stellen noch kompakt mit Übergewicht der Streicher, II
viel Vibrato (langsam), bleibt aber noch geschmackvoll, Interpretation eher
sachlich als gefühlvoll, auch im Finale – Masur zuverlässiger Begleiter |
|
||||||
4 |
Yehudi Menuhin |
Pierre Monteux |
San Francisco
Symphony Orchestra |
RCA |
1945 |
22‘21 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Yehudi Menuhin |
Adrian Boult |
London Symphony
Orchestra |
EMI |
1971 |
24‘07 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Yehudi Menuhin |
Landon Ronald |
London Symphony
Orchestra |
EMI |
1931 |
22‘27 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
4 |
Nigel Kennedy |
Jeffrey Tate |
English Chamber
Orchestra |
EMI |
1987 |
25‘03 |
|
|
|
I Kennedy bei Läufen
effekthaschend, Orchester anfangs etwas pauschal, bei Tutti-Stellen kompakt,
II übermäßiges Vibrato, hier und da schmalzig bzw. auch exaltiert,
ausgewalztes Tempo, III Orchester mehr in al
fresco-Art – Academy in großer Besetzung |
|
||||||
4 |
Gil Shaham |
Giuseppe Sinopoli |
Philharmonia Orchestra London |
DGG |
1988 |
24‘56 |
|
|
|
Solist mit schlankem Geigenton,
geschmackvolles Vibrato, I Pauke zu Beginn verlängert, Sinopoli
vernachlässigt die Bläser-Soli, II gefällt besser, hier teils lebendiges,
dann auch wieder stockendes Musizieren, mal so, mal so, keine einheitliche
Linie, wie Rosinen pflückend, eklektisch, T. 115/116 ohne Betonung des
punktierten Rhythmus‘, Orchester im Tutti aufgebläht – Solist und Dirigent
sind sich einig: schönes Konzert! |
|
||||||
4 |
Josef Suk |
Karel Ancerl |
Tschechische
Philharmonie Prag |
Supraphon |
1963 |
26‘15 |
|
|
|
Suk liefert eine
solide Leistung, Violine etwas vorgezogen, gutes Miteinander, orchestral
etwas robust bei rauen Streichern, an Tutti-Stellen enges Klangbild,
teilweise auch ein wenig übersteuert, II sehr langsam, ohne schwüle
Sentimentalität, III zu langsam, energico? |
|
||||||
4 |
Nicolai Znaider |
Lawrence Foster |
London Philharmonic
Orchestra |
EMI |
P
2000 |
25‘36 |
|
|
|
Znaider immer vorn, beherrscht
die Szene in allen Sätzen, Geigenton weniger ausgeglichen als bei Superstars,
pauschale Begleitung, II mit viel Vibrato – Mainstream |
|
||||||
|
|
|||||||
3-4 |
Benjamin Schmid |
Daniel Raiskin |
Rheinische Philharmonie
Koblenz |
Oehms |
2007 |
24‘11 |
|
|
|
eine zwiespältige
Interpretation: zwischen zwei ansprechenden Ecksätzen versucht Schmid im
Adagio mit viel zu viel Vibrato den Hörer einzunehmen, schmachtend, kitschig,
Musik wird unruhig – Raiskin glänzt durch eine
überzeugende Orchesterarbeit, achtet auf Stellen, die von Kollegen oft
„überhört“ werden, er ist der eigentliche Star dieser CD – gute Transparenz |
|
||||||
3-4 |
Yehudi Menuhin |
Walter Süsskind |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1956 |
23‘58 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
3-4 |
Georg Kulenkampff |
Joseph Keilberth |
Berliner
Philharmoniker |
Telefunken |
1941 |
24‘16 |
|
|
|
▼ |
|
||||||
3-4 |
Raphael Oleg |
Libor Pešek |
Royal Liverpool
Philharmonic Orchestra |
Denon |
1991 |
24‘28 |
|
|
|
I zuverlässiger
Geiger, Orchester zu zurückhaltend, Tutti T. 40-45 kraftlos, II Oleg scheint
für sich selbst zu spielen, weniger für ein Publikum; Orchester hält sich
vornehm zurück, III jetzt hat die Musik mehr Physiognomie – insgesamt nur ca.
70% geliefert |
|
||||||
3-4 |
Anne-Sophie Mutter |
Herbert von Karajan |
Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1980 |
26‘02 |
|
|
|
Solistin technisch gut,
klanglich vorgezogen, Orchester von Karajan auf Hochglanz getrimmt, prächtige
Tutti, Bläser oft zu leise, I Pizzicati der tiefen
Streicher zu sehr hervorgehoben, das klingt fast so, als würden sich die
Spieler langweilen, II Mutter hier mit viel Vibrato, zähes Tempo, schon
betulich, übertrieben romantisch interpretiert auf den Stufen des Kitsches,
III zweites Thema pompös aufgetischt in Richtung Filmmusik – inzwischen schon
eine historische CD |
|
||||||
3-4 |
Ruggiero Ricci |
Piero Gamba |
London Symphony
Orchestra |
Decca |
P
1958 |
23‘21 |
|
|
|
I Dauervibrato,
Solist immer vorn, Temposchwankungen; die bereits ab T. 15 immer wiederholten
auftaktigen Bass-Pizzicati
erhalten im Satzverlauf zu viel Gewicht, II Violinspiel mit vielen Drückern,
stellenweise am Rande der Sentimentalität, Tutti-Takt 115 bleibt unmarkiert,
III Orcherster-Tutti etwas pauschal, warum nicht
etwas schneller, ohne Feuer |
|
||||||
3-4 |
Yong Uck Kim |
Okku Kamu |
Bamberger Symphoniker |
DGG |
1971 |
24‘38 |
|
|
|
I moderates Tempo,
bei den Takten 51-56 entgleitet Kim die Führung, II ab T. 15 schnelleres
Tempo als zuvor, Interpretation mehr äußerlich als innerlich – Orchester
etwas grobkörnig, Tutti-Stellen meist al
fresco, mehr durchgespielt als gestaltet |
|
||||||
|
|
|||||||
3 |
Ivry Gitlis |
Jascha Horenstein |
Pro Musica Sinfonie-Orchester Wien |
Vox |
P
1956 |
21‘46 |
|
|
|
als Virtuosenkonzert herausgestellt, damit wird aber auch
offenbar, dass das Werk auf etwas dürftiger musikalischer Grundlage
beruht – I Oboen-Solo T. 51 ff. zu leise, II viel Vibrato, grenzwertig,
teilweise schmalzig, III Solist hier und da etwas flüchtig; Orchester nur in
Begleitrolle, besserer Klang als bei anderen Aufnahmen aus dieser Zeit |
|
||||||
3 |
Guy Braunstein |
Ion Marin |
Bamberger Symphoniker |
Tudor |
2011 |
25‘05 |
|
|
|
I molto moderato; Solist
und Dirigent versuchen den Satz aus der Ecke reiner Virtuosität zu holen, das
gelingt jedoch nicht, da das Tempo zu zäh, Oboen-Solo T. 51 ff. zu verhalten,
II geringer Tempokontrast zu Satz eins, III schleppend – guter Klang |
|
||||||
3 |
Arabella Steinbacher |
Lawrence Foster |
Orquestra Gulbenkian
Lissabon |
Pentatone |
2012 |
26‘10 |
|
|
|
unstete Geige, viel Bogendruck,
Geige immer vorn mit viel Vibrato, im Adagio noch zunehmend, T. 87-93
gesäuselt, hier gezogenes Tempo; ziemlich spannungslos, Gestaltungsmängel:
Musik fällt fast auseinander, man hat den Eindruck, Solistin und Orchester
spielten nebeneinander her |
|
||||||
3 |
Daniel Hope |
Sakari Orami |
Royal Stockholm
Philharmonic Orchestra |
DGG |
2010 |
24‘32 |
|
|
|
eine zwiespältige
Aufnahme: Auf der einen Seite verhilft Oramo dem
Notentext zu seinem Recht, wo hört man sonst so eine differenzierte
überzeugende Orchesterleistung? Auf der anderen Seite Hope mit einem
eklektischen Violinspiel, nicht immer auf abgesichertem Boden stehend,
stellenweise viel Bogendruck und Vibrato, die zweite Kadenz im Vorspiel hat
man so noch nie gehört, im Adagio übertriebenes Vibrato, schmachtend,
schmalzig, T. 53/54 Punktierung nicht beachtet – irritierend die lang
nachklingenden tiefen Streicher nach dem Schlussakkord |
|
||||||
|
|
|||||||
2-3 |
Joshua Bell |
|
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
Sony |
2017 |
25‘01 |
|
|
|
I Bell sofort mit
übertrieben großem Auftritt, hinterlässt einen narzisstisch gefärbten
Eindruck, auch danach dick aufgetragen, zu schmalzig, schleppendes Tempo,
erst ab Buchstabe C besser, nach
dem zweiten Tutti wieder wie vorher, Sologeige immer weit vorn, II kaum
Tempokontrast zu I, süßlich, klebriger Violinton,
Orchester nur Statist, III etwas schneller, jedoch nicht rassig – Academy auf
gewohnt verlässig hohem Niveau, Top-Geiger hier ohne Geschmack; insgesamt
keine kurzweilige Angelegenheit |
|
||||||
2-3 |
Tibor Varga |
Walter Süsskind |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1953 |
25‘00 |
|
|
|
I Solist immer vorn,
viel Bogendruck, im ersten Teil gebremstes Tempo, Orchester klingt besonders
in Tutti-Abschnitten kompakt, II übertriebenes Dauervibrato
führt zu kitschigem Ausdruck, III etwas gezogen – Musik als Zweck der
Selbstdarstellung missbraucht |
|
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Fritz Kreisler |
Eugene Goossens |
ungenanntes Orchester |
Naxos |
1924/25 |
21‘19 |
|
akustische Aufnahme,
die um die Jahreswende 1924/25 entstand, Orchester agiert leise im Hintergrund
und wird durch ständiges Plattenrauschen zugedeckt, insofern sind die
Leistungen nicht zu beurteilen, dritter Satz, vermutlich 1925 aufgenommen,
besser – Kreisler mit bekanntem Geigenton, verbindlich, viel Schmelz,
zeitbedingte Portamenti |
Georg Kulenkampff
Mit dem allzu früh
verstorbenen deutschen Geiger liegen zwei Studio-Aufnahmen vor. 1941 waren
Joseph Keilberth und die Berliner Philharmoniker
seine Partner. Sowohl Solist als auch Orchester spielen insgesamt zu
zurückhaltend und schaffen so kaum Spannung. Das Orchester bleibt nur in der
des Begleiters, bei geringer Transparenz. Der langsame Satz wird hier gezogen
gespielt und hinterlässt etwas Langeweile. Hier, aber auch im Finale fehlt der
große Bogen, man hört mehr Einzelabschnitte als Zusammenhänge. Im Finale
vermisst man auch den Schwung der Musik. Die Platte mit Carl Schuricht verfügt über einen präsenteren Klang, auch wenn
er in Tutti-Abschnitten noch kompakt klingt. Auch kommt Kulenkampffs kerniger
Geigenton hier besser zum Tragen.
Yehudi Menuhin
Gerhard Taschner
Pinchas Zukerman
eingestellt am 29.05.19