Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Wolfgang Amadeus Mozart

 

Violinsonate e-Moll KV 304

 

Allegro – Tempo di Menuetto

 

Mozart hat seine Violinsonaten als Sonaten für Klavier mit Violine bezeichnet und legte damit die Rangfolge fest: das Klavier ist Träger des musikalischen Geschehens, die Geige ordnet sich unter, übernimmt kolorierende oder imitierende Funktionen. Bei fortschreitenden Kompositionserfahrungen wird die Gewichtung der beiden Instrumente zugunsten der Violine verschoben, die nun auch an der musikalischen Arbeit teilnimmt und damit Partner des Klaviers wird. In der vorliegenden e-Moll Sonate KV 304 ist diese Wandlung bereits zu spüren. Sie ist kurz vor der dramatischen Klaviersonate a-Moll KV 310 entstanden. Wie diese besitzt sie nichts von der unbeschwerten Heiterkeit der vorangegangenen Sonaten, sondern ist von Melancholie und verhaltener Dramatik geprägt, tiefere Schichten anrührend, ein besonderes Werk. Seltsamerweise wird es von vielen berühmten Geigern nicht wahrgenommen, oder sind die musikalischen Aufgaben für die Violine in diesem Werk zu gering? Isaac Stern und Joseph Szigeti stellen in ihren Aufnahmen klar, wer „die erste Geige spielt“.

Bei Grumiaux und Haskil wird deutlich, dass das Werk nicht für den Konzertsaal, sondern für Aufführungen im privaten Bereich gedacht ist: Kammermusik!

 

Für den ersten Satz hat Mozart zwei Wiederholungen vorgesehen. Grumiaux, Szigeti, Druian, Perlman, Mutter 2006 und Hahn spielen nur die erste.

 

 

Frank Peter Zimmermann

Alexander Lonquich

EMI

1990

13‘55

5

konzertante Darstellung, souverän, klassisch, gutes Miteinander

Oleg Kagan

Svjatoslav Richter

Live classics

1975

13‘43

5

live – locker musiziert, helles Klangbild

Itzhak Perlman

Daniel Barenboim

DGG

1983

10‘58

5

1. Satz schnell, dramatisch - schlanker Geigenton, guter Klang

Arthur Grumiaux

Clara Haskil

Philips

1958

12‘23

5

Kammermusik im besten Sinne, Klavier klangtechnisch etwas benachteiligt

Arthur Grumiaux

Walter Klien

Philips

1981

11‘55

5

bessere Balance und besseres Klangbild

Sigiswald Kuijken

Luc Devos

Accent

2005

13‘12

5

Originalinstrumente, 1. Satz nicht moderato, im 2. Satz wird Menuett-Charakter deutlich

 

 

Hilary Hahn

Nathalie Zhu

DGG

2004

12‘37

4-5

konzertante Darstellung, Pianistin verfügt (noch) nicht über die Klangfarben eines Richter oder einer Pires

Isaac Stern

Yefim Bronfman

Sony

1992

15‘57

4-5

1. Satz: grüblerisch, gebremstes Tempo – Geige führt fast immer, guter Klang

 

 

Alexandre Dumay

Maria João Pires

DGG

1990

14‘43

4

romantische Darstellung, sehr gutes Klavier, schönes Klangbild, Geigenton leider nicht immer genau fokussiert

Joseph Szigeti

Mieczislaw Horszowski

Vanguard

1955

12‘49

4

gutes Zusammenspiel, Geigenton nicht schlackenlos, manchmal etwas kratzig

Rafael Durian

George Szell

EPIC    Sony

1967

11‘52

4

Szell und sein 1. Konzertmeister, schlanker Geigenton, etwas zurückhaltend, bei dramatisches Abschnitten Beschleunigung

Anne-Sophie Mutter

Lambert Orkis

DGG

2006

14‘17

4

live München – ähnliche (romantische) Interpretationshaltung wie unten, jedoch abgemildert, ziemlich vibratofreies Geigenspiel

 

 

Anne-Sophie Mutter

Lambert Orkis

DGG

1995

18‘00

3-4

live Berlin – 1. Satz: Andante-Tempo, zusätzlich noch hier und da abgebremst; grüblerisch, kein richtiger Zusammenhang zwischen den Abschnitten. Auch im 2. Satz gebremstes Tempo. Sehr persöhnliche Darstellung*

 

 

*Anne-Sophie Mutter widmete die Aufnahme des Konzerts aus der Berliner Philharmonie dem Andenken ihres verstorbenen Mannes D. Wunderlich.

 

eingestellt am 30.04.06

letzte Ergänzung 14.01.07

 

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