Das
Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Felix
Mendelssohn-Bartholdy
3.
Sinfonie a-Moll op. 56 „Schottische“
Andante con moto, Allegro un poco
agitato – Vivace non troppo – Adagio – Allegro vivacissimo, Allegro maestoso
assai
Mendelssohns Schottlandreise
im Sommer des Jahres 1829 verdanken sowohl die Hebriden-Ouvertüre als auch
seine 3. Sinfonie ihre Entstehung. Während die Komposition der Ouvertüre
schnell vonstattenging und bereits im Dezember 1830 abgeschlossen war – eine
spätere Revision erfolgte vor der Londoner Uraufführung 1832 – brauchte er für
die Sinfonie viel mehr Zeit: nach der Skizzierung in Schottland und einer
ersten Bearbeitung während eines Rom-Aufenthaltes im folgenden Jahr dauerte die
Fertigstellung bis 1842. Im selben Jahr wurde sie am 3. März in Leipzig
uraufgeführt und ein Jahr später zum Druck befördert. Drei Monate nach dieser
Uraufführung dirigierte der Komponist die Schottische Sinfonie am 3. Juni in
London. Der Musikforscher Thomas Schmidt-Beste hat herausgefunden, dass diese
Londoner Aufführung auf einer bis dato unbekannten früheren Fassung beruhte,
die vermutlich 1841 angefertigt wurde. Im Vergleich zur veröffentlichten
Druckfassung enthält diese „Londoner Fassung“ 39 zusätzliche Takte Musik im 1.
und 4. Satz, weitere 49 Takte sind unterschiedlich Instrumentiert. Diese
Fassung geriet in Vergessenheit, bis sie von Riccardo Chailly in seiner
Einspielung der 3. Sinfonie herangezogen wurde.
Der Musikologe und Musikkritiker
Karl Schumann zitiert Heinrich Eduard Jacob mit dessen Beschreibung der 3.
Sinfonie (siehe Booklet zur CD mit Colin Davis), dem braucht eigentlich nichts
mehr hinzugefügt werden:
Mendelssohns Opus 56
ist eine Programmsymphonie ohne greifbares Programm, der musikalische Reflex
eines Landes und seiner Geschichte, ein schottisches Panorama in vier
ineinander übergehenden Sätzen. Die Form des Sonatensatzes liegt jedem der
Teile zugrunde, doch das Ganze läßt die dialektischen Spannungen des Sonatenschemas
hinter sich und wendet sich ins Epische, ins Balladeske und Stimmungshafte. Nie
war Mendelssohn so weit von Beethoven entfernt. Die Form der symphonischen
Fantasie zeichnet sich ab. Statt orchestraler Thematik liegt liedhafte Melodik
der Partitur zugrunde. Sie wird mehr variiert als durchgeführt. Heinrich Eduard
Jacob, der sensibelste der Biographen Mendelssohns, hat dies 1959 formuliert. [Heinrich Eduard Jacob:
Felix Mendelssohn und seine Zeit, Frankfurt am Main 1959, Reprint Frankfurt am
Main 2016]
Hier noch einige
Anmerkungen zu den Sätzen 1 und 3:
In der Einleitung zum
1. Satz verstärkt der Komponist die führende Cello-Melodie T. 32/33 sowie T.
36/37 mit dem 1. Fagott. Diese Fagott-Stimme wird jedoch von fast allen
Dirigenten vernachlässigt, außer von Manacorda, Dausgaard und Brüggen-97.
Ähnliches ist vom Beginn des Hauptsatzes zu berichten, T. 64 ff. mit Auftakt.
Hier treten zum Hauptthema der 1. Geigen noch die 1. Klarinette dazu,
allerdings in der tiefen Chalumeau-Lage, in der das Instrument eher nur als
Solo auf sich aufmerksam machen kann und im Orchester schnell „überfahren“
wird. Nur sehr wenige Dirigenten schenken der Klarinette in diesen Takten ihre
Aufmerksamkeit. In erster Linie wäre da Manacorda zu nennen, außerdem
Brüggen-12, Widmann und Manze, hier darf sie bei der Wiederholung der
Exposition noch mehr hervortreten.
Ab T. 126 fügt
Mendelssohn dem Hauptthema quasi als Kontrapunkt ein Begleitthema wiederum in
der 1. Klarinette hinzu, jetzt erkennt der Hörer sie sofort durch ihren farbigen
Klang. Das 2. Thema (e-Moll) erscheint ab T. 181 und ist mit Sehnsucht beladen,
bleibt aber nur eine Episode. Man begegnet ihm nur jeweils einmal in der
Durchführung und der Reprise.
Im langsamen 3. Satz
wird das 1. Thema in der Reprise ab T. 78 einfühlsam vom Cello gestaltetet,
nachdem es bereits drei Takte zuvor auf die Reprise zugespielt hat. Jetzt
verstärkt, vergleichbar zur Einleitung des 1. Satzes, das 3. Horn das Thema. Es
ist eine heikle Stelle, wenn sich Celli und Horn klanglich mischen. Leider muss
der Horn-Spieler sich bei den meisten Dirigenten zurückhalten. Am besten hört
man das Horn wiederum bei Manacorda, aber auch bei Masur-87, Mitropoulos,
Oestman, Widmann, Norrington, Hager, Manze, Ashkenazy und Gardner.
Die Wiederholung des Kopfsatzes
wird in der Regel nicht beachtet, seit Einführung der CD trat ein Umdenken ein,
in den neueren Einspielungen wird sie berücksichtigt, hier durch ein W zu
Beginn des Kommentarfeldes angezeigt.
Dimitri
Mitropoulos |
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
medici arts |
1960 24.10. |
34‘03 |
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live,
▼ |
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5 |
Dimitri Mitropoulos |
Berliner Philharmoniker |
Orfeo |
1960 21.08. |
32‘59 |
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live, ▼ |
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5 |
Arturo Toscanini |
NBC Symphony Orchestra |
Testament |
1941 |
33‘20 |
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live, I bemerkenswerte E, voller Leidenschaft, diese setzt sich auch im Hauptsatz
fort, Toscanini zeigt Gespür für die verschiedenen Stimmungen der Musik unter
Einsatz geringfügiger Rubati, Toscaninisches Brio ist überall zu spüren, II
trotz der scharfen Artikulation klingen einige Stellen doch etwas robust, III
erfrischend belebtes Musizieren trotz des relativ langsamen Tempos, IV
bemerkenswerte Pizzicati der Bässe – die unzureichende Aufnahmetechnik vermag
vieles nicht adäquat abzubilden, vor allem in schnellen Partien |
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5 |
Herbert Blomstedt |
San Francisco Symphony Orchestra |
Decca |
1991 |
37‘00 |
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W, ▼ |
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5 |
Herbert Blomstedt |
Gewandhausorchester Leipzig |
Querstand |
2004 |
38‘49 |
|
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live, W, ▼ |
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Arnold
Oestman |
Radio Kamerorkest Hilversum |
Brilliant |
1993 |
32‘51 |
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live,
T bewegte E mit viel Spannung, HT Allegro assai, ausgelassen, viel Brio, rhythmischer
Schwung, mit schnörkelloser Klarheit, stellenweise Musik wie durchgepeitscht,
II artistische Leichtigkeit, III Andante, Oestman atmet mit der Musik, IV wie
Satz 1 |
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5 |
Peter Maag |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1960 |
38‘06 |
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▼ |
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5 |
Yannick Nézet-Séguin |
Chamber Orchestra of Europe |
DGG |
2016 |
40‘33 |
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live, W, schlankes und klares Musizieren bei sehr guter Transparenz und
Balance, offenes Klangbild, I E nicht dramatisiert, II helle Klarinette,
rhythmisch akzentuiert, III sich Zeit lassend, Mendelssohn-Feeling, IV schöne
Bläserdetails beim Übergang zum Finale |
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5 |
Christoph von Dohnanyi |
Cleveland Orchestra |
Telarc |
P
1988 |
34‘00 |
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▼ |
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5 |
Wolfgang Sawallisch |
New Philharmonia Orchestra London |
Philips Decca |
1967 |
38‘49 |
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W, I schlankes Musizieren, zielstrebig nach vorn, fern aller
Gefühligkeit, III lässt das 1. Th aussingen, Musik kann atmen, IV locker,
Dirigent lässt Sensibilität für die rhythmische Energie der Musik spüren –
sehr gute Transparenz, Holzbläser gut abgebildet |
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4-5 |
Adrian Boult |
London Philharmonic Orchestra |
Westminster
forgotten records |
1955 |
30‘39 |
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I inspiriertes Spiel, Boult hat das dramatische Geschehen immer im Griff,
II gute Transparenz, III Andante, bewegt, jedoch mit Klangsinn und
Gestaltungskraft, IV aufgewühlt, stellenweise entfesselt – trotz des
historischen Klangs überwiegend transparent |
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4-5 |
Charles Münch |
Boston Symphony Orchestra |
RCA |
1959 |
36‘02 |
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I ausdrucksvolle E, Münch widmet sich mit Empathie der Sinfonie,
Formteile voneinander abgesetzt, lyrische Passagen im Tempo etwas
zurückgenommen, weniger schlankes Musizieren, die Transparenz könnte besser
sein, II Klarinette zu Beginn weniger nach vorn geholt, im schnellen Tempo
manches etwas grob, III klarer Ablauf, stellenweise etwas pastos, IV wie
entfesselt, T. 357 ff. rit., am Satzende wieder schneller |
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4-5 |
Herbert Blomstedt |
Bamberger Symphoniker |
BR-Aufnahme, nicht veröffentlicht |
2023 |
39‘40 |
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live, W, ▼ |
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4-5 |
Georg Solti |
Chicago Symphony Orchestra |
Decca |
1985 |
43‘28 |
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W, ▼ |
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4-5 |
Georg Solti |
London Symphony Orchestra |
Decca Membran forgotten records |
1952 |
33‘45 |
|
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▼ |
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4-5 |
Rudolf Kempe |
Staatskapelle Dresden |
Supraphon Tahra |
1952 |
37‘56 |
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I mit gestalterischem Ernst, innere Dramatik der Musik freigelegt, bei
Klangverdichtung nimmt die Transparenz ab, II elastisches Musizieren,
spürbare Vitalität, III mit wacher Aufmerksamkeit den musikalischen Ablauf
begleitend, Horn zu Beginn der Reprise zu leise, IV zielstrebig voran,
lustbetontes Musizieren – etwas raues Klangbild |
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4-5 |
Claudio Abbado |
London Symphony Orchestra |
DGG |
1984 |
44‘24 |
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W, ▼ |
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4-5 |
Ataulfo Argenta |
Wiener Symphoniker |
Orfeo |
1953 |
38‘28 |
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live, I nuanciertes Musizieren, II frisches Tempo, immer locker, III sich
Zeit lassend, mit spürbarer Hingabe, IV immer klares und elastisches
Musizieren, hier mehr Transparenz als im 1. Satz – kompakter Klang der
Rundfunkaufnahme, Holzbläser oft zu weit zurück, auch bei Solostellen |
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4-5 |
Bernard Haitink |
London Philharmonic Orchestra |
Philips |
P
1979 |
37‘01 |
|
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I mit musikantischem Feinsinn, zielstrebig voran, gute Balance und
Transparenz, Klarinette zu Beginn des Hauptthemas jedoch zu leise, II spontan
wirkendes Musizieren, erfrischend, III natürlich musikalischer Fluss, IV mit
viel Dramatik, aber immer locker bleibend |
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4-5 |
Paul Kletzki |
Israel Philharmonic Orchestra |
EMI forgotten records |
1954 |
38‘15 |
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I inspirierte E, Kletzki mit Empathie am Werk, kluge Tempogestaltung,
keinesfalls auftrumpfend, nachlassende Transparenz bei lauten
Tutti-Abschnitten, II molto vivace, durchgehend lebendiges Musizieren,
III sich Zeit lassend, Eintauchen in Mendelssohns poetische Gedankenwelt, IV
locker, nicht gehetzt, an einigen Stellen artikulieren Holzbläser präziser
als Streicher, z. B: T. 299-310 |
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Ferdinand
Leitner |
Bamberger Symphoniker |
DGG |
1954 |
36‘09 |
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I E
weniger ernsthaft, eher beschwingt, mehr Sonne als düstere Wolken über
Schottland, überwiegend schlankes Musizieren, II artistische Leichtigkeit, III
gelöstes Musizieren, Espressivo, IV vehementer Zugriff, im Finale gezügelt –
trotz Monoklang transparent |
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4-5 |
Hartmut Haenchen |
Staatskapelle Berlin |
Eterna Berlin Classics |
1981 |
38‘14 |
|
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I Klarinetten in den ersten Takten des Themas nicht zu hören, 2. Thema
langsamer, insgesamt objektive Darstellung, II mit spürbarer Hingabe, markant
akzentuiert, III im Gegensatz zu den umliegenden Sätzen ruhig und überwiegend
gelassen, IV vivace-Charakter der Musik betont, könnte jedoch noch
etwas lockerer sein, etwas gewichtig |
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4-5 |
Simon Bychkov |
London Philharmonic Orchestra |
Philips |
1986 |
39‘50 |
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I E Adagio, Klarinette zu Beginn des HT nicht zu hören, insgesamt
geschmeidiges Musizieren, Tempo beim 2. Th zurückgenommen, II drängend, T.
141-153 Bassgrundierung des 2. Fg herausgestellt, III Bychkov lässt der Musik
Zeit sich zu entfalten, gelungener Spannungsaufbau T. 62 ff., IV wie Satz 1,
Pizzicati der Kb führen zu federndem Musizieren – Klang insgesamt weniger
schlank und weniger locker, jedoch gute Transparenz |
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4-5 |
Claus Peter Flor |
Bamberger Symphoniker |
RCA |
1991 |
36‘24 |
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I differenzierte E, Flor lenkt den Blick mehr auf die lyrischen als auf
die dramatischen Abschnitte, II nicht immer ganz locker, III das
Sarabanden-artige des 2. Th herausgestellt, Landschaftsbild schön
nachgezeichnet, IV überwiegend locker – das Klangbild wünschte man sich bei
lauten Tutti-Stellen offener |
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4 |
Neville Marriner |
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
Philips |
1993 |
39‘40 |
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W, bekannte und geschätzte Marriner-Qualitäten, wie durchgespielt auf
höchstem Niveau, immer bewegt, keine Extreme, leider etwas spannungsarm, IV
ruhender Pol der Sinfonie – beste Balance und Transparenz |
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4 |
Christoph von Dohnanyi |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
P
1980 |
36‘38 |
|
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▼ |
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4 |
Vladimir Ashkenazy |
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin |
Decca |
P
2000 |
38‘31 |
|
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|
W, I lebendige E, HT anrührendes Musizieren, fast wie durchgepeitscht,
Streicher etwas philharmonisch breit, nicht mit letztem Schliff, II furios,
III Andante, fließend, auch hier immer mit Blick nach vorn, IV rastlos
vorwärtstreibend |
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4 |
Colin Davis |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
Orfeo |
1983 |
39‘50 |
|
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|
I E mit Nachdruck, aber auch nachdenklich, Klarinette zu Beginn des HT
nicht da, nuanciertes Spiel, zurückhaltendes Tempo, II Musik wirkt weniger
lebendig, Bläsereinwürfe weniger deutlich, III schwerblütig, betroffen
machend, IV diese Stimmung setzt sich auch hier durch – eingedunkeltes
Klangbild, etwas zurückgesetzt |
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4 |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1971 |
39‘30 |
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I E bedeutend, HT in den ruhigen Abschnitten Spannungsabfall, laute Tutti
kommen etwas pompös, Vc T. 213 ff. zurückhaltend, III sehr ruhig, 1. Th
Primat der 1. Vl, Einstieg der Ob und Fl T. 22 bzw. T. 25 wie nur nebenbei,
Balance bei Bläsern im 2. Th nicht optimal, spätromantischer Ausdruck, IV
laute Tutti-Stellen zu dick aufgetragen |
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4 |
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1960 |
41‘43 |
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I E mit viel Nachdruck, HT anfangs (Th) etwas verschmiert,
gestalterischer Ernst, festes Musizieren mit viel Nachdruck, wuchtiger Klang
bei lauten Tutti-Abschnitten, II etwas gemächlich, die Schlusstakte gefallen
am besten, III 1. Th ruhig fließend, stolz schreitendes 2. Th, Musizieren
gewinnt im Laufe des Satzes an Dichte, IV sich Zeit lassend, gezogen, Musik
etwas auf äußerliche Pracht ausgerichtet, ohne rechte Spannung |
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4 |
Otto Klemperer |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
EMI |
1969 |
44‘42 |
|
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live, ▼, I E hier lebendiger, Musik inspirierter, Artikulation des 1.
Th etwas besser (T. 64 ff.), noch etwas langsamere Gangart, Klemperers
Musizieren hat etwas Holzschnittartiges, beim 2. Th Rücknahme des Tempos, II
mehr Klangfarben, III langsamer als früher, IV gezogen, etwas schwerfällig,
neue Coda – viel besserer Klang als bei POL |
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4 |
William Steinberg |
Pittsburgh Symphony Orchestra |
Capitol EMI |
1952 |
33‘36 |
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I aufgewühlte E, ein kleines Drama für sich, HT unruhige Stimmung, 2. Th
nur eine kurzzeitige Oase der Entspannung, Schottland im Herbst, II stürmisch
bewegt mit viel Druck, erdverbundenes Orchesterspiel, III bewegtes Tempo,
eher sachlich als gefühlsbetont, IV kraftvoll und aufgekratzt nach vorn, kaum
Ruhepunkte |
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4 |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester Leipzig |
Teldec |
1987 |
37‘47 |
|
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W, ▼ |
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4 |
Peter Maag |
Orquestra Sinfónica de Madrid |
Arts |
1997 |
39‘31 |
|
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|
▼ |
|
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4 |
Claudio Abbado |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1967 |
36‘26 |
|
|||||||||
|
▼ |
|
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4 |
Riccardo Muti |
New Philharmonia Orchestra London |
EMI |
P
1976 |
44‘08 |
|
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W, I gewichtiges Musizieren in der E mit Atmosphäre, diese setzt sich im
HT fort, an lauten Stellen herabgesetzte Transparenz, II vehementer Zugriff,
stellenweise jedoch etwas fest, T. 49 im ff zu viel Klangbrei, auch
später T. 115, nuanciertes Spiel bei gezogenem Tempo, IV ähnlich wie Satz 1 |
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4 |
Leonard Bernstein |
New York Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1964 |
36‘14 |
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I E mit großem Ernst, kein stabiles Tempo, HT spontan wirkende
Musizierfreude, mit zunehmender Lautstärke schwindet die Transparenz,
moderates Tempo, II zupackend, bei lauten Tutti-Stellen etwas hemdsärmelig,
III sich Zeit lassend, viel Espressivo, IV viel Dramatik in Schottland,
überwiegend kämpferischer Stil |
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4 |
Leonard Bernstein |
Israel Philharmonic Orchestra |
DGG |
1979 |
39‘07 |
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live, I E etwas zusammenhanglos, ab T. 84 kommt die Musik in Fahrt, kein
festes Tempo, vier Takte vor der Reprise deutliches Ritardando, routiniert,
im Tutti etwas bulliger Orchesterklang (Aufnahme Deutsches Museum München),
II jetzt besser durchgeformt als in NY, III ruhig gelassen, Espressivo, IV
stellenweise weniger fiebrig als früher, Finale schwerfällig |
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4 |
Andrew Davis |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
CBS Sony |
1980 |
37‘48 |
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E Musik läuft wie von selbst, den Anforderungen der Partitur im Großen
und Ganzen gerecht werdend, nichts falsch gemacht, jedoch ohne persönliche
Note, ausgeglichenes Musizieren, stellenweise wünschte man sich eine
geschärfte Dynamik |
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4 |
Franz Welser-Möst |
London Philharmonic Orchestra |
EMI |
1991 |
35‘55 |
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I vorwärtsdrängend, unruhig, Klarinette zu Beginn des HT nicht da, auch
Klarinette und Fagott T. 304-306 viel zu leise, II Spiccato der Streicher
nicht immer deutlich, den Holzbläsern hätte mehr Transparenz gutgetan, laute
Tutti-Abschnitte teilweise polternd, III zu viel al fresco, besonders
nach der Reprise T. 78 ff. IV auch hier macht sich al fresco breit,
Differenzierung nicht auf höchstem Niveau – Aufnahme klangtechnisch nicht
immer auf der Höhe der Zeit |
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3-4 |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester Leipzig |
Eterna Eurodisc BMG |
1972 |
36‘10 |
|
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▼ |
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3-4 |
Edward Gardner |
Birmingham Symphony Orchestra |
Chandos |
2013 |
37‘00 |
|
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W, I spielfreudig, fast wie nur forsch durchgezogen, 2. Th beim 1. Auftreten
sehnsuchtsvoll, bei lauten Tutti-Abschnitten herabgesetzte Transparenz, Musik
bleibt in einer Ebene, II sehr schnell, Klarinette zieht sich ab T. 33
zurück, pulsierende Streicher nach T. 67, Dirigent scheint das Tempo für das
Wichtigste zu halten, III Andante mit Melos, IV etwas glatt – insgesamt viel
Bewegung, Interpretation hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
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Jan
Willem de Vriend |
Netherlands Symphony Orchestra |
Challenge |
2013 |
38‘34 |
|
||||||||||
|
W, I
E dramatisch, das Vorwärtsdrängende durchzieht den ganzen Satz, 2. Th
langsamer, bei de Vriend meint man den Wald von Birnam (Macbeth) sich immer
näher zum Hörer zu bewegen, II insgesamt (zu) hektisch, Orchester nicht immer
100 % zusammen, Musik wird etwas überfahren, III ruhiger Pol, die
marschähnlichen Abschnitte zu äußerlich hingeknallt, IV Dirigent hier näher
an der Partitur – insgesamt Sturm-und-Drang-Interpretation |
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3-4 |
James Levine |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1988 |
41‘20 |
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W, nur 70% statt 100% geliefert, Holzbläser oft viel zu weit zurück, (z.
B. IV Bläsereinwürfe T. 63-66), etwas lustlos, bei lauten Tutti-Stellen
bulliger Klang, Kb etwas zu weit nach vorn, Musik wird gespielt, jedoch
vermisst man die Empathie, Orchesterklang an dem der Karajan-Ära orientiert |
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3-4 |
Franz Konwitschny |
Gewandhausorchester Leipzig |
Eterna Berlin Classics |
1962 |
42‘37 |
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I etwas schwerfällig, beim 2. Th noch langsamer, wenig vivace
spürbar, vor der Reprise rit., II in Tutti-Abschnitten gezogen,
weniger locker, III phlegmatisch, herabgesetzte Balance und Transparenz, IV
auch hier kein Ereignis – bei lauten Abschnitten etwas bulliger Klang |
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3-4 |
Leopold Hager |
English Chamber Orchestra |
Novalis |
1995 |
38‘11 |
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I E für ein Kammerorchester klingen die Bassfiguren T. 43 und 44 zu
kräftig, Kammerorchester sollte nicht zur Konkurrenz zum Sinfonie-Orchester
auftreten, II Klarinette T. 38/39 zu beiläufig, lässt der Flöte den Vortritt,
Streicher ab T. 68 sollten lockerer und filigraner sein, III 1. Vl verweigert
T. 22-28 Ob und Fl die „Mitarbeit“, gut: Horn zusammen mit Vc T. 75ff., IV
Bläser T. 63-66 überfahren |
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Interpretationen nach
historisch-informierter Aufführungspraxis, teilweise auch mit
Instrumenten aus der Entstehungszeit der Musik |
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5 |
Pablo Heras-Casado |
Freiburger Barockorchester |
HMF |
P
2016 |
40‘24 |
|
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W, I rhythmisch betontes Musizieren, erfrischend, dramatisch, nuanciert,
Holzbläser kommen immer zu ihrem Recht, II aufmerksame Umsetzung des
Notentextes, III Ruhepunkt der Sinfonie, die Musik kann atmen, IV
spielfreudig, mit einer Spur von Sinnlichkeit – farbiges Klangbild mit sehr
guter Transparenz |
|
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5 |
Antonella Manacorda |
Kammerakademie Potsdam |
Sony |
P
2016 |
39‘45 |
|
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W, I E in der Mitte nicht aufgebauscht, HT Klarinette sofort im Einsatz,
aufmerksame Umsetzung der Partitur, Holzbläser immer präsent, plastisches
Musizieren, keine Einheitsdynamik, sehr farbiges Klangbild, II furios, III
fließend |
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5 |
Thomas Dausgaard |
Schwedisches Kammerorchester |
BIS |
2019 |
36‘07 |
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W, I orchestrale Vehemenz, mit schnörkelloser Klarheit, innere Dramatik
der Musik herausgestellt, immer wieder schlankes Musizieren, blitzsauber, II
mit artistischer Leichtigkeit, gepaart mit musikantischem Feinsinn, III die
unterschiedlichen Aggregatzustände der Musik bestens getroffen, fließendes
Musizieren, IV federnd, triumphaler Ausklang |
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5 |
Osmo Vänskä |
BBC Scottish Symphony Orchestra |
BBC music |
1997 |
36‘42 |
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|||||||||
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W, straffe Tempi, überschäumendes, in Satz 3 fließendes Musizieren, aber
auch immer wieder Blick auf Details, besonders bei den Holzbläsern, Vänskä
verliert nie die Übersicht, auch wenn es stellenweise etwas hektisch zugeht
(IV), Trompeten immer wieder auch Signalgeber |
|
|||||||||||||
5 |
Andrew Manze |
NDR Radiophilharmonie Hannover |
Pentatone |
P
2016 |
39‘26 |
|
|||||||||
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I überlegtes Vorgehen, die unterschiedlichen Aggregatzustände der Partitur
herausgearbeitet, 2. Th etwas langsamer, II selbstverständliche Perfektion,
farbiger Klang, trotz des schnellen Tempos klingt die Musik immer wieder
entspannt, III überwiegend entspannt, Atmosphäre, IV mit artikulatorischer
Feinarbeit – sehr gute Balance und Transparenz |
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5 |
Jörg Widmann |
Irish Chamber Orchestra |
Orfeo |
2013 |
39‘12 |
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W, I rhythmische Energie treibt die Musik nach vorn, 2. Th langsamer, rit.
bei Wechsel von Exposition und Durchführung sowie Durchführung und Reprise,
II pulsierende Streicher, spontan wirkende Musizierfreunde, III fließend,
jedoch mit viel Atmosphäre, beim 1. Th werden Holzbläser nicht überspielt, IV
Musik immer wieder wie auf dem Sprung – in allen Sätzen schlankes Musizieren,
Klang etwas distanziert und angeraut |
|
|||||||||||||
|
|
||||||||||||||
4-5 |
Roger Norrington |
London Classical Players |
EMI |
1989 |
37‘14 |
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W, I unruhige, aufgewühlte E, diese Stimmung setzt sich im HT fort,
Dirigent setzt leichte Tempomodifikationen ein, insgesamt etwas nüchtern, II
lebendig, bei lauten Tutti-Stellen Blechgeschmetter, jedoch gute Transparenz,
auch das Holz kommt zu seinem Recht, III bewegtes Tempo, auch hier etwas
nüchtern, IV auf dem einmal eingeschlagenen Weg unterwegs |
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4-5 |
Nikolaus Harnoncourt |
Chamber Orchestra of Europe |
Teldec |
P
1991 |
39‘12 |
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W, I E fast Adagio, Dirigent hat die Musik im Griff, sachlicher Stil,
klar, 2. Th langsamer, sehr gute Balance und Transparenz, II quicklebendig,
sachlich, III Andante, Harnoncourt schaltet immer wieder von emotional
beteiligt zu sachlich um, IV immer klares Musizieren |
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4-5 |
Frans Brüggen |
Orchester des 18. Jahrhunderts |
Philips Decca |
P
1997 |
39‘50 |
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W, I E nicht zu sehr mit Emotionen aufgeladen, Ecken und Kanten der Musik
nicht abgeschliffen, innere Dramatik herausgearbeitet, gestalterischer Ernst,
II die Holzbläser hätte man sich etwas weiter vorn gewünscht, III Musik in
Verlaufsform, IV zupackend, an der Partitur entlang |
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4 |
Frans Brüggen |
Orchester des 18. Jahrhunderts |
Glossa |
2012 |
45‘36 |
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W, alle Sätze langsamer als früher, nicht unbedingt zum Vorteil der
Musik, I mit viel Schwermut, etwas gezogen, vor der Durchf. überdeutliches rit.,
II beim 1. Th Klarinette jetzt deutlicher, weniger Druck, III Th 1 blüht
nicht auf, Musik gespielt, jedoch langatmig, IV zu moderat und gewichtig –
etwas belegtes Klangbild |
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4 |
Heinz Holliger |
Musikkollegium Winterthur |
MDG |
P
2011 |
36‘23 |
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W, sorgfältiges Musizieren, meist schlanke Tongebung, Streicher mit wenig
Vibrato, I vorwärtsdrängend, II Klarinette etwas zurück, Immer wieder sehr
locker, Anklänge an „Sommernachtstraum“, III Dirigent schafft kaum
Atmosphäre, IV flottes Finale – Aufnahme klingt insgesamt etwas distanziert,
Holligers Musizieren immer an Kammermusik orientiert, Klangbild etwas entfernt |
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Londoner
Fassung 1842 |
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5 |
Riccardo Chailly |
Gewandhausorchester Leipzig |
Decca |
2009 |
2009 |
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live, W, immer lebendiges Musizieren, zielstrebig nach vorn, mit viel
Drive, breite Dynamik, plastisches Klangbild, III klar, bewegtes Tempo, IV
sehr schnell, präsente Pauke – hervorragende Orchesterleistung, farbiger
Klang, sehr gute Transparenz |
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Otto
Klemperer
Im Programmheft zum
Münchner Konzert schreibt Klemperer, dass er mit dem Schluss des 4. Satzes unzufrieden
sei und war auch der Meinung, dass der Komponist hier noch nicht das letzte
Wort gefunden habe. Er strich die 95 Takte der Coda und ersetzte sie durch
einen eigenen Schluss, der hauptsächlich aus Material des 2. Themas des Finales
besteht. Diese Version hört man auf der CD mit dem Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks.
Dimitri Mitropoulos
Von Mitropoulos liegen
uns zwei live-Mitschnitte aus seinem Todesjahr vor. Beide bieten ein
eindringliches Plädoyer für Mendelssohns Partitur. In der Aufnahme von den
Salzburger Festspielen aus dem neuen Großen Festspielhaus ist man überrascht
von dem schwungvollen überschäumenden Musizieren sowie der orchestralen
Vehemenz des Berliner Orchesters in allen Sätzen, abgesehen vom Adagio. Das 2.
Th im Kopfsatz ist mit Sehnsucht aufgeladen. Der Dirigent zieht einen großen
Boden vom Ende der Durchführung zum Anfang der Reprise, indem er mit dem
Cello-Thema beide Formteile verbindet. Fast alle anderen Interpreten
unterbrechen es oder lassen es beim Ende der Durchführung leise ausklingen. Im
Scherzo überschlägt sich die Musik bei dem rasenden Tempo, trotzdem gelingen
immer wieder filigrane Abschnitte. Im langsamen Satz schaltet der Dirigent auf
Entspannung und lässt den Musikern Zeit die Musik auszusingen.
Zwei Monate nach dieser
überzeugenden Interpretation steht Mendelssohns Schottische auf dem
Programmzettel des Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchesters im Funkhaus am
Wallraffplatz. Mitropoulos sollte der erste Chefdirigent dieses nach dem 2.
Weltkrieg ins Leben gerufenen Klangkörpers werden. Das Schicksal wollte es
anders, eine Woche später folgte ein zweites Konzert mit dem Orchester, auf dem
Programm stand Mahlers 3. Sinfonie, es war sein letztes. Auf seinem Terminplan
stand in den folgenden Tagen ein Konzert in Mailand ebenfalls mit Mahlers 3.
Sinfonie, bei der Probe starb er in Folge eines Herzinfarktes, er wurde nur 54
Jahre alt. Zurück zu Mendelssohn: Die Kölner Aufnahme zeigt dieselben
Qualitäten wie zuvor. Die Streicher zeigen in den Tutti-Stellen eine geringfügig
höhere Präzision und Transparenz. Der Musik des Adagios klingt noch entspannter
als in Salzburg. Klangtechnisch stehen beide Aufnahmen höher als vergleichbare
sowohl aus Salzburg als auch aus Köln.
Georg Solti
Solti wurde bereits
Ende der 1940er Jahre von Decca unter Vertrag genommen, zunächst als Pianist,
schnell aber auch als Dirigent, vorwiegend mit dem London Philharmonic
Orchestra, aber auch mit dem London Symphony Orchestra. Mit diesem Klangkörper
entstand 1952 Soltis Ersteinspielung der Schottischen Sinfonie. Bereits in
dieser Aufnahme gibt sich der Dirigent als Heißsporn zu erkennen: von
musikalischer Energie sprühend, innerer Dramatik, immer wieder agitato,
viel unterschwellige Unruhe, dynamischer Reichtum, dies zieht sich durch die schnellen
Sätze der 3. Sinfonie. Der langsame Satz wird bewegt genommen, die Musik klingt
jedoch etwas nüchtern. Den Decca-Techniken gelingt hier ein erstaunlicher
Klang, auch wenn die Aufnahme noch etwas rau klingt. 33 Jahre später sieht es
auf klanglicher Seite noch besser aus, mit mehr Farbe und mehr Relief. Soltis
Vorstellung von dieser Musik hat sich jedoch kaum geändert. Im langsamen Satz
gönnt der Dirigent der Musik jetzt aber mehr Zeit und man spürt eine größere
Hingabe an die Partitur.
Peter Maag
Vom schweizerischen
Dirigenten liegen zwei Interpretationen der Schottischen Sinfonie vor. Die
Erstaufnahme aus dem Jahr 1960 mit dem Londoner Sinfonie-Orchester galt bei
ihrem Erscheinen als eine der Favoriten und ist bis heute, mehr als 60 Jahre
später und vielen weiteren Interpretationen bedeutender Pultstars, ein
Geheimtipp geblieben. Maag liefert nach einer ausdrucksstarken Einleitung in
den schnellen Sätzen ein frisches Musizieren, dabei gelingt es ihm den
Notentext akribisch auszuformulieren, immer mit einer Portion agitato im
Hinterkopf. Das von Mendelssohn verlangte vivace wird ernst genommen,
was immer wieder zu pulsierenden Abschnitten führt. Ruhig fließend, dabei aber
auch abwechslungsreich gestaltet, zieht der langsame Satz vorüber. Der Finalsatz
überzeugt vor allem durch sein farbiges Klangbild. 37 Jahre später bringt Maag
eine weitere Aufnahme – im Rahmen einer Gesamtaufnahme – eine Neuproduktion der
3. Sinfonie auf den CD-Markt. Die Darstellung ähnelt der der Erstaufnahme, sie
klingt jedoch abgeklärter mit weniger Druck und Spannung, im Finale auch
weniger Schwung. Wie bei vielen Zweit- oder Drittaufnahmen eines Interpreten zu
beobachten, wird der langsame Satz nun im Alter etwas schneller als in früheren
Jahren gespielt, so, als fehle nun die Kraft um die frühere Spannung nochmals
zu erzielen. Das erlebt man auch hier. Das Klangbild der Neuaufnahme ist
weniger farbig als früher.
Kurt Masur
Mendelssohns Sinfonien
gehörten und gehören immer noch zum Pflichtprogramm des Gewandhausorchesters
und seiner Chefdirigenten, so auch für Kurt Masur.
Zwei Aufnahmen stehen
hier zur Diskussion. Die frühere wurde von VEB Deutsche Schallplatten
produziert und auf dem Label Eterna veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit
Bertelsmanns-Schallplatten gelangte sie schnell auch via Eurodisc auf
westlichen Plattentellern. Masur macht nichts falsch, die Musik klingt jedoch
ohne Esprit, neutral, routiniert. Es klingt wie eine Pflichtaufnahme. Die
Aufnahme besitzt einen etwas angerauten Klang und geringerer Transparenz. Beim
Hören seiner Zweitaufnahme 15 Jahre später gewinnt man den Eindruck, dass sich
Masur noch einmal in die Partitur vertieft und die Musik erst jetzt entdeckt
habe. Er lässt engagiert aufspielen, jedoch mit einer übertriebenen
Musizierlaune, wild und forsch geht es bei vielen Stellen voran, darunter
leider hier auch die Transparenz, vivace wird mit schnellem Tempo
gleichgesetzt. Die Holzbläser könnten mit mehr Präsenz aufwarten. Insgesamt
wartet die Teldec-CD mit einem farbigen Klangbild auf.
Herbert Blomstedt
Bei Herbert Blomstedt
ist Mendelssohns 3. Sinfonie in den besten Händen, man spürt als Hörer ein
Höchstmaß an Affinität zu dieser Musik. Viel Brio erfasst das Werk, auch in den
leiseren Abschnitten der Partitur, Vivace wird immer großgeschrieben. Im
langsamen Satz pflegt der Dirigent einen klangvollen Espressivo-Stil, dabei
darf sich die Musik aussingen. Mit ansteckender Spielfreude klingt die Sinfonie
aus. Insgesamt sorgt der Dirigent für viel Innenspannung, eine gute Balance und
Transparenz. Das Gesagte gilt nicht nur für die Decca-CD, sondern auch für die
folgenden Mitschnitte aus Leipzig und Bamberg. Lediglich die Tempi lassen ein
wenig nach. Auch in Bamberg wird immer noch hellwach musiziert, jedoch weniger
elastisch wie früher – Blomstedt ist fast 96 Jahre alt. Der Klang ist hier
etwas dunkler. Die Leipziger Aufnahme klingt nicht ganz so poliert wie die aus
San Francisco, das schmälert aber keineswegs den Rang der Aufnahme. Das
Leipziger Publikum lauscht mucksmäuschenstill.
Christoph von Dohnanyi
Der Dirigent hat zwei
Studio-Aufnahmen hinterlassen. Ende der 1970er Jahre produzierte er mit den
Wiener Philharmonikern alle 5 Sinfonien, wenige Jahre später erfolgte eine
Neuaufnahme der 3. mit dem Cleveland Orchester, dessen Chefdirigent er
mittlerweile geworden war. In der Erstaufnahme erscheint die Einleitung fast
wie eine abgeschlossene Einheit, sonst aber läuft alles wie am Schnürchen,
nichts wird falsch gemacht, die Musik klingt geglättet, wie ein Selbstläufer,
im Erscheinungsbild klassizistisch. Vielleicht hat Dohnanyi diese neutrale
Vorgehensweise später nicht mehr gefallen und er erarbeitete eine neue Version
mit den Cleveländern. Man nimmt den amerikanischen Musikern ihre spontan
wirkende Musizierfreude ab, die sich näher mit der Sinfonie einlässt. Die
Aufnahme hat mehr Körper als die frühere, auch klanglich gefällt sie durch ihr
offeneres und helleres Klangbild. Die Holzbläser klingen jedoch weniger weich
als in Wien.
Claudio Abbado
Nach viel beachteten
Konzerten u. a. bei den Salzburger Festspielen 1965 wurde Abbado schnell
bekannt und von Decca unter Vertrag genommen. Eine der ersten Produktionen war
auch Mendelssohns Schottische Sinfonie, die er mit 34 Jahren mit dem London
Symphony Orchestra aufnahm. 17 Jahre später gab es ein Remake mit demselben
Orchester, dessen Chefdirigent er bereits seit 1979 war, diesmal für die DGG.
Beide Aufnahmen haben ihre Meriten und ihre Schwächen. Bei Decca ist man
überwältigt von Abbados lebendigem Musizieren (agitato molto), stellenweise
geradezu lustvoll dargeboten. Daneben stehen aber auch Sätze, in denen die
Musik noch nicht bewältigt wurde, wie das Finale, das mit zu viel al fresco-Gewusel
aufwartet, oder der langsame Satz, in dem es dem Dirigenten noch nicht gelingt,
Mendelssohns Poesie zu wecken. Am besten gefällt das Scherzo, das mit spürbarer
Hingabe angegangen wird und das mit einer sehr guten dynamischen
Differenzierung im p-Bereich glänzt. Da kommt die Zweitaufnahme nicht
ganz mit. Allerdings klingt die Musik jetzt mehr durchgeformt, differenzierter
und wartet mit einem höheren Grad an Stilgefühl auf, ist jedoch weniger
schlank. Höhepunkt ist hier der langsame Satz. Der Klang der DGG-CD ist weniger
präsent als früher.
eingestellt am 19.10.23