Das Klassik-Prisma |
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Bernd
Stremmel |
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Wolfgang
Amadeus Mozart
Requiem
d-Moll KV 626
Auch wenn Mozart das Requiem nicht mehr fertigstellen
konnte, wird es doch, trotz der Bearbeitungen, bis zum heutigen Tag zu seinen
Hauptwerken gerechnet und immer wieder aufgeführt. Das Requiem ist zu allererst
eine kirchenmusikalische Komposition, daran erinnert auch die Mitwirkung der
Orgel. Die meisten Dirigenten klammern sie, den Höreindrücken folgend, aus,
jedoch nicht Koch, Gönnenwein, Harnoncourt, Bernstein und Solti, teilweise auch
Barenboim. Das Orchester, neben Streichern und Orgel, mit Bassetthörnern
(Klarinetten in Tenorlage), Fagotten, Posaunen, Trompeten und Pauken besetzt,
diese sorgen für eine düstere Grundfarbe der Musik. Mozart verzichtet
absichtlich auf die hellen Bläser Flöten und Oboen.
Über die zahlreichen Versuche, Mozarts
Werk zu vollenden und aufführungsreif zu gestalten, lesen Sie bitte in dem
umfangreichen Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Requiem_(Mozart)
in dem alles Wissenswerte über
Mozarts Requiem zusammengefasst ist.
Von nicht allen der dort genannten
Bearbeiter konnten Aufnahmen ausfindig gemacht werden. Den weitaus meisten
Interpretationen liegen die Arbeiten von Eybler
(dessen Name fast immer ausgeblendet wird) und Süßmayr
zugrunde.
Erwähnenswert sollte noch der Hinweis
auf die Aussprache des jeweiligen Chores und der Solisten sein. Wir wissen
nicht wie zu Mozarts Zeiten in Wien oder Salzburg gesungen wurde, in
lateinischer oder italienischer Aussprache. In den meisten Aufnahmen überwiegt
die lateinische mit Unterschieden bei dem Buchstaben c, das als K
oder z gesungen wird, z. B. coeli oder zoeli. Einige Dirigenten jedoch bevorzugen die italienische
Aussprache: Beecham, Giulini, Bernstein,
Schmidt-Gaden, Kertesz, Shaw, Muti, Herreweghe, Malgoire und Neumann.
Abbado und Gardiner haben im Vorfeld der Aufnahme leider keine einheitliche
Regelung getroffen.
Aus der Fülle der Aufnahmen beschränke
ich mich bei meiner Übersicht auf eine Auswahl von 40 Interpretationen.
Abkürzungen der Requiem-Abschnitte:
Re |
Requiem |
Ky |
Kyrie |
Dies |
Dies irae |
Tuba |
Tuba mirum |
Rex |
Rex tremendae |
Rec |
Recordare |
Con |
Confutatis |
Lac |
Lacrimosa |
Dom |
Domine Jesu |
Host |
Hostias |
Sanc |
Sanctus |
Bene |
Benedictus |
Agnus |
Agnus Dei |
Lux |
Lux aeterna |
Fassung Eybler/Süßmayr: |
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5 |
Rudolf Kempe |
Elisabeth
Grümmer Marga Hoeffgen Helmut
Krebs Gottlob
Frick Chor der
St. Hedwigs-Kathedrale Berlin Berliner
Philharmoniker |
Electrola
EMI |
1956 |
57‘24 |
|
überwiegend ernste Darstellung, einer Totenmesse
angemessen, kompakter Klang, jedoch mit guter Transparenz, Chorklang
ausgewogen, bei lauten Stellen jedoch etwas herabgesetzte
Textverständlichkeit, jedoch nicht so locker, wie man es von heutigen
Berufschören her kennt; ausgeglichene Solisten, Grümmer mit mehr Vibrato als
bei Fricsay |
||||
Hermann
Scherchen |
Sena Jurinac Lucretia West Waldemar Kmentt Frederick Guthrie Wiener Akademie Chor Orchester der Wiener Staatsoper |
Westminster |
1958 |
61‘23 |
|
|
überwiegend
ernste Darstellung, dem Anlass angemessen; p (pp)- und f-Abschnitte
deutlich gegenübergestellt, L. West mit viel Vibrato; Re: molto Adagio,
lastend, mit großem Ernst, tiefschürfend, erhaben (auch später wieder), Dies:
assai nach Partitur |
||||
5 |
Peter Neumann |
Diana Montague Michael Chance (Countertenor) Christoph
Prégardien Franz-Josef
Selig Kölner
Kammerchor Collegium Cartusianum |
EMI Virgin |
1990 |
47‘05 |
|
HIP-Interpretation, Dirigent und alle Mitwirkende stellen
sich hinter die Partitur und zeitigen eine hervorragende Leistung,
klangschöner Chor mit guter Textverständlichkeit, gut aufeinander
abgestimmtes Solistenquartett mit integriertem Countertenor (im Gegensatz zu Malgoire), sehr gute Balance und Transparenz, Re:
lastend, Dies: das große Gericht heraufbeschwörend, Dom: T. 7 ff. das auftaktige de vor poenis
endlich einmal hörbar gemacht |
||||
5 |
Helmuth Rilling |
Arleen
Auger Carolyn Watkinson Siegfried
Jerusalem Siegmund Nimsgern Gächinger-Kantorei
Stuttgart Bach-Collegium
Stuttgart |
CBS |
P1979 |
52‘43 |
|
Rillings Aufnahme hinterlässt einen geschlossenen
Eindruck, Kirchen- keine Konzertmusik, Chor und Orchester gut miteinander
verbunden, Solisten leider mit Vibrato, gute Klangtechnik |
||||
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4-5 |
Carlo Maria Giulini |
Helen
Donath Christa
Ludwig Robert Tear Robert Lloyd Philharmonia Chor und Orchester
London |
EMI |
1978 |
52‘38 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Ferenc Fricsay |
Elisabeth
Grümmer Marga Hoeffgen Helmut
Krebs Hans Hotter RIAS
Kammerchor Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin Berliner Philharmoniker |
RIAS Produktion DGG |
1951 |
56‘07 |
|
ernster Stil, einer Totenmesse angemessen, kompakter
Klang; etwas entfernt, bei lauten Stellen auch etwas scharf klingend, mit
geringerer Transparenz; Re: lastend, Ky: locker, deutliche Einsätze, Dies:
ausgeglichener Chor, Lac: eindringlich, Bene: Bass
teilweise überdeckt, Agnus: Pk
T. 8/9 zu leise |
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4-5 |
Karel Ancerl |
Agnes
Giebel Vera Soukoupova Georg Jelden Heinz Rehfuss Chor und
Orchester der Tschechischen Philharmonie Prag |
Tahra |
1966 |
52‘07 |
|
live Montreux, die Aufnahme hinterlässt einen
geschlossenen Eindruck, sorgfältig erarbeitet, ziemlich überzeugend
dargeboten, ausgeglichener Chor und Solisten, gute Balance und Transparenz,
guter Rundfunkklang der 1960er Jahre |
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4-5 |
John Butt |
Joanne Lunn Rowan Hellier Thomas
Hobbs Matthew
Brook Dunedin
Consort |
Linn |
2013 |
46‘37 |
|
HIP-Interpretation, Rekonstruktion der ersten ööfentlichen Aufführung am 2. Januar 1792, facettenreiche
Darstellung mit viel Theatralik, prächtiger Chor, sehr bewegliche Stimmen,
sehr gute Transparenz, Interpretation jedoch etwas artifiziell, R. Hellier mit Vibrato |
||||
4-5 |
John Eliot Gardiner |
Barbara
Bonney Anne
Sophie von Otter Hans Peter
Blochwitz Willard Withe Monteverdi
Choir English
Baroque Soloists |
Philips |
1986 |
46‘25 |
|
sorgfältig erarbeitet, schlankes Musizieren,
ausgeglichen, bewegte Tempi, gute Balance zwischen Chor und Orchester,
insgesamt jedoch artifiziell; W. Withe kann sich
nicht für die lateinische oder italienische Aussprache entscheiden, etwas
angestrengte Höhe, Blochwitz: Vibrato bei langen Tönen, „Quam olim Abrahae“ recht sportlich, Rec: Solisten setzen nacheinander sehr leise mit den
langen Tönen ein (T. 14 ff. und T. 93 ff.) und werden dann lauter, das klingt
maniriert |
||||
4-5 |
Philippe Herreweghe |
Sibylla
Rubens Annette
Markert Ian Bostridge Hanno
Müller-Brachmann La Chapelle Royale Collegium Vocale
Gent Orchestre des Champs Elysées |
HMF |
1996 |
47‘03 |
|
live, HIP-Interpretation, ziemlich überzeugende
Darstellung, Herreweghe betont die kirchenmusikalische
Ausrichtung, Chor: große Sicherheit in den polyphonen Abschnitten, Wohlklang
in den homophonen Teilen, insgesamt bewegte Tempi, Solisten leider mit Vibrato |
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4-5 |
Wolfgang Gönnenwein |
Teresa Zylis-Gara Oralia Dominguez Peter
Schreier Franz Crass Süddeutscher
Madrigalchor Consortium Musicum |
Electrola EMI |
1966 |
54‘12 |
|
solides Musizieren, keine neuen Aspekte aufzeigend,
geschlossener Chor mit führendem Sopran, Solisten bilden eine Einheit, gute
Präsenz, Ky: Chor hier etwas schwergängig, Agnus:
bewegt |
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4-5 |
Helmut Koch |
Jutta
Vulpius Gertraud Prenzlow Rolf Apreck Theo Adam Solistenvereinigung
des Berliner Rundfunks Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Berlin |
Eterna
Berlin Classics |
P 1964 |
64‘26 |
|
in Oratorien-Tradition, ausgeglichene Solisten und Chor,
gute Balance und Transparenz, insgesamt nahezu überzeugend, Re: sehr langsam,
fast zäh, wie anklagend, Chor skandiert, Ky: Koch setzt nach kyrie kurz ab, Dies irae:
vorwärtsdrängend, Conf: archaisch klingende Männer,
Lac: Adagio – J. Vulpius Stimme klingt etwas künstlich |
||||
4-5 |
Colin Davis |
Helen
Donath Yvonne
Minton Ryland Davies Gerd
Nienstedt John Alldis Choir BBC Symphony Orchestra |
Philips |
1967 |
54‘01 |
|
überwiegend lebendiger, mehr diesseitiger Vortrag, klar
mit prächtiger Klangentfaltung, bei lauten Stellen ff statt f;
geschmeidiger Chor, starker Bass, Chorstimmen etwas zusammengerückt, weniger
Transparenz, etwas kompakt; Re: trotzig, Tu: etwas opernhaft |
||||
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|||||
4 |
Karl Böhm |
Teresa
Stich-Randall Ira Malaniuk Waldemar Kmennt Kurt Böhme Chor der
Wiener Staatsoper Wiener
Symphoniker |
Philips DGG |
1956 |
59‘55 |
|
Böhm sorgt für sorgfältiges Musizieren, stark besetzter
Chor, Stimmführungen jedoch nicht immer deutlich, teilweise opulente
Prachtentfaltung, Malaniuk mit zu viel Vibrato; Re:
lastend, eindringliche Bitte, Ky: etwas zu schwer, Lac: langsam, lastend,
Cum: Schlussfuge wie abgespult |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Wilma Lipp Hilde
Rössl-Majdan Anton Dermota Walter Berry Wiener
Singverein Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1962 |
56‘05 |
|
▼ |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Anna Tomowa-Sintow Agnes Baltsa Werner Krenn José van Dam Wiener
Singverein Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1975/76 |
52‘57 |
|
▼ |
||||
4 |
Carl Schuricht |
Maria Stader Marga Hoeffgen Nicolai Gedda Otto Wiener Wiener
Singakademie Wiener
Philharmoniker |
archiphon |
1962 |
52‘41 |
|
live-Aufnahme Wiener Stephans-Dom, kompakter Klang,
Orchester – nicht immer ganz sauber – kommt besser heraus als bei vielen
anderen Aufnahmen, Chor an lauten Stellen etwas scharf und übersteuert,
Solisten mit viel Einsatz, Gedda mit mehr
Engagement als bei Barenboim – Ky: Chor hier etwas schwerfällig |
||||
4 |
Bruno Walter |
Elisabeth
Schumann Kerstin Thorberg Anton Dermota Alexander Kipnis Chor der
Wiener Staatsoper Wiener
Philharmoniker |
HMV EMI |
1937 |
57‘20 |
|
live, ▼ |
||||
4 |
Bruno Walter |
Irmgard
Seefried Jennie Tourel Leopold Simoneau William Warfield Westminster
Choir New York
Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1953 |
53‘32 |
|
▼ |
||||
4 |
Daniel Barenboim |
Sheila
Armstrong Janet Baker Nicolai Gedda Dietrich
Fischer-Dieskau John Alldis Choir English
Chamber Orchestra |
EMI |
1971 |
56‘02 |
|
Interpretation schwankt zwischen Ernsthaftigkeit und
opernhafter Klangentfaltung, kompakter Chorklang, starke Bässe, Solisten kaum
homogen, Armstrong mit viel Vibrato, Kirchenhall; f meist als ff,
das wirkt dann oft pompös; Ky: etwas starr, Dies: agressiv,
etwas opernhaft, Rex: bewegt, Orgel, Conf: Tempiwechsel zwischen Männer- und Frauenstimmen, Domi: T.
3-4 verzerrt (ff), Quam: Dirigent geht in die Vollen |
||||
4 |
Carlo Maria Giulini |
Lynne Dawson Jard van Nees Keith Lewis Simon Estes Philharmonia Chor und Orchester
London |
CBS Sony |
1989 |
60‘13 |
|
▼ |
||||
4 |
Christian Thielemann |
Sibylla Rubens Lioba Braun Steve Davislim Georg
Zeppenfeld Chor des
Bayerischen Rundfunks Münchner
Philharmoniker |
DGG |
2006 |
51`47 |
|
live, insgesamt ruhige Gangart, im Gegensatz zu Muti, Re:
zäh, Ky und Rex: etwas schwergängig, Rec: Orchester
etwas blass, Don: etwas lustlos – Dynamik im f-Bereich nicht
überzogen, etwas belegter Klang, weniger farbig, mit Sfumato wie bei HvK, aus dem Solisten-Quartett ragt Georg Zeppenfeld
heraus |
||||
4 |
Istvan Kertesz |
Elly Ameling Marilyn Horne Ugo Benelli Tugomir Franc Wiener
Staatsopernchor Wiener
Philharmoniker |
Decca |
1965 |
52‘59 |
|
Oratorium-Tradition: groß besetzter Chor mit führendem
Sopran, monumental mit viel Kraft, an Höhepunkten weite Dynamik,
herabgesetzte Textverständlichkeit, Conf: raue
Männerstimmen, Solisten mit Vibrato, insgesamt etwas äußerlich |
||||
4 |
Robert Shaw |
Arleen Auger Dolores
Ziegler Jerry Hadley Tom Krause Atlanta
Symphony Orchestra and Chores |
Telarc |
|
51‘35 |
|
sauber musiziert, klingt jedoch routiniert, an kaum einer
Stelle betroffen machend, aus dem heterogenen Solistenensemble ragt Tom
Krause positiv heraus |
||||
4 |
Bruno Kittel |
Tilla Briem Gertrud
Freimuth Walther Ludwig Fred Drissen Bruno-Kittelscher-Chor Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1941 |
54‘39 |
|
in sich geschlossene Darbietung im damals gepflegten
Monumentalstil – Pathos – mit großem Apparat, überwiegend getragene Tempi,
Sopran- und Alt-Solo mit Vibrato, Chor-Sopran führt etwas; NS-Zeit bedingte
Textänderungen: alle Hinweise auf die jüdischen Wurzeln des Christentums sind
getilgt und geändert worden, z. B: „Quam olim Abrahae“ hier: „Quam olim
Domini“ – durchgehend leise Geräusche der Schellackplatten |
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3-4 |
Herbert von Karajan |
Anna Tomowa-Sintow Helga Müller-Molinari Vinson Cole Paata Burchuladze Wiener
Singverein Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1986 |
52‘04 |
|
▼ |
||||
3-4 |
Eugen Jochum |
Irmgard
Seefried Gertrude Pitzinger Richard Holm Kim Borg Chor der
Wiener Staatoper Wiener
Symphoniker |
DGG |
1955 |
53‘31 |
|
live-Aufnahme aus dem Wiener Stephans-Dom mit
Requiem-Liturgie (Gedenkgottesdienst zu Mozarts Todestag, total 69’32);
ausgeglichene Solisten, großer Chor, etwas grob, insgesamt kompakter Klang,
im Tutti Stimmführungen nicht immer deutlich, später besser; etwas plakatives
Musizieren, am Überzeugendsten klingen die leiseren Stellen |
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3-4 |
Riccardo Muti |
Patrizia Pace Waltraud Meier Frank Lopardo James Morris Schwedischer
Radio-Chor Stockholmer
Kammer-Chor Berliner
Philharmoniker |
EMI |
1987 |
54‘15 |
|
großbesetztes Ensemble – Klangereignis, jedoch nicht
immer hinreichend transparent, Dies: übertriebene Theatralik, auch in Conf., Rec: Alt beginnt re, Bass rö,
mangelnde Abstimmung im Vorfeld der Aufnahme, Quam olim
Abrahä wie ein Opernchor, Mozart in Verdis Gewand,
Sopran klingt etwas künstlich, am besten gelingt das Hostias |
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3 |
Thomas Beecham |
Elsie Morison Monica Sinclair Alexander Young Marian Nowakowski BBC Choir Royal Philharmonic Orchestra
London |
Columbia Sony |
1954/56 |
51‘58 |
|
1954 kompakt klingender Chor, herabgesetzte geringe
Textverständlichkeit, Orchester dem Chor untergeordnet, geringere Präsenz, ab
Benedictus (jetzt 1956) viel bessere Präsenz und besserer Klang, jedoch viel
zu spät; Tub: Mozarts Instrumentation nicht übernommen: Pos. wird durch Vc.
ersetzt, Rex: Stimmverläufe verwaschen, Osanna: gemütlich, Agnus: bewegt, T. 25-30 fehlen |
||||
3 |
Josef Krips |
Werner Pech
(Knabensopran) Hans
Breitschopf (Knabenalt) Walter Ludwig Harald Pröglhof Hofmusikkapelle
Wien |
Decca |
1950 |
55‘31 |
|
Knabenchor und Knaben-Solisten im Klang
gewöhnungsbedürftig, Intonation nicht immer top, Klang etwas flach und topfig; Interpretation wirkt auf mich etwas zäh; Tub:
Pos. T. 16/17 grenzwertige Intonation, Lac: sehr langsam, schmerzerfüllt,
überzeugend, Sanc: Pk. zu leise, ohne Markierung |
||||
3 |
Jean-Claude Malgoire |
Colette Alliot-Lugaz Dominique Visse (Countertenor) Martyn Hill Gregory Reinhardt Choer Regional Nord-pas-de-Calais La Grande Ecurie es La Cambre du Roy |
CBS Sony |
1986 |
45‘22 |
|
im besten Falle ein geistliches Konzert, dem Anlass kaum
angemessen, die einzelnen Abschnitte klingen wie aneinandergereiht,
Chorgesang nur lieblos abgeliefert (vgl. Quam olim Abrahae), weniger gestaltet, auf eine Textauslegung wird
verzichtet, oftmals raue Männerstimmen, Instrumental-Ensemble hinterlässt geschlosseneren Eindruck, Solisten fügen sich nicht zu
einer Einheit: Sopran zu viel Vibrato, Alt mit Countertenor besetzt, der hier
wie ein Fremdkörper wirkt, Bass nicht immer intonationssicher, einzig der
Tenor gefällt durch angemessene Gestaltung seines Parts – überwiegend bewegte
Tempi |
||||
Fassung Eybler/Süßmayr/Beyer/Levin: |
|||||
4-5 |
Alexander Liebreich |
Nuria Rial Marie-Claude Chappus Christoph Prégardien Franz-Josef
Selig Chor des
Bayerischen Rundfunks Münchner
Kammerorchester |
Sony |
2011 |
46‘33 |
|
sehr lebendiges Musizieren, das von der Qualität der
Mitwirkenden kündet, vor allem des Chores, der mit leichtem Ansatz meist sehr
locker singt, es klingt jedoch bereits ein wenig artifiziell; Chor anfangs
eingedunkelt und kompakt, die Ohren stellen sich jedoch schnell auf die
Situation ein; Dies: die jeweils 2. Silbe von „irae“
und „illa“ seltsam kurz |
||||
4-5 |
Teodor Currentzis |
Simone Kermes Stéphanie Houzeel Markus
Brutscher Arnaud Richard The New Sibirian Singers MusicAeterna |
Alpha |
2010 |
46‘15 |
|
HIP-Interpretation, Currentzis immer in Partitur-Nähe,
keine extreme f-Ausbrüche, kirchlicher Anlass wird respektiert, sehr
homogener Chor, Ky: nach vorn drängend, Dies: sehr schnell, Chor teilweise
wie gestelzt, am Ende von Lac. und der kurzen Amen-Fuge (Levin) Störungen
(Vogelgezwitscher?), Sanc: überzeugend, Bass mit
Vibrato |
||||
|
|||||
4 |
Claudio Abbado |
Karita Mattila Sara Mingardo Michael Schade Bryn Terfel Schwedischer
Rundfunkchor Berliner
Philharmoniker |
DGG |
1999 |
47‘40 |
|
live, Dom Salzburg, virtuoser Chor (lockere Fugen),
Stimmen verschwimmen jedoch im Kirchenhall, Pausen werden überspielt,
insgesamt heller Klang, Solisten in der Aussprache nicht einheitlich – Re:
bewegt, Rex: Begleitung der Streicher sehr rhythmisch, Reco:
leicht, in Richtung Oper, Dom: sehr locker und rhythmisch prononciert |
||||
Fassung
Beyer: |
|||||
5 |
Nikolaus Harnoncourt |
Christine
Schäfer Bernada Fink Kurt Streit Gerald Finley Arnold
Schönberg Chor Concentus Musicus Wien |
DHM |
2003 |
50‘02 |
|
live, ▼ |
||||
|
|||||
4-5 |
Nikolaus Harnoncourt |
Rachel Yakar Ortrun Wenkel Kurt Equiluz Robert Holl Chor der
Wiener Staatsoper Concentus Musicus Wien |
Teldec |
1981 |
48‘39 |
|
▼ |
||||
|
|||||
4 |
Leonard Bernstein |
Marie
McLaughlin Maria Ewing Jerry Hadley Cornelius
Hauptmann Chor und
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
DGG |
1988 |
58‘33 |
|
live, Bernstein konterkariert Beyers aufhellenden Klang
mit stellenweise pompösem Auftrumpfen, Andacht stellt sich erst im „Agnus die“ ein, Re: sehr langsam, lastend, Lac: getragen,
Lux: auffallend deutliches Diminuendo in den letzten Takten – etwas Kirchenhall |
||||
4 |
Gerhard Schmidt-Gaden |
Hans Buchhirl (Knabensopran) Mario Krämer
(Knabenalt) Werner Krenn Barry McDaniel Tölzer
Knabenchor Collegium Aureum |
DHM |
P 1974 |
50‘50 |
|
An den Klang des Knabenchores, besonders bei den
Frauenstimmen, muss man sich anfangs gewöhnen. Die Frage steht im Raum, ob
ein Kinderchor dem Anlass angemessen ist. Bei den Solisten Bruch zwischen
Knaben- und Männerstimmen. Insgesamt schlankes Musizieren bei bewegten Tempi,
helles Klangbild |
||||
Fassung Landon: |
|||||
3-4 |
Georg Solti |
Arleen Auger Cecilia Bartoli Vinson Cole René Pape Chor der
Wiener Staatsoper Wiener
Philharmoniker |
Decca |
1991 |
46‘23 |
|
Soundtrack der Fernsehübertragung aus dem Wiener
Stephans-Dom mit Requiem-Liturgie (Gedenkgottesdienst zu Mozarts 200.
Todestag, total 57‘15); großbesetzter Chor und großbesetztes Orchester,
Solisten klanglich zurückgesetzt, dichtes Klangbild, Hall des Domes
ausgeblendet, Soli oft forsch, Andacht bleibt auf der Strecke, herabgesetzte
Textverständlichkeit beim Chor; Re: bewegt, Con:
Allegro, Bene: Aussprache bei Solisten nicht immer
konform |
||||
Fassung Duncan Druce: |
|||||
4-5 |
Roger Norrington |
Nancy Argenta Chatherine Robbin John Mark
Ainsley Alastair Miles The Schütz Choir of London London Classical Players |
EMI |
1991 |
51‘19 |
|
HIP-Interpretation, meist bewegtes Musizieren, das
ziemlich überzeugt – D. Druce geht andere Wege wie Eybler, Süßmayr, Beyer, Levin
und Landon: dort, wo gesichertes Material von Mozart vorliegt, wird es
verwendet (Domine, Hostias, Sanctus), wo nicht,
bietet er neue Lösungen an: am Ende von Lacrymosa
Fuge (wie Levin), jedoch wesentlich länger, Bene.
neu, Agnus. mit verlängertem Schluss, Lux. Anfang
in Neuem Gewand |
Hinweise auf Interpreten und
Interpretationen
Zu Bruno Walters Studio-Einspielung von
Mozarts Requiem mit den New Yorker Philharmonikern aus dem Jahr 1953 tritt noch
ein früherer Konzertmitschnitt aus Paris hinzu. Dort waren Kräfte der Wiener
Staatsoper im Jahre 1937 zu Gast, mit großbesetztem Chor und Orchester, wie der
Plattenklang vermittelt. Auch die Solisten gehörten zur Weltspitze. Elisabeth
Schumann unterstützt, wie damals üblich, ihren Vortrag mit Vibrato. Die
Aufnahme wurde von HMV unter Leitung des damals renommierten Produzenten
Frederick Gaisberg mitgeschnitten und bald auf Schellackplatten veröffentlicht.
So erklärt sich auch das erstaunlich klare Klangbild mit guter Präsenz. Walter
lässt an vielen Stellen langsam und lastend musizieren, auch um einen
feierlichen Eindruck zu hinterlassen. Die Solisten unterstützen diese Haltung
mit überwiegend gefühlvollem Singen. Walter pflegt hier einen monumentalen Stil
aus dem 19. Jahrhundert. Das Pariser Publikum folgt gebannt dem Vortrag.
Bei der Studio-Aufnahme klingt der
Westminster-Chor kompakter als der Wiener Chor. Das Klangbild ist insgesamt
jedoch präsenter ausgefallen. Walters Auffassung hat sich im Lauf der Jahre
nicht geändert. Seine Tempi sind in einzelnen Abschnitten jedoch schneller
geworden. Aus der Riege der Solisten ragt Irmgard Seefried mit ihrem
glockenhellen Sopran heraus. Hier und da sind Geräusche der New Yorker U-Bahn
nicht zu überhören.
Überraschend muss ich feststellen, dass
Walter in New York in italienischer Manier singen lässt, früher jedoch die
lateinische Aussprache favorisiert.
Herbert von Karajan
Drei Interpretationen mit KV 626 liegen
mit Karajan vor. Die früheste entstand 1962 nach der ersten Gesamtaufnahme der
Beethoven-Sinfonien in Berlin mit den Philharmonikern und dem Wiener
Singverein. Karajan war von 1947 bis zu seinem Tode 1989 künstlerischer Leiter
dieses Chores, dessen vollständiger Name „Chor der Gesellschaft der
Musikfreunde Wien“ lautet. Bei fast allen Karajan-Konzerten und Aufnahmen wurde
er herangezogen, auch hier bei allen drei Requiem-Produktionen. In der ersten
Aufnahme singt der Chor breit, ausladend, man hört mehr Klang als Text, darauf
scheint der Maestro weniger Wert zu legen. Auch sein Oberstimmen-betontes
Musizieren tritt hier hervor. Das lässt sich vor allem im Rex tremendae und Confutatis belegen:
Mozarts Totenmesse erklingt hier pompös, den f-Stellen wird ff
verordnet, hauptsächlich es klingt großartig. Dabei ergibt sich in diesen
Tutti-Partien ein kompaktes Klangbild, in denen die Stimmen nicht immer gut zu
orten sind, auch wird der Chorklang dem Orchester immer vorgezogen. Karajan
überzeugt am meisten in den leiseren Partien.
Die folgende Einspielung musste aufgrund
Karajans Erkrankung 1975 unterbrochen werden und konnte erst ein Jahr später
vollendet werden. Das Orchester zeigt hier mehr Präsenz als früher, auch eine
bessere Balance insgesamt, allerdings sind einige wenige Unsauberkeiten nicht
nachträglich korrigiert worden. Nach meiner Auffassung steht diese, wenn man so
will, milde Interpretation zwischen Karajans erster und letzter Aufnahme. Diese
entstand in der Zeit des Bruchs mit den Berliner Philharmonikern 1987 in Wien.
Hier zu Hause klingt der Chor weniger ausgeglichen als früher in Berlin, jedoch
rückt Karajan von seinem Oberstimmen-betonten Musizieren etwas ab. Im Requiem
klingt er schwerfälliger, die Musik tritt hier auch etwas auf der Stelle. Der
Dirigent richtet seinen Blick mehr auf das Dramatische, das sind aber die
kürzeren Abschnitte in KV 626. Aufgebauscht wird erneut das Confutatis.
Das Solisten-Quartett klingt nicht ausgeglichen, Anna Tomowa-Sintow
greift zu Vibrato und Paata Burchuladze bleibt mehr
im Hintergrund, im Tuba mirum ist sein Singen in T. 7
nahezu unhörbar. Für den, der Mozarts Requiem mit Karajan hören will, greife zu
seiner ersten Aufnahme.
Carlo Maria Giulini
Zwei Aufnahmen hat der italienische
Maestro dem Plattensammler hinterlassen. Beide Aufnahmen entstanden in London
mit dem Philharmonia Chor und Orchester, die erste
1978 für EMI, die zweite 11 Jahre Später für CBS/Sony. Giulini
pflegt einen klangvollen Espressivo-Stil, die Musik klingt erhaben, ernst und
an etlichen Stellen auch monumental bei gemessenen Tempi. Selbstverständlich
wird sauber musiziert, der großbesetzte Chor und das kleinere Orchester stehen
in guter Balance zueinander. Giulinis Interpretation
hinterlässt einen geschlossenen Eindruck. Ein Wermutstropfen jedoch ist das
deutliche Vibrato der Solisten.
In der zweiten Version werden viele
Abschnitte im getragenen Tempo gespielt, mehr als früher, das klingt dann doch
etwas lastend. Der Chorklang ist im Vergleich etwas eingeengter, bleibt aber
immer klangschön. Wie auch bereits früher pflegen die Solisten zu viel Vibrato,
besonders stört dies im Recordare, das klingt dann
schon an italienische Oper. Nach 1978
ist die Neuaufnahme eigentlich überflüssig.
Nikolaus Harnoncourt
Auch von Harnoncourt liegen zwei Aufnahmen
vor. Die erste stammt aus dem Jahre 1981, nicht mit einem Kammerchor, wie es
sich für eine HIP-Aufnahme gebührte, sondern mit dem großbesetzten Wiener
Staatsopernchor. Dieser singt jedoch rund, überaus klangschön, jedoch etwas
geschlossen. Insgesamt kann man der Aufnahme ein blitzsauberes Musizieren
bescheinigen, auch wenn Frau Wenkel nicht auf Vibrato
verzichtet. Die zweite Aufnahme ist ein klanglich bestens eingefangener
Mitschnitt aus dem Musikvereinssaal, kaum Publikumsgeräusche. Im Vergleich zu
früher bietet Harnoncourt hier eine noch persönlichere Stellungnahme zu KV 626.
Dagegen klingt die Teldec-Platte (im Nachhinein)
artifizieller. Im Benedictus klingt der erste Takt gegenüber 1981 leicht
verändert. Mein Vibrato-Meckern trifft jetzt die Sopranistin Christine Schäfer.
eingestellt am 25.06.23