Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Michail Glinka

Ruslan und Ludmilla – Ouvertüre



Solti

Berliner Philharmoniker

Decca

1959

4‘57

5

 

Solti

London Symphony Orchestra

Decca

1966

4‘52

5

 

Reiner

Chicago Symphony Orchestra

RCA

1959

5‘12

5

eiskalte Präzision, wie ein Uhrwerk

Mrawinsky

Leningrader Philharmonie

Melodya  Olympia

1965

4‘35

5

live – schlank, rhythmisch präzise, genaue Darstellung des Notentextes, insgesamt überzeugend

Svetlanov

Orchester des Bolschoi-Theaters Moskau

Melodya   BMG

1963

5,00

5

Presto durchgehalten, furios,  urwüchsig, wie ein Rausch; transparenter Klang, jedoch wenig farbig

 

Markevitch

Lamoureux Orchester Paris

DGG

1959

5‘20

4-5

sehr differenziert, jedoch ohne Hochspannung

Ancerl

Tschechische Philharmonie Prag

Supraphon

1965

4‘59

4-5

straff, ernst, beim 2. Thema T. 81ff. nicht nur Celli (wie meist) sondern auch Bratschen deutlich zu hören

Silvestri

Philharmonia Orchestra London

EMI

1959

5‘13

4-5

Silvestri betont mehr als andere die Form, gute Balance und Transparenz, farbiges Klangbild

Gergiev

Kirov Orchester Leningrad

Philips

1994

4‘43

4-5

tänzerisch, wirkt am Ende von f-Tuttiabschnitten etwas kurzatmig (wie bei HIP-Produktionen)

Fedosseijew

Radio-Sinfonie-Orchester Moskau

Saison Russe Recording

1995

5‘14

4-5

musizierfreudig, verbindlicher als die obigen Einspielungen, piu mosso T. 373 ff. Blech nicht bestens im Gesamtklang fokussiert

Malko

Philharmonia Orchestra London

EMI

1956

5‘21

4-5

sehr sorgfältig, detailbewusst, Innenspannung aber etwas zu langsam

 

Previn

Los Angeles Philharmonic Orchestra

Philips

~1984

4‘55

4

gut, aber ohne rechte Passion gespielt, T. 357 ff. Tschernomor-Motiv nur beiläufig

Rodzinski

Royal Philharmonic Orchestra

Westminster / MCA

1958

5‘09

4

mit Schwung, jedoch ohne Brillanz

Pletnjew

Russisches National Orchester

DGG

1993

4‘36

4

die Schnellste, anfangs jedoch gehetzt und unruhig, d. h.: Tempo noch nicht im Griff, im Verlauf des Stückes besser

Maazel

NDR Sinfonie-Orchester Hamburg

Rundfunkaufnahme


5‘26

4

live – das Musizieren wünschte ich mir etwas lockerer, vor allem die Tutti-Akkorde, gute Differenzierung

Weigle, J.-P.

Dresdner Philharmonie

Berlin Classics

1993

5‘38

4

eher sachliches Musizieren, gute Transparenz, farbiges Klangbild

Bernstein

New York Philharmonic Orchestra

Sony

1963

5‘22

4

nur mit halbem Schwung, geringere Orchesterbrillanz

Strawinsky

New York Philharmonic Orchestra

Rundfunkaufnahme

1946

5‘37

4

live – sinfonisch, gewichtig

 

Slatkin, Leonard

St. Louis Symphony Orchestra

Telarc

~1980

5‘16

3-4

moderat, ohne Schwung und ohne Feuer



Glinkas beliebte Ouvertüre zu seiner Oper Ruslan und Ludmilla entstand nach Fertigstellung des Bühnenstücks und verwendet Musik daraus. Das 1. (T. 21-36) und 2. Thema (T. 81-119) fußen auf Ruslans Arie aus dem 2. Akt. In der Durchführung kommt Ruslans Widersacher Tschernomor zu Wort, T. 145-152 und T. 181-188, ein lang ausgehaltener Hornton, dazu leise hingeworfene Akkordtöne abwechselnd in Streichern (gezupft) und Holzbläsern. Am Ende der Reprise vor dem Finale treffen Ruslans 1. Thema sowie das des Tschernomor (als fallende Ganztonleiter) aufeinander. Glänzendes D-dur feiert Ruslans Sieg.

Bei der Darstellung der Musik kann man eigentlich nichts falsch machen. Entscheidend ist hier der Grad der Intensität, mit der die meist schwungvolle Musik zum Klingen gebracht wird. Gleich in den ersten Takten lässt sich die Interpretationshaltung der Interpreten in nuce erkennen.

Georg Soltis beide Aufnahmen unterscheiden sich kaum in ihrer Konzeption, eher in einigen Details: in T. 70/74 fallen die Auftaktnoten der Posaunen in Berlin etwas weniger bestimmt aus als in London, ebenso spielen die Geigen in den T.197-200 die staccato-Noten nicht ganz so spitz wie die ihrer Londoner Kollegen. Die Berliner punkten zwei Takte vor Eintritt des 1. Themas (T. 19 f) durch abgerundetes klangvolles Spiel, in den T. 77-79 kommen die Einsätze von Oboe, Fagott und Klarinette mit mehr sf als beim LSO. Die Pauken sollen in den Takten 222-229 immer lauter werden, zuerst p , zuletzt ff, das hat der Paukist der BPh am eindringlichsten realisiert. Die Londoner Aufnahme klingt noch etwas saftiger als die Berliner, Solti ist hellwach bei der Sache und achtet immer auf höchste Präzision und Brillanz.

eingestellt am 09.07.11

ergänzt am 17.05.19

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