Das
Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Franz
Schubert
9.
(8.) Sinfonie C-Dur D. 944 (849)
Andante,
Allegro ma non troppo – Andante con moto – Scherzo, Allegro vivace – Allegro
vivace
Schuberts Bestreben, mit einer neuen
großen Sinfonie an Beethovens Sinfonien anzuknüpfen, war nicht von Erfolg gekrönt,
zumindest nicht zu seinen Lebzeiten. Die Auswertung seines Briefwechsels sowie
die Äußerungen einiger seiner Freunde ließ lange darauf schließen, dass er an
einer neuen Sinfonie arbeitete. Damals, im Sommer 1825, weilte Schubert in
Oberösterreich, genauer in Gmunden und Gastein. So verwundert es nicht, dass
die unbekannte Sinfonie auch als „Gmundener“ oder „Gasteiner“ bezeichnet wurde.
Genaues kam jedoch nicht ans Licht. Auch jahrelange Forschungen im Archiv der
Gesellschaft der Musikfreunde Wien, der Schubert 1826 die neue Sinfonie
gewidmet hatte, mit dem Ziel einer Aufführung, brachte nicht den erhofften
Erfolg. Anlässlich eines Wien-Aufenthalts von Robert Schumann im Jahre 1839
wurde dieser von Schuberts Bruder Ferdinand auf die Partitur, die dieser oder
Schubert selbst von der Gesellschaft der Musikfreunde zurückerhalten hatte, mit
dem Hinweis auf eine Unspielbarkeit, aufmerksam gemacht. Schumann war
begeistert, nahm sie mit nach Deutschland und zeigte sie Mendelssohn, der sie
am 21. März 1839 mit großem Erfolg im Leipziger Gewandhaus posthum uraufführte.
Der Komponist und Musikschriftsteller Robert Schumann äußerte sich ausführlich
in der von ihm gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik zu dem gefundenen
Schubert-Schatz und etablierte den Begriff der „himmlischen Längen“ in
dieser Sinfonie.
Der Leipziger Verlag Breitkopf und
Härtel brachte 1840 die Stimmen und 1849 die Partitur der Sinfonie heraus, ohne
eine Nummerierung zu vergeben. Erst mit der Herausgabe der (alten)
Schubert-Ausgabe 1884/85, Johannes Brahms war für die Orchesterwerke
zuständig, erhielt sie die Nummerierung Nr. 7 mit dem Zusatz „Große C-Dur-Sinfonie“, um sie von der
Sinfonie Nr. 6 abzusetzen, die jetzt als „Kleine C-Dur-Sinfonie“
bezeichnet wurde. Es dauerte nicht lange, bis die sogenannte „Unvollendete“ entdeckt wurde, was in Bezug auf die chronologische Einordnung die
Musikwissenschaftler vor ein neues Problem stellte. Man einigte sich auf die
Nr. 8. Inzwischen war ein Entwurf einer weiteren Sinfonie in E-Dur (D. 729)
bekannt geworden. Außerdem war die „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“ immer
noch nicht gefunden, was eine chronologische Einordnung erschwerte.
Nach dem 2. Weltkrieg – 1951 – brachte
der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch ein thematisches Verzeichnis aller
Werke Franz Schuberts heraus, in chronologischer Reihenfolge geordnet: das
sogenannte „Deutsch-Verzeichnis“. Jedem Werk wurde eine D(eutsch) Nr.
zugeordnet, auch der noch verschollenen „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“, diese
erhielt, quasi als Platzhalter, die Nummer 849. Der großen C-Dur-Sinfonie wurde
die Deutsch-Nr. 944 zugeteilt, da man annahm, dass sie in Schuberts Todesjahr
1828 komponiert worden sei. Die Schubertforscher blieben in den folgenden
Jahren jedoch nicht untätig, untersuchten alle verfügbareren Quellen zur großen
C-Dur-Sinfonie, darunter Schriftvergleiche und Papieruntersuchungen. Am Ende
stand als Gewissheit fest, dass die „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“ und große C-Dur-Sinfonie
identisch seien. In einer neuen Auflage des Deutsch-Verzeichnisses im Jahre
1978 wurden die verschiedenen und verwirrenden Zählungen gemäß der letzten
Erkenntnissen geordnet: der nun bekannten „Unvollendeten“ wurde die Nr. 7 und
der großen C-Dur-Sinfonie die Nr. 8 zugeteilt. In der Musikwelt konnte sich
diese Festlegung bis heute jedoch nicht überall durchsetzen. Die
englisch/amerikanische Musikwelt umgeht diesem Wirrwarr und spricht bei der
Sinfonie von „Great“ oder „The Great“, besser wäre „The great Symphony in C“.
Was die chronologische Einordnung der letzten Schubert-Sinfonie betrifft,
entspräche die Deutsch-Nr. 849 jedoch genauer ihrer Entstehungszeit in den
Jahren 1825/26.
Schuberts 9. Sinfonie ist den
bedeutendsten Werken des Meisters zuzurechnen, in denen der Hörer nicht in
Abgründe schauen muss.
Hinweise zu den Sätzen:
1. Satz C-Dur. Die Sinfonie beginnt mit einer langen
Einleitung von 77 Takten – Andante –, in ihrer Ausdehnung vergleichbar mit der
Einleitung zu Beethovens 7. Sinfonie. Am Anfang stellen zwei Hörner das
Hauptthema aus 8 Takten unisono vor. Es ist quasi die Keimzelle des Satzes. Ab
T. 661 beendet es triumphierend den langen Kopfsatz. Nach der alten
Schubert-Ausgabe von Breitkopf & Härtel, die jedoch auch heute noch von
vielen Orchestern sowie ihren Leiterinnen und Leitern weiterhin benutzt wird,
sollte die Einleitung des Satzes im Viervierteltakt im Andante-Tempo beginnen,
so will es der Erstdruck. Der Hauptsatz ab T. 78 dann im alla breve-Tempo
(Allegro ma non troppo), also doppelt so schnell, fortgeführt werden. Fast alle
Dirigentinnen und Dirigenten waren und sind der Meinung, dass das Tempo der
Einleitung und des Hauptteils einander angepasst werden sollte. Das bedeutet,
dass das Tempo in der Einleitung nach und nach beschleunigt werden muss, um
einen harmonischen Übergang zu schaffen. Nach detaillierten Untersuchungen der
Partitur in den 1970er Jahren stellte sich heraus, dass etliche Änderungen von
fremder Hand im Notentext mit Bleistift vorgenommen und in die Erstdrucklegung
eingeflossen waren. Dazu zählte auch das Zeitmaß der Einleitung, dass von Schubert
nicht im Vierviertel-Takt, sondern ebenfalls im alla breve-Zeitmaß, also
schneller gedacht war. Das bedeutete, das auf Beschleunigungen verzichtet
werden kann, die bisher meistens in T. 38, 61 und besonders ab T. 70
vorgenommen wurden.
Im folgenden Hauptsatz bearbeitet
Schubert zwei Themen, ein drittes wird ab T. 199 als Zuruf der drei Posaunen
(unisono) eingeführt, die Abstände zueinander werden kürzer und münden in einen
jubelnden Höhepunkt als 3-Schritt T. 288 bis 240, in der in T. 237 die
Lautstärke zum fff anschwillt (siehe weiter unten). Wenige Takte später
endet die Exposition, die nach herkömmlicher Art wiederholt werden soll, was
jedoch aufgrund der Länge des Satzes selten geschieht. Die durchgehende
Verwendung der Posaunen in dieser Sinfonie ist ein Novum in der Instrumentation
bei großformatigen Orchesterwerken wie Sinfonien. Bei Mozart finden wir sie
nicht. Beethoven setzt sie im Finale der 5. und der 6. sowie in der 9. Sinfonie
ein. Bei Mendelssohn begegnet man ihnen nur in der 4. - „Italienischen“.
Schumann verwendet sie nicht durchgehend, ebenso Brahms, vor allem bei der
Markierung von Höhepunkten. In der Nachfolge von Wagner trifft man die Posaunen
ständig in Bruckner-Sinfonien an, ebenso bei Gustav Mahler.
Die Durchführung ist relativ knapp
gehalten, die Reprise lehnt sich deutlich an die Exposition an. Am Ende hören
wir erneut den triumphalen 3-Schritt T. 545-557. Es schließt sich nun die
jubelnde Coda an, die piu moto, also schneller, gespielt werden soll.
Die meisten der Interpreten sind jedoch der Meinung, die Wirkung der Musik
durch eine Temporücknahme ab T. 671 sowie zusätzlichen Druck erhöhen zu müssen.
2. Satz a-Moll, Andante con moto,
Zweivierteltakt. Die Musik bewegt sich zwischen einem marschmäßigen ersten
Thema und einem fließenden zweiten. Dazwischen schaltet Schubert fünfmal einen
kurzen Einschub von je sechs Takten, jeweils in A-Dur. Laut Stefano Mollo
(mitgeteilt im Booklet der Abbado-Einspielung) wurde die Melodieführung in den
Takten 25-29 – sowie in den entsprechenden späteren Stellen – von fremder Hand
geändert (Oboe und Klarinette). Kein anderer Interpret außer Abbado hat dies
jedoch beachtet. Nach dem 2. Themenbereich wird die Musik langsamer, zumindest
hört sich dies in vielen Aufnahmen so an. Dies ist jedoch eine Täuschung: die
Notenwerte Achtel und Sechzehntel werden in den Takten 148-159 durch
Halbe-Noten (Streicher) und Viertel (Horn) ersetzt, wobei das Grundmetrum
unangetastet bleibt. Das Gros der Interpreten steht jedoch auf dem Standpunkt,
das Halbe Noten langsamer zu spielen seien und verfahren so: Toscanini,
Furtwängler, Böhm, Steinberg, Boult, Karajan, Solti und viele andere. Im Tempo
bleiben z. B. Perlea, Savall, Nott.
Nach dem fünften Einschub bahnt
Schubert eine dramatische Entwicklung an, die sich in den Takten 248/49 in
einer Dissonanz (fff) entlädt, die den katastrophischen Höhepunkt der
ansonsten freundlichen Sinfonie markiert. Fast alle Interpretinnen und
Interpreten fahren hier wie erschrocken das Tempo der Musik mehr oder weniger
deutlich zurück. Erst T. 267 nehmen sie das ursprüngliche Tempo wieder auf.
3. Satz. Scherzo, Allegro vivace,
Dreivierteltakt C-Dur, Trio A-Dur. Hier legt der Komponist die Verwandtschaft
zu den vielen früher komponierten Scherzi und Menuette, hauptsächlich als
Tanzsätze, beiseite und stellt die Musik in Sonatenhauptsatzform als vollwertig
neben die restlichen drei Sätze. Auch dem Trio ist eine Sonatenform gegeben,
auch wenn es ohne zweites Thema auskommen muss. Allein durch ihre Art
unterscheiden sich Scherzo (ausgelassen, ruppig, wild) und Trio (feierlich,
hymnisch) voneinander. Erwähnt sei noch, dass Schubert im Trio bereits die vier
aufeinander folgenden Akkorde, die als 2. Thema des Finales große Bedeutung
erhalten, einsetzt. Laut dem oben erwähnten St. Mollo wurden im Autograph von
fremder Hand 4 Takte nach T. 113 gestrichen und fehlen im Erstdruck. Abbado
sowie Immerseel haben sie wieder eingefügt.
4. Satz. Allegro vivace,
Zweivierteltakt, C-Dur. Mit Fanfahren eröffnet Schubert den mit 1154 Takten
ausgedehnten Schlusssatz, der wieder in Sonatenhauptsatzform komponiert wurde.
Das erste Thema (zweigeteilt) ist sowohl vom punktierten Rhythmus (A) als auch
von ständigen Triolen der Geigen (B) gekennzeichnet. Nach 164 Takten wird es
vom 2. Thema abgelöst, das von einem immer wiederkehrenden wie – mehr oder
weniger gestampften – Viertonmotiv der Holzbläser geprägt ist (s. Trio). Wie im
Kopfsatz bemüht Schubert jetzt erneut den Dreischritt, und zwar mehrmals,
zuerst kurz vor Ende Exposition in den Takten 277 bis 293. Diese wünschte sich
Schubert wiederholt, 384 Takte lang. Diese Wiederholung rückt jedoch erst mit
der Einführung der Compact-Disc mit ihrer erweiterten Spieldauer in den Fokus
der Interpreten. Mit Beginn der relativ kurzen Durchführung begegnet dem Hörer
ein neues gesangliches Thema in Es-Dur (vgl. Beethoven 3. Sinfonie, 1. Satz T.
284 ff.), das von den Holzbläsern vorgestellt wird, die Streicher begleiten mit
punktierten Rhythmen. Fast nahtlos führt die Musik zurück zum 2. Thema und
seinem sanft gestampften Viertonmotiv, das an die Komturszene in Mozarts Don
Giovanni erinnert. In T. 598 beginnt mit der Wiederholung der Fanfaren vom
Beginn des Satzes, jetzt jedoch in Es-Dur, die mehr als 370 Takte lange
Reprise. Daran schließt sich dann noch die ausgedehnte Coda von 184 Takten an:
eine himmlische Länge folgt der anderen.
Für den dreitaktigen
C-Dur-Schlussakkord notiert Schubert ein fz mit gleichzeitigem diminuendo.
Die meisten Interpreten ignorieren diese Anweisung und lassen im ff oder
fff enden. Dem Notentext folgt z. B. Tennstedt-LPO.
3-Schritt. Unter einem 3-Schritt versteht man eine
Wiederholung eines Themas oder Motivs, um eine Steigerung herbeizuführen. Das
lässt sich mit einem vermehrten Einsatz von Instrumenten, einem Hingleiten zu
höheren Noten sowie einer dynamischen Steigerung herbeiführen. Schubert
verwendet in seiner 9. mehrmals einen 3-Schritt: wie bereits erwähnt im 1. Satz
T.228-240, dann in der Reprise T. 545-557. Im Finale in der Exposition T.
277-293, in der Reprise T. 865-881. In der Coda zusätzlich noch erweitert T. 985-1057
und dann noch einmal als absoluter Höhepunkt im fff in den Takten
1093-1105.
Beim sukzessiven Hören der aufgeführten
Einspielungen fällt dem Rezensenten auf, dass sehr viele aus ähnlichem Garn
gestrickt sind und keine wesentlichen Unterschiede aufweisen. Dem Sammler sei
empfohlen, sich auf wenige CDs etc. zu beschränken.
In den Sätzen 1, 3 und 4 sind von
Schubert Wiederholungen im Notentext vermerkt. Im Kopfsatz sowie im Finale
handelt es sich jeweils um die Exposition, das sind pro Satz ca. 3 bis 4
Minuten zusätzlich. Im 3. Satz sollen die beiden Abschnitte des Scherzos sowie
die beiden des Trios erneut gespielt werden. Allein die zweite Wiederholung im
Trio verlängert den Satz um 100 Takte von himmlischer Länge. Während in den
Jahren vor der Jahrtausendwende die vier Wiederholungen kaum gespielt werden,
hat danach ein Umdenken stattgefunden und heute werden die meisten des 3.
Satzes beachtet. Auch die Wiederholung des 1. Satzes hört man heute sehr oft,
die Wiederholung des Finales jedoch seltener. Alle Wiederholungen in den Sätzen
1, 3 und 4 bringen Harnoncourt-92, Colin Davis, Marriner, Mackerras, Masur,
Goodman, Brüggen, Abbado, Holliger, Savall, Tate, Muti, Barenboim, Keller,
Jansons, D. Russell Davies, Immerseel, Nott, Dausgaard, Keitel, Hengelbrock,
Emelyanychev und Gaigg.
5 |
George Szell |
Cleveland
Orchestra |
CBS Sony |
1957 |
46‘46 |
|
▼ |
||||
5 |
Erich Kleiber |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
Amadeo |
1953 |
49‘24 |
|
live, ▼ |
||||
5 |
Erich Kleiber |
NDR Sinfonie-Orchester
Hamburg |
Tahra |
1954 |
49‘12 |
|
live, ▼ |
||||
5 |
Herbert Blomstedt |
Gewandhausorchester
Leipzig |
DGG |
2021 |
61‘31 |
|
▼ |
||||
5 |
Herbert Blomstedt |
San
Francisco Symphony Orchestra |
Decca |
1991 |
59‘29 |
|
▼ |
||||
5 |
Herbert Blomstedt |
Staatskapelle Dresden |
Eterna Ars
Vivendi Berlin Classics |
1981 |
53‘39 |
|
▼ |
||||
5 |
Günter Wand |
Berliner
Philharmoniker |
RCA |
1995 |
52‘31 |
|
live, ▼ |
||||
5 |
Ataúlfo Argenta |
Orchestre
des Cento Soli |
Musidisc EMI |
1957 |
50‘04 |
|
Argenta hat das Werk im Griff, mit wacher Aufmerksamkeit, ausdrucksstarke
Darstellung, II ziemlich festes Tempo, geschlossen, kraftvolle Apotheose am
Satzschluss, II mit viel Klangsinn, T. 17-23 Ob überdeckt Klari, nach der
Klimax T. 250 etwas langsamer, III Sch zielstrebig nach vorn, in Bögen, Trio
betroffen machend, IV die unterschiedlichen Aggregatzustände gut getroffen,
mit spürbarer Vitalität – aufgehelltes Klangbild |
||||
Heinz Holliger |
Kammerorchester Basel |
Sony |
2017 |
60‘21 |
|
|
I E alla breve, ab T. 62 nach und nach
etwas schneller, T. 77/78 Haupttempo erreicht, spontan wirkende
Musizierfreude, Apotheose ohne Bremsen, II lockeres, elastisches Musizieren,
T. 17-23 Oboe drängt Klarinette ab, 2. Thema sehr gesanglich, nach der Klimax
langsamer bis T. 266, III Sch. Viertel wie geklopft, deutliche Akzente,
temperamentvoll, elastisches Trio, schwelgerisch („himmlische Längen“), IV 1.
Th. vehement nach vorn, 2. mit musikantischem Feinsinn – sehr gute Balance
und Transparenz |
||||
|
|||||
4-5 |
Bruno Walter |
New
York Philharmonic Orchestra |
CBS
Philips United Archives Sony |
1946 |
46‘54 |
|
I bewegtes Musizieren, an einigen Stellen cresc.
mit accel. gekoppelt, jedoch nicht übertrieben, Balance und
Transparenz nicht immer auf höchstem Niveau, II laute Tutti-Akkorde etwas
scharf, T. 146-159 ein wenig langsamer, Dynamik noch nicht ausgereift, III
markant akzentuiert, etwas schlankeres Musizieren als ▼, Trio etwas langsamer, IV insgesamt lebendige Darstellung, T. 385 ein
wenig langsamer |
||||
4-5 |
Bruno Walter |
Columbia Symphony
Orchestra |
CBS Sony |
1959 |
52‘35 |
|
I E etwas breiter als ▲, zögerlich, erst ab T.
61 mehr Tempo, insgesamt jedoch kein festes Tempo, Balance und Transparenz
überzeugen mehr, II etwas gezogen, an lauten Stellen mit viel Wucht und auch
Pathos, T. 146-159 wieder ein wenig langsamer, III starke Bässe, an
Höhepunkten klangvoller Espressivo-Stil, IV mit Hingabe, festlicher Tonfall |
||||
4-5 |
Carl Schuricht |
SDR Sinfonie-Orchester
Stuttgart |
Concert Hall Vanguard Scribendum |
1960 |
51‘17 |
|
I spannender Übergang von E zu HT, noch lebendiger als ▼, II nach der Klimax
T. 248 f. geringfügige Tempodrosselung, farbiges Klangbild, III schnelles
Scherzo, gut austariertes Trio, ein wenig langsamer als 1956, jedoch mit
etwas mehr Spannung – Klangbild ein wenig offener |
||||
4-5 |
Carl Schuricht |
SDR Sinfonie-Orchester
Stuttgart |
archiphon |
1956 |
51‘04 |
|
I schneller HT, lebendige Darstellung, deutlicher 3-Schritt T. 229-240,
überzeugende Dynamik, II Andante, nicht eilend, nach der Klimax T. 248 f. geringfügige
Tempodrosselung, Klangbild weniger farbig als 1960, III schnelles Scherzo,
gut austariertes Trio, alle Wiederholungen, IV mit einem gewissen Sog, könnte
noch etwas lockerer sein |
||||
4-5 |
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra
London |
EMI |
1960 |
52‘08 |
|
I Klemperer stellt sich den Anforderungen des Notentextes,
entschiedener Zugriff, diszipliniert, trotzdem ausdrucksstark, II
persönlichkeitsstark, souverän bewältigt, im Tempo, III Sch. kraftvoll nach
vorn, Trio etwas langsamer, mit viel Klangsinn, aufmerksame Pizzicati, IV
Musik bleibt immer im Fluss, Dirigent achtet immer auf das Blech |
||||
4-5 |
Josef Krips |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1958 |
49‘11 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Josef Krips |
Concertgebouw Orchestra Amsterdam |
Decca |
1952 |
47‘54 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Josef Krips |
Wiener
Symphoniker |
Orfeo |
1972 |
49‘40 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1951 |
54‘36 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
WFG
M&A Tahra audite |
1953 |
52‘24 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
SWF DGG BP Phil |
1942 |
50‘50 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Wilhelm Furtwängler |
Wiener Philharmoniker |
Orfeo |
1953 |
51‘31 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Jeffrey Tate |
Staatskapelle
Dresden |
Eterna Berlin Classics EMI |
1986 |
63‘34 |
|
I E allmähliche Beschleunigung, HT frisch musiziert, inspirierter
Vortrag, ausdrucksstark, II elastisch, klare Artikulation, Tate hat immer die
große Linie im Gedächtnis, persönlichkeitsstark, III Sch und Trio überzeugend
gegenübergestellt, IV überwiegend gelöstes Musizieren, große Bögen –
Transparenz nicht immer ausgeschöpft, alle Wiederholungen |
||||
4-5 |
Günter Wand |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
DHM EMI RCA |
1977 |
51‘03 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Günter Wand |
NDR Sinfonie-Orchester
Hamburg |
RCA |
1991 |
52‘36 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
George Szell |
Cleveland Orchestra |
EMI |
1970 |
50‘02 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Carlo Maria Giulini |
Chicago Symphony
Orchestra |
DGG |
P 1977 |
58‘45 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Eugen Jochum |
Symphonie-Orchester des
Bayerischen Rundfunks |
DGG |
1958 |
50‘20 |
|
I E langsam, aber spannungsvoll, ab T. 70 accel, HT stimmungsvoll,
3-Schritt T. 228 ff, II Jochum zeigt Sensibilität für die Musik, nach der
Klimax T. 251 ff langsamer, III Dirigent atmet mit der Musik, gelöst
musiziertes Sch, inniges Trio, IV mit ansteckender Spielfreude, große Bögen |
||||
4-5 |
Maxim Emelyanychev |
Scottish Chamber
Orchestra |
Linn |
2018 |
54‘17 |
|
I E anfangs alle breve, ab T. 61 accel. zum HT hin, schnelles
Tempo beibehalten, lockerer Musizierstil, deutlicher 3-Schritt, Apotheose
ohne Bremsen, II sehr bewegt, fast wie ein Geschwindmarsch, dabei festes
Tempo, nach der Klimax ein wenig langsamer, III Sch leicht und locker, Trio
etwas langsamer, wie ein Gesang, IV sehr lebendig – gelungene Dynamik |
||||
4-5 |
Frederick Stock |
Chicago Symphony
Orchestra |
Columbia forgotten records |
1940 |
44‘20 |
|
I Stock atmet mit der Musik, schnörkelloses Musizieren, ziemlich festes
Tempo, gute Transparenz, II bewegtes Andante, kraftvoll, profiliert, 2. Th
bleibt ziemlich im Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, III bewegt
pulsierendes Scherzo, farbiges Trio, IV Spannungsbögen, temperamentvolles
Musizieren – überzeugendes Plädoyer für D. 944 |
||||
4-5 |
Georg Solti |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1981 |
55‘15 |
|
spieltechnisch bleiben keine Wünsche übrig, I elastisches Musizieren,
T. 671 Tempo etwas zurückgenommen, II rhythmisch bestimmtes Vorgehen wechselt
mit kantablem ab, T. 251-266 langsamer, IV mit Hingabe, ohne forciertes Tempo
– sehr gute Balance und Transparenz |
||||
4-5 |
Mariss Jansons |
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks |
BR Klassik |
2018 |
59‘49 |
|
live, I E bewegt wie alla breve, ab T. 61 jedoch noch schneller,
HT ziemlich festes Tempo, mit artistischer Leichtigkeit, II zielstrebig nach
vorn, 2. Th. sowie Einschübe fast im Tempo des 1.Th, nach der Klimax etwas
zurückgenommen, III elastisch musiziertes Sch, ausdrucksstarkes Trio, IV
Jansons beleuchtet alle Facetten des Satzes, hier und da wünschte man sich
etwas mehr Lockerheit |
||||
4-5 |
Adrian Boult |
BBC
Symphony Orchestra |
BBCL |
1969 |
53‘56 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Horst Stein |
Bamberger Symphoniker |
BMG |
1985 |
53‘03 |
|
I Übergang T. 74-78 kaum organisch, rhythmisch betontes Musizieren,
orchestrale Vehemenz, II farbenreich, ausdrucksstark, 2. Th etwas langsamer,
III ohne Druck, farbenreiches Trio, IV Akzente vernachlässigt, insgesamt
jedoch mit Schwung – gute Balance und Transparenz |
||||
4-5 |
William Steinberg |
Boston Symphony Orchestra |
RCA |
1969 |
49‘09 |
|
I lichtdurchflutete E, lebendiges Musizieren, II molto moto, mit
viel Klangsinn, III erfrischend, Musik bleibt aber eher an der Oberfläche, IV
immer nach vorn blickend Richtung Satzende – gute Transparenz und Balance |
||||
4-5 |
René Leibowitz |
Royal Philharmonic
Orchestra London |
Chesky Menuet |
1962 |
44‘37 |
|
I beim Übergang zum HT plötzlich schneller, bewegtes und spontan
wirkendes Musizieren, II molto moto, Tempounterschiede von Satz 1 zu 2
eher gering, rhythmisch betontes Musizieren, wie ein Marsch, durchgehend
festes Tempo, III Temperament und Präzision auf gemeinsamen niveauvollen
Nenner, man wünschte sich etwas mehr Charme, ohne herausgestellte Emotionen,
IV schnörkelloses Musizieren, wie durchgezogen, viel Drive – gute
Transparenz, Klangbild jedoch etwas flach |
||||
4-5 |
Giuseppe Sinopoli |
Sächsische Staatskapelle
Dresden |
DGG |
1992 |
49‘42 |
|
I bewegte E, HT noch etwas schneller, überwiegend wie ausgelassen,
selbstverständliche Perfektion, Schlussapotheose langsamer, II scharfer
Farbwechsel, wuchtige Akkorde beim 1. Th, T. 250 eine Achtel kürzer, T.
251-266 etwas spröde, IV ausdrucksstark, „cosi fan tutte“ – insgesamt
großformatige Interpretation, breites Klangspektrum |
||||
4-5 |
András Keller |
Concerto Budapest |
Tacet |
2017 |
57‘02 |
|
I E und HT im Tempo
deutlich voneinander abgesetzt, konzentriertes und sorgfältiges Musizieren,
von musikalischer Energie sprühend, Apotheose gebremst, II entschieden voran,
dynamischer Reichtum, festes Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, III Sch
mit Verve, Balance T. 113 ff. nicht top, Holz zu leise, fantasiereiches Trio,
IV überwiegend prickelnd, Trp. T. 325-331 Retusche |
||||
4-5 |
Karl Böhm |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1963 |
50‘56 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Hans Schmidt-Isserstedt |
NWDR
Sinfonie-Orchester Hamburg |
Telefunken Tahra |
1959 |
51‘24 |
|
insgesamt gepflegtes Musizieren, I festes Tempo, 3-Schritt T. 228-236
herausgestellt, (etwas) starke pizz. der Kb, nach der Klimax nur etwas
langsamer, deutliche Zweiunddreißigstel der Kb auf A in den Einschüben, III
zupackendes Scherzo, leuchtender Klang im Trio, IV mit Tempogefühl,
ausdrucksstarke Darstellung |
||||
4-5 |
Guido Cantelli |
NBC
Symphony Orchestra |
As-disc Archipel |
1953 |
49‘22 |
|
live, I gelöstes Musizieren, ausgewogen, Finale T. 672 etwas langsamer,
Aufnahme klanglich geschönt, II Tempi in Satz 1 und 2 angenähert,
ausgeglichen, ohne aufgesetzte Dramatik, nach der Klimax etwas langsamer, T.
267 wieder schneller, III kräftiges ausdrucksstarkes Scherzo, schwelgerisches
Trio, IV 1. Th kraftvoll nach vorn, 2. Th mit einer gewissen Sinnlichkeit |
||||
4-5 |
John Barbirolli |
Hallé Orchester
Manchester |
HMV Barbirolli Society |
1953 |
48‘08 |
|
I E ab T. 70 schneller, HT insgesamt ziemlich festes Tempo,
überschäumende Musizierlaune, T. 672 Tempo etwas zurück, II schnelles
Marsch-Tempo, mit Druck, nach der Klimax etwas langsamer, Musik im Fluss, III
breite Ausdrucksskala, im Trio etwas Leerlauf, IV mit spürbarer Vitalität,
immer lebendig |
||||
4-5 |
John Eliot Gardiner |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1997 |
49‘15 |
|
live, bewegtes Musizieren rhythmisch betont, ziemlich feste Tempi,
Musik immer im Fluss, III sehr bewegt, schlanke Streicher, jedoch etwas
glatt, Trio: farbig, nur wenig langsamer, IV sehr lebendig |
||||
4-5 |
Colin Davis |
Sächsische Staatskapelle
Dresden |
RCA |
1996 |
61‘44 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Leonard Bernstein |
Concertgebouworchester
Amsterdam |
DGG |
1987 |
50‘12 |
|
live, I E etwas langatmig, ab T. 70
gleichzeitig cresc. und accel., HT mit vehementem Zugriff,
spürbare Musizierlaune, ziemlich festes Tempo, Klang ausgewogener als 1967,
breite Schlussapotheose ab T. 672, II wie ein Marsch, mehr Bewegung als 1967,
farbiger Klang, nach der Klimax nur wenig gedrosselt, III Sch schwungvoll,
erfrischend, Trio nuancenreich, mit Feingefühl, IV mit wacher Aufmerksamkeit,
ausgeformter als in NY |
||||
4-5 |
Dennis Russell Davies |
Sinfonieorchester Basel |
SOB Eigenlabel |
2013 |
62‘00 |
|
I elastisches Musizieren, ziemlich festes Tempo, Apotheose am Schluss mit
gebremstem Tempo, II bewegtes Musizieren, großbogige Gestaltung, nach der
Klimax etwas langsamer, T. 17-23 Oboe deckt Klarinette zu, III kraftvolles
Scherzo, Trio langsamer, wie ein Gesang, IV mit Hingabe, ausdrucksstark –
insgesamt sehr gute Balance und Transparenz |
||||
4-5 |
Neville Marriner |
Academy-of-St.Martin-in-the-Fields |
Philips |
1984 |
61‘51 |
|
I E herkömmliches Tempo, T. 66/67 accel., HT Allegro molto, gepflegtes
Musizieren, sehr gute Balance und Transparenz, Apotheose T. 671 ff.
langsamer, II Andante = langsamer Satz, so nur in wenigen Aufnahmen, III Sch
kaum Druck, farbiges Trio, IV Academy auf bekannten Wegen |
||||
4-5 |
Hans Swarowsky |
Wiener
Symphoniker |
hänssler forgotten records |
1957 |
45‘52 |
|
IV E alla breve, trotzdem ab T. 61 schneller, sehr bewegter HT
incl. 2. Th, deutlicher Dreischritt als Abschluss der Exposition, Apotheose
am Satzschluss etwas grob, II bewegtes Tempo, T. 17 ff. Ob deckt Klari zu,
nach der Klimax T. 250 verkürzt, kaum Temporücknahme, insgesamt etwas
nüchtern, III Musik wie durchgezogen, wenig Atmosphäre, IV neues Thema zu
Beginn der Durchf. etwas langsamer, insgesamt jedoch ausdrucksstark – sehr
klares Klangbild, Lautstärke im p-Bereich zu großzügig |
||||
4-5 |
Jonathan Nott |
Bamberger
Symphoniker |
Tudor |
2006 |
61‘37 |
|
Nott stellt sich hinter das Werk, detailbewusstes Musizieren,
Orientierung an Schuberts Dynamik sowie seinen Tempoangaben, der Hörer sollte
dies nicht mit mangelndem Temperament gleichsetzen, II Tempo nach der Klimax
nur ein wenig gedrosselt – gute Transparenz und Balance |
||||
|
4 |
Eduard van Beinum |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
APL |
1950 |
47‘04 |
|
live, I lebendige
Darstellung, viel Klangsinn und Temperament, II nuanciertes Spiel,
fantasiereich, heiter, festes Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, ab T.
267 wieder Tempo 1, III lebendiges Scherzo, Trio etwas zurück, IV spontan
wirkende Musizierfreude, natürlich musikalischer Fluss – anfangs
verschleiertes Klangbild, obwohl CD als audiophil genannt wird |
||||
4 |
Wilhelm Furtwängler |
Wiener Philharmoniker |
SWF
M&A TIM History |
1943 |
50‘39 |
|
live Stockholm, ▼ |
||||
4 |
Günter Wand |
Münchner
Philharmoniker |
Profil Hänssler |
1993 |
53‘51 |
|
live, ▼ |
||||
4 |
Thomas Hengelbrock |
NDR Sinfonie-Orchester Hamburg |
Sony |
2012 |
61‘16 |
|
I E Adagio, danach
schneller, ab T. 61 accel., HT Allegro molto, 2. Th. anfangs deutlich
langsamer, insgesamt keine stabilen Tempi, 3-Schritt T. 228-239, II 1. Th.
von rhythmischer Energie bestimmt, später gezügelt, T. 17-23 Ob. verdeckt
Klarinette, 2. Th. viel langsamer, scheint aus einer anderen Welt zu kommen,
nach der Klimax zunächst gezogen, III Motorik kontra Lyrik, IV klangliche
Schärfung trifft auf filigrane Bewegung |
||||
Carlo Maria Giulini |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
Sony |
1993 |
56‘02 |
|
|
live, ▼ |
||||
4 |
Arturo Toscanini |
Philadelphia Orchestra |
RCA |
1941 |
45‘35 |
|
▼ |
||||
4 |
Arturo Toscanini |
NBC Symphony Orchestra |
RCA |
1953 |
45‘38 |
|
▼ |
||||
4 |
Hermann Abendroth |
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig |
Eterna
Berlin Classics |
1949 |
48‘40 |
|
I langsamer Beginn,
ab T. 9 schneller, Klang zu sehr vom Blech beherrscht, an lauten Stellen
kompakt, gebremstes Finale, als Apotheose, II kein festes Tempo, III
erfrischendes Musizieren, nuancierte Darstellung, Streicher treten etwas
zurück, IV T. 165 ff. ein wenig langsamer, die vielen signalgebenden
Achteltriolen im Blech nicht immer deutlich – Klangbild zeitbedingt etwas
stumpf |
||||
4 |
Karl Böhm |
Staatskapelle Dresden |
Eterna
DGG EMI |
1979 |
50‘07 |
|
live, ▼ |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1968 |
46‘36 |
|
▼ |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
EMI |
1977 |
52‘17 |
|
▼ |
||||
4 |
Herbert von Karajan |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1946 |
46‘56 |
|
▼ |
||||
4 |
Riccardo Muti |
Wiener Philharmoniker |
EMI |
1986 |
61‘09 |
|
I kraftvoll und
robust nach vorn, Blech beherrscht meist den opulenten Klang, die letzten
Takte des Satzes breit und ausladend, II Musik immer im Fluss, schnörkellose
Klarheit, T. 250 nach der Klimax gekürzt, anschließend langsamer, ab T. 261
wieder Tempo 1, III Sch entschiedener Zugriff, Trio mit dynamischem Reichtum,
IV immer wieder orchestrale Zuspitzung, breites und ausladendes Finale – alle
Wiederholungen |
||||
4 |
Charles Münch |
Boston Symphony Orchestra |
RCA |
1958 |
44‘28 |
|
I E Nebenstimmen von
Va/Vc in T. 17-24 zu sehr zurück, HT bewegt, zupackend, mit Hingabe,
kräftiges Tutti T. 74 ff., insgesamt etwas grobkörnig, II immer präsente Pk,
klingt bullig und etwas aufdringlich, T. 146-159 ein wenig langsamer,
insgesamt ohne Feinschliff, III entschieden voran, etwas auftrumpfend,
stumpfer Klang mit geringerer Transparenz, Trio etwas langsamer, IV bewegt,
pulsierend |
||||
4 |
Pierre Monteux |
Boston Symphony Orchestra |
Tahra |
1956 |
47‘19 |
|
live Moskau, ▼ |
||||
4 |
Pierre Monteux |
Boston Symphony Orchestra |
WHRA |
1956 |
46‘02 |
|
live Boston, ▼ |
||||
4 |
Stanislaw Skrowaczewski |
Minneapolis Symphony Orchestra |
Mercury |
1961 |
45‘38 |
|
I langsame E,
danach Tempozunahme, T. 38 ff. Ob mit Vibrato, insgesamt strenges Musizieren,
wenig emotional, II rhythmisch großbogige Gestaltung, Blick immer nach vorn,
geradlinig, nach der Klimax etwas langsamer, ab T. 267 wieder Tempo 1, III
Sch wie abgespult, Trio mit spürbarer Empathie, IV wie entfesselt, wild und
wuchtig, Schubert-Nähe? |
||||
4 |
Rafael Kubelik |
Royal Philharmonic Orchestra London |
EMI |
1958 |
48‘43 |
|
I kurze aber
starke Beschleunigung vor dem HT, mit viel Druck, kämpferisch, ein wenig
hemdsärmelig, II Balance zwischen Holz und Streichern nicht optimal, III
Artikulation nicht durchgehend top, IV lebendig, jedoch auch etwas routiniert |
||||
4 |
Enoch zu Guttenberg |
Orchester KlangVerwaltung |
Farao |
2015 |
47‘01 |
|
I E Metrum nach
herkömmlicher Art, HT sehr schnell, jedoch festes Tempo, Klangbild
erfrischend, aber stellenweise etwas rau und hemdsärmelig, II
Zweiunddreißigstel der Pauke (als Auftakt) immer mit cresc. (nicht von
Schubert), nach der Klimax Temporücknahme, III großzügige dynamische
Unterschiede, Trio etwas langsamer, IV 2. Th. T. 169 ff. etwas schneller,
Satz gefällt am besten – die Streicher wünschte man sich etwas homogener |
||||
4 |
Rudolf Kempe |
Münchner Philharmoniker |
Sony |
1968 |
47‘55 |
|
I bewegter als ▼, Klang an vielen f
/ ff kompakt, z. B. beim 3-Schritt T. 228-239; Blech, besonders
Trp., oft zu sehr im Vordergrund, kein festes Tempo, II dynamische Gegensätze
nicht immer ausgespielt, T: 17-23 Ob. deckt Klar. zu, großer Spannungsaufbau
bis zur Klimax, danach Temporücknahme, ab T. 267 wesentlich schneller, III
vehementes Scherzo, farbiges Klangbild, jedoch etwas lärmend, Trio im Tempo
zurück, IV kraftvoll voran, Blech dominiert, festes Tempo, m. E. am besten
gelungen |
||||
4 |
Rudolf Kempe |
Sächsische Staatskapelle Dresden |
Tahra |
1950 |
51‘20 |
|
I nicht
auftrumpfend, eher diskret bleibend, insgesamt eher moderat, am Satzende
langsamer, II mehr kontrolliert als emotional aufgeladen, nach der Klimax
langsamer, III gelöstes Musizieren, Dynamik kaum ausgeschöpft, IV wie
durchgespielt, geringe Spannung, wenig Druck – Aufnahme hinterlässt keinen
bleibenden Eindruck, Klangbild erstaunlich transparent |
||||
4 |
Lorin Maazel |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
BR Klassik |
2001 |
49‘36 |
|
live, I abrupter
Übergang von E zum HT, Maazel verzichtet auf das ma non troppo, festes
Tempo, mit Hingabe, jedoch etwas grobkörnig, ausdrucksstarke Apotheose am
Satzschluss bei gebremstem Tempo, II im Bereich des 1. Th. mit rhythmischem
Schwung, etwas lärmend, Zweiunddreißigstel der Pauke (als Auftakt) immer mit cresc.
(nicht von Schubert), III vehementes Scherzo, inspiriertes, feinsinnig
gestaltetes Trio, IV spontan wirkende Musizierfreude, jedoch etwas grob und
weniger geschliffen – insgesamt zu ausladend, Schubert war kein Bruckner |
||||
4 |
Karl Münchinger |
Klassische Philharmonie Stuttgart |
Decca |
1969 |
52‘13 |
|
I E anfangs
gezogen, dann accel., Kontrapunkte des Fg. T. 38-42 herausgestellt,
Tempo im HT nicht durchgehend fest, dynamisch nicht alle Wünsche erfüllt,
tiefe Streicher weniger locker, ab T. 671 langsamer, II natürlich
musikalischer Fluss, gute Differenzierung, III Sch spontan wirkende
Musizierfreude, ausdrucksstarkes Trio, jedoch etwas gezogen, IV Musik in
Verlaufsform, „cosi fan tutte“ |
||||
4 |
Colin Davis |
Boston Symphony Orchestra |
Philips |
P 1980 |
61‘18 |
|
▼ |
||||
4 |
Christoph von Dohnanyi |
Cleveland Orchestra |
Telarc |
1985 |
49‘33 |
|
I E ab T. 70 cresc.
und accel., im HT festes Tempo, spontan wirkende Musizierfreude, II
auf bekannten Wegen, unaufgeregte Art, in den Einschüben 4 und 5 Trp.
hervorgehoben, III spielfreudiges Scherzo, ausdrucksstarkes Trio, jedoch
nachlassendes Tempo, IV die große Linie nachgezeichnet |
||||
4 |
Klaus Tennstedt |
Berliner Philharmoniker |
EMI |
1983 |
50‘35 |
|
I E ab T. 61 cresc.
mit accel. gekoppelt, pizz. der tiefen Streicher herausgestellt,
im HT überschäumende Musizierlaune, insgesamt gepflegtes Musizieren, betonter
3-Schritt, am Ende der Apotheose Temporücknahme, II Tennstedt stellt sich den
Anforderungen des Notentextes, ausdrucksstark, 2. Th. klanglich etwas
zurückgenommen, T. 250 etwas verkürzt, III routiniertes Scherzo, Trio
kantabel und nuanciert, aber auch auftrumpfend, IV Blech führt das Orchester
in die Breite |
||||
4 |
Klaus Tennstedt |
London Philharmonic Orchestra |
BBCL |
1984 |
49‘51 |
|
live, I E kein
zielstrebiges Vorgehen, Tempo im HT schneller, Musik in Verlaufsform, eher
gelassen, II bewegtes Musizieren, etwas schneller als ▲, die große Linie
bedient, wie so oft, III wie oben, IV großbogige Gestaltung, Schlussakkord
nach Partitur dim. |
||||
4 |
Hans Zender |
SWF Sinfonie-Orchester Stuttgart |
SWF music hänssler |
2003 |
48‘57 |
|
I E ab T. 70 leichte Beschleunigung, HT
Blech tritt immer hervor (1.Th), klare Artikulation, 3-Schritt, II Zender
erfüllt die Anforderungen des Notentextes, T. 146-159 langsamer, auch nach
der Klimax, hier Duett zwischen Vc und Ob hervorgehoben, III sehr bewegtes
Sch mit Blechlärm, großzügiges Trio, Altposaune tritt T.342-358 sanft hervor,
IV teilweise überschwängliche Musizierlaune, jedoch auch etwas grob |
||||
4 |
David Zinman |
Tonhalle Orchester Zürich |
RCA |
2011 |
55‘30 |
|
I E ab T. 61
allmählich schneller, mit Beginn des HT nimmt Zinman das viel schnellere
Allegro molto, zielstrebig nach vorn, ab T. 190 geht er im Tempo zurück,
deutlicher 3-Schritt, insgesamt klares Musizieren, II bewegt, puristische
Strenge, hier und da auch auftrumpfend, ziemlich festes Tempo, bei Einschub 5
Notentext bei Oboe und Klarinette geändert, Tempo nach der Klimax
beibehalten, III Sch zupackend, fast atemlos, Trio wie eine Gesangsszene, IV
mit Druck, klangliche Schärfung, etwas handfestes Musizieren |
||||
4 |
Ferenc Fricsay |
Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks |
Tahra |
1955 |
53‘41 |
|
live, I
zurückhaltendes Tempo, gute Transparenz, II einige kleine Ritardandi,
etwas schwerfällig, T. 251-266 langsamer, III gewichtiges Scherzo, IV Trp.
spielt T. 305-336 rhythmisch die Melodie der Hörner, insgesamt gewichtig |
||||
4 |
Michael Gielen |
SWF Sinfonie-Orchester Stuttgart |
SWF music
hänssler |
1996 |
51‘16 |
|
live London, I alla
breve, belebte E, T. 61 ff. zusätzliches accel., beim Beginn des
HT Haupttempo erreicht, Coda etwas schneller, etwas angerauter Klang, II A.
molto moto, rastlos durch den Satz (kein langsamer Satz), T. 17-23 Ob.
deckt Klarinette zu, rit. vor 2. Th., III vehementes Scherzo, Trio im
natürlich musikalischen Fluss, IV entschieden voran, warum nicht etwas
lockerer? |
||||
4 |
Peter Maag |
Philharmonia hungarica |
Vox
Membran Documents |
1969 |
52‘15 |
|
I E am Ende kein accel.,
stattdessen mächtiges cresc., T. 78 plötzlich schneller, beim 2, Th.
zurückhaltend, am Satzschluss langsame Apotheose, II schnörkellose Klarheit,
prägnanter Rhythmus, III überschäumende Musizierlaune, Dynamik nach Partitur,
IV Musik in Verlaufsform, wechselnde Tempi |
||||
4 |
James Levine |
Chicago Symphony Orchestra |
DGG |
1983 |
53‘33 |
|
I E Hornruf zu
Beginn langsamer als das Folgende, Beschleunigung ab T. 70 bis zum HT,
gewichtiges Musizieren, 3. Th. T.199 ff. zurückgenommen, Tempo T. 670 ff.
gedrosselt, T. 682 Anfang verwackelt, II auch hier mit viel Gewicht
musiziert, prägnante Rhythmik, Blick immer nach vorn, Temporücknahme nach
Klimax, III Sch vehementer Zugriff, ohne Feinzeichnung, moderates Trio,
stellenweise auch delikat, IV mit Hingabe, Finale mit viel Nachdruck |
||||
4 |
Arthur Rother |
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin |
Urania
forgotten records |
1950 |
47‘29 |
|
I ab T. 61
schneller, HT 1. Th sehr bewegt, 2. Th langsamer, 3-Schritt T. 228-236 nicht
überspielt, II insgesamt bewegt, nach der Klimax wie üblich langsamer, III
robustes Scherzo, farbiges Trio, gemächlich, IV fließendes, geschmeidiges
Musizieren, zielstrebig bis zum letzten Akkord – akzeptabler Klang |
||||
4 |
Wilhelm Keitel |
Putbus Festival Orchestra |
Arte Nova |
1997 |
58‘57 |
|
I E ab T. 61 accel.,
sehr bewegter HT, insgesamt jedoch nüchtern, 3-Schritt T. 228-239 nicht
übersehen, II routiniert, Mainstream, hervortretende Trp. bei den Einschüben
4 und 5, III Sch wie durchgezogen, Trio langsamer, mit mehr Klang, IV Musik
auf das Handwerkliche reduziert |
||||
4 |
Yehudi Menuhin |
Menuhin Festival Orchestra |
EMI |
1968 |
47‘49 |
|
I E bewegt, T.
76/77 kompakt, HT Musik wie durchgezogen, 3-Schritt, II Andante molto
moto, kein Verweilen, nach der Apotheose ohne rit. weiter, etwas
geglättet, III/IV positive Sicht auf Schubert – offenes Klangbild |
||||
4 |
Daniel Barenboim |
Berliner Philharmoniker |
CBS
Sony |
1986 |
63‘21 |
|
I E Adagio, ab T. 70
schneller, HT Musik mit viel Klangsinn, jedoch unaufgeregt, objektiv,
Satzschluss gezogen, II sich Zeit lassend, breite Dynamik, überwiegend
geringe Spannung, III Sch die Musik läuft von selbst, gezogenes Trio, IV hier
endlich lebendiger – insgesamt etwas geglättet, alle Wiederholungen |
||||
4 |
Istvan Kertesz |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1963 |
50‘14 |
|
I plötzlicher
Tempowechsel beim Eintreten des HT, straffes Musizieren, zielstrebig nach
vorn, in der Apotheose ab T. 671 Tempo gedrosselt, II etwas äußerlich,
auftrumpfend (1.Th.), III auf bekanntes Wegen unterwegs, Sch und Trio wenig
voneinander abgesetzt, IV interpretatorischer Leerlauf, am besten 3. Th. (T.
385-463) – helles Klangbild, Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
||||
|
|||||
3-4 |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester Leipzig |
Eterna
Philips |
1989 |
60‘43 |
|
I E allmählich cresc.
und accel., schnelles Tempo, entspricht kaum Schuberts Wunsch,
entschieden voran, aufgewühlt, klangliche Wucht, deutlicher 3-SchrittT.
228-240, verzögerte Schlussapotheose, II Musik in Verlaufsform, eher an der
Oberfläche agierend, etwas einfallslos, III vital, farbiges Spiel, Trio mit
wenig Feingefühl, IV spielfreudig, Musik eher durchgezogen als gestaltet,
etwas eindimensional – alle Wiederholungen |
||||
3-4 |
Simon Rattle |
Berliner Philharmoniker |
EMI |
2005 |
57‘28 |
|
I E etwas unruhig, cresc. zum HT, Blech
(vor allem Trp.) beherrscht zu sehr den Klang, II T. 17-23 Ob. lauter als
Klari, T. 148-159 Spannungseinbruch, Musik in Einzelabschnitten, nach der
Klimax langsamer, III Sch etwas flüchtig, äußerlich, Trio deutlich langsamer,
IV teilweise eigenwillige Gestaltung, Spannungseinbrüche – Aufnahme
hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
||||
3-4 |
Carlo
Maria Giulini |
London
Philharmonic Orchestra |
BBCL |
1975 |
52‘20 |
|
live, ▼ |
||||
3-4 |
Leonard
Bernstein |
New
York Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1967 |
48‘46 |
|
I E starke
Pizzicati der Bässe, ziehen sich durch den ganzen Satz, ab T. 70 cresc. und
accel., insgesamt gelassene Art, weniger ausdrucksstark, spannende
Schlussapotheose, die letzten Takte langsam und auftrumpfend, II sich Zeit
lassend, T. 17-23 Ob. verdeckt Klari, 1. Th in den vielen Tutti-Passagen
wuchtig, deutliche Trp. beim Einschub 5 (T 204 ff.), Tempo nur wenig
gedrosselt, III Sch etwas grob, dynamische Gestaltung nach Gusto, kantables
Trio, jedoch etwas spröde, IV ausgelassen, jedoch etwas einfallslos und derb,
ohne rechte Überzeugungskraft, Bernstein neigt zum Auftrumpfen |
||||
3-4 |
Sandor
Vegh |
Camerata
Academica Salzburg |
Capriccio |
1993 |
51‘40 |
|
I E Adagio, etwas
blass, ab T. 70 schneller, HT Blech immer wieder hervorgehoben, etwas
agressiv, mit rhythmischem Schwung, II gezogen, T. 17-23 Ob. verdeckt Klari,
ab T. 30 etwas mehr Tempo, Einschübe und 2. Th. etwas langsamer,
unausgeglichen und spröde, bei der Klimax scharf, III vehementer Zugriff, Sch
und Trio weniger Kontrast, IV überwiegend ausgelassen, das Übliche,
Transparenz am Satzende nicht top |
||||
3-4 |
Adrian
Boult |
London
Philharmonic Orchestra |
EMI |
1972 |
53‘35 |
|
▼ |
||||
3-4 |
Wolfgang
Sawallisch |
Staatskapelle
Dresden |
Eterna Philips Decca |
1967 |
56‘05 |
|
I E gediegen,
wenig Druck, HT eher getragen, im Tempo zurückhaltend, klares Klangbild, II
sich Zeit lassend, Sawallisch kein Mann der großen Emotionen, nach der Klimax
T. 251-266 langsamer,farbenreiches Klangbild, III auf bekannten Wegen, IV
etwas statisch, Objektivität reicht nicht |
||||
3-4 |
Clemens
Krauss |
Wiener
Symphoniker |
Teldec |
1951 |
48‘36 |
|
I E zögernd, HT
diszipliniertes Spiel, jedoch mehrmals Tempowechsel, Stilbewusstsein? II
Sprung von T. 58 zu T. 89, Tempi ähnlich Satz 1, III drängendes Scherzo, sehr
langsames Trio, fast behäbig, IV T. 449-463 gestörte Balance zwischen Holz
und Streichern, T. 468 schnelleres Tempo, statuarisches Musizieren am Satzende |
||||
3-4 |
Heinz
Rögner |
Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Berlin |
Eterna Denon |
1978 |
55‘56 |
|
I E Adagio,
gezogen, allmähliches cresc. ab T. 70; HT erscheint plötzlich
schneller, Apotheose T. 671 ff. gravitätisch, II 1. Th marschmäßig, mit
Nachdruck, etwas phlegmatisch, 2. Th ähnlich, breite Klimax, III Sch
spielerische Art, Trio phlegmatisch, Rögner zeigt wenig Lust an
instrumentaler Zuspitzung, IV ausgewogen, klare Artikulation, Musik auf das
Handwerkliche reduziert |
||||
3-4 |
Hans
Knappertsbusch |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1957 |
51‘36 |
|
live, Kna beginnt
in den Applaus hinein, lärmendes Ende der E, MT klangliche Schärfe, energisch
voran, T. 110-119 (nicht vorgesehene) cresc. der Posaunen, ebenso in
der Reprise, piu moto-Stelle etwas schneller, kräftiges rit. am
Satzende, II Oboe führt innerhalb der Bläsergruppe zu sehr, 2. Th T. 93 ff. mf
statt pp, T. 157-59 starkes cresc. sowie rit., krachende
Akkorde, Kna. vermeidet es Abschnitte gegeneinanderzusetzen, III Scherzo
gelassen, zähes Trio, dynamische Gestaltung lässt zu wünschen übrig, IV langatmig,
teilweise Klangbrei |
||||
3-4 |
Leo
Blech |
RIAS Symphonie-Orchester Berlin |
Archipel |
1950 |
48‘53 |
|
live, ▼ |
||||
3-4 |
Sergiu
Celibidache |
Münchner
Philharmoniker |
EMI |
1994 |
57‘08 |
|
live, I Celi sorgt
für Transparenz, Musik zelebriert, sich vor Exaltiertheit hütend, 3-Schritt
T. 228-240 herausgestellt, Noten in der Apotheose handverlesen, II
phlegmatisch, Musik durchgezogen, nach der Klimax T. 250 Generalpause, III
Scherzo mit kaltem Feuer, Trio gezogen, IV diszipliniertes Musizieren,
hinterlässt jedoch keinen bleibenden Eindruck |
||||
3-4 |
Thomas
Schippers |
Cincinnati Symphony Orchestra |
Elite Vox |
1976 |
52‘22 |
|
I E Adagio, am
Ende etwas schneller, HT viel schneller, 2. Th. dagegen deutlich langsamer,
ziemlich unausgeglichen, das zieht sich bis zum Satzschluss hin, ab T. 661
deutlich gebremstes Tempo, II 2. Th. ruhiger als 1., scharfe Farbwechsel, T.
148-159 langsam, nach der Klimax langsamer, III Sch wuchtig, Trio langsamer
und etwas langatmig, IV die punktierten Abschnitte wünschte man sich etwas
lockerer, keine neuen Interpretationsaspekte, teilweise etwas aufgeblasen |
||||
3-4 |
Theodor
Guschlbauer |
New Philharmonia Orchestra London |
Erato |
1972 |
49‘46 |
|
I E Adagio,
gezogen, ab T. 67 allmählich etwas schneller, bewegtes Tempo im HT, nicht
auftrumpfend, gediegen, in der Apotheose ab T. 672 gebremstes Tempo, II 1.
Th. prägnanter Rhythmus, locker musiziert, 2. Th. lyrisch, jedoch ohne
spürbare Hingabe, am Ende der Klimax kein Ziel avisiert, III Sch auf längst
bekannten Wegen, im Trio Klang weniger geformt, IV wie durchgezogen, Dirigent
lässt sich nicht ganz auf das Potential des Satzes ein – in allen Sätzen
deutliches Brummen an leisen Stellen |
||||
3-4 |
Jonel
Perlea |
Bamberger
Symphoniker |
Vox forgotten records |
1956 |
45‘14 |
|
I E fast Adagio,
gezogen, ab T. 67 schneller, 2. Th. deutlich bewegter, ab Reprise
angeglichen, etwas kompakter Klang, II A. molto moto, zu schnell, Musik wird
fast überfahren, großzügige Dynamik, nach der Klimax Tempo beibehalten, III
Musik wie nur heruntergespielt, teilweise wuchtig, IV Musik auf das
Handwerkliche reduziert |
||||
|
|||||
3 |
Leo
Blech |
London
Symphony Orchestra |
EMI Koch-Schwann |
1927 |
43‘55 |
|
▼ |
||||
3 |
Willem
Mengelberg |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
The
Radio Years |
1940 |
48‘04 |
|
live, ständige
Tempowechsel, plärrendes Blech bei lauten Tutti-Abschnitten, II
Tempoeskapaden setzen sich fort, T. 148 ff. Horn nicht im selben Metrum wie
die Streicher, ab T. 267 doppeltes Tempo, III Dynamik und Tempo nach Gusto,
IV Retuschen vor der Reprise |
||||
Interpretationen in historischer
Aufführungspraxis mit modernen Instrumenten |
|||||
4-5 |
Claudio
Abbado |
Chamber
Orchestra of Europe |
DGG |
1987 |
61‘28 |
|
erste auf den
Autographen basierende Interpretation, I E zu Beginn nicht alla breve,
T. 61 ff. schneller, T. 78 Tempo des HT erreicht (=nicht konsequent),
sprechende Artikulation, zurückhaltendes Tempo, ab T. 569 piu moto, T.
661 wieder langsamer, II sich Zeit lassend, 2. Th etwas langsamer, nach der
Klimax langsamer, ab T. 267 wieder Tempo 1, III Sch vehement voran, Trio con
espressivo, IV akribisch ausformuliert – alle Wiederholungen |
||||
4-5 |
Nikolaus
Harnoncourt |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
Teldec |
1992 |
58‘05 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Nikolaus
Harnoncourt |
Chamber
Orchestra of Europe |
ica
classics |
1988 |
55‘45 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Antonello
Manacorda |
Kammerakademie
Potsdam |
Sony |
2014 |
58‘58 |
|
I E ab T. 70 accel.,
sehr bewegter HT, lockeres, federndes Musizieren, festes Tempo, 3-Schritt T.
228-240, II bewegt, farbenreiche Palette vor allem der Holzbläser, nach der
Klimax etwas langsamer, III T. 31-35 Balance nicht immer getroffen,
nachschlagende Viertel-Akkorde auf 3 hervorgehoben, IV wache Aufmerksamkeit,
Musizierstil hier etwas mechanisch – insgesamt keine neuen Aspekte – helles
Klangbild |
||||
4-5 |
Phillippe
Herreweghe |
Royal
Flemish Philharmonic Orchestra |
Pentatone |
2010 |
57‘38 |
|
I E alla breve,
marschmäßig, HT noch schneller, festes Tempo bis zum Schluss, II molto
moto, marschmäßig durchgezogen, Blick immer nach vorn, T. 250 verkürzt,
nach der Klimax kaum langsamer, III durchgehend markierende Pauke, bewegtes
Trio, farbenreich, IV Musik immer im Fluss, fast wie atemlos – gute Balance
und Transparenz |
||||
|
|||||
4 |
Thomas
Dausgaard |
Schwedisches
Kammerorchester |
BIS |
2007 |
58‘00 |
|
I HT ab T. 78 plötzlich
erheblich schneller, insgesamt sehr bewegt musiziert, ziemlich festes Tempo,
am Ende der Durchführung Tempo gedrosselt, am Beginn der Reprise wieder
schneller, Apotheose ohne Temporücknahme, II prägnantes Musizieren, immer
nach vorn blickend, jedoch etwas geglättet, Klimax ein wenig beschleunigt, T.
251-266 wie üblich etwas langsamer, III im Mainstream, IV mit Hingabe
musiziert, ohne neue Aspekte zu entdecken |
||||
4 |
Roger
Norrington |
SWR
Sinfonie-Orchester Stuttgart |
hänssler |
2001 |
50‘16 |
|
live, I E, alla
breve, T. 61 molto accel., HT Allegro molto, stellenweise etwas
knallig, II T. 17-23 Ob. deckt Klari. zu, nicht vorgesehene Pk-Wirbel mit accel.
T. 33/ 37/ 185/ 189, sehr breite Dynamik, Blech eindeutig vorn – Hartmut
Lücks Booklet-Text überzeugt mich mehr als Norringtons Interpretation |
||||
|
|||||
3-4 |
Douglas
Boyd |
Musikkollegium
Winterthur |
MDG |
2010 |
51‘44 |
|
I E ab T. 61 leichte
Beschleunigung, problemloser Übergang zum HT, disziplinierte Musikalität,
Ausgewogenheit der Stimmen, auf längst bekannten Wegen unterwegs, II Musik in
Verlaufsform, deutlich herausgestellte Akkorde während des 1. Th., jedoch
nicht immer mit höchster Präzision, III Klangkultur noch nicht am oberen
Limit, IV Blech immer wieder zu sehr im Vordergrund, zu knallig, T. 201 ff.
ohne Duft der tieferen Streicher, fehlender Schliff – Aufnahme hinterlässt
keinen bleibenden Eindruck |
||||
Interpretationen in historischer
Aufführungspraxis mit Instrumenten der Zeit |
|||||
5 |
Charles
Mackerras |
Orchestra of the Age of Enligthenment |
Virgin |
1987 |
59‘22 |
|
I E alla breve, ausgeglichener Übergang
zum HT, Bereich des 1. Th. ein wenig beschwert, 3-Schritt, sehr gute Balance
und Transparenz, II rhythmische Energie freigesetzt, an vielen Stellen
Blech-betont, Trp. bei den Einschüben 4 und 5 hervorgehoben, nach der Klimax
Tempo gedrosselt, ab 267 wieder schneller, III Sch wie elektrisiert, die
unterschiedlichen Aggregatzustände gut getroffen, IV organisches Musizieren,
zielstrebig zum Ende |
||||
|
|||||
4-5 |
Frans
Brüggen |
Orchester des 18. Jahrhunderts |
Philips |
1992 |
55‘56 |
|
live, I HT
deutlich schneller als E, sehr bewegt, festes Tempo, angerauter Klang,
wechselnde Achtel der Bläser T. 256 ff. sehr gut getroffen, plastisch,
gebremstes Tempo am Ende der Apotheose, II bewegt, elastisches Musizieren, 1.
Th. jedoch zu zackig vorgetragen, III zielstrebig voran, natürlich
musikalischer Fluss im Trio, IV etwas mechanisch, auf das Handwerkliche
reduziert, beim 2. Th. Triolen der Streicher mehr im Hintergrund – Klangbild
etwas kompakt |
||||
4-5 |
Roy
Goodman |
The Hanover
Band |
Nimbus Brilliant |
1989 |
61‘01 |
|
I E jeweils 3 Takte unter einem Bogen, in
Abschnitten musiziert, HT schnelleres Tempo, Blech oft lärmend, breites
Klangbild, weniger geschliffen, sollte dem Originalklang nahekommen, diese
Haltung begegnet man auch in den restlichen Sätzen – insgesamt helles
Klangbild |
||||
4-5 |
Jos
van Immerseel |
Anima
Eterna Symphony Orchestra |
Sony |
1997 |
57‘14 |
|
I E alla breve,
schnelles Schreiten, ab T. 70 leichte Beschleunigung, sehr bewegter HT, Blech
weniger exponiert wie bei Goodman, man hört mehr Musik, 3-Schritt, Tempo bis
zum Satzschluss beibehalten, II immer wieder klangliche Schärfung ausgelöst
durch Blech und Pk., III Sch pointierte Dramatik, Trio wie eine Gesangsszene,
IV mit spürbarer Vitalität, jedoch nicht immer wünschenswert locker |
||||
|
|||||
4 |
Roger
Norrington |
London
Classical Players |
EMI |
P 1990 |
58‘14 |
|
I E alla breve,
Tempo durchgezogen, vor dem HT sanfte Beschleunigung, kraftvoll
vorwärtstreibend, fast atemlos durch die Musik, festes Tempo, II im Stil wie
Satz 1, farbiger Klang mittels Holz, insgesamt jedoch nüchtern, nach der
Apotheose etwas langsamer, III/IV Konsequenz bis zum Letzten – Musik auf das
Handwerkliche reduziert, offenes Klangbild |
||||
|
|||||
3-4 |
Jordi
Savall |
Le
Concert des Nations |
Alia
Vox |
2021 |
60‘58 |
|
I bewegte E, T. 78
Tempo des HT erreicht, Blech und Pk. oft auftrumpfend, rauer Klang, trotz
stabilen Tempos unruhig, prägnante Rhythmik, stellenweise kapriziös,
andererseits scharfe Klanglichkeit, nach der Klimax kein rit., III
artikulatorische Unschärfe zu Beginn, IV rhythmisch betont, zu penetrant,
theatralisch, zu viel nerviges Geschmetter |
||||
3-4 |
Marc
Minkowski |
Les Musiciens du Louvre Grenoble |
naïve |
2012 |
54‘34 |
|
live, I E Hörner
legato, weicher Klang bis T. 28, Tempo vor dem HT etwas angezogen,
betriebsam, Balance nicht immer angemessen, II T. 17-23 Oboe vor Klarinette,
nicht vorgesehene Wirbel der Pauken incl. cresc. vor Tutti-Akkorden,
Musik wie durchgespielt, mit weniger Spannung, nach der Klimax etwas
langsamer, III Sch klangliche Wucht, Trio mit viel Klangsinn, IV die große
Linie nachgezeichnet, Triolen der Violinen T. 201 ff. zu leise, insgesamt
etwas grob |
||||
|
|||||
3 |
Michi
Gaigg |
L’Orfeo
Barockorchester |
CPO |
2018 |
60‘39 |
|
live, I E alla
breve nicht ganz verwirklicht, ab T. 61 schneller, mit zunehmender
Lautstärke nimmt die Genauigkeit ab (T. 76/77), HT deutlich schneller, Geigen
mit scharfem Klang immer wieder wie solistisch, auch aggressiv, II spontan
wirkendes Musizieren, jedoch oft zu sehr auftrumpfend, wie hingeknallt,
Instrumente nicht immer optimal aufeinander abgestimmt, III eher an der
Oberfläche musiziert, stellenweise zu grob, das gilt auch für IV – insgesamt
pauschale Dynamik, Schubert war kein Barock-Komponist, Barock-Artikulation
hier fehl am Platz |
||||
Hinweise zu Interpreten und Interpretationen |
|||||
Arturo Toscanini Toscaninis Interpretationen liegen
zwar nur 12 Jahre auseinander, unterscheiden sich in der Haltung jedoch nicht
so sehr voneinander. Im ersten Satz ist die Musik vom ersten Ton an in
Bewegung, Toscanini lässt ernsthaft musizieren, ohne eine musikalische
Selbstdarstellung zu inszenieren. In der jüngeren Aufnahme gehen Einleitung
und Hauptteil im selben Tempo ineinander über. Für den langsamen Satz lässt
sich der Dirigent Zeit, mit entschiedenem Zugriff wird das rhythmisch betonte
1. Thema immer wieder neu angestimmt und durchgezogen. Nach der Klimax am
Ende der Durchführung nimmt Toscanini 1941 im Gegensatz fast aller Kollegen
das Tempo ein wenig zurück, 12 Jahre später spürt man kaum noch einen
Unterschied. Das Scherzo wird stürmisch angegangen, etwas grob, wobei bei den
Streichern anfangs einige Unklarheiten vermeidbar gewesen wären. Das Trio
wird wie präsentiert gespielt. 1953 wünschte man sich die dynamischen
Unterschiede etwas deutlicher. Im Finale gibt sich der Dirigent kämpferisch,
blickt immer nach vorn, bei besserer Beachtung der von Schubert gewünschten
Dynamik. Klanglich schlägt die jüngere NBC-Aufnahme die ältere mit dem
Philadelphia-Orchester, ausgenommen im 2. Satz, der etwas hart klingt. |
|||||
Leo
Blech Eine der ersten Aufnahmen der
Sinfonie entstand im Jahre 1927 in London für HMV mit Leo Blech am Pult des
Londoner Sinfonie-Orchesters. Es ist eine subjektiv geprägte Aufnahme mit
ständig wechselnden Tempi sowie unsteter Dynamik. Die Blechbläser werden
immer wieder in den Vordergrund gerückt, was die Balance stört. Im 3. Satz
kürzt der Dirigent die Wiederholung des Scherzo-Abschnitts. Im letzten Satz
bremst Blech in den Takten 15-17 sowie später T. 613-615 unvermittelt den
Fluss der Musik. Insgesamt hinterlässt diese Interpretation auf mich den Eindruck
eines willkürlichen Vorgehens. Einen etwas besseren Eindruck
hinterlässt jedoch der Mitschnitt aus dem Berliner Titania-Palast mit dem
RIAS Symphonie-Orchester. Auch wenn Blech noch keine festen Tempi anwendet,
scheint der Dirigent die Musik bzw. das Orchester hier besser im Griff zu haben.
Klanglich ist sie der Londoner Produktion deutlich überlegen. Leider drängen
sich immer wieder Berliner Hustenstimmen zu den Mikrophonen. |
|||||
Pierre Monteux Mit dem französischen Dirigenten sind
mir keine Studio-Aufnahmen mit Schuberts 9. bekannt, jedoch zwei
Konzertmitschnitte aus dem Jahr 1956 aus Boston sowie sieben Monate später
aus Moskau. Die letztgenannte ziehe ich vor, hier wird mit mehr Hingabe musiziert,
sie klingt geformter als zu Hause in Boston. In beiden Aufnahmen wählt der
Dirigent im Kopfsatz variable Tempi, die etwas Unruhe in die Musik tragen.
Das Andante wird sehr schnell genommen, bei den Einschüben das Tempo jedoch
gedrosselt. Von langer Hand geplante Crescendi führen zur Klimax. Die
folgenden Takte lässt Monteux dann langsamer spielen. Im 3. Satz sind die
Hörer Zeuge eines stürmischen Tempos im Scherzo und eines etwas
oberflächlichen Trios, die Dynamik fällt insgesamt etwas grob aus. Mit
Hingabe widmet sich Monteux dem Finalsatz. Im heimischen Konzertsaal neigt er
etwas zum Auftrumpfen. In beiden Interpretationen wünschte man sich etwas
mehr an Geschmeidigkeit. Das Klangbild der Moskauer Aufnahme ist heller
ausgefallen als in Boston. Beide hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck. |
|||||
Wilhelm Furtwängler Schuberts 9. Sinfonie zählte zu
Furtwänglers Favoriten in seinen Konzert-Programmen. Bereits 1922, im Jahr
seiner ersten Berliner Spielzeit, widmet sich der Dirigent der monumentalen
Sinfonie. Zum letzten Mal steht sie im September 1953 in Berlin auf dem
Programm. Dazwischen liegen viele Aufführungen nicht nur mit den Berliner
Philharmonikern. Mit diesem Orchester entstand im Dezember 1951 die einzige
Plattenaufnahme des Dirigenten, die ursprünglich, aufgrund der langsamen
Tempi in den beiden ersten Sätzen, auf je eine 18 cm-LP für die beiden ersten
Sätze und eine 16 cm-LP für die Sätze 3 und 4 aufgeteilt war. Zwei weitere
Konzertmitschnitte sind erhalten aus dem Jahren 1942 sowie 1953, jeweils aus
Berlin. Mit den Wiener Philharmonikern ist ein Konzert aus Stockholm aus dem
Jahre 1943 erhalten sowie von den Salzburger Festspielen 10 Jahre später. Furtwänglers Auffassung hat sich in
den Jahren kaum geändert, sofern man es von den erhaltenen Tonträgern
nachvollziehen kann. In der Einleitung zum 1. Satz lässt er sich zunächst
Zeit, etwas ab T. 70 steuert er mittels eines Accelerandos das Hauptthema des
1. Satzes an. Beim 2. Thema nimmt er das Tempo etwas zurück. Insgesamt
verzichtet er auf ein festes Tempo. Sehr deutlich und überzeugend gelingt
Furtwängler der Dreischritt in den T. 228-240, wobei er die Intensität
schrittweise erhöht. In der Reprise koppelt er häufig ein Accelerando mit
einem Crescendo, ein Relikt aus einer spätromantischen
Interpretationshaltung. Bei der Apotheose am Satzschluss drosselt WF das
Tempo, jedoch nicht immer in gleicher Weise. Ein nuanciertes Vorgehen
beobachtet man im Andante. Kaum ein anderer Dirigent lässt sich hier so viel
Zeit, gelingt jedoch auch nicht eine solche Kraft und Monumentalität auf dem
Höhepunkt. Furtwängler dehnt hier den Takt 250 zu einer Generalpause. Erst
allmählich kehrt er zum früheren Tempo zurück. Mit viel Nachdruck lässt WF das
Scherzo-Thema in der Studio-Aufnahme, vor allem von den Streichern,
vortragen. Weniger prägnant jedoch in den restlichen Aufnahmen. Im Trio mit
seinem reduzierten Tempo gelingt ihm ein farbiger Klang. In Stockholm klingt
die Musik hier wie ein Abschied. Ein gestalterischer Ernst sowie klare
Artikulation spricht aus dem Finale mit seinen vielen Wiederholungen. Der
eine oder andere Hörer wird die Änderung in der Trompetenstimme T. 325-331
heraushören. In der Studio-Produktion auch die Kopplung der Trompeten mit den
Hörnern in den Takten 897-920, was den festlichen Klang zusätzlich
unterstreicht. So endet Furtwänglers ins Monumentale gesteigerte
Interpretation der großen C-Dur-Sinfonie. Nicht jeder Hörer geht hier mit WFs
Auffassung konform und greift lieber zu Günter Wand, Carl Schuricht, Bruno
Walter oder Herbert Blomstedt. Aufgrund der relativ guten Aufnahmetechnik ist
Furtwänglers Studio-Produktion die erste Wahl. Die Aufnahmen während des 2.
Weltkrieges klingen an vielen Stellen kompakt und auch stumpf oder sind mit
vielen Knackgeräuschen (Stockholm) oder Hustern (Berlin) ausgestattet. |
|||||
Adrian Boult Von den drei bekannten Aufnahmen von
Schuberts letzter Sinfonie mit dem Dirigenten Adrian Boult stehen mir zwei
zur Verfügung: ein Mitschnitt mit dem BBC Symphony Orchestra aus der Royal
Albert Hall aus dem Jahr 1969 sowie eine Studio-Produktion der EMI drei Jahre
später mit dem London Philharmonic Orchestra. In dieser wird zwar
ausdrucksstark und mit Vehemenz musiziert, Boult neigt jedoch immer wieder
zum Auftrumpfen. Ein weiteres Handicap ist die etwas grob genommene Dynamik.
Im Konzertmitschnitt lässt der Dirigent viel gelöster musizieren, wobei die dynamischen
Gegensätze nicht überspielt werden. Besonders im Finalsatz, aber auch schon
früher, lässt sich den dezenten Spannungsaufbau immer wieder neu mit mehr
Intensität bewundern. Das gefiel vermutlich auch dem Londoner Publikum, das
am Ende in den Schlussakkord hinein applaudiert. Erich Kleiber Mit Erich Kleiber sind dem
Klassikfreund zwei Konzertmitschnitte aus Köln und Hamburg erhalten, die m.
E. auf musikalischer Ebene zu den besten zu rechnen sind, auch wenn ihr Klang
zeitbedingt nicht alle Wünsche erfüllt. In allen Sätzen lässt Kleiber bewegt,
meist rhythmisch betont und in großen Bögen musizieren. Beim Übergang von der
Einleitung zum Hauptteil des ersten Satzes nimmt der Dirigent das Tempo – wie
übrigens viele andere auch – etwas zurück. Das beobachtet man auch in den
Takten vor der Reprise (T. 343 ff.). Bei der Tempoangabe piu moto
kehrt Kleiber zum früheren Tempo zurück. Im zweiten Satz, die
Tempobezeichnung Andante con moto weist darauf hin, lässt Kleiber
nicht langsam musizieren, eher marschmäßig bewegt bei gleichbleibendem Tempo.
Die dynamischen Unterschiede werden deutlich herausgestellt. Die Einwürfe der
Trompeten im 4. und 5. Einschub (T. 176-181 sowie 204 ff.) kommen bestimmt.
Die Pizzicati der Streicher T. 151 klingen beim Kölner Mitschnitt
etwas verwackelt. Das Trio nimmt der Dirigent etwas langsamer als das
Scherzo. Es ist eine nuancierte Darstellung bei ziemlich festem Tempo. Die
Hamburger Streicher muss man hier den Kölnern etwas vorziehen. Den Finalsatz
geht Kleiber teilweise mit überschäumender Musizierlaune an. Die Dynamik ist
in Köln etwas weniger breit ausgefallen als in Hamburg. Josef Krips Neben Erich Kleiber behauptet sich
Josef Krips mit Partitur-gerechten Deutungen der 9. Sinfonie. Überzeugt bei
Kleiber das Rhythmisch-Betonte sowie Dramatische seiner Darstellungen so
erfreut man sich bei Krips hauptsächlich über die Lyrisch-Epische Gestaltung
seiner Interpretationen, ohne jedoch nicht auf einen gewissen Druck zu
verzichten. Sehr gut lässt sich dies beim zweiten Satz beobachten, in dem
Krips die Eigenarten der Themen gegenüberstellt. Trotz der Mono-Aufnahme im
Jahr 1952 überrascht diese bereits durch ein offenes Klangbild. Die
dynamischen Gegensätze im Finale wünschte man sich noch etwas deutlicher. Das
ist in der späteren Stereo-Aufnahme noch besser gelungen. Beim Mitschnitt aus
Bregenz 1977 klingen die Posaunen etwas weniger präsent, das kann jedoch der
Aufnahmetechnik geschuldet sein, das Klangbild ist hier auch etwas dichter
als 1958. In dieser Aufnahme sind Horn und Streicher in den Takten 148 ff.
des zweiten Satzes rhythmisch nicht genau zusammen. Die Zeitmaße der
einzelnen Sätze liegen nahe zusammen. Nur in 1958 wird im Scherzo die erste
Wiederholung beachtet. George Szell Zwei Studio-Produktionen der großen
C-Dur-Sinfonie sind mit Szell greifbar. In der früheren für CBS durchleuchtet
er die Partitur. Man entdeckt feine dynamische Abstufungen, immer wieder
überzeugende Phasen mit Spannungsauf- und -abbau. Die Stimmführungen im
Partiturgeflecht werden deutlich nachgezogen. Trotz durchgehend straffer
Tempi wirkt die Interpretation doch gelassen. Nach der Klimax T. 248 f. nimmt
der Dirigent das Tempo ein wenig zurück, kehrt aber bei T. 267 zu Tempo 1
zurück. Das Trio im 3. Satz lässt Szell etwas langsamer spielen. An wenigen
Stellen erreicht er keine optimale Balance zwischen Holzbläsern und
Streichern. Beim Finale erweitert er Schuberts Tempovorschrift Allegro
vivace um ein molto. Die Musik wird hier vom ersten bis zum
letzten Ton fast atemlos durchgezogen. In den Jahren 1968-1970 konnte die
EMI einige Aufnahmen mit dem Cleveland Orchester, teilweise mit Beteiligung
sowjetischer Künstler tätigen, die jedoch aufgrund komplizierter Verträge
nicht in allen Ländern als EMI-Produkte in die Platten-Läden kamen. In der
BRD wurden beispielsweise die produzierten Beethoven-Klavierkonzerte mit Emil
Gilels nicht von Electrola, sondern von Eurodisc gepresst und vertrieben. Den
EMI-Technikern war die Akustik in der Severance-Hall von Cleveland noch nicht
vertraut. Aus diesem Grund sind hier Abstriche in Kauf zu nehmen, die
Aufnahmen klingen weniger geschmeidig und gerundet und insgesamt nicht immer
so präzise, wie man es von den Columbia-Produktionen bislang gewohnt war. Das
gilt auch für die neue Aufnahme der C-Dur-Sinfonie, man vergleiche z. B. in
Satz 3 die Takte 105-111. Karl Böhm Karl Böhms Aufnahme mit den Berliner
Philharmonikern wurde bei ihrem Erscheinen 1964 überwiegend gelobt. Vor dem
Hintergrund von damals etwa 10 Konkurrenz-Aufnahmen ist dies
nachzuvollziehen. Heute, etwa 60 Jahre später, bietet der Plattenmarkt mehr
als 150 Aufnahmen zum Vergleich, da können sich die Maßstäbe verschieben.
Böhm hält das Orchester zu einem klaren Spiel an, seine Dynamik ist jedoch
nicht immer ausgeglichen. Die beiden Hörner zu Beginn kommen wie buchstabiert
aus den Lautsprechern und der Übergang von der Einleitung zum HT erscheint
mir etwas grob. Beim 2. Thema nimmt Böhm das Tempo etwas zurück, auch im 2.
Satz nach der Klimax, ab T. 267 wird Tempo primo wieder erreicht. Beim
Scherzo wirkt die Musik wie durchgezogen, bei T. 41 und T. 205 vermisst man
eine deutliche Zäsur. Beim Trio wählt Böhm ein langsameres Tempo. Am besten
gelingt ihm das Finale mit einem zielgerichteten Musizieren bei einer breiten
Ausdrucksskala. Eine zweite Aufnahme der großen
C-Dur-Sinfonie entstand anlässlich eines Konzertes mit der Dresdner
Staatskapelle im Kulturpalast Dresden. Sie wurde als Gemeinschaftsproduktion
von VEB Deutsche Schallplatten und der DGG auf den Markt gebracht. Insgesamt gesehen
erreicht sie nicht ganz das Niveau der Berliner Aufnahme. Es wird zwar
markant akzentuiert, jedoch steht das Handwerkliche im Vordergrund. Wie ein
Marsch zieht die Musik beim 1. Thema des 2. Satzes dahin. Das 2. Thema wird
wieder etwas langsamer gespielt, bei der Dynamik wünschte man sich etwas mehr
Sorgfalt. Auch die Balance zwischen Oboe und Klarinette T. 17-30 ist kaum
ausgeglichen. Im Scherzo wirkt die Musik etwas aufgeblasen und grob und im
Trio wünschte man sich mehr Politur. Dem Finale fehlt es etwas an Feinsinn
und Inspiration. Herbert von Karajan Unter Leitung von Karajan sind drei
Studio-Produktionen von Schuberts großer C-Dur-Sinfonie bekannt. Die erste
entstand ein Jahr nach Kriegsende im besetzten Wien mit den dortigen
Philharmonikern. Der einflussreiche Produzent Walter Legge machte es möglich,
eine Reihe von Werken mit dem Dirigentenstar und früherem NSDAP-Mitglied in
Wien zu produzieren, während der Antipode Furtwängler aufgrund seines noch
nicht abgeschlossenen Entnazifizierungsverfahrens mit einem Auftrittsverbot
belegt war. Der Klang der Wiener Aufnahme ist erstaunlich gut, man gewinnt
den Eindruck, als habe der Produzent neue und bessere Aufnahmegeräte besorgt
und eingesetzt. Das war jedoch nicht immer von Vorteil, besonders dann nicht,
wenn das Resultat weiterhin auf Schellackplatten gepresst und vertrieben
wurde, besonders im UK. Karajans Bestreben war es zeitlebens aus seinem
jeweiligen Orchester den besten Klang herauszuheben. Hier bei Schuberts
großer C-Dur-Sinfonie widmete er besondere Aufmerksamkeit den Blechbläsern.
Das geriet 1946 in Wien nicht besonders von Vorteil, da die Aufnahme
stellenweise statt nach Schubert nach Bruckner klingt. Insgesamt ist der
Klang noch kompakt, im Finale klingt das Orchester noch etwas fest. Zwölf Jahre später brachte die DGG,
inzwischen Karajans Haus-Label, nach Furtwängler, Jochum und Böhm, eine
Neuaufnahme mit den Berliner Philharmonikern auf den Markt. Auch hier wird
den Blechbläsern zu Lasten der Holzbläser zu viel Aufmerksamkeit geschenkt,
die oft mehr im Hintergrund agieren, mehr als Block, weniger solistisch. Im
zweiten Satz ergänzt der Dirigent die Satzbezeichnung Andante con moto
um das Wörtchen molto. Karajan gibt seinen Musikern wenig Zeit zum
Atmen. Nach der Klimax geht es sofort voran. Ein schwungvolles Scherzo wird
von einem langsameren, aber innig empfundene Trio abgelöst. Das Finale,
prägnanter Rhythmus, hinterlässt den Eindruck einer virtuosen
Selbstdarstellung unter besonderer Beachtung der Blechbläser, die für
orchestralen Glanz zuständig sind. Eine weitere Aufnahme mit den Berliner
Philharmonikern entstand 1977, jetzt wieder für EMI. Sie klingt stellenweise
ausgeglichener, z. B. beim 3-Schritt T. 228-240. Die antiphonischen
Partien Streicher-Bläser sind gut herausgearbeitet. Andererseits erscheint der Klang der
Oboe etwas dünn, mit wenig Substanz. Im 2. Satz jedoch übertreibt HvK das
Tempo, wenn er nach der Klimax den Takt 251 um die Hälfte kürzt. Im 3. Satz
werden alle Wiederholungen beachtet, bei der DGG nur jeweils die erste. In
Wien verzichtet der Dirigent auf alle. Günter Wand Als Wand zum ersten Mal Schuberts 9.
Sinfonie dirigierte, hatte er bereits die 60 überschritten, inzwischen ist
meine Sammlung mit vier Aufnahmen bestückt. Nach der gelobten
Studio-Produktion aus Köln folgten weitere Mitschnitte aus Hamburg, Berlin
und München. Von Interpretation zu Interpretation lassen sich keine großen
Unterschiede feststellen. Der Kapellmeister Wand hatte sich nach, wie immer,
sorgfältigem Partiturstudium eine Interpretation erarbeitet, die er als
gültig ansah und immer wieder nachdirigierte. Seinem Biographen Wolfgang
Seifert gegenüber bemerkte er einst: so und nicht anders müsse das
Werk klingen. Das galt allerdings nicht nur für Schuberts große
C-Dur-Sinfonie, sondern auch für die anderen Werke seines Repertoires in
seinen späteren Lebensjahren. Wenn ich mir nun trotzdem eine Wertung seiner
vier Interpretationen erlaube, denke ich an die kleinen Abweichungen in
Tempo, Dynamik, Agogik, Balance sowie Transparenz, aber auch an das
technische Niveau des jeweiligen Orchesters sowie die Aufnahmetechnik. Carlo Maria Giulini In Giulinis schmalem Repertoire
trifft man immer wieder auch auf Schuberts große C-Dur-Sinfonie. Hier stehen
3 Aufnahmen zur Verfügung, eine Studio-Produktion sowie zwei
Konzertmitschnitte. Die Studio-Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra,
vermutlich aus dem Jahr 1976, wurde weltweit beachtet. Giulini hatte in
Schuberts Handschrift noch vor dem Erscheinen der Neuen-Schubert-Ausgabe
entdeckt, dass der Komponist in der Einleitung des 1. Satzes nachträglich ein
Alla-breve-Zeichen eingefügt habe, d. h. für den Interpreten, die
Musik soll hier schneller gespielt werden. Parallel dazu sei das
ursprüngliche Allegro vivace des Hauptsatzes in ein Allegro ma non
troppo geändert worden, also langsamer gespielt werden solle. Das
bedeutet eine Annäherung der Tempi bei gleichzeitigem Verzicht auf das Accelerando
am Ende der Einleitung, wie es üblicherweise, auch heute noch, gehandhabt
wird. Giulini setzt diese Erkenntnis in der DGG-Produktion konsequent um,
auch später beim Mitschnitt aus München. Im früheren Mitschnitt aus London
hören wir jedoch noch die herkömmliche Version. Nicht jeder Hörer, der
Giulinis „Neu-Fassung“ zum ersten Mal hört, war oder wird von ihr begeistert
sein, auch deswegen nicht, da sich die Tempi zwischen den beiden ersten
Sätzen annähern. Auch für das Scherzo nimmt sich der Dirigent Zeit, die Musik
klingt schwerblütig und im Trio langsamer. Außerdem befolgt in diesem Satz
Giulini alle Wiederholungen. Der einzige schnelle Satz dieser Interpretation
ist das Finale: vorwärtsdrängend, elastisch und pulsierend. Beim Vergleich
der Sätze gefällt mir der erste, zweite und vierte aus Chicago am besten.
Beim Scherzo samt Trio ziehe ich die Münchner Produktion vor. Die Londoner
Fassung von 1975 fällt aufgrund ihres mulmigen Klangbildes sowie der zu lauten
Pauken deutlich zurück. Herbert Blomstedt In längeren Abständen kehrt Herbert
Blomstedt immer wieder zur der „Großen C-Dur-Sinfonie“ zurück. Bemerkenswert
ist dabei, dass er sich ab 1991 der Neuen-Schubert-Ausgabe-bedient, die ab
dem Jahr 1985 im Bärenreiter Verlag erscheint. Wie schon oben bei Giulini
bemerkt, nähern sich im Kopfsatz die Tempi aneinander an. Das Accelerando am
Ende der Einleitung entfällt und das Tempo im HT wird konsequent
durchgezogen. Das trifft auch auf den zweiten Satz zu, allerdings drosselt
Blomstedt nach der Klimax T. 251 – wie die meisten anderen Dirigenten auch –
das Tempo ein wenig. Ab T. 267 wird wieder Tempo 1 übernommen. Eine kleine
Unebenheit sei noch erwähnt: in den Takten 17-23 drückt die Oboe die
Klarinette etwas in den Hintergrund. In Blomstedts letzter Aufnahme mit dem
Gewandhausorchester ist es, was Tempo und Balance betrifft, genau umgekehrt.
Das Scherzo samt Trio erfährt in allen drei Interpretationen eine elastische
und melodienselige Umsetzung. Hier dürfen sich schon die „himmlischen
Längen“ ausbreiten, ebenso wie im Finalsatz, in dem Blomstedt Schuberts
dynamischen Reichtum nicht übersieht. Seine konsequente Hinwendung zur
Neuen-Schubert-Ausgabe bringt es mit sich, dass alle Wiederholungen in den
Sätzen 1, 3 und 4 befolgt werden. Colin Davis Mit dem britischen Dirigenten liegen
mir zwei Studio-Aufnahmen vor, aus Boston und aus Dresden. Die ältere
Produktion entstand am Ende der analog-Zeit kurz vor Einführung des digitalen
Aufnahmeverfahrens. Mit ihr bin ich nicht zufrieden. Das liegt hauptsächlich
an den instabilen Tempi vor allem im Kopfsatz einschließlich der langsamen
Einleitung. Davis ist um eine perfekte Darstellung bemüht, das Resultat
klingt dann doch eher sachlich als emotional beteiligt. Im zweiten Satz sind
die Musiker auf bekannten Wegen unterwegs, das 1. Thema lebt von der seiner
innewohnenden rhythmischen Energie, das 2. erscheint mir etwas zu streng. Der
große Bogen vor der Klimax überzeugt, weniger jedoch die gezogenen Takte
251-266 im Anschluss. Im Scherzo scheint die Musik von selbst zu laufen, im
Trio nimmt Davis das Tempo wieder zurück. Von allen Sätzen überzeugt das
Finale am meisten. Das Klangbild der Aufnahme ist stellenweise etwas mulmig,
das betrifft besonders die Pauken. Die spätere Dresdner Aufnahme kann mit
einem präsenteren Klangbild punkten. Das Tempo in der Einleitung sowie im
Hauptsatz klingt nun geformter. Davis sorgt für eine breite Ausdrucksskala
und formt gezielt den Dreischritt (=Höhepunkt am Ende der Exposition) T.
228-240. Der Übergang von der Durchführung zur Reprise gelingt problemlos.
Die Musik im Andante ähnelt der Bostoner Aufnahme, die beiden Themen werden
gut gegenübergestellt. Der große Bogen hin zur Klimax ist auch hier spürbar,
danach geht es auch hier erst einmal langsam voran. Das Scherzo klingt etwas
lebendiger, das Trio verfügt über etwas mehr Farbe. Mit viel Schwung und
Inspiration lässt Davis die Sinfonie ausklingen, auch wenn das Tempo etwas
langsamer genommen wird. Dagegen werden die Sätze 1 bis 3 hier jeweils etwas
schneller gespielt. Wie wenige andere Pult-Kollegen lässt der Dirigent keine
Wiederholung aus. Nikolaus Harnoncourt Nach Kompositionen von Bach, Mozart,
Haydn und Beethoven wandte sich Harnoncourt auch Schuberts Sinfonien zu. Im Jahre 1988 führte er in Graz mit dem
Chamber Orchestra of Europe alle Sinfonien auf. Vorangegangen waren intensive
Studien des Aufführungsmaterials durch ihn sowie etliche Musiker aus dem
Orchester. In der 9. Sinfonie fällt sofort das schnellere (alla breve)
Tempo bereits in der Einleitung auf. Warum Harnoncourt die Hörner kleinteilig
phrasieren lässt und damit die Musik abbremst, bleibt sein Geheimnis. Der
Hauptsatz beginnt etwas schneller und bleibt überwiegend im Tempo. Die
Posaunen stehen im sonst farbigen Klangbild sehr oft im Vordergrund. In der
Schlussapotheose fehlt in T. 682 die Prägnanz. Immer klare Diktion gepaart
mit dynamischem Reichtum – herausstechende Tutti-Schläge T. 30, 34 und später
- zeichnet den zweiten Satz aus. Wie so oft treten auch bei Harnoncourt die
Oboen in den Takten 17-23 vor die Klarinetten. Ebenso bremst er nach der
Klimax das Tempo ab. Erst T. 267 wird das frühere Tempo wieder übernommen,
das kennt man auch von den meisten anderen Aufnahmen. Etwas derb mit
deutlichen nachschlagenden Trompeten zieht das Scherzo vorüber, dem Trio
fehlt es m. E. an Hingabe und Melos. Vehement, aber etwas hektisch, wie
durchgezogen klingt das Finale. Auf die Wiederholung der Exposition wurde
hier verzichtet, alle anderen jedoch werden beachtet. Etwas überzeugender ist
die Studio-Produktion mit dem Concertgebouw Orkest ausgefallen. In allen
Sätzen wird etwas schneller musiziert und die Musik erklingt etwas spontaner
bei farbigem Klangbild. |
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eingestellt am
12.06.24 |