Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Franz Schubert

 

9. (8.) Sinfonie C-Dur D. 944 (849)

 

Andante, Allegro ma non troppo – Andante con moto – Scherzo, Allegro vivace – Allegro vivace

 

Schuberts Bestreben, mit einer neuen großen Sinfonie an Beethovens Sinfonien anzuknüpfen, war nicht von Erfolg gekrönt, zumindest nicht zu seinen Lebzeiten. Die Auswertung seines Briefwechsels sowie die Äußerungen einiger seiner Freunde ließ lange darauf schließen, dass er an einer neuen Sinfonie arbeitete. Damals, im Sommer 1825, weilte Schubert in Oberösterreich, genauer in Gmunden und Gastein. So verwundert es nicht, dass die unbekannte Sinfonie auch als „Gmundener“ oder „Gasteiner“ bezeichnet wurde. Genaues kam jedoch nicht ans Licht. Auch jahrelange Forschungen im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, der Schubert 1826 die neue Sinfonie gewidmet hatte, mit dem Ziel einer Aufführung, brachte nicht den erhofften Erfolg. Anlässlich eines Wien-Aufenthalts von Robert Schumann im Jahre 1839 wurde dieser von Schuberts Bruder Ferdinand auf die Partitur, die dieser oder Schubert selbst von der Gesellschaft der Musikfreunde zurückerhalten hatte, mit dem Hinweis auf eine Unspielbarkeit, aufmerksam gemacht. Schumann war begeistert, nahm sie mit nach Deutschland und zeigte sie Mendelssohn, der sie am 21. März 1839 mit großem Erfolg im Leipziger Gewandhaus posthum uraufführte. Der Komponist und Musikschriftsteller Robert Schumann äußerte sich ausführlich in der von ihm gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik zu dem gefundenen Schubert-Schatz und etablierte den Begriff der „himmlischen Längen“ in dieser Sinfonie.

Der Leipziger Verlag Breitkopf und Härtel brachte 1840 die Stimmen und 1849 die Partitur der Sinfonie heraus, ohne eine Nummerierung zu vergeben. Erst mit der Herausgabe der (alten) Schubert-Ausgabe 1884/85, Johannes Brahms war für die Orchesterwerke zuständig, erhielt sie die Nummerierung Nr. 7 mit dem Zusatz „Große C-Dur-Sinfonie“, um sie von der Sinfonie Nr. 6 abzusetzen, die jetzt als „Kleine C-Dur-Sinfonie“ bezeichnet wurde. Es dauerte nicht lange, bis die sogenannte „Unvollendete“ entdeckt wurde, was in Bezug auf die chronologische Einordnung die Musikwissenschaftler vor ein neues Problem stellte. Man einigte sich auf die Nr. 8. Inzwischen war ein Entwurf einer weiteren Sinfonie in E-Dur (D. 729) bekannt geworden. Außerdem war die „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“ immer noch nicht gefunden, was eine chronologische Einordnung erschwerte.

Nach dem 2. Weltkrieg – 1951 – brachte der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch ein thematisches Verzeichnis aller Werke Franz Schuberts heraus, in chronologischer Reihenfolge geordnet: das sogenannte „Deutsch-Verzeichnis“. Jedem Werk wurde eine D(eutsch) Nr. zugeordnet, auch der noch verschollenen „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“, diese erhielt, quasi als Platzhalter, die Nummer 849. Der großen C-Dur-Sinfonie wurde die Deutsch-Nr. 944 zugeteilt, da man annahm, dass sie in Schuberts Todesjahr 1828 komponiert worden sei. Die Schubertforscher blieben in den folgenden Jahren jedoch nicht untätig, untersuchten alle verfügbareren Quellen zur großen C-Dur-Sinfonie, darunter Schriftvergleiche und Papieruntersuchungen. Am Ende stand als Gewissheit fest, dass die „Gmundener/Gasteiner-Sinfonie“ und große C-Dur-Sinfonie identisch seien. In einer neuen Auflage des Deutsch-Verzeichnisses im Jahre 1978 wurden die verschiedenen und verwirrenden Zählungen gemäß der letzten Erkenntnissen geordnet: der nun bekannten „Unvollendeten“ wurde die Nr. 7 und der großen C-Dur-Sinfonie die Nr. 8 zugeteilt. In der Musikwelt konnte sich diese Festlegung bis heute jedoch nicht überall durchsetzen. Die englisch/amerikanische Musikwelt umgeht diesem Wirrwarr und spricht bei der Sinfonie von „Great“ oder „The Great“, besser wäre „The great Symphony in C“. Was die chronologische Einordnung der letzten Schubert-Sinfonie betrifft, entspräche die Deutsch-Nr. 849 jedoch genauer ihrer Entstehungszeit in den Jahren 1825/26.

Schuberts 9. Sinfonie ist den bedeutendsten Werken des Meisters zuzurechnen, in denen der Hörer nicht in Abgründe schauen muss.

 

Hinweise zu den Sätzen:

 

1. Satz C-Dur.  Die Sinfonie beginnt mit einer langen Einleitung von 77 Takten – Andante –, in ihrer Ausdehnung vergleichbar mit der Einleitung zu Beethovens 7. Sinfonie. Am Anfang stellen zwei Hörner das Hauptthema aus 8 Takten unisono vor. Es ist quasi die Keimzelle des Satzes. Ab T. 661 beendet es triumphierend den langen Kopfsatz. Nach der alten Schubert-Ausgabe von Breitkopf & Härtel, die jedoch auch heute noch von vielen Orchestern sowie ihren Leiterinnen und Leitern weiterhin benutzt wird, sollte die Einleitung des Satzes im Viervierteltakt im Andante-Tempo beginnen, so will es der Erstdruck. Der Hauptsatz ab T. 78 dann im alla breve-Tempo (Allegro ma non troppo), also doppelt so schnell, fortgeführt werden. Fast alle Dirigentinnen und Dirigenten waren und sind der Meinung, dass das Tempo der Einleitung und des Hauptteils einander angepasst werden sollte. Das bedeutet, dass das Tempo in der Einleitung nach und nach beschleunigt werden muss, um einen harmonischen Übergang zu schaffen. Nach detaillierten Untersuchungen der Partitur in den 1970er Jahren stellte sich heraus, dass etliche Änderungen von fremder Hand im Notentext mit Bleistift vorgenommen und in die Erstdrucklegung eingeflossen waren. Dazu zählte auch das Zeitmaß der Einleitung, dass von Schubert nicht im Vierviertel-Takt, sondern ebenfalls im alla breve-Zeitmaß, also schneller gedacht war. Das bedeutete, das auf Beschleunigungen verzichtet werden kann, die bisher meistens in T. 38, 61 und besonders ab T. 70 vorgenommen wurden.

 

Im folgenden Hauptsatz bearbeitet Schubert zwei Themen, ein drittes wird ab T. 199 als Zuruf der drei Posaunen (unisono) eingeführt, die Abstände zueinander werden kürzer und münden in einen jubelnden Höhepunkt als 3-Schritt T. 288 bis 240, in der in T. 237 die Lautstärke zum fff anschwillt (siehe weiter unten). Wenige Takte später endet die Exposition, die nach herkömmlicher Art wiederholt werden soll, was jedoch aufgrund der Länge des Satzes selten geschieht. Die durchgehende Verwendung der Posaunen in dieser Sinfonie ist ein Novum in der Instrumentation bei großformatigen Orchesterwerken wie Sinfonien. Bei Mozart finden wir sie nicht. Beethoven setzt sie im Finale der 5. und der 6. sowie in der 9. Sinfonie ein. Bei Mendelssohn begegnet man ihnen nur in der 4. - „Italienischen“. Schumann verwendet sie nicht durchgehend, ebenso Brahms, vor allem bei der Markierung von Höhepunkten. In der Nachfolge von Wagner trifft man die Posaunen ständig in Bruckner-Sinfonien an, ebenso bei Gustav Mahler.

 

Die Durchführung ist relativ knapp gehalten, die Reprise lehnt sich deutlich an die Exposition an. Am Ende hören wir erneut den triumphalen 3-Schritt T. 545-557. Es schließt sich nun die jubelnde Coda an, die piu moto, also schneller, gespielt werden soll. Die meisten der Interpreten sind jedoch der Meinung, die Wirkung der Musik durch eine Temporücknahme ab T. 671 sowie zusätzlichen Druck erhöhen zu müssen.

 

2. Satz a-Moll, Andante con moto, Zweivierteltakt. Die Musik bewegt sich zwischen einem marschmäßigen ersten Thema und einem fließenden zweiten. Dazwischen schaltet Schubert fünfmal einen kurzen Einschub von je sechs Takten, jeweils in A-Dur. Laut Stefano Mollo (mitgeteilt im Booklet der Abbado-Einspielung) wurde die Melodieführung in den Takten 25-29 – sowie in den entsprechenden späteren Stellen – von fremder Hand geändert (Oboe und Klarinette). Kein anderer Interpret außer Abbado hat dies jedoch beachtet. Nach dem 2. Themenbereich wird die Musik langsamer, zumindest hört sich dies in vielen Aufnahmen so an. Dies ist jedoch eine Täuschung: die Notenwerte Achtel und Sechzehntel werden in den Takten 148-159 durch Halbe-Noten (Streicher) und Viertel (Horn) ersetzt, wobei das Grundmetrum unangetastet bleibt. Das Gros der Interpreten steht jedoch auf dem Standpunkt, das Halbe Noten langsamer zu spielen seien und verfahren so: Toscanini, Furtwängler, Böhm, Steinberg, Boult, Karajan, Solti und viele andere. Im Tempo bleiben z. B. Perlea, Savall, Nott.

 

Nach dem fünften Einschub bahnt Schubert eine dramatische Entwicklung an, die sich in den Takten 248/49 in einer Dissonanz (fff) entlädt, die den katastrophischen Höhepunkt der ansonsten freundlichen Sinfonie markiert. Fast alle Interpretinnen und Interpreten fahren hier wie erschrocken das Tempo der Musik mehr oder weniger deutlich zurück. Erst T. 267 nehmen sie das ursprüngliche Tempo wieder auf.

 

3. Satz. Scherzo, Allegro vivace, Dreivierteltakt C-Dur, Trio A-Dur. Hier legt der Komponist die Verwandtschaft zu den vielen früher komponierten Scherzi und Menuette, hauptsächlich als Tanzsätze, beiseite und stellt die Musik in Sonatenhauptsatzform als vollwertig neben die restlichen drei Sätze. Auch dem Trio ist eine Sonatenform gegeben, auch wenn es ohne zweites Thema auskommen muss. Allein durch ihre Art unterscheiden sich Scherzo (ausgelassen, ruppig, wild) und Trio (feierlich, hymnisch) voneinander. Erwähnt sei noch, dass Schubert im Trio bereits die vier aufeinander folgenden Akkorde, die als 2. Thema des Finales große Bedeutung erhalten, einsetzt. Laut dem oben erwähnten St. Mollo wurden im Autograph von fremder Hand 4 Takte nach T. 113 gestrichen und fehlen im Erstdruck. Abbado sowie Immerseel haben sie wieder eingefügt.

 

4. Satz. Allegro vivace, Zweivierteltakt, C-Dur. Mit Fanfahren eröffnet Schubert den mit 1154 Takten ausgedehnten Schlusssatz, der wieder in Sonatenhauptsatzform komponiert wurde. Das erste Thema (zweigeteilt) ist sowohl vom punktierten Rhythmus (A) als auch von ständigen Triolen der Geigen (B) gekennzeichnet. Nach 164 Takten wird es vom 2. Thema abgelöst, das von einem immer wiederkehrenden wie – mehr oder weniger gestampften – Viertonmotiv der Holzbläser geprägt ist (s. Trio). Wie im Kopfsatz bemüht Schubert jetzt erneut den Dreischritt, und zwar mehrmals, zuerst kurz vor Ende Exposition in den Takten 277 bis 293. Diese wünschte sich Schubert wiederholt, 384 Takte lang. Diese Wiederholung rückt jedoch erst mit der Einführung der Compact-Disc mit ihrer erweiterten Spieldauer in den Fokus der Interpreten. Mit Beginn der relativ kurzen Durchführung begegnet dem Hörer ein neues gesangliches Thema in Es-Dur (vgl. Beethoven 3. Sinfonie, 1. Satz T. 284 ff.), das von den Holzbläsern vorgestellt wird, die Streicher begleiten mit punktierten Rhythmen. Fast nahtlos führt die Musik zurück zum 2. Thema und seinem sanft gestampften Viertonmotiv, das an die Komturszene in Mozarts Don Giovanni erinnert. In T. 598 beginnt mit der Wiederholung der Fanfaren vom Beginn des Satzes, jetzt jedoch in Es-Dur, die mehr als 370 Takte lange Reprise. Daran schließt sich dann noch die ausgedehnte Coda von 184 Takten an: eine himmlische Länge folgt der anderen.

Für den dreitaktigen C-Dur-Schlussakkord notiert Schubert ein fz mit gleichzeitigem diminuendo. Die meisten Interpreten ignorieren diese Anweisung und lassen im ff oder fff enden. Dem Notentext folgt z. B. Tennstedt-LPO.

 

3-Schritt. Unter einem 3-Schritt versteht man eine Wiederholung eines Themas oder Motivs, um eine Steigerung herbeizuführen. Das lässt sich mit einem vermehrten Einsatz von Instrumenten, einem Hingleiten zu höheren Noten sowie einer dynamischen Steigerung herbeiführen. Schubert verwendet in seiner 9. mehrmals einen 3-Schritt: wie bereits erwähnt im 1. Satz T.228-240, dann in der Reprise T. 545-557. Im Finale in der Exposition T. 277-293, in der Reprise T. 865-881. In der Coda zusätzlich noch erweitert T. 985-1057 und dann noch einmal als absoluter Höhepunkt im fff in den Takten 1093-1105.

 

Beim sukzessiven Hören der aufgeführten Einspielungen fällt dem Rezensenten auf, dass sehr viele aus ähnlichem Garn gestrickt sind und keine wesentlichen Unterschiede aufweisen. Dem Sammler sei empfohlen, sich auf wenige CDs etc. zu beschränken.

 

In den Sätzen 1, 3 und 4 sind von Schubert Wiederholungen im Notentext vermerkt. Im Kopfsatz sowie im Finale handelt es sich jeweils um die Exposition, das sind pro Satz ca. 3 bis 4 Minuten zusätzlich. Im 3. Satz sollen die beiden Abschnitte des Scherzos sowie die beiden des Trios erneut gespielt werden. Allein die zweite Wiederholung im Trio verlängert den Satz um 100 Takte von himmlischer Länge. Während in den Jahren vor der Jahrtausendwende die vier Wiederholungen kaum gespielt werden, hat danach ein Umdenken stattgefunden und heute werden die meisten des 3. Satzes beachtet. Auch die Wiederholung des 1. Satzes hört man heute sehr oft, die Wiederholung des Finales jedoch seltener. Alle Wiederholungen in den Sätzen 1, 3 und 4 bringen Harnoncourt-92, Colin Davis, Marriner, Mackerras, Masur, Goodman, Brüggen, Abbado, Holliger, Savall, Tate, Muti, Barenboim, Keller, Jansons, D. Russell Davies, Immerseel, Nott, Dausgaard, Keitel, Hengelbrock, Emelyanychev und Gaigg.

 

 

5

George Szell

Cleveland Orchestra

CBS        Sony

1957

46‘46

 

5

Erich Kleiber

Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester

Amadeo

1953

49‘24

 

live,

5

Erich Kleiber

NDR Sinfonie-Orchester Hamburg

Tahra

1954

49‘12

 

live,

5

Herbert Blomstedt

Gewandhausorchester Leipzig

DGG

2021

61‘31

 

5

Herbert Blomstedt

San Francisco Symphony Orchestra

Decca

1991

59‘29

 

5

Herbert Blomstedt

Staatskapelle Dresden

Eterna        Ars Vivendi           Berlin Classics

1981

53‘39

 

5

Günter Wand

Berliner Philharmoniker

RCA

1995

52‘31

 

live,

5

Ataúlfo Argenta

Orchestre des Cento Soli

Musidisc     EMI

1957

50‘04

 

Argenta hat das Werk im Griff, mit wacher Aufmerksamkeit, ausdrucksstarke Darstellung, II ziemlich festes Tempo, geschlossen, kraftvolle Apotheose am Satzschluss, II mit viel Klangsinn, T. 17-23 Ob überdeckt Klari, nach der Klimax T. 250 etwas langsamer, III Sch zielstrebig nach vorn, in Bögen, Trio betroffen machend, IV die unterschiedlichen Aggregatzustände gut getroffen, mit spürbarer Vitalität – aufgehelltes Klangbild

5

Heinz Holliger

Kammerorchester Basel

Sony

2017

60‘21

 

I E alla breve, ab T. 62 nach und nach etwas schneller, T. 77/78 Haupttempo erreicht, spontan wirkende Musizierfreude, Apotheose ohne Bremsen, II lockeres, elastisches Musizieren, T. 17-23 Oboe drängt Klarinette ab, 2. Thema sehr gesanglich, nach der Klimax langsamer bis T. 266, III Sch. Viertel wie geklopft, deutliche Akzente, temperamentvoll, elastisches Trio, schwelgerisch („himmlische Längen“), IV 1. Th. vehement nach vorn, 2. mit musikantischem Feinsinn – sehr gute Balance und Transparenz

 

 

 

4-5

Bruno Walter

New York Philharmonic Orchestra

CBS      Philips    United Archives Sony

1946

46‘54

 

I bewegtes Musizieren, an einigen Stellen cresc. mit accel. gekoppelt, jedoch nicht übertrieben, Balance und Transparenz nicht immer auf höchstem Niveau, II laute Tutti-Akkorde etwas scharf, T. 146-159 ein wenig langsamer, Dynamik noch nicht ausgereift, III markant akzentuiert, etwas schlankeres Musizieren als , Trio etwas langsamer, IV insgesamt lebendige Darstellung, T. 385 ein wenig langsamer

4-5

Bruno Walter

Columbia Symphony Orchestra

CBS         Sony    

1959

52‘35

 

I E etwas breiter als , zögerlich, erst ab T. 61 mehr Tempo, insgesamt jedoch kein festes Tempo, Balance und Transparenz überzeugen mehr, II etwas gezogen, an lauten Stellen mit viel Wucht und auch Pathos, T. 146-159 wieder ein wenig langsamer, III starke Bässe, an Höhepunkten klangvoller Espressivo-Stil, IV mit Hingabe, festlicher Tonfall

4-5

Carl Schuricht

SDR Sinfonie-Orchester Stuttgart

Concert Hall       Vanguard   Scribendum

1960

51‘17

 

I spannender Übergang von E zu HT, noch lebendiger als , II nach der Klimax T. 248 f. geringfügige Tempodrosselung, farbiges Klangbild, III schnelles Scherzo, gut austariertes Trio, ein wenig langsamer als 1956, jedoch mit etwas mehr Spannung – Klangbild ein wenig offener

4-5

Carl Schuricht

SDR Sinfonie-Orchester Stuttgart

archiphon

1956

51‘04

 

I schneller HT, lebendige Darstellung, deutlicher 3-Schritt T. 229-240, überzeugende Dynamik, II Andante, nicht eilend, nach der Klimax T. 248 f. geringfügige Tempodrosselung, Klangbild weniger farbig als 1960, III schnelles Scherzo, gut austariertes Trio, alle Wiederholungen, IV mit einem gewissen Sog, könnte noch etwas lockerer sein

4-5

Otto Klemperer

Philharmonia Orchestra London

EMI

1960

52‘08

 

I Klemperer stellt sich den Anforderungen des Notentextes, entschiedener Zugriff, diszipliniert, trotzdem ausdrucksstark, II persönlichkeitsstark, souverän bewältigt, im Tempo, III Sch. kraftvoll nach vorn, Trio etwas langsamer, mit viel Klangsinn, aufmerksame Pizzicati, IV Musik bleibt immer im Fluss, Dirigent achtet immer auf das Blech

4-5

Josef Krips

London Symphony Orchestra

Decca

1958

49‘11

 

4-5

Josef Krips

Concertgebouw  Orchestra Amsterdam

Decca

1952

47‘54

 

4-5

Josef Krips

Wiener Symphoniker

Orfeo

1972

49‘40

 

live,

4-5

Wilhelm Furtwängler

Berliner Philharmoniker

DGG

1951

54‘36

 

4-5

Wilhelm Furtwängler

Berliner Philharmoniker

WFG    M&A      Tahra      audite

1953

52‘24

 

live,

4-5

Wilhelm Furtwängler

Berliner Philharmoniker

SWF        DGG          BP Phil

1942

50‘50

 

live,

4-5

Wilhelm Furtwängler

Wiener Philharmoniker

Orfeo

1953

51‘31

 

live,

4-5

Jeffrey Tate

Staatskapelle Dresden

Eterna     Berlin Classics    EMI

1986

63‘34

 

I E allmähliche Beschleunigung, HT frisch musiziert, inspirierter Vortrag, ausdrucksstark, II elastisch, klare Artikulation, Tate hat immer die große Linie im Gedächtnis, persönlichkeitsstark, III Sch und Trio überzeugend gegenübergestellt, IV überwiegend gelöstes Musizieren, große Bögen – Transparenz nicht immer ausgeschöpft, alle Wiederholungen

4-5

Günter Wand

Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester

DHM         EMI        RCA

1977

51‘03

 

4-5

Günter Wand

NDR Sinfonie-Orchester Hamburg

RCA

1991

52‘36

 

live,

4-5

George Szell

Cleveland Orchestra

EMI

1970

50‘02

 

4-5

Carlo Maria Giulini

Chicago Symphony Orchestra

DGG

P 1977

58‘45

 

4-5

Eugen Jochum

Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks

DGG

1958

50‘20

 

I E langsam, aber spannungsvoll, ab T. 70 accel, HT stimmungsvoll, 3-Schritt T. 228 ff, II Jochum zeigt Sensibilität für die Musik, nach der Klimax T. 251 ff langsamer, III Dirigent atmet mit der Musik, gelöst musiziertes Sch, inniges Trio, IV mit ansteckender Spielfreude, große Bögen

4-5

Maxim Emelyanychev

Scottish Chamber Orchestra

Linn

2018

54‘17

 

I E anfangs alle breve, ab T. 61 accel. zum HT hin, schnelles Tempo beibehalten, lockerer Musizierstil, deutlicher 3-Schritt, Apotheose ohne Bremsen, II sehr bewegt, fast wie ein Geschwindmarsch, dabei festes Tempo, nach der Klimax ein wenig langsamer, III Sch leicht und locker, Trio etwas langsamer, wie ein Gesang, IV sehr lebendig – gelungene Dynamik

4-5

Frederick Stock

Chicago Symphony Orchestra

Columbia       forgotten records

1940

44‘20

 

I Stock atmet mit der Musik, schnörkelloses Musizieren, ziemlich festes Tempo, gute Transparenz, II bewegtes Andante, kraftvoll, profiliert, 2. Th bleibt ziemlich im Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, III bewegt pulsierendes Scherzo, farbiges Trio, IV Spannungsbögen, temperamentvolles Musizieren – überzeugendes Plädoyer für D. 944

4-5

Georg Solti

Wiener Philharmoniker

Decca

1981

55‘15

 

spieltechnisch bleiben keine Wünsche übrig, I elastisches Musizieren, T. 671 Tempo etwas zurückgenommen, II rhythmisch bestimmtes Vorgehen wechselt mit kantablem ab, T. 251-266 langsamer, IV mit Hingabe, ohne forciertes Tempo – sehr gute Balance und Transparenz

4-5

Mariss Jansons

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

BR Klassik

2018

59‘49

 

live, I E bewegt wie alla breve, ab T. 61 jedoch noch schneller, HT ziemlich festes Tempo, mit artistischer Leichtigkeit, II zielstrebig nach vorn, 2. Th. sowie Einschübe fast im Tempo des 1.Th, nach der Klimax etwas zurückgenommen, III elastisch musiziertes Sch, ausdrucksstarkes Trio, IV Jansons beleuchtet alle Facetten des Satzes, hier und da wünschte man sich etwas mehr Lockerheit

4-5

Adrian Boult

BBC Symphony Orchestra

BBCL

1969

53‘56

 

live,

4-5

Horst Stein

Bamberger Symphoniker

BMG

1985

53‘03

 

I Übergang T. 74-78 kaum organisch, rhythmisch betontes Musizieren, orchestrale Vehemenz, II farbenreich, ausdrucksstark, 2. Th etwas langsamer, III ohne Druck, farbenreiches Trio, IV Akzente vernachlässigt, insgesamt jedoch mit Schwung – gute Balance und Transparenz

4-5

William Steinberg

Boston Symphony Orchestra

RCA

1969

49‘09

 

I lichtdurchflutete E, lebendiges Musizieren, II molto moto, mit viel Klangsinn, III erfrischend, Musik bleibt aber eher an der Oberfläche, IV immer nach vorn blickend Richtung Satzende – gute Transparenz und Balance

4-5

René Leibowitz

Royal Philharmonic Orchestra London

Chesky         Menuet

1962

44‘37

 

I beim Übergang zum HT plötzlich schneller, bewegtes und spontan wirkendes Musizieren, II molto moto, Tempounterschiede von Satz 1 zu 2 eher gering, rhythmisch betontes Musizieren, wie ein Marsch, durchgehend festes Tempo, III Temperament und Präzision auf gemeinsamen niveauvollen Nenner, man wünschte sich etwas mehr Charme, ohne herausgestellte Emotionen, IV schnörkelloses Musizieren, wie durchgezogen, viel Drive – gute Transparenz, Klangbild jedoch etwas flach

4-5

Giuseppe Sinopoli

Sächsische Staatskapelle Dresden

DGG

1992

49‘42

 

I bewegte E, HT noch etwas schneller, überwiegend wie ausgelassen, selbstverständliche Perfektion, Schlussapotheose langsamer, II scharfer Farbwechsel, wuchtige Akkorde beim 1. Th, T. 250 eine Achtel kürzer, T. 251-266 etwas spröde, IV ausdrucksstark, „cosi fan tutte“ – insgesamt großformatige Interpretation, breites Klangspektrum

4-5

András Keller

Concerto Budapest

Tacet

2017

57‘02

 

I E und HT im Tempo deutlich voneinander abgesetzt, konzentriertes und sorgfältiges Musizieren, von musikalischer Energie sprühend, Apotheose gebremst, II entschieden voran, dynamischer Reichtum, festes Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, III Sch mit Verve, Balance T. 113 ff. nicht top, Holz zu leise, fantasiereiches Trio, IV überwiegend prickelnd, Trp. T. 325-331 Retusche

4-5

Karl Böhm

Berliner Philharmoniker

DGG

1963

50‘56

 

4-5

Hans Schmidt-Isserstedt

NWDR Sinfonie-Orchester Hamburg

Telefunken    Tahra

1959

51‘24

 

insgesamt gepflegtes Musizieren, I festes Tempo, 3-Schritt T. 228-236 herausgestellt, (etwas) starke pizz. der Kb, nach der Klimax nur etwas langsamer, deutliche Zweiunddreißigstel der Kb auf A in den Einschüben, III zupackendes Scherzo, leuchtender Klang im Trio, IV mit Tempogefühl, ausdrucksstarke Darstellung

4-5

Guido Cantelli

NBC Symphony Orchestra

As-disc     Archipel

1953

49‘22

 

live, I gelöstes Musizieren, ausgewogen, Finale T. 672 etwas langsamer, Aufnahme klanglich geschönt, II Tempi in Satz 1 und 2 angenähert, ausgeglichen, ohne aufgesetzte Dramatik, nach der Klimax etwas langsamer, T. 267 wieder schneller, III kräftiges ausdrucksstarkes Scherzo, schwelgerisches Trio, IV 1. Th kraftvoll nach vorn, 2. Th mit einer gewissen Sinnlichkeit

4-5

John Barbirolli

Hallé Orchester Manchester

HMV         Barbirolli Society

1953

48‘08

 

I E ab T. 70 schneller, HT insgesamt ziemlich festes Tempo, überschäumende Musizierlaune, T. 672 Tempo etwas zurück, II schnelles Marsch-Tempo, mit Druck, nach der Klimax etwas langsamer, Musik im Fluss, III breite Ausdrucksskala, im Trio etwas Leerlauf, IV mit spürbarer Vitalität, immer lebendig

4-5

John Eliot Gardiner

Wiener Philharmoniker

DGG

1997

49‘15

 

live, bewegtes Musizieren rhythmisch betont, ziemlich feste Tempi, Musik immer im Fluss, III sehr bewegt, schlanke Streicher, jedoch etwas glatt, Trio: farbig, nur wenig langsamer, IV sehr lebendig

4-5

Colin Davis

Sächsische Staatskapelle Dresden

RCA

1996

61‘44

 

4-5

Leonard Bernstein

Concertgebouworchester Amsterdam

DGG

1987

50‘12

 

live, I E etwas langatmig, ab T. 70 gleichzeitig cresc. und accel., HT mit vehementem Zugriff, spürbare Musizierlaune, ziemlich festes Tempo, Klang ausgewogener als 1967, breite Schlussapotheose ab T. 672, II wie ein Marsch, mehr Bewegung als 1967, farbiger Klang, nach der Klimax nur wenig gedrosselt, III Sch schwungvoll, erfrischend, Trio nuancenreich, mit Feingefühl, IV mit wacher Aufmerksamkeit, ausgeformter als in NY

4-5

Dennis Russell Davies

Sinfonieorchester Basel

SOB  Eigenlabel

2013

62‘00

 

I elastisches Musizieren, ziemlich festes Tempo, Apotheose am Schluss mit gebremstem Tempo, II bewegtes Musizieren, großbogige Gestaltung, nach der Klimax etwas langsamer, T. 17-23 Oboe deckt Klarinette zu, III kraftvolles Scherzo, Trio langsamer, wie ein Gesang, IV mit Hingabe, ausdrucksstark – insgesamt sehr gute Balance und Transparenz

4-5

Neville Marriner

Academy-of-St.Martin-in-the-Fields

Philips

1984

61‘51

 

I E herkömmliches Tempo, T. 66/67 accel., HT Allegro molto, gepflegtes Musizieren, sehr gute Balance und Transparenz, Apotheose T. 671 ff. langsamer, II Andante = langsamer Satz, so nur in wenigen Aufnahmen, III Sch kaum Druck, farbiges Trio, IV Academy auf bekannten Wegen

4-5

Hans Swarowsky

Wiener Symphoniker

hänssler       forgotten records

1957

45‘52

 

IV E alla breve, trotzdem ab T. 61 schneller, sehr bewegter HT incl. 2. Th, deutlicher Dreischritt als Abschluss der Exposition, Apotheose am Satzschluss etwas grob, II bewegtes Tempo, T. 17 ff. Ob deckt Klari zu, nach der Klimax T. 250 verkürzt, kaum Temporücknahme, insgesamt etwas nüchtern, III Musik wie durchgezogen, wenig Atmosphäre, IV neues Thema zu Beginn der Durchf. etwas langsamer, insgesamt jedoch ausdrucksstark – sehr klares Klangbild, Lautstärke im p-Bereich zu großzügig

4-5

Jonathan Nott

Bamberger Symphoniker

Tudor

2006

61‘37

 

Nott stellt sich hinter das Werk, detailbewusstes Musizieren, Orientierung an Schuberts Dynamik sowie seinen Tempoangaben, der Hörer sollte dies nicht mit mangelndem Temperament gleichsetzen, II Tempo nach der Klimax nur ein wenig gedrosselt – gute Transparenz und Balance

 

   

4

Eduard van Beinum

Concertgebouw Orchester Amsterdam

APL

1950

47‘04

 

live, I lebendige Darstellung, viel Klangsinn und Temperament, II nuanciertes Spiel, fantasiereich, heiter, festes Tempo, nach der Klimax etwas langsamer, ab T. 267 wieder Tempo 1, III lebendiges Scherzo, Trio etwas zurück, IV spontan wirkende Musizierfreude, natürlich musikalischer Fluss – anfangs verschleiertes Klangbild, obwohl CD als audiophil genannt wird

4

Wilhelm Furtwängler

Wiener Philharmoniker

SWF       M&A   TIM     History

1943

50‘39

 

live Stockholm,

4

Günter Wand

Münchner Philharmoniker

Profil Hänssler

1993

53‘51

 

live,

4

Thomas Hengelbrock

NDR Sinfonie-Orchester Hamburg

Sony

2012

61‘16

 

I E Adagio, danach schneller, ab T. 61 accel., HT Allegro molto, 2. Th. anfangs deutlich langsamer, insgesamt keine stabilen Tempi, 3-Schritt T. 228-239, II 1. Th. von rhythmischer Energie bestimmt, später gezügelt, T. 17-23 Ob. verdeckt Klarinette, 2. Th. viel langsamer, scheint aus einer anderen Welt zu kommen, nach der Klimax zunächst gezogen, III Motorik kontra Lyrik, IV klangliche Schärfung trifft auf filigrane Bewegung

4

Carlo Maria Giulini

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Sony

1993

56‘02

 

live,

4

Arturo Toscanini

Philadelphia Orchestra

RCA

1941

45‘35

 

4

Arturo Toscanini

NBC Symphony Orchestra

RCA

1953

45‘38

 

4

Hermann Abendroth

Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig

Eterna        Berlin Classics

1949

48‘40

 

I langsamer Beginn, ab T. 9 schneller, Klang zu sehr vom Blech beherrscht, an lauten Stellen kompakt, gebremstes Finale, als Apotheose, II kein festes Tempo, III erfrischendes Musizieren, nuancierte Darstellung, Streicher treten etwas zurück, IV T. 165 ff. ein wenig langsamer, die vielen signalgebenden Achteltriolen im Blech nicht immer deutlich – Klangbild zeitbedingt etwas stumpf

4

Karl Böhm

Staatskapelle Dresden

Eterna      DGG      EMI

1979

50‘07

 

live,

4

Herbert von Karajan

Berliner Philharmoniker

DGG

1968

46‘36

 

4

Herbert von Karajan

Berliner Philharmoniker

EMI

1977

52‘17

 

4

Herbert von Karajan

Wiener Philharmoniker

EMI

1946

46‘56

 

4

Riccardo Muti

Wiener Philharmoniker

EMI

1986

61‘09

 

I kraftvoll und robust nach vorn, Blech beherrscht meist den opulenten Klang, die letzten Takte des Satzes breit und ausladend, II Musik immer im Fluss, schnörkellose Klarheit, T. 250 nach der Klimax gekürzt, anschließend langsamer, ab T. 261 wieder Tempo 1, III Sch entschiedener Zugriff, Trio mit dynamischem Reichtum, IV immer wieder orchestrale Zuspitzung, breites und ausladendes Finale – alle Wiederholungen

4

Charles Münch

Boston Symphony Orchestra

RCA

1958

44‘28

 

I E Nebenstimmen von Va/Vc in T. 17-24 zu sehr zurück, HT bewegt, zupackend, mit Hingabe, kräftiges Tutti T. 74 ff., insgesamt etwas grobkörnig, II immer präsente Pk, klingt bullig und etwas aufdringlich, T. 146-159 ein wenig langsamer, insgesamt ohne Feinschliff, III entschieden voran, etwas auftrumpfend, stumpfer Klang mit geringerer Transparenz, Trio etwas langsamer, IV bewegt, pulsierend

4

Pierre Monteux

Boston Symphony Orchestra

Tahra

1956

47‘19

 

live Moskau,

4

Pierre Monteux

Boston Symphony Orchestra

WHRA

1956

46‘02

 

live Boston,

4

Stanislaw Skrowaczewski

Minneapolis Symphony Orchestra

Mercury

1961

45‘38

 

I langsame E, danach Tempozunahme, T. 38 ff. Ob mit Vibrato, insgesamt strenges Musizieren, wenig emotional, II rhythmisch großbogige Gestaltung, Blick immer nach vorn, geradlinig, nach der Klimax etwas langsamer, ab T. 267 wieder Tempo 1, III Sch wie abgespult, Trio mit spürbarer Empathie, IV wie entfesselt, wild und wuchtig, Schubert-Nähe?

4

Rafael Kubelik

Royal Philharmonic Orchestra London

EMI

1958

48‘43

 

I kurze aber starke Beschleunigung vor dem HT, mit viel Druck, kämpferisch, ein wenig hemdsärmelig, II Balance zwischen Holz und Streichern nicht optimal, III Artikulation nicht durchgehend top, IV lebendig, jedoch auch etwas routiniert

4

Enoch zu Guttenberg

Orchester KlangVerwaltung

Farao

2015

47‘01

 

I E Metrum nach herkömmlicher Art, HT sehr schnell, jedoch festes Tempo, Klangbild erfrischend, aber stellenweise etwas rau und hemdsärmelig, II Zweiunddreißigstel der Pauke (als Auftakt) immer mit cresc. (nicht von Schubert), nach der Klimax Temporücknahme, III großzügige dynamische Unterschiede, Trio etwas langsamer, IV 2. Th. T. 169 ff. etwas schneller, Satz gefällt am besten – die Streicher wünschte man sich etwas homogener

4

Rudolf Kempe

Münchner Philharmoniker

Sony

1968

47‘55

 

I bewegter als , Klang an vielen f / ff kompakt, z. B. beim 3-Schritt T. 228-239; Blech, besonders Trp., oft zu sehr im Vordergrund, kein festes Tempo, II dynamische Gegensätze nicht immer ausgespielt, T: 17-23 Ob. deckt Klar. zu, großer Spannungsaufbau bis zur Klimax, danach Temporücknahme, ab T. 267 wesentlich schneller, III vehementes Scherzo, farbiges Klangbild, jedoch etwas lärmend, Trio im Tempo zurück, IV kraftvoll voran, Blech dominiert, festes Tempo, m. E. am besten gelungen

4

Rudolf Kempe

Sächsische Staatskapelle Dresden

Tahra

1950

51‘20

 

I nicht auftrumpfend, eher diskret bleibend, insgesamt eher moderat, am Satzende langsamer, II mehr kontrolliert als emotional aufgeladen, nach der Klimax langsamer, III gelöstes Musizieren, Dynamik kaum ausgeschöpft, IV wie durchgespielt, geringe Spannung, wenig Druck – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck, Klangbild erstaunlich transparent

4

Lorin Maazel

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

BR Klassik

2001

49‘36

 

live, I abrupter Übergang von E zum HT, Maazel verzichtet auf das ma non troppo, festes Tempo, mit Hingabe, jedoch etwas grobkörnig, ausdrucksstarke Apotheose am Satzschluss bei gebremstem Tempo, II im Bereich des 1. Th. mit rhythmischem Schwung, etwas lärmend, Zweiunddreißigstel der Pauke (als Auftakt) immer mit cresc. (nicht von Schubert), III vehementes Scherzo, inspiriertes, feinsinnig gestaltetes Trio, IV spontan wirkende Musizierfreude, jedoch etwas grob und weniger geschliffen – insgesamt zu ausladend, Schubert war kein Bruckner

4

Karl Münchinger

Klassische Philharmonie Stuttgart

Decca

1969

52‘13

 

I E anfangs gezogen, dann accel., Kontrapunkte des Fg. T. 38-42 herausgestellt, Tempo im HT nicht durchgehend fest, dynamisch nicht alle Wünsche erfüllt, tiefe Streicher weniger locker, ab T. 671 langsamer, II natürlich musikalischer Fluss, gute Differenzierung, III Sch spontan wirkende Musizierfreude, ausdrucksstarkes Trio, jedoch etwas gezogen, IV Musik in Verlaufsform, „cosi fan tutte“

4

Colin Davis

Boston Symphony Orchestra

Philips

P 1980

61‘18

 

4

Christoph von Dohnanyi

Cleveland Orchestra

Telarc

1985

49‘33

 

I E ab T. 70 cresc. und accel., im HT festes Tempo, spontan wirkende Musizierfreude, II auf bekannten Wegen, unaufgeregte Art, in den Einschüben 4 und 5 Trp. hervorgehoben, III spielfreudiges Scherzo, ausdrucksstarkes Trio, jedoch nachlassendes Tempo, IV die große Linie nachgezeichnet

4

Klaus Tennstedt

Berliner Philharmoniker

EMI

1983

50‘35

 

I E ab T. 61 cresc. mit accel. gekoppelt, pizz. der tiefen Streicher herausgestellt, im HT überschäumende Musizierlaune, insgesamt gepflegtes Musizieren, betonter 3-Schritt, am Ende der Apotheose Temporücknahme, II Tennstedt stellt sich den Anforderungen des Notentextes, ausdrucksstark, 2. Th. klanglich etwas zurückgenommen, T. 250 etwas verkürzt, III routiniertes Scherzo, Trio kantabel und nuanciert, aber auch auftrumpfend, IV Blech führt das Orchester in die Breite

4

Klaus Tennstedt

London Philharmonic Orchestra

BBCL

1984

49‘51

 

live, I E kein zielstrebiges Vorgehen, Tempo im HT schneller, Musik in Verlaufsform, eher gelassen, II bewegtes Musizieren, etwas schneller als , die große Linie bedient, wie so oft, III wie oben, IV großbogige Gestaltung, Schlussakkord nach Partitur dim.

4

Hans Zender

SWF Sinfonie-Orchester Stuttgart

SWF music hänssler

2003

48‘57

 

I E ab T. 70 leichte Beschleunigung, HT Blech tritt immer hervor (1.Th), klare Artikulation, 3-Schritt, II Zender erfüllt die Anforderungen des Notentextes, T. 146-159 langsamer, auch nach der Klimax, hier Duett zwischen Vc und Ob hervorgehoben, III sehr bewegtes Sch mit Blechlärm, großzügiges Trio, Altposaune tritt T.342-358 sanft hervor, IV teilweise überschwängliche Musizierlaune, jedoch auch etwas grob

4

David Zinman

Tonhalle Orchester Zürich

RCA

2011

55‘30

 

I E ab T. 61 allmählich schneller, mit Beginn des HT nimmt Zinman das viel schnellere Allegro molto, zielstrebig nach vorn, ab T. 190 geht er im Tempo zurück, deutlicher 3-Schritt, insgesamt klares Musizieren, II bewegt, puristische Strenge, hier und da auch auftrumpfend, ziemlich festes Tempo, bei Einschub 5 Notentext bei Oboe und Klarinette geändert, Tempo nach der Klimax beibehalten, III Sch zupackend, fast atemlos, Trio wie eine Gesangsszene, IV mit Druck, klangliche Schärfung, etwas handfestes Musizieren

4

Ferenc Fricsay

Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks

Tahra

1955

53‘41

 

live, I zurückhaltendes Tempo, gute Transparenz, II einige kleine Ritardandi, etwas schwerfällig, T. 251-266 langsamer, III gewichtiges Scherzo, IV Trp. spielt T. 305-336 rhythmisch die Melodie der Hörner, insgesamt gewichtig

4

Michael Gielen

SWF Sinfonie-Orchester Stuttgart

SWF music    hänssler

1996

51‘16

 

live London, I alla breve, belebte E, T. 61 ff. zusätzliches accel., beim Beginn des HT Haupttempo erreicht, Coda etwas schneller, etwas angerauter Klang, II A. molto moto, rastlos durch den Satz (kein langsamer Satz), T. 17-23 Ob. deckt Klarinette zu, rit. vor 2. Th., III vehementes Scherzo, Trio im natürlich musikalischen Fluss, IV entschieden voran, warum nicht etwas lockerer?

4

Peter Maag

Philharmonia hungarica

Vox      Membran      Documents

1969

52‘15

 

I E am Ende kein accel., stattdessen mächtiges cresc., T. 78 plötzlich schneller, beim 2, Th. zurückhaltend, am Satzschluss langsame Apotheose, II schnörkellose Klarheit, prägnanter Rhythmus, III überschäumende Musizierlaune, Dynamik nach Partitur, IV Musik in Verlaufsform, wechselnde Tempi

4

James Levine

Chicago Symphony Orchestra

DGG

1983

53‘33

 

I E Hornruf zu Beginn langsamer als das Folgende, Beschleunigung ab T. 70 bis zum HT, gewichtiges Musizieren, 3. Th. T.199 ff. zurückgenommen, Tempo T. 670 ff. gedrosselt, T. 682 Anfang verwackelt, II auch hier mit viel Gewicht musiziert, prägnante Rhythmik, Blick immer nach vorn, Temporücknahme nach Klimax, III Sch vehementer Zugriff, ohne Feinzeichnung, moderates Trio, stellenweise auch delikat, IV mit Hingabe, Finale mit viel Nachdruck

4

Arthur Rother

Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin

Urania       forgotten records

1950

47‘29

 

I ab T. 61 schneller, HT 1. Th sehr bewegt, 2. Th langsamer, 3-Schritt T. 228-236 nicht überspielt, II insgesamt bewegt, nach der Klimax wie üblich langsamer, III robustes Scherzo, farbiges Trio, gemächlich, IV fließendes, geschmeidiges Musizieren, zielstrebig bis zum letzten Akkord – akzeptabler Klang

4

Wilhelm Keitel

Putbus Festival Orchestra

Arte Nova

1997

58‘57

 

I E ab T. 61 accel., sehr bewegter HT, insgesamt jedoch nüchtern, 3-Schritt T. 228-239 nicht übersehen, II routiniert, Mainstream, hervortretende Trp. bei den Einschüben 4 und 5, III Sch wie durchgezogen, Trio langsamer, mit mehr Klang, IV Musik auf das Handwerkliche reduziert

4

Yehudi Menuhin

Menuhin Festival Orchestra

EMI

1968

47‘49

 

I E bewegt, T. 76/77 kompakt, HT Musik wie durchgezogen, 3-Schritt, II Andante molto moto, kein Verweilen, nach der Apotheose ohne rit. weiter, etwas geglättet, III/IV positive Sicht auf Schubert – offenes Klangbild

4

Daniel Barenboim

Berliner Philharmoniker

CBS   Sony

1986

63‘21

 

I E Adagio, ab T. 70 schneller, HT Musik mit viel Klangsinn, jedoch unaufgeregt, objektiv, Satzschluss gezogen, II sich Zeit lassend, breite Dynamik, überwiegend geringe Spannung, III Sch die Musik läuft von selbst, gezogenes Trio, IV hier endlich lebendiger – insgesamt etwas geglättet, alle Wiederholungen

4

Istvan Kertesz

Wiener Philharmoniker

Decca

1963

50‘14

 

I plötzlicher Tempowechsel beim Eintreten des HT, straffes Musizieren, zielstrebig nach vorn, in der Apotheose ab T. 671 Tempo gedrosselt, II etwas äußerlich, auftrumpfend (1.Th.), III auf bekanntes Wegen unterwegs, Sch und Trio wenig voneinander abgesetzt, IV interpretatorischer Leerlauf, am besten 3. Th. (T. 385-463) – helles Klangbild, Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck

 

 

3-4

Kurt Masur

Gewandhausorchester Leipzig

Eterna    Philips

1989

60‘43

 

I E allmählich cresc. und accel., schnelles Tempo, entspricht kaum Schuberts Wunsch, entschieden voran, aufgewühlt, klangliche Wucht, deutlicher 3-SchrittT. 228-240, verzögerte Schlussapotheose, II Musik in Verlaufsform, eher an der Oberfläche agierend, etwas einfallslos, III vital, farbiges Spiel, Trio mit wenig Feingefühl, IV spielfreudig, Musik eher durchgezogen als gestaltet, etwas eindimensional – alle Wiederholungen      

3-4

Simon Rattle

Berliner Philharmoniker

EMI

2005

57‘28

 

I E etwas unruhig, cresc. zum HT, Blech (vor allem Trp.) beherrscht zu sehr den Klang, II T. 17-23 Ob. lauter als Klari, T. 148-159 Spannungseinbruch, Musik in Einzelabschnitten, nach der Klimax langsamer, III Sch etwas flüchtig, äußerlich, Trio deutlich langsamer, IV teilweise eigenwillige Gestaltung, Spannungseinbrüche – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck

3-4

Carlo Maria Giulini

London Philharmonic Orchestra

BBCL

1975

52‘20

 

live,

3-4

Leonard Bernstein

New York Philharmonic Orchestra

CBS    Sony

1967

48‘46

 

I E starke Pizzicati der Bässe, ziehen sich durch den ganzen Satz, ab T. 70 cresc. und accel., insgesamt gelassene Art, weniger ausdrucksstark, spannende Schlussapotheose, die letzten Takte langsam und auftrumpfend, II sich Zeit lassend, T. 17-23 Ob. verdeckt Klari, 1. Th in den vielen Tutti-Passagen wuchtig, deutliche Trp. beim Einschub 5 (T 204 ff.), Tempo nur wenig gedrosselt, III Sch etwas grob, dynamische Gestaltung nach Gusto, kantables Trio, jedoch etwas spröde, IV ausgelassen, jedoch etwas einfallslos und derb, ohne rechte Überzeugungskraft, Bernstein neigt zum Auftrumpfen

3-4

Sandor Vegh

Camerata Academica Salzburg

Capriccio

1993

51‘40

 

I E Adagio, etwas blass, ab T. 70 schneller, HT Blech immer wieder hervorgehoben, etwas agressiv, mit rhythmischem Schwung, II gezogen, T. 17-23 Ob. verdeckt Klari, ab T. 30 etwas mehr Tempo, Einschübe und 2. Th. etwas langsamer, unausgeglichen und spröde, bei der Klimax scharf, III vehementer Zugriff, Sch und Trio weniger Kontrast, IV überwiegend ausgelassen, das Übliche, Transparenz am Satzende nicht top

3-4

Adrian Boult

London Philharmonic Orchestra

EMI

1972

53‘35

 

3-4

Wolfgang Sawallisch

Staatskapelle Dresden

Eterna      Philips     Decca

1967

56‘05

 

I E gediegen, wenig Druck, HT eher getragen, im Tempo zurückhaltend, klares Klangbild, II sich Zeit lassend, Sawallisch kein Mann der großen Emotionen, nach der Klimax T. 251-266 langsamer,farbenreiches Klangbild, III auf bekannten Wegen, IV etwas statisch, Objektivität reicht nicht

3-4

Clemens Krauss

Wiener Symphoniker

Teldec

1951

48‘36

 

I E zögernd, HT diszipliniertes Spiel, jedoch mehrmals Tempowechsel, Stilbewusstsein? II Sprung von T. 58 zu T. 89, Tempi ähnlich Satz 1, III drängendes Scherzo, sehr langsames Trio, fast behäbig, IV T. 449-463 gestörte Balance zwischen Holz und Streichern, T. 468 schnelleres Tempo, statuarisches Musizieren am Satzende

3-4

Heinz Rögner

Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin

Eterna      Denon

1978

55‘56

 

I E Adagio, gezogen, allmähliches cresc. ab T. 70; HT erscheint plötzlich schneller, Apotheose T. 671 ff. gravitätisch, II 1. Th marschmäßig, mit Nachdruck, etwas phlegmatisch, 2. Th ähnlich, breite Klimax, III Sch spielerische Art, Trio phlegmatisch, Rögner zeigt wenig Lust an instrumentaler Zuspitzung, IV ausgewogen, klare Artikulation, Musik auf das Handwerkliche reduziert

3-4

Hans Knappertsbusch

Wiener Philharmoniker

DGG

1957

51‘36

 

live, Kna beginnt in den Applaus hinein, lärmendes Ende der E, MT klangliche Schärfe, energisch voran, T. 110-119 (nicht vorgesehene) cresc. der Posaunen, ebenso in der Reprise, piu moto-Stelle etwas schneller, kräftiges rit. am Satzende, II Oboe führt innerhalb der Bläsergruppe zu sehr, 2. Th T. 93 ff. mf statt pp, T. 157-59 starkes cresc. sowie rit., krachende Akkorde, Kna. vermeidet es Abschnitte gegeneinanderzusetzen, III Scherzo gelassen, zähes Trio, dynamische Gestaltung lässt zu wünschen übrig, IV langatmig, teilweise Klangbrei

3-4

Leo Blech

RIAS Symphonie-Orchester Berlin

Archipel

1950

48‘53

 

live,

3-4

Sergiu Celibidache

Münchner Philharmoniker

EMI

1994

57‘08

 

live, I Celi sorgt für Transparenz, Musik zelebriert, sich vor Exaltiertheit hütend, 3-Schritt T. 228-240 herausgestellt, Noten in der Apotheose handverlesen, II phlegmatisch, Musik durchgezogen, nach der Klimax T. 250 Generalpause, III Scherzo mit kaltem Feuer, Trio gezogen, IV diszipliniertes Musizieren, hinterlässt jedoch keinen bleibenden Eindruck

3-4

Thomas Schippers

Cincinnati Symphony Orchestra

Elite         Vox

1976

52‘22

 

I E Adagio, am Ende etwas schneller, HT viel schneller, 2. Th. dagegen deutlich langsamer, ziemlich unausgeglichen, das zieht sich bis zum Satzschluss hin, ab T. 661 deutlich gebremstes Tempo, II 2. Th. ruhiger als 1., scharfe Farbwechsel, T. 148-159 langsam, nach der Klimax langsamer, III Sch wuchtig, Trio langsamer und etwas langatmig, IV die punktierten Abschnitte wünschte man sich etwas lockerer, keine neuen Interpretationsaspekte, teilweise etwas aufgeblasen

3-4

Theodor Guschlbauer

New Philharmonia Orchestra London

Erato

1972

49‘46

 

I E Adagio, gezogen, ab T. 67 allmählich etwas schneller, bewegtes Tempo im HT, nicht auftrumpfend, gediegen, in der Apotheose ab T. 672 gebremstes Tempo, II 1. Th. prägnanter Rhythmus, locker musiziert, 2. Th. lyrisch, jedoch ohne spürbare Hingabe, am Ende der Klimax kein Ziel avisiert, III Sch auf längst bekannten Wegen, im Trio Klang weniger geformt, IV wie durchgezogen, Dirigent lässt sich nicht ganz auf das Potential des Satzes ein – in allen Sätzen deutliches Brummen an leisen Stellen

3-4

Jonel Perlea

Bamberger Symphoniker

Vox      forgotten records

1956

45‘14

 

I E fast Adagio, gezogen, ab T. 67 schneller, 2. Th. deutlich bewegter, ab Reprise angeglichen, etwas kompakter Klang, II A. molto moto, zu schnell, Musik wird fast überfahren, großzügige Dynamik, nach der Klimax Tempo beibehalten, III Musik wie nur heruntergespielt, teilweise wuchtig, IV Musik auf das Handwerkliche reduziert

 

 

3

Leo Blech

London Symphony Orchestra

EMI       Koch-Schwann

1927

43‘55

 

3

Willem Mengelberg

Concertgebouw Orchester Amsterdam

The Radio Years

1940

48‘04

 

live, ständige Tempowechsel, plärrendes Blech bei lauten Tutti-Abschnitten, II Tempoeskapaden setzen sich fort, T. 148 ff. Horn nicht im selben Metrum wie die Streicher, ab T. 267 doppeltes Tempo, III Dynamik und Tempo nach Gusto, IV Retuschen vor der Reprise

 

Interpretationen in historischer Aufführungspraxis mit modernen Instrumenten

 

4-5

Claudio Abbado

Chamber Orchestra of Europe

DGG

1987

61‘28

 

erste auf den Autographen basierende Interpretation, I E zu Beginn nicht alla breve, T. 61 ff. schneller, T. 78 Tempo des HT erreicht (=nicht konsequent), sprechende Artikulation, zurückhaltendes Tempo, ab T. 569 piu moto, T. 661 wieder langsamer, II sich Zeit lassend, 2. Th etwas langsamer, nach der Klimax langsamer, ab T. 267 wieder Tempo 1, III Sch vehement voran, Trio con espressivo, IV akribisch ausformuliert – alle Wiederholungen

4-5

Nikolaus Harnoncourt

Concertgebouw Orchester Amsterdam

Teldec

1992

58‘05

 

4-5

Nikolaus Harnoncourt

Chamber Orchestra of Europe

ica classics

1988

55‘45

 

live,

4-5

Antonello Manacorda

Kammerakademie Potsdam

Sony

2014

58‘58

 

I E ab T. 70 accel., sehr bewegter HT, lockeres, federndes Musizieren, festes Tempo, 3-Schritt T. 228-240, II bewegt, farbenreiche Palette vor allem der Holzbläser, nach der Klimax etwas langsamer, III T. 31-35 Balance nicht immer getroffen, nachschlagende Viertel-Akkorde auf 3 hervorgehoben, IV wache Aufmerksamkeit, Musizierstil hier etwas mechanisch – insgesamt keine neuen Aspekte – helles Klangbild

4-5

Phillippe Herreweghe

Royal Flemish Philharmonic Orchestra

Pentatone

2010

57‘38

 

I E alla breve, marschmäßig, HT noch schneller, festes Tempo bis zum Schluss, II molto moto, marschmäßig durchgezogen, Blick immer nach vorn, T. 250 verkürzt, nach der Klimax kaum langsamer, III durchgehend markierende Pauke, bewegtes Trio, farbenreich, IV Musik immer im Fluss, fast wie atemlos – gute Balance und Transparenz

 

 

4

Thomas Dausgaard

Schwedisches Kammerorchester

BIS

2007

58‘00

 

I HT ab T. 78 plötzlich erheblich schneller, insgesamt sehr bewegt musiziert, ziemlich festes Tempo, am Ende der Durchführung Tempo gedrosselt, am Beginn der Reprise wieder schneller, Apotheose ohne Temporücknahme, II prägnantes Musizieren, immer nach vorn blickend, jedoch etwas geglättet, Klimax ein wenig beschleunigt, T. 251-266 wie üblich etwas langsamer, III im Mainstream, IV mit Hingabe musiziert, ohne neue Aspekte zu entdecken

4

Roger Norrington

SWR Sinfonie-Orchester Stuttgart

hänssler

2001

50‘16

 

live, I E, alla breve, T. 61 molto accel., HT Allegro molto, stellenweise etwas knallig, II T. 17-23 Ob. deckt Klari. zu, nicht vorgesehene Pk-Wirbel mit accel. T. 33/ 37/ 185/ 189, sehr breite Dynamik, Blech eindeutig vorn – Hartmut Lücks Booklet-Text überzeugt mich mehr als Norringtons Interpretation

 

 

3-4

Douglas Boyd

Musikkollegium Winterthur

MDG

2010

51‘44

 

I E ab T. 61 leichte Beschleunigung, problemloser Übergang zum HT, disziplinierte Musikalität, Ausgewogenheit der Stimmen, auf längst bekannten Wegen unterwegs, II Musik in Verlaufsform, deutlich herausgestellte Akkorde während des 1. Th., jedoch nicht immer mit höchster Präzision, III Klangkultur noch nicht am oberen Limit, IV Blech immer wieder zu sehr im Vordergrund, zu knallig, T. 201 ff. ohne Duft der tieferen Streicher, fehlender Schliff – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck

 

Interpretationen in historischer Aufführungspraxis mit Instrumenten der Zeit

 

5

Charles Mackerras

Orchestra of the Age of Enligthenment

Virgin

1987

59‘22

 

 I E alla breve, ausgeglichener Übergang zum HT, Bereich des 1. Th. ein wenig beschwert, 3-Schritt, sehr gute Balance und Transparenz, II rhythmische Energie freigesetzt, an vielen Stellen Blech-betont, Trp. bei den Einschüben 4 und 5 hervorgehoben, nach der Klimax Tempo gedrosselt, ab 267 wieder schneller, III Sch wie elektrisiert, die unterschiedlichen Aggregatzustände gut getroffen, IV organisches Musizieren, zielstrebig zum Ende

 

 

4-5

Frans Brüggen

Orchester des 18. Jahrhunderts

Philips

1992

55‘56

 

live, I HT deutlich schneller als E, sehr bewegt, festes Tempo, angerauter Klang, wechselnde Achtel der Bläser T. 256 ff. sehr gut getroffen, plastisch, gebremstes Tempo am Ende der Apotheose, II bewegt, elastisches Musizieren, 1. Th. jedoch zu zackig vorgetragen, III zielstrebig voran, natürlich musikalischer Fluss im Trio, IV etwas mechanisch, auf das Handwerkliche reduziert, beim 2. Th. Triolen der Streicher mehr im Hintergrund – Klangbild etwas kompakt

4-5

Roy Goodman

The Hanover Band

Nimbus        Brilliant

1989

61‘01

 

I E jeweils 3 Takte unter einem Bogen, in Abschnitten musiziert, HT schnelleres Tempo, Blech oft lärmend, breites Klangbild, weniger geschliffen, sollte dem Originalklang nahekommen, diese Haltung begegnet man auch in den restlichen Sätzen – insgesamt helles Klangbild

4-5

Jos van Immerseel

Anima Eterna Symphony Orchestra

Sony

1997

57‘14

 

I E alla breve, schnelles Schreiten, ab T. 70 leichte Beschleunigung, sehr bewegter HT, Blech weniger exponiert wie bei Goodman, man hört mehr Musik, 3-Schritt, Tempo bis zum Satzschluss beibehalten, II immer wieder klangliche Schärfung ausgelöst durch Blech und Pk., III Sch pointierte Dramatik, Trio wie eine Gesangsszene, IV mit spürbarer Vitalität, jedoch nicht immer wünschenswert locker

 

 

4

Roger Norrington

London Classical Players

EMI

P 1990

58‘14

 

I E alla breve, Tempo durchgezogen, vor dem HT sanfte Beschleunigung, kraftvoll vorwärtstreibend, fast atemlos durch die Musik, festes Tempo, II im Stil wie Satz 1, farbiger Klang mittels Holz, insgesamt jedoch nüchtern, nach der Apotheose etwas langsamer, III/IV Konsequenz bis zum Letzten – Musik auf das Handwerkliche reduziert, offenes Klangbild

 

 

3-4

Jordi Savall

Le Concert des Nations

Alia Vox

2021

60‘58

 

I bewegte E, T. 78 Tempo des HT erreicht, Blech und Pk. oft auftrumpfend, rauer Klang, trotz stabilen Tempos unruhig, prägnante Rhythmik, stellenweise kapriziös, andererseits scharfe Klanglichkeit, nach der Klimax kein rit., III artikulatorische Unschärfe zu Beginn, IV rhythmisch betont, zu penetrant, theatralisch, zu viel nerviges Geschmetter

3-4

Marc Minkowski

Les Musiciens du Louvre Grenoble

naïve

2012

54‘34

 

live, I E Hörner legato, weicher Klang bis T. 28, Tempo vor dem HT etwas angezogen, betriebsam, Balance nicht immer angemessen, II T. 17-23 Oboe vor Klarinette, nicht vorgesehene Wirbel der Pauken incl. cresc. vor Tutti-Akkorden, Musik wie durchgespielt, mit weniger Spannung, nach der Klimax etwas langsamer, III Sch klangliche Wucht, Trio mit viel Klangsinn, IV die große Linie nachgezeichnet, Triolen der Violinen T. 201 ff. zu leise, insgesamt etwas grob

 

 

3

Michi Gaigg

L’Orfeo Barockorchester

CPO

2018

60‘39

 

live, I E alla breve nicht ganz verwirklicht, ab T. 61 schneller, mit zunehmender Lautstärke nimmt die Genauigkeit ab (T. 76/77), HT deutlich schneller, Geigen mit scharfem Klang immer wieder wie solistisch, auch aggressiv, II spontan wirkendes Musizieren, jedoch oft zu sehr auftrumpfend, wie hingeknallt, Instrumente nicht immer optimal aufeinander abgestimmt, III eher an der Oberfläche musiziert, stellenweise zu grob, das gilt auch für IV – insgesamt pauschale Dynamik, Schubert war kein Barock-Komponist, Barock-Artikulation hier fehl am Platz

 

Hinweise zu Interpreten und Interpretationen

 

Arturo Toscanini

Toscaninis Interpretationen liegen zwar nur 12 Jahre auseinander, unterscheiden sich in der Haltung jedoch nicht so sehr voneinander. Im ersten Satz ist die Musik vom ersten Ton an in Bewegung, Toscanini lässt ernsthaft musizieren, ohne eine musikalische Selbstdarstellung zu inszenieren. In der jüngeren Aufnahme gehen Einleitung und Hauptteil im selben Tempo ineinander über. Für den langsamen Satz lässt sich der Dirigent Zeit, mit entschiedenem Zugriff wird das rhythmisch betonte 1. Thema immer wieder neu angestimmt und durchgezogen. Nach der Klimax am Ende der Durchführung nimmt Toscanini 1941 im Gegensatz fast aller Kollegen das Tempo ein wenig zurück, 12 Jahre später spürt man kaum noch einen Unterschied. Das Scherzo wird stürmisch angegangen, etwas grob, wobei bei den Streichern anfangs einige Unklarheiten vermeidbar gewesen wären. Das Trio wird wie präsentiert gespielt. 1953 wünschte man sich die dynamischen Unterschiede etwas deutlicher. Im Finale gibt sich der Dirigent kämpferisch, blickt immer nach vorn, bei besserer Beachtung der von Schubert gewünschten Dynamik. Klanglich schlägt die jüngere NBC-Aufnahme die ältere mit dem Philadelphia-Orchester, ausgenommen im 2. Satz, der etwas hart klingt.

Leo Blech

Eine der ersten Aufnahmen der Sinfonie entstand im Jahre 1927 in London für HMV mit Leo Blech am Pult des Londoner Sinfonie-Orchesters. Es ist eine subjektiv geprägte Aufnahme mit ständig wechselnden Tempi sowie unsteter Dynamik. Die Blechbläser werden immer wieder in den Vordergrund gerückt, was die Balance stört. Im 3. Satz kürzt der Dirigent die Wiederholung des Scherzo-Abschnitts. Im letzten Satz bremst Blech in den Takten 15-17 sowie später T. 613-615 unvermittelt den Fluss der Musik. Insgesamt hinterlässt diese Interpretation auf mich den Eindruck eines willkürlichen Vorgehens.

Einen etwas besseren Eindruck hinterlässt jedoch der Mitschnitt aus dem Berliner Titania-Palast mit dem RIAS Symphonie-Orchester. Auch wenn Blech noch keine festen Tempi anwendet, scheint der Dirigent die Musik bzw. das Orchester hier besser im Griff zu haben. Klanglich ist sie der Londoner Produktion deutlich überlegen. Leider drängen sich immer wieder Berliner Hustenstimmen zu den Mikrophonen.

 

Pierre Monteux

Mit dem französischen Dirigenten sind mir keine Studio-Aufnahmen mit Schuberts 9. bekannt, jedoch zwei Konzertmitschnitte aus dem Jahr 1956 aus Boston sowie sieben Monate später aus Moskau. Die letztgenannte ziehe ich vor, hier wird mit mehr Hingabe musiziert, sie klingt geformter als zu Hause in Boston. In beiden Aufnahmen wählt der Dirigent im Kopfsatz variable Tempi, die etwas Unruhe in die Musik tragen. Das Andante wird sehr schnell genommen, bei den Einschüben das Tempo jedoch gedrosselt. Von langer Hand geplante Crescendi führen zur Klimax. Die folgenden Takte lässt Monteux dann langsamer spielen. Im 3. Satz sind die Hörer Zeuge eines stürmischen Tempos im Scherzo und eines etwas oberflächlichen Trios, die Dynamik fällt insgesamt etwas grob aus. Mit Hingabe widmet sich Monteux dem Finalsatz. Im heimischen Konzertsaal neigt er etwas zum Auftrumpfen. In beiden Interpretationen wünschte man sich etwas mehr an Geschmeidigkeit. Das Klangbild der Moskauer Aufnahme ist heller ausgefallen als in Boston. Beide hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck.

 

Wilhelm Furtwängler

Schuberts 9. Sinfonie zählte zu Furtwänglers Favoriten in seinen Konzert-Programmen. Bereits 1922, im Jahr seiner ersten Berliner Spielzeit, widmet sich der Dirigent der monumentalen Sinfonie. Zum letzten Mal steht sie im September 1953 in Berlin auf dem Programm. Dazwischen liegen viele Aufführungen nicht nur mit den Berliner Philharmonikern. Mit diesem Orchester entstand im Dezember 1951 die einzige Plattenaufnahme des Dirigenten, die ursprünglich, aufgrund der langsamen Tempi in den beiden ersten Sätzen, auf je eine 18 cm-LP für die beiden ersten Sätze und eine 16 cm-LP für die Sätze 3 und 4 aufgeteilt war. Zwei weitere Konzertmitschnitte sind erhalten aus dem Jahren 1942 sowie 1953, jeweils aus Berlin. Mit den Wiener Philharmonikern ist ein Konzert aus Stockholm aus dem Jahre 1943 erhalten sowie von den Salzburger Festspielen 10 Jahre später.

Furtwänglers Auffassung hat sich in den Jahren kaum geändert, sofern man es von den erhaltenen Tonträgern nachvollziehen kann. In der Einleitung zum 1. Satz lässt er sich zunächst Zeit, etwas ab T. 70 steuert er mittels eines Accelerandos das Hauptthema des 1. Satzes an. Beim 2. Thema nimmt er das Tempo etwas zurück. Insgesamt verzichtet er auf ein festes Tempo. Sehr deutlich und überzeugend gelingt Furtwängler der Dreischritt in den T. 228-240, wobei er die Intensität schrittweise erhöht. In der Reprise koppelt er häufig ein Accelerando mit einem Crescendo, ein Relikt aus einer spätromantischen Interpretationshaltung. Bei der Apotheose am Satzschluss drosselt WF das Tempo, jedoch nicht immer in gleicher Weise. Ein nuanciertes Vorgehen beobachtet man im Andante. Kaum ein anderer Dirigent lässt sich hier so viel Zeit, gelingt jedoch auch nicht eine solche Kraft und Monumentalität auf dem Höhepunkt. Furtwängler dehnt hier den Takt 250 zu einer Generalpause. Erst allmählich kehrt er zum früheren Tempo zurück.  Mit viel Nachdruck lässt WF das Scherzo-Thema in der Studio-Aufnahme, vor allem von den Streichern, vortragen. Weniger prägnant jedoch in den restlichen Aufnahmen. Im Trio mit seinem reduzierten Tempo gelingt ihm ein farbiger Klang. In Stockholm klingt die Musik hier wie ein Abschied. Ein gestalterischer Ernst sowie klare Artikulation spricht aus dem Finale mit seinen vielen Wiederholungen. Der eine oder andere Hörer wird die Änderung in der Trompetenstimme T. 325-331 heraushören. In der Studio-Produktion auch die Kopplung der Trompeten mit den Hörnern in den Takten 897-920, was den festlichen Klang zusätzlich unterstreicht. So endet Furtwänglers ins Monumentale gesteigerte Interpretation der großen C-Dur-Sinfonie. Nicht jeder Hörer geht hier mit WFs Auffassung konform und greift lieber zu Günter Wand, Carl Schuricht, Bruno Walter oder Herbert Blomstedt. Aufgrund der relativ guten Aufnahmetechnik ist Furtwänglers Studio-Produktion die erste Wahl. Die Aufnahmen während des 2. Weltkrieges klingen an vielen Stellen kompakt und auch stumpf oder sind mit vielen Knackgeräuschen (Stockholm) oder Hustern (Berlin) ausgestattet.

 

 

Adrian Boult

Von den drei bekannten Aufnahmen von Schuberts letzter Sinfonie mit dem Dirigenten Adrian Boult stehen mir zwei zur Verfügung: ein Mitschnitt mit dem BBC Symphony Orchestra aus der Royal Albert Hall aus dem Jahr 1969 sowie eine Studio-Produktion der EMI drei Jahre später mit dem London Philharmonic Orchestra. In dieser wird zwar ausdrucksstark und mit Vehemenz musiziert, Boult neigt jedoch immer wieder zum Auftrumpfen. Ein weiteres Handicap ist die etwas grob genommene Dynamik. Im Konzertmitschnitt lässt der Dirigent viel gelöster musizieren, wobei die dynamischen Gegensätze nicht überspielt werden. Besonders im Finalsatz, aber auch schon früher, lässt sich den dezenten Spannungsaufbau immer wieder neu mit mehr Intensität bewundern. Das gefiel vermutlich auch dem Londoner Publikum, das am Ende in den Schlussakkord hinein applaudiert.

 

Erich Kleiber     

Mit Erich Kleiber sind dem Klassikfreund zwei Konzertmitschnitte aus Köln und Hamburg erhalten, die m. E. auf musikalischer Ebene zu den besten zu rechnen sind, auch wenn ihr Klang zeitbedingt nicht alle Wünsche erfüllt. In allen Sätzen lässt Kleiber bewegt, meist rhythmisch betont und in großen Bögen musizieren. Beim Übergang von der Einleitung zum Hauptteil des ersten Satzes nimmt der Dirigent das Tempo – wie übrigens viele andere auch – etwas zurück. Das beobachtet man auch in den Takten vor der Reprise (T. 343 ff.). Bei der Tempoangabe piu moto kehrt Kleiber zum früheren Tempo zurück. Im zweiten Satz, die Tempobezeichnung Andante con moto weist darauf hin, lässt Kleiber nicht langsam musizieren, eher marschmäßig bewegt bei gleichbleibendem Tempo. Die dynamischen Unterschiede werden deutlich herausgestellt. Die Einwürfe der Trompeten im 4. und 5. Einschub (T. 176-181 sowie 204 ff.) kommen bestimmt. Die Pizzicati der Streicher T. 151 klingen beim Kölner Mitschnitt etwas verwackelt. Das Trio nimmt der Dirigent etwas langsamer als das Scherzo. Es ist eine nuancierte Darstellung bei ziemlich festem Tempo. Die Hamburger Streicher muss man hier den Kölnern etwas vorziehen. Den Finalsatz geht Kleiber teilweise mit überschäumender Musizierlaune an. Die Dynamik ist in Köln etwas weniger breit ausgefallen als in Hamburg.

 

Josef Krips

Neben Erich Kleiber behauptet sich Josef Krips mit Partitur-gerechten Deutungen der 9. Sinfonie. Überzeugt bei Kleiber das Rhythmisch-Betonte sowie Dramatische seiner Darstellungen so erfreut man sich bei Krips hauptsächlich über die Lyrisch-Epische Gestaltung seiner Interpretationen, ohne jedoch nicht auf einen gewissen Druck zu verzichten. Sehr gut lässt sich dies beim zweiten Satz beobachten, in dem Krips die Eigenarten der Themen gegenüberstellt. Trotz der Mono-Aufnahme im Jahr 1952 überrascht diese bereits durch ein offenes Klangbild. Die dynamischen Gegensätze im Finale wünschte man sich noch etwas deutlicher. Das ist in der späteren Stereo-Aufnahme noch besser gelungen. Beim Mitschnitt aus Bregenz 1977 klingen die Posaunen etwas weniger präsent, das kann jedoch der Aufnahmetechnik geschuldet sein, das Klangbild ist hier auch etwas dichter als 1958. In dieser Aufnahme sind Horn und Streicher in den Takten 148 ff. des zweiten Satzes rhythmisch nicht genau zusammen. Die Zeitmaße der einzelnen Sätze liegen nahe zusammen. Nur in 1958 wird im Scherzo die erste Wiederholung beachtet.

 

George Szell

Zwei Studio-Produktionen der großen C-Dur-Sinfonie sind mit Szell greifbar. In der früheren für CBS durchleuchtet er die Partitur. Man entdeckt feine dynamische Abstufungen, immer wieder überzeugende Phasen mit Spannungsauf- und -abbau. Die Stimmführungen im Partiturgeflecht werden deutlich nachgezogen. Trotz durchgehend straffer Tempi wirkt die Interpretation doch gelassen. Nach der Klimax T. 248 f. nimmt der Dirigent das Tempo ein wenig zurück, kehrt aber bei T. 267 zu Tempo 1 zurück. Das Trio im 3. Satz lässt Szell etwas langsamer spielen. An wenigen Stellen erreicht er keine optimale Balance zwischen Holzbläsern und Streichern. Beim Finale erweitert er Schuberts Tempovorschrift Allegro vivace um ein molto. Die Musik wird hier vom ersten bis zum letzten Ton fast atemlos durchgezogen.

In den Jahren 1968-1970 konnte die EMI einige Aufnahmen mit dem Cleveland Orchester, teilweise mit Beteiligung sowjetischer Künstler tätigen, die jedoch aufgrund komplizierter Verträge nicht in allen Ländern als EMI-Produkte in die Platten-Läden kamen. In der BRD wurden beispielsweise die produzierten Beethoven-Klavierkonzerte mit Emil Gilels nicht von Electrola, sondern von Eurodisc gepresst und vertrieben. Den EMI-Technikern war die Akustik in der Severance-Hall von Cleveland noch nicht vertraut. Aus diesem Grund sind hier Abstriche in Kauf zu nehmen, die Aufnahmen klingen weniger geschmeidig und gerundet und insgesamt nicht immer so präzise, wie man es von den Columbia-Produktionen bislang gewohnt war. Das gilt auch für die neue Aufnahme der C-Dur-Sinfonie, man vergleiche z. B. in Satz 3 die Takte 105-111.

 

Karl Böhm

Karl Böhms Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern wurde bei ihrem Erscheinen 1964 überwiegend gelobt. Vor dem Hintergrund von damals etwa 10 Konkurrenz-Aufnahmen ist dies nachzuvollziehen. Heute, etwa 60 Jahre später, bietet der Plattenmarkt mehr als 150 Aufnahmen zum Vergleich, da können sich die Maßstäbe verschieben. Böhm hält das Orchester zu einem klaren Spiel an, seine Dynamik ist jedoch nicht immer ausgeglichen. Die beiden Hörner zu Beginn kommen wie buchstabiert aus den Lautsprechern und der Übergang von der Einleitung zum HT erscheint mir etwas grob. Beim 2. Thema nimmt Böhm das Tempo etwas zurück, auch im 2. Satz nach der Klimax, ab T. 267 wird Tempo primo wieder erreicht. Beim Scherzo wirkt die Musik wie durchgezogen, bei T. 41 und T. 205 vermisst man eine deutliche Zäsur. Beim Trio wählt Böhm ein langsameres Tempo. Am besten gelingt ihm das Finale mit einem zielgerichteten Musizieren bei einer breiten Ausdrucksskala.

Eine zweite Aufnahme der großen C-Dur-Sinfonie entstand anlässlich eines Konzertes mit der Dresdner Staatskapelle im Kulturpalast Dresden. Sie wurde als Gemeinschaftsproduktion von VEB Deutsche Schallplatten und der DGG auf den Markt gebracht. Insgesamt gesehen erreicht sie nicht ganz das Niveau der Berliner Aufnahme. Es wird zwar markant akzentuiert, jedoch steht das Handwerkliche im Vordergrund. Wie ein Marsch zieht die Musik beim 1. Thema des 2. Satzes dahin. Das 2. Thema wird wieder etwas langsamer gespielt, bei der Dynamik wünschte man sich etwas mehr Sorgfalt. Auch die Balance zwischen Oboe und Klarinette T. 17-30 ist kaum ausgeglichen. Im Scherzo wirkt die Musik etwas aufgeblasen und grob und im Trio wünschte man sich mehr Politur. Dem Finale fehlt es etwas an Feinsinn und Inspiration.

 

Herbert von Karajan

Unter Leitung von Karajan sind drei Studio-Produktionen von Schuberts großer C-Dur-Sinfonie bekannt. Die erste entstand ein Jahr nach Kriegsende im besetzten Wien mit den dortigen Philharmonikern. Der einflussreiche Produzent Walter Legge machte es möglich, eine Reihe von Werken mit dem Dirigentenstar und früherem NSDAP-Mitglied in Wien zu produzieren, während der Antipode Furtwängler aufgrund seines noch nicht abgeschlossenen Entnazifizierungsverfahrens mit einem Auftrittsverbot belegt war. Der Klang der Wiener Aufnahme ist erstaunlich gut, man gewinnt den Eindruck, als habe der Produzent neue und bessere Aufnahmegeräte besorgt und eingesetzt. Das war jedoch nicht immer von Vorteil, besonders dann nicht, wenn das Resultat weiterhin auf Schellackplatten gepresst und vertrieben wurde, besonders im UK. Karajans Bestreben war es zeitlebens aus seinem jeweiligen Orchester den besten Klang herauszuheben. Hier bei Schuberts großer C-Dur-Sinfonie widmete er besondere Aufmerksamkeit den Blechbläsern. Das geriet 1946 in Wien nicht besonders von Vorteil, da die Aufnahme stellenweise statt nach Schubert nach Bruckner klingt. Insgesamt ist der Klang noch kompakt, im Finale klingt das Orchester noch etwas fest.

Zwölf Jahre später brachte die DGG, inzwischen Karajans Haus-Label, nach Furtwängler, Jochum und Böhm, eine Neuaufnahme mit den Berliner Philharmonikern auf den Markt. Auch hier wird den Blechbläsern zu Lasten der Holzbläser zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, die oft mehr im Hintergrund agieren, mehr als Block, weniger solistisch. Im zweiten Satz ergänzt der Dirigent die Satzbezeichnung Andante con moto um das Wörtchen molto. Karajan gibt seinen Musikern wenig Zeit zum Atmen. Nach der Klimax geht es sofort voran. Ein schwungvolles Scherzo wird von einem langsameren, aber innig empfundene Trio abgelöst. Das Finale, prägnanter Rhythmus, hinterlässt den Eindruck einer virtuosen Selbstdarstellung unter besonderer Beachtung der Blechbläser, die für orchestralen Glanz zuständig sind. Eine weitere Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern entstand 1977, jetzt wieder für EMI. Sie klingt stellenweise ausgeglichener, z. B. beim 3-Schritt T. 228-240. Die antiphonischen Partien Streicher-Bläser sind gut herausgearbeitet. Andererseits erscheint der Klang der Oboe etwas dünn, mit wenig Substanz. Im 2. Satz jedoch übertreibt HvK das Tempo, wenn er nach der Klimax den Takt 251 um die Hälfte kürzt. Im 3. Satz werden alle Wiederholungen beachtet, bei der DGG nur jeweils die erste. In Wien verzichtet der Dirigent auf alle.

 

Günter Wand

Als Wand zum ersten Mal Schuberts 9. Sinfonie dirigierte, hatte er bereits die 60 überschritten, inzwischen ist meine Sammlung mit vier Aufnahmen bestückt. Nach der gelobten Studio-Produktion aus Köln folgten weitere Mitschnitte aus Hamburg, Berlin und München. Von Interpretation zu Interpretation lassen sich keine großen Unterschiede feststellen. Der Kapellmeister Wand hatte sich nach, wie immer, sorgfältigem Partiturstudium eine Interpretation erarbeitet, die er als gültig ansah und immer wieder nachdirigierte. Seinem Biographen Wolfgang Seifert gegenüber bemerkte er einst: so und nicht anders müsse das Werk klingen. Das galt allerdings nicht nur für Schuberts große C-Dur-Sinfonie, sondern auch für die anderen Werke seines Repertoires in seinen späteren Lebensjahren. Wenn ich mir nun trotzdem eine Wertung seiner vier Interpretationen erlaube, denke ich an die kleinen Abweichungen in Tempo, Dynamik, Agogik, Balance sowie Transparenz, aber auch an das technische Niveau des jeweiligen Orchesters sowie die Aufnahmetechnik.

 

Carlo Maria Giulini

In Giulinis schmalem Repertoire trifft man immer wieder auch auf Schuberts große C-Dur-Sinfonie. Hier stehen 3 Aufnahmen zur Verfügung, eine Studio-Produktion sowie zwei Konzertmitschnitte. Die Studio-Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra, vermutlich aus dem Jahr 1976, wurde weltweit beachtet. Giulini hatte in Schuberts Handschrift noch vor dem Erscheinen der Neuen-Schubert-Ausgabe entdeckt, dass der Komponist in der Einleitung des 1. Satzes nachträglich ein Alla-breve-Zeichen eingefügt habe, d. h. für den Interpreten, die Musik soll hier schneller gespielt werden. Parallel dazu sei das ursprüngliche Allegro vivace des Hauptsatzes in ein Allegro ma non troppo geändert worden, also langsamer gespielt werden solle. Das bedeutet eine Annäherung der Tempi bei gleichzeitigem Verzicht auf das Accelerando am Ende der Einleitung, wie es üblicherweise, auch heute noch, gehandhabt wird. Giulini setzt diese Erkenntnis in der DGG-Produktion konsequent um, auch später beim Mitschnitt aus München. Im früheren Mitschnitt aus London hören wir jedoch noch die herkömmliche Version. Nicht jeder Hörer, der Giulinis „Neu-Fassung“ zum ersten Mal hört, war oder wird von ihr begeistert sein, auch deswegen nicht, da sich die Tempi zwischen den beiden ersten Sätzen annähern. Auch für das Scherzo nimmt sich der Dirigent Zeit, die Musik klingt schwerblütig und im Trio langsamer. Außerdem befolgt in diesem Satz Giulini alle Wiederholungen. Der einzige schnelle Satz dieser Interpretation ist das Finale: vorwärtsdrängend, elastisch und pulsierend. Beim Vergleich der Sätze gefällt mir der erste, zweite und vierte aus Chicago am besten. Beim Scherzo samt Trio ziehe ich die Münchner Produktion vor. Die Londoner Fassung von 1975 fällt aufgrund ihres mulmigen Klangbildes sowie der zu lauten Pauken deutlich zurück.

 

Herbert Blomstedt

In längeren Abständen kehrt Herbert Blomstedt immer wieder zur der „Großen C-Dur-Sinfonie“ zurück. Bemerkenswert ist dabei, dass er sich ab 1991 der Neuen-Schubert-Ausgabe-bedient, die ab dem Jahr 1985 im Bärenreiter Verlag erscheint. Wie schon oben bei Giulini bemerkt, nähern sich im Kopfsatz die Tempi aneinander an. Das Accelerando am Ende der Einleitung entfällt und das Tempo im HT wird konsequent durchgezogen. Das trifft auch auf den zweiten Satz zu, allerdings drosselt Blomstedt nach der Klimax T. 251 – wie die meisten anderen Dirigenten auch – das Tempo ein wenig. Ab T. 267 wird wieder Tempo 1 übernommen. Eine kleine Unebenheit sei noch erwähnt: in den Takten 17-23 drückt die Oboe die Klarinette etwas in den Hintergrund. In Blomstedts letzter Aufnahme mit dem Gewandhausorchester ist es, was Tempo und Balance betrifft, genau umgekehrt. Das Scherzo samt Trio erfährt in allen drei Interpretationen eine elastische und melodienselige Umsetzung. Hier dürfen sich schon die „himmlischen Längen“ ausbreiten, ebenso wie im Finalsatz, in dem Blomstedt Schuberts dynamischen Reichtum nicht übersieht. Seine konsequente Hinwendung zur Neuen-Schubert-Ausgabe bringt es mit sich, dass alle Wiederholungen in den Sätzen 1, 3 und 4 befolgt werden.

  

Colin Davis

Mit dem britischen Dirigenten liegen mir zwei Studio-Aufnahmen vor, aus Boston und aus Dresden. Die ältere Produktion entstand am Ende der analog-Zeit kurz vor Einführung des digitalen Aufnahmeverfahrens. Mit ihr bin ich nicht zufrieden. Das liegt hauptsächlich an den instabilen Tempi vor allem im Kopfsatz einschließlich der langsamen Einleitung. Davis ist um eine perfekte Darstellung bemüht, das Resultat klingt dann doch eher sachlich als emotional beteiligt. Im zweiten Satz sind die Musiker auf bekannten Wegen unterwegs, das 1. Thema lebt von der seiner innewohnenden rhythmischen Energie, das 2. erscheint mir etwas zu streng. Der große Bogen vor der Klimax überzeugt, weniger jedoch die gezogenen Takte 251-266 im Anschluss. Im Scherzo scheint die Musik von selbst zu laufen, im Trio nimmt Davis das Tempo wieder zurück. Von allen Sätzen überzeugt das Finale am meisten. Das Klangbild der Aufnahme ist stellenweise etwas mulmig, das betrifft besonders die Pauken.

Die spätere Dresdner Aufnahme kann mit einem präsenteren Klangbild punkten. Das Tempo in der Einleitung sowie im Hauptsatz klingt nun geformter. Davis sorgt für eine breite Ausdrucksskala und formt gezielt den Dreischritt (=Höhepunkt am Ende der Exposition) T. 228-240. Der Übergang von der Durchführung zur Reprise gelingt problemlos. Die Musik im Andante ähnelt der Bostoner Aufnahme, die beiden Themen werden gut gegenübergestellt. Der große Bogen hin zur Klimax ist auch hier spürbar, danach geht es auch hier erst einmal langsam voran. Das Scherzo klingt etwas lebendiger, das Trio verfügt über etwas mehr Farbe. Mit viel Schwung und Inspiration lässt Davis die Sinfonie ausklingen, auch wenn das Tempo etwas langsamer genommen wird. Dagegen werden die Sätze 1 bis 3 hier jeweils etwas schneller gespielt. Wie wenige andere Pult-Kollegen lässt der Dirigent keine Wiederholung aus.

 

Nikolaus Harnoncourt

Nach Kompositionen von Bach, Mozart, Haydn und Beethoven wandte sich Harnoncourt auch Schuberts Sinfonien zu.  Im Jahre 1988 führte er in Graz mit dem Chamber Orchestra of Europe alle Sinfonien auf. Vorangegangen waren intensive Studien des Aufführungsmaterials durch ihn sowie etliche Musiker aus dem Orchester. In der 9. Sinfonie fällt sofort das schnellere (alla breve) Tempo bereits in der Einleitung auf. Warum Harnoncourt die Hörner kleinteilig phrasieren lässt und damit die Musik abbremst, bleibt sein Geheimnis. Der Hauptsatz beginnt etwas schneller und bleibt überwiegend im Tempo. Die Posaunen stehen im sonst farbigen Klangbild sehr oft im Vordergrund. In der Schlussapotheose fehlt in T. 682 die Prägnanz. Immer klare Diktion gepaart mit dynamischem Reichtum – herausstechende Tutti-Schläge T. 30, 34 und später - zeichnet den zweiten Satz aus. Wie so oft treten auch bei Harnoncourt die Oboen in den Takten 17-23 vor die Klarinetten. Ebenso bremst er nach der Klimax das Tempo ab. Erst T. 267 wird das frühere Tempo wieder übernommen, das kennt man auch von den meisten anderen Aufnahmen. Etwas derb mit deutlichen nachschlagenden Trompeten zieht das Scherzo vorüber, dem Trio fehlt es m. E. an Hingabe und Melos. Vehement, aber etwas hektisch, wie durchgezogen klingt das Finale. Auf die Wiederholung der Exposition wurde hier verzichtet, alle anderen jedoch werden beachtet. Etwas überzeugender ist die Studio-Produktion mit dem Concertgebouw Orkest ausgefallen. In allen Sätzen wird etwas schneller musiziert und die Musik erklingt etwas spontaner bei farbigem Klangbild.

 

eingestellt am 12.06.24

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