Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Schubert       home

 

Franz Schubert

Oktett F-Dur D. 803

für Klarinette, Fagott, Horn, Streichquartett und Kontrabass

Adagio, Allegro – Adagio – Scherzo, Allegro vivace, Trio – Andante con variazioniMenuetto, Allegretto, Trio – Andante molto, Allegro

Nur wenigen Musikfreunden ist bekannt, dass Schubert nicht nur ein Oktett, nämlich das hier zur Diskussion stehende aus dem Jahre 1824, komponiert hat, sondern diesem ein früheres voranging, welches im Jahre 1813 entstand, jedoch nur für Bläser geschrieben wurde und heutzutage kaum bekannt ist.

Den Auftrag des Werkes erteilte Graf Ferdinand Troyer, Haushofmeister bei Beethovens Freund Erzherzog Rudolf und gleichzeitig versierter Amateurklarinettist. Im Hause des Erzherzogs hat er sicher Beethovens Septett Es-Dur op. 20 kennengelernt, das noch der Tradition des Divertimentos folgt, einer Form, die Beethoven später nicht mehr verfolgte, obwohl es in der Musikwelt nach seiner Uraufführung zu großer Beliebtheit gelangte. Mit der Hinwendung Beethovens zu dichter gefügten und persönlicher geprägten Ausdrucksformen, z. B. der ersten Sinfonien, fand das Septett nicht mehr des Komponisten Beifall. Vermutlich auf Anraten des Grafen nahm sich Schubert das erfolgreiche Septett als Vorbild seines neuen ähnlichen Werkes. Dabei erweiterte er Beethovens Instrumentation um eine zweite Violine. Auch die Satzfolge entsprach der von Beethoven, mit langsamer Einleitung in den Ecksätzen. Im Gegensatz zu Beethoven vertauscht Schubert allerdings Menuett und Scherzo. Im Finale kehrt er vor dem Stretta-Schluss nochmals auf die Musik der Einleitung zurück. Der Eindruck täuscht jedoch, wenn man glaubt, Schuberts Oktett sei nur eine Kopie von Beethovens Septett. Schubert befand sich zur Zeit der Komposition in einer bedrückenden gesundheitlichen Lage, sein Syphilis-Erkrankung hinterließ tiefe Spuren, die sich besonders in seinen in zeitlicher Nachbarschaft entstandenen Streichquartetten in a-Moll D. 804 und d-Moll D.810 niederschlagen und von seiner damaligen seelischen Verfassung Aufschluss geben. Auch wenn das Oktett Züge eines Divertimentos trägt, kann sich eine unbeschwerte Grundstimmung nicht ganz durchsetzen. Nachdenklich und wehmütig stimmende Abschnitte, z. B. die Moll-Trübungen im 2. Satz, durchziehen das ganze Werk.

Auf einen weiteren Aspekt macht Schuberts Bemerkung in einem Brief an den Freund Kupelwieser aufmerksam: „Überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Symphonie bahnen". Gerade die gemischte Besetzung von drei Blas- und fünf Streichinstrumenten ermöglicht Schubert sein technisches Geschick beim Schreiben von Orchestermusik zu erproben und zu verbessern. Tatsächlich beginnt Schubert ein Jahr später während einer Sommerreise nach Gmunden und Bad Gastein mit der Komposition einer neuen Sinfonie, die jedoch nicht zu Ende geführt wird. Später greift der Komponist auf diese Skizzen zurück und beschenkt die Musikwelt mit einer zweiten Sinfonie in C-Dur, heute allgemein als „Große C-Dur-Sinfonie" bezeichnet.

 Hinweise zu einzelnen Sätzen:

1. Satz: Vor dem beeindruckenden Finale beschleunigt Schubert ab T. 310 das Tempo. So kann das Horn sein beglückendes Solo ausdrucksvoll darbieten. Es endet in einer Mini-Kadenz in Form eines langsamen Doppelschlags. Die meisten Hornisten fügen statt der drei letzten Noten des Doppelschlags ein weiterer, schnellerer, Doppelschlag hinzu. Das scheint bei Schuberts Oktett Tradition zu sein, in der Partitur jedoch findet sich diesbezüglich kein Hinweis. Die Hornisten Vlatković, Guerrier, Pichal, van der Zwart, Williams und Lloyd Halten sich an Schuberts Noten.

3. Satz: Im Scherzo erlaubt sich Schubert tatsächlich einen Scherz: Im zweiten Abschnitt stimmt die Klarinette eine ausdrucksvolle Melodie an (T. 42), die sich T. 51 durch das Fagott zu einem Duett erweitert. Mancher Hörer wird denken, dass hier das Trio beginnt. Tatsächlich erscheint es erst nach T. 138.

Langsame Satzschlüsse im Oktett scheinen eine Spezialität Schuberts zu sein. Nach dem ersten Satz begegnet uns am Ende der letzten Variation von Satz 4 eine weitere Verlangsamung, in der wieder das Horn, allerdings nur für wenige Takte, für einen stimmungsvollen Ausklang sorgt. Nicht genug damit, auch an das Ende des Menuetts fügt Schubert 19 Takte hinzu, die wiederum vom Hornklang dominiert werden. Ein wunderbarer Einfall!

6. Satz: Nachdem sich die beiden Themen des Sonatensatzes vorgestellt haben, folgt eine zweitaktige Generalpause (T. 89/90), die Musik steht für einen Moment still. Entsprechend verfährt der Komponist auch in der Durchführung (T. 199/200) und der Reprise (T. 296/297). Im Finale seiner letzten Klaviersonate in B-Dur greift Schubert auf diese Technik der Unterbrechung des musikalischen Flusses zurück, hier im Oktett scheint das Vorbild dazu zu liegen, wie eine Erprobung.

Wiederholungen sind in der Musik der Klassik wie der Frühromantik bewährte Mittel, so auch im vorliegenden Oktett. Ihnen begegnet man im 1. Satz, den beiden Tanzsätzen samt Trios und dem Variationssatz, in dem jeweils beide Teile wiederholt werden sollen. Sehr viele Ensembles halten sich daran. In älteren Aufnahmen wird auf die Wiederholung der Exposition im 1. Satz verzichtet, so bei Oistrach, Melos-Ensemble, beim Berliner Philharmonischem Oktett (DG), Wiener Oktett und Wiener Konzerthausquartett. Aber auch jüngere Ensembles verzichten darauf: Consortium classicum (P74), Nasch Ensemble, Cleveland Octet, Camerata de Lucerne und Ensemble Stanislas.

Auf die zweite Wiederholung im Scherzo sowie die zweite Wiederholung im Menuett verzichten das Wiener Konzerthausquartett, das Berliner Philharmonische Oktett (DG), das Wiener Kammerensemble sowie das Melos-Ensemble. Die Musiker des Wiener Konzerthausquartetts streichen auch alle Wiederholungen im Variationssatz.

 

5

Berliner Solisten

Bernd Gellermann, Vl. 

Bernhard Hartog, Vl.

Wolfram Christ, Va. 

Jörg Baumann, Vc.

Klaus Stoll, Kb.

Karl Leister, Klar.

 Milan Turkuvić, Fg. 

 Radovan Vlatković, Horn

Teldec

1987

63‘09

 

5

Quatuor Modigliani

Sabine Meyer, Klar.

Dag Jensen, Fg.          

Bruno Schneider Horn    

Knut Erik Sundquist, Kb.

Mirare

2018

61‘55

 

zugespitztes Musizieren, viel Spannung, hervorragendes Zusammenspiel bei bester Balance, Schuberts Dynamik umgesetzt – vollendete Wiedergabe bei guter klanglicher Realisation

5

 

Pierre Fouchenneret, Vl.

Shuichi Okada, Vl.

Marc Desmonds, Va.

Yan Levionois, Vc.

Yann Debost, Kb.

Nicolas Baldeyrou, Klar.

Julien, Hardy, Fg.

David Guerrier, Horn

Alpha

2019

58‘12

 

ausgefeilte Interpretation, sowohl in technischer als auch musikalischer Hinsicht, aufmerksam, engagiert immer locker, II Schuberts Betroffenheit entgeht ihnen nicht T. (87-90 und T. 100-103) – farbiges Klangbild, beste Balance und Transparenz

5

 

David Oistrach, Vl.

Peter Bondarenko, Vl.

Michail Terian, Va.

Svjatoslav Knushevitzky, Vc.

Joseph Gertovich, Kb.

Vladimir Sorokin, Klar.

Joseph Stidel, Fg.

Jacov Shapiro, Horn

EMI Testament

1955

60‘03

 

I kammermusikalischer Ansatz, spannungsvoll, II mit langem Atem, intensiv gestaltet, III Scherzo mit Drive, IV Horn (altes Instrument) mit Vibrato, immer sehr lebendig, VI E überzeugend gestaltete cresc., viel Spannung, HT mit viel Drive und Schwung, jubelndes Finale – ausgewogenes Klangbild, jedoch etwas hart, Mikros nahe an den Instrumenten, sehr gute Balance, gute dynamische Differenzierung

5

Melos Ensemble

Emanuel Hurwitz, Vl.

Ivor McMahon, Vl.

Cecil Aronowitz, Va.

Terence Weil, Vc.

Adrian Beers, Kb.

Gervase de Peyer, Klar.

William Waterhouse, Fg.

Neill Sanders, Horn

EMI

1967

56‘14

 

I deutliches Musizieren, klare Artikulation, deutliche Stimmführungen, II fantasiereiche Ausgestaltung des Notentextes mit Atmosphäre, III schwungvoll, IV V.6 mit viel Druck, abwechslungsreiche Tempi – sehr gute dynamische Differenzierung, sehr gute Balance und Transparenz, überzeugender Ausgleich zwischen „ernster Vortrag" und Divertimento, immer noch klangschöne Aufnahme

5

Chilingirian Quartet

Andrew Marriner, Klar.

Felix Warnock, Fg.

Jonathan Williams, Horn

Thomas Martin, Kb.

EMI

1986

63‘58

 

I sehr lebendig und locker, sprechende Artikulation, farbiges Klangbild, II anmutig, nuancenreich, immer wieder spannungsvolle Momente, III federnde Streicher – sehr gute Balance und Transparenz, eine kurzweilige Angelegenheit

5

Consortium Classicum

Andreas Krecher, Vl.

Gedur Gunnarsdottir, Vl.

Christiane Hörr, Va.

Armin Fromm, Vc.

Jürgen Normann, Kb.

Dieter Klöcker, Klar.

Karl Otto Hartmann, Fg.

Jan Schröder, Horn

MDG

1996

63‘34

 

5

Camerata Freden

Adrian Adlam, Vl.

Cristano Gualco, Vl.

Marjolein Dispa, Va.

Michel Dispa, Vc.

Ilka Emmert, Kb.

Michael Hesselink, Klar.

Letizia Viola, Fg.

Ron Schaaper, Horn

Tacet

2003

57‘55

 

I schnelles Allegro, lebendig, kraftvoll, II Andante statt Adagio, IV lebendig, da unterschiedliche Tempi bei den Variationen, V Horn T. 47 zu laut, VI T. 4 und 9 überdehnt, sonst mit musikantischem Schwung - gute Balance und Transparenz

  

 

4-5

 

Viktoria Mullova, Vl.

 

Adrian Chamorro, Vl.

 

Erich Krüger, Va.

                                                

Manuel Fischer-Dieskau, Vc.

 

Klauss Stoll, Kb.

 

Pascal Moragùes, Klar.

 

Marco Postinghel, Fg.

 

Guido Corti, Horn

Onyx

P 2005

63‘25

 

I viel Spannung in der E, Spieler werfen sich die Bälle zu, II erfülltes Musizieren, mit langem Atem, im Zusammenspiel mit der Klar. Fg. oft leiser, III Klar. T. 42 zu laut, IV unterschiedliche Tempi in den Variationen, V viel Dynamik, VI ohne Überschwang, mehr kalkuliert als empfunden

4-5

Ensemble Walter Boeykens

Marjeta Korosec, Vl.

Peter Despiegellaere, Vl.

Thérèse-Marie Gilissen, Va.

Roel Dieltiens, Vc.

Étienne Siebens, Kb.

Walter Boeykens, Klar

Brian Pollard, Fg.

André Pichal, Horn

HMF

1992

63‘19

 

Interpretation wird dem sinfonischen Anspruch wie auch dem Divertimento-haften der Komposition sehr gut gerecht, die 8 Solisten zeigen eine große Sensibilität bei der Umsetzung von Schuberts Notentext, im dynamischen Bereich müssen Abstriche im p-Bereich hingenommen werden, die Klarinette dominiert oft den Bläserklang, IV lebendig und abwechslungsreich, im Zwischenspiel zwischen V 6 und V 7 Bässe mit Vibrato – offenes Klangbild

4-5

The Nash Ensemble

Marcia Crayford, Vl.

Jeremy Williams, Vl.

Roger Chase, Va.

Christopher van Kampen, Vc.

Rodney Slatford, Kb.

Michael Collins, Klar.

Brian Wightman, Fg.

Frank Lloyd, Horn

Virgin

1987

60‘03

 

I vehementer Zugriff, ausdrucksstark, Horn stellenweise etwas verhallt, II Musik ausgesungen, mit viel Klangsinn, III als Scherzo etwas brav, IV V 1-4 im selben Tempo, VI Tremolo zu Beginn zu laut, keine richtige Steigerung möglich, in T 6 besser – ausgeglichenes Klangbild, gute Balance und Transparenz

4-5

 

Gidon Kremer, Vl,

Isabelle van Keulen, Vl.

Tabea Zimmermann, Va.

Daid Geringas, Vc.

Alois Posch, Kb.

Eduard Brunner, Klar.

Klaus Thunemann, Fg.

Radovan Vlatković, Horn

DGG

1987

61‘08

 

schlankes Musizieren mit Hingabe und viel Klangsinn, Streicher nicht als Gruppe, sondern 5 Individualisten; obwohl eine Studioaufnahme, wird die Spontanität eines gelungenen Konzertmitschnitts suggeriert; II genaue dynamische Differenzierung, III orchestral, VI T. 4 gedehnt, im HT nimmt man sich mehr Zeit als üblich – Divertimento-Charakter überwiegt, Musiker gehen über die in die Tiefe weisenden Stellen zu elegant hinweg; offenes Klangbild, jedoch etwas hart, Klarinette mit asketischem Klang

4-5

Scharoun Ensemble

Alessandro Cappone, Vl.

Aleksandar Ivić, Vl.

Ulrich Knörzer, Va.

Richard Duven, Vc.

Peter Riegelbauer, Kb.

Peter Geisler, Klar.

Klaus Thunemann, Fg.

Stefan de Leval Jezierski, Horn

Tudor

2001

61‘29

 

im Ganzen lebendige Darstellung, aufmerksames Miteinander, kultiviertes Musizieren, jedoch etwas geglättet; Musik könnte hier und da etwas pointierter vorgetragen werden, das Fagott wünschte man sich etwas präsenter – etwas karges, wie entfettetes Klangbild

4-5

Consortium Classicum

Rainer Kussmaul, Vl.

Wolfgang Kussmaul, Vl.

Jürgen Kussmaul, Va.

Alwin Bauer, Vc.

Walter Meuter, Kb.

Jürgen Klöcker, Klar.

Karl Otto Hartmann, Fg.

Werner Meyendorf, Horn

BASF Acanta

P 1974

57‘38

 

4-5

Cherubini-Quartett

Yasunori Kawahara, Kb.

Wolfgang Meyer, Klar.

Dag Jensen, Fg.

Radovan Vlatković, Horn

EMI

1990

65‘38

 

I konzertant, korrekt, II Stimmführungen gut zu verfolgen, sehr gute Balance, stellenweise sehr zart, III in lauten Tutti-Abschnitten zu breit, orchestral, IV Stimmführungen hier nicht immer deutlich, könnte insgesamt etwas lockerer sein, V 7 hinterlässt den besten Eindruck, VI Fg. nicht immer genügend präsent, Spielfreude – farbiges Klangbild

4-5

Gautier Ensemble

Gérard Korsten, Vl.

Iris Juda, Vl.

Roger Tapping, Va.

Christoph Marks, Vc.

Stephen Williams, Kb.

Richard Hosford, Klar.

Robin O’Neill, Fg.

Jonathan Williams, Horn

ASV

P 1990

64‘04

 

I spontan wirkende Musizierfreunde, sehr gutes Miteinander, bei Dialogstellen zwischen Klarinette und 1. Geige treten Streicher zur sehr zurück, starker Kb., II Klarinette hält Bögen bei T. 6, 7 und 21 nicht immer durch, gelöstes Musizieren, Wechsel der Instrumentation als Farbgeber genutzt, V Fg. tritt zu sehr zurück, VI etwas gewichtiger als üblich, ohne Überschwang - sehr gute dynamische Differenzierung, offenes Klangbild, Divertimento-Charakter überwiegt

4-5

Berliner Philharmonisches Oktett

Saschko Gawriloff, Vl.

 

Rainer Mehne, Vl.

 

Wilfried Strehle, Va.

 

Peter Steiner, Vc.

 

Rainer Zepperitz, Kb.

 

Alois Brandhofer, Klar.

 

Hans Lemke, Fg.

 

Gerd Seifert, Horn

Nimbus

1998

62‘17

 

4-5

Wiener Oktett

 Willi Boskovsky, Vl.

 

Philipp Matheis, Vl.

 

Günther Breidenbach, Va.

 

Nikolaus Hüber, Vc.

 

Johann Krump, Kb.

 

Alfred Boskovsky, Klar.

 

Rudolf Hanzl, Fg.

 

Josef Veleba, Horn

Decca

1958

53‘04

 

I zügige E, Schubert-Nähe, II Andante, etwas zu schnell, Geigen T. 145-150 Vibrato, ebenso Vc. T. 160 ff., III bewährtes Zusammenspiel, IV pointiert, VI aufgeweichtes Tempo in der E, sehr bewegter und spritziger Vortrag, schneller als gewöhnlich – insgesamt musikantischer Stil in Divertimento-Art

4-5

Wiener Konzerthaus-Quartett

Leopold Wlach, Klar.

Karl Oehlberger, Fg.

Gottfried von Frieberg, Horn

Westminster     MCA

~ 1951

53‘13

 

I musikantischer Feinsinn, spontan wirkende Musizierfreude, II empfindsam, zufriedenstellende Dynamik, III etwas zu gewichtig, IV Balance nicht top, VI Divertimento-Charakter, professionell, jedoch etwas rustikal – gute Transparenz, zeitbedingter Klang, jedoch etwas fahl

 

 

4

Ensemble Stanislas

Alexis Galperine, Vl.

Bertrand Menut, Vl.

Marie Triplet, Va.

Fean de Spengler, Vc.

Denis Rocher, Kb.

Philippe Moinet, Klar.

Nicolas Tacchi, Fg.

Philippe Riffault, Horn

forgotten records

2007

56‘24

 

live, I lebendige Darstellung, zupackend, T. 49/50 Lautstärke nicht zurückgenommen, Dynamik im p-Bereich nicht ausgeschöpft, dynamische Abstufungen in allen Sätzen nicht zufriedenstellend, II immer bewegt, IV mit Hingabe, jedoch ohne die gewünschte dynamische Differenzierung, Variationen in unterschiedlichen Tempi – Oktett als Spielmusik, erlebbarer Spaß an Schuberts Musik, das Besondere wird jedoch nicht herausgearbeitet – Aufnahme zeigt mehr den Divertimento-Charakter des Oktetts, gute Transparenz

4

The Cleveland Qctet

 Erich A. Eichhorn, Vl.

 

Judy Berman, Vl.

 

Edward Ormond, Va.

 

Bryan Dumm, Vc.

 

Scott Haigh, Kb.

 

Theodore Johnson, Klar.

 

Ronald Phillips, Fg.

 

Richard King, Horn

CBS Sony

1989

62‘47

 

unbeschwerte Hausmusik, auf das Handwerkliche reduziert, in der Dynamik etwas pauschal, das Gewöhnliche, nicht das Besondere

4

Berliner Philharmonisches Oktett

Alfred Malecek, Vl.

 

Rudolf Hartmann, Vl.

 

Ulrich Fritze, Va.

 

Heinrich Majowski, Vc.

 

Rainer Zepperitz, Kb.

 

Herbert Stähr, Klar.

 

Hans Lemke, Fg.

 

Gerd Seifert, Horn

DGG

P 1965

52‘03

 

4

Wiener Kammerensemble

Gerhard Hetzel, Vl.

Klaus Maetzl, Vl.

Rudolf Streng, Va.

Adalbert Skocic, Vc.

Burkhard Kräutler, Kb.

Alfred Prinz, Klar.

Michael Werba, Fg.

Franz Söllner, Horn

DGG

1980

55‘49

 

Musik zu sehr auf das rein Handwerkliche reduziert, routiniert, nichts falsch gemacht, abgespult, Musiker verlassen sich auf ihr Können, übersehen dabei die Bruchstellen der Komposition, I geringe Innenspannung, III T. 42 ff. etwas langsamer – guter Klang

4

Camerata de Lucerne

Robert Zimansky, Vl.

Anna-Maria Flieger, Vl.

Barbara Suter, Va.

Curdin Coray, Vc.

Paul Gössi, Kb.

Urs Brügger, Klar.

Jiri Flieger Fg.

Francesco Raselli, Horn

Accord

1979/80

57‘59

 

I musikantischer Vortragsstil, im Divertimento-Charakter, dynamische Bandbreite zu pauschal, II Andante-Tempo, hier mehr p, den Sechsachtel-Takt in zwei Dreiachteltakte aufgeteilt, bewirkt eine tänzerische Note, IV Musik immer in Bewegung, V 5 Stimmführung nicht immer klar, VI gute Dynamik, bester Satz – Balance nicht immer optimal, tiefe Streicher oft nur Zutat, Fg.-Stimme jedoch immer präsent

 

  

3-4

Emma Johnson & Friends

The Carducci Quartet

Chris West, Kb.

Emma Johnson, Klar.

Philip Gibbon, Fg.

Michael Thompson, Horn

Somm

2014

64‘16

 

live, I wenig Spannung in der E, spielfreudiges Musizieren, II gestörte Konzentration bis T. 10, insgesamt weniger Spannung, Vc. T. 91 Vibrato, IV dynamische Differenzierung etwas nach Gusto, auch im folgenden Satz, Klarinette oft zu sehr vorn, 1. Vl. oft mit viel Bogendruck, VI mäßiges Allegro, stellenweise etwas grob

 

Interpretationen nach historisch-informierter Aufführungspraxis und Originalinstrumenten

  

5

Atlantis Ensemble

Jaap Schröder, Vl.

Carol Marie Harris, Vl.

Judson Griffin, Va.

Jaap ter Linden, Vc.

Richard Myron, Kb.

Hans Rudolf Stalder, Klar.

Michael McCraw, Fg.

Lowell Greer, Horn

Virgin

1989

64‘24

 

I spannungsgeladene E, aufmerksame Umsetzung jenseits aller Routine, subtil differenziert, auch im dynamischen Bereich, II gelassen, facettenreiche Darstellung, III locker, IV farbenreich – sehr gute Balance und Transparenz, kein üppiger, jedoch vielschichtiger Klang; alle W

5

Hausmusik

Pavlo Beznosiuk, Vl.

Robert Salter, Vl.

Roger Chase, Va.

Anthony Pleeth, Vc.

Chi-Chi Nwanoku, Kb.

Antony Pay, Klar.

Jeremy Ward, Fg.

Anthony Halstead, Horn

Virgin

1990

58‘45

 

I zielstrebig nach vorn, con spirito, sehr gutes Miteinander, II die nach innen blickenden Abschnitte nicht übersehen, III Scherzo und Trio gut voneinander abgesetzt, IV elastisch, inspiriert, sehr farbig, V Serenadenton, VI spontanwirkende Musizierfreude – ausgewogenes Klangbild, sehr gute Balance und Transparenz

 

  

4-5

 

Isabelle Faust, Vl.

Anne Katharina Schreiber, Vl.

Danusha Waskiewicz, Va.

Kristin von der Goltz, Vc.

James Munro, Kb.

Lorenzo Coppola, Klar.

Javier Zafra, Fg.

Teunis van der Zwart, Horn

HMF

2017

60‘48

 

I E klingt irgendwie ratlos, auch im HT solche Momente, III erfrischend nach den beiden ersten Sätzen, IV V 5 und 7 sehr lebendig, VI hier darf Virtuosität durchblicken – artikulatorische Feinarbeit, stellenweise asketischer Klang, sehr zart, innerlich, Ensemble pflegt eine bemerkenswerte p-Kultur; Pastellfarben, statt Öl; Darstellung in dieser Art bewundernswert, aber auch etwas einseitig

 

  

4

Academy of Ancient Music Chamber Players

Monica Huggett, Vl.

Pavlo Beznosiuk, Vl.

Martin Kelly, Va.

Timothy Mason, Vc.

Barry Guy, Kb.

Antony Pay, Klar.

Felix Warnock, Fg.

Anthony Halstead, Horn

Decca L’OiseauLyre

1988

59‘34

 

I sehr bewegt, unstet, II unprätentiös, IV V 1-4 und 6 unaufgeregte Art, etwas sachlich objektiv, VI Andante molto-Passage kurz vor Schluss ohne Betroffenheit – Darstellung in der Art eines Divertimentos

 

 Hinweise zu Interpreten und Interpretationen

 Berliner Philharmonisches Oktett und Berliner Solisten

Fast alle großen Orchester widmen sich nicht nur dem speziellen Orchesterrepertoire. Daneben pflegen viele ihrer Musikerinnen und Musiker auch mehr oder weniger intensiv den Bereich der Kammermusik. Einige engagieren sich in Streichquartetten, andere in Bläserformationen. Die umfangreichste Formation ist das Oktett für Bläser und Streicher, ihr Hauptrepertoire rekrutiert sich aus Beethovens Septett und Schuberts Oktett. Das Philharmonische Oktett Berlin wurde zu Beginn der 1960er Jahre gegründet und war Nachfolger der Kammermusikvereinigung der Berliner Philharmoniker. Bereits zu Beginn der 1950er Jahre nahm letztere Schuberts Oktett für die DGG auf, die Aufnahme liegt mir jedoch nicht vor. Zur Zeit sind zwei Aufnahmen greifbar, die im Abstand von mehr als 30 Jahren entstanden, d. h. auch mit unterschiedlichen Musikern. Die erste entstand vermutlich 1964 bei der DGG. Die Musiker pflegen hier einen musikantischen Stil, dabei ist die Differenzierung noch nicht ausgeschöpft, dazu tritt eine pauschalisierte Dynamik. Die erste Geige pflegt einen hohen Bogendruck und tritt an vielen Stellen zu sehr in den Vordergrund. Die tiefen Streicher haben hier das Nachsehen. In der folgenden Aufnahme für des englische Nimbus-Label klingt die Musik viel ausgereifter, differenzierter und stellenweise vitaler. Im zweiten Satz erlebt man als Hörer eine feinfühlige Umsetzung des Notentextes. Leider geht in dem ansonsten saftigen Klangbild das Fagott etwas unter, hier und da auch das Horn, schade. Zum Abschluss muss eine weitere Berliner Aufnahme gesprochen werden, die der Berliner Solisten. In dieser Formation spielen neben Philharmonikern auch andere in Berlin wie Salzburg beschäftigte Musiker, die schon jahrelang miteinander musizieren. Diese Aufnahme zeigt eine Spitzeninterpretation mit bester Kammermusik. Zu loben ist die lebendige Darstellung, die hervorragende dynamische Differenzierung, das wache Miteinander, die noch höhere Spielkultur. Im vierten Satz wird die Eigenart der einzelnen Variationen bestens herausgearbeitet. Kein Spieler drängt sich nach vorn. Das Fagott tritt beim Zusammenspiel mit der Klarinette jedoch etwas zurück. Auch klanglich wird diese CD noch in Zukunft Bestand haben.

 Consortium Classicum

Das deutsche Ensemble wurde vom Klarinettisten Wolfgang Klöcker gegründet und widmete sehr überwiegend der Kammermusik für Bläser. Für umfangreiche Werke zog man auch hervorragende Streichersolisten hinzu. Bei den Bläsern trifft man als Hörer immer wieder auf einen Stamm von Musikern, die jahrelang zusammenspielten. Bei den Streichern wechselte oft die Besetzung. Lediglich der Kontrabassist Walter Meuter gehörte immer zum festen Kader. Das zeigt sich auch in den beiden bemerkenswerten Aufnahme, die hier vorliegen. Die erste entstand zu Beginn der 1970er Jahre für das Label BASF, später von Acanta vertrieben. Man ist Zeuge eines gelösten Musizierens, eines aufmerksamen Zusammenspiels. Schuberts Musik bekommt Zeit, sich auszusingen. Sehr abwechslungsreich erklingen die einzelnen Variationen im vierten Satz. Pointiert artikuliert zieht das Finale vorüber. Das Fagott, sonst eher stiefmütterlich behandelt, behauptet seinen von Schubert vorgesehenen Platz. So weit, so gut. Die Aufnahme punktet mit einer sehr guten Transparenz, jedoch leider nicht mit der Balance, die leider zugunsten der drei Bläser verschoben ist und die Streicher oft zurückstellt. Die zweite Aufnahme des Consortiums, mehr als 20 Jahre später entstanden (MDG), vermeidet diesen Fehler und liftet diese in die oberste Kategorie. Interpretatorisch ähnelt sie sehr der Vorgängeraufnahme, verschwiegen sei jedoch nicht, dass das Cello in den Dialogpartien des Kopfsatzes für einige Momente nicht richtig zur Geltung kommt. Klanglich ist sie der frühen Aufnahme überlegen.

 eingestellt am 03.06.22

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