Das Klassik-Prisma |
|
Bernd Stremmel |
Diese Webseite ist urheberrechtlich geschützt.
Robert Schumann
Klavierkonzert a-Moll op. 54
Allegro
affettuoso-Intermezzo, Andantino grazioso-Allegro vivace
Schumann erfreut den Hörer in seinem Konzert nicht mit zahlreichen Themen und Melodien, sondern beschränkt sich auf Weniges, der Bläsersatz gleich nach der Klaviereinleitung ist noch mehr als nur ein Hauptthema, es beherrscht den ganzen Satz, wäre da nicht das kurze Seitenthema, könnte man von einer monothematischen Anlage sprechen. Schumanns kompositorischer Fantasie entspringen diverse Möglichkeiten im Umgang mit dem Hauptthema, wobei auch immer wieder das Orchester „mitreden“ darf, im Gegensatz zu so vielen zeitgenössischen Virtuosenkonzerten, in denen das Orchester nur als Diener des Solisten seinen Platz hatte, der in der Regel selbst am Flügel saß.
Der Kopfsatz ist im Großen und Ganzen ein von der Klassik geprägter Sonatensatz, während das Finale – eine Verbindung von Sonaten- und Rondoform – mit seinen brillanten Läufen und Akkordbrechungen mehr dem zeitgenössischen Geschmack entgegenkommt: „angenehm in die Ohren“ hatte schon Mozart seinem Vater geschrieben. Dazwischen steht ein dreiteiliges, vom Komponisten fein ausgearbeitetes Intermezzo. Sowohl das viertönige Thema des Intermezzos als auch das Hauptthema des 3. Satzes gehen auf das Hauptthema des Kopfsatzes zurück, insofern gelingt es Schumann ein verbindendes Band um die drei Sätze zu legen.
Schumann fordert von seinen Interpreten zu Beginn des 1. Satzes ein einheitliches Tempo, leider wird das oft nicht beachtet, da der Pianist in den ersten drei Takten zu schnell spielt, dann klingen die folgenden 8 Bläsertakte viel langsamer. Wenn er dann in seinem Solo ab T. 13 noch langsamer als die Bläser spielt, steht die Musik fast still. Danach beginnt der Dialog zwischen Solist und Streichern, die Holzbläser werden einige Takte später sozusagen als Ausrufezeichen dazugestellt, was von vielen Dirigenten „vergessen“ wird. In Schumanns Sinne hört man es z. B. bei Dohnanyi, Menges, Inbal, Krips, Kletzki, Kubelik, Dorati und Matacic. Nach dem ersten Orchester-Tutti führt der Pianist ab T. 47 mit einem mehrstimmigen staccato-Spiel das Seitenthema ein, in dem die linke Hand führt und die rechte um einen halben Takt nachfolgt, dabei die Melodie heraushebt. Überzeugend spielen das ABM, Moiseiwitsch, Richter, Monique Haas, François und Gulda. Unmittelbar anschließend bringt der Komponist noch einmal das Hauptthema, vom Klavier vorgetragen; jetzt, beim zweiten Mal, spielt dies Rubinstein leise, fast wehmütig, während andere Interpreten hier leicht auftrumpfen. Bei der Durchführung weicht Schumann von der überkommenen Form ab und gliedert sie in zwei Abschnitte: Zunächst erklingt in einem langsamen Andante-espressivo-Abschnitt ein wundervolles Zwiegespräch zwischen Flügel und Klarinette, später Flöte. Dazu setzen die Celli einen Kontrapunkt, wenn auch pp vorzutragen, sollte man sie nicht unterschlagen, auch Geigen und Bratschen treten taktweise hinzu. Im zweiten Abschnitt der Durchführung wird zunächst der Solo-Einstieg des Flügels vom Beginn des Satzes durchgeführt, das klingt wie eine Reprise, diese kommt jedoch erst in Takt 259.
Das dreiteilige Intermezzo beginnt mit einem Vier-Ton-Motiv (drei Sechzehntel, eine Achtel) abwechselnd von Klavier und Streichern jeweils zweimal. Im weiteren Verlauf treten diese zweieinhalb Takte mehrmals auf, Schumann verändert jedoch die Artikulation: Zu Beginn schreibt er Staccato-Punkte sowie zusätzlich Bindebögen darüber/darunter, d. h., dass die Noten kurz aber gleichzeitig auch gebunden zu spielen sind. In den Takten 16-19 fehlen diese Bögen, also ist hier ein reines Staccato angesagt. Das wiederholt sich in der Wiederholung des 1. Abschnittes ab T. 68. Beim Vergleich von hundert Aufnahmen muss man jedoch feststellen, dass sich bei Weitem nicht alle Interpreten an Schumanns Notentext halten. Eine gute Differenzierung bringen z. B. Moiseiwitsch, Backhaus, Nat, Solomon, Istomin, Hough, Perahia, Anda, Kempff, Pollini, Hewitt und Kissin.
Benno Moiseiwitsch |
Otto Ackermann |
Philharmonia Orchestra London |
EMI
Testament |
1953 |
30‘13 |
||||||
|
profiliertes Orchesterspiel, Sinn für
Proportionen, gute Balance und Transparenz, jedoch etwas flacher Klang – sehr
differenziertes Klavierspiel, deutliches Legato in Satz 1 T. 197-204,
insgesamt con anima musiziert, Schumann-Glück! Aufnahme weist
daraufhin, welch guter Begleiter Ackermann war |
||||||||||
Geza Anda |
Rafael Kubelik |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1963 |
31‘52 |
||||||
|
▼ |
||||||||||
5 |
Claudio Arrau |
Karl Krüger |
Detroit Symphony Orchestra |
Columbia MCPS |
1944 |
29‘58 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
5 |
Wilhelm Kempff |
Josef Krips |
London Symphony Orchestra |
Decca
DGG |
1953 |
32‘10 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
5 |
Solomon |
Herbert Menges |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1956 |
29‘41 |
|||||
|
sehr lebendige Darstellung, alles sehr deutlich,
schlankes Musizieren, eher in der Klassik als der Romantik verhaftet, Solist
und Dirigent halten sich beim Tempo, insbesondere bei Ritardandi, an
Schumanns Vorgaben, das schärft die Physiognomie der Sätze, gute Präsenz und
Transparenz |
||||||||||
5 |
Lars Vogt |
Simon Rattle |
City of Birmingham Symphony Orchestra |
EMI |
1992 |
30‘14 |
|||||
|
I spannungsintensive Beredtheit, Atmen mit der
Musik, II farbiges Spiel, subtil differenziert, MT dezentes Espressivo, III
sehr locker, jenseits von Routine, mit Verve – sehr gute Partnerschaft,
treffende Tempi |
||||||||||
5 |
Leif Ove
Andsnes |
Mariss
Jansons |
Berliner
Philharmoniker |
EMI |
2002 |
29‘45 |
|||||
|
aufmerksames
Miteinander, sorgfältig, ausgeglichen, geschmeidig, rhythmische Komponente
immer im Hinterkopf; Solist mit bemerkenswertem Anschlag, locker |
||||||||||
Andras Schiff |
Antal Dorati |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Decca |
1983 |
31‘10 |
||||||
|
poetische Darstellung, differenziertes Klavierspiel, sehr gute Balance
zwischen Klavier und Orchester, Schiff spielt sich nur dann nach vorn, wenn
es die Partitur erfordert (3. Satz), folgerichtig nimmt er den Eingang und
die entsprechenden Stellen T. 185-195 nicht ff sondern nur f |
||||||||||
5 |
Maurizio Pollini |
Claudio Abbado |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1989 |
31‘00 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
5 |
Murray Perahia |
Claudio Abbado |
Berliner Philharmoniker |
Sony |
1994 |
30‘05 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
5 |
Jewgenij Kissin |
Carlo Maria Giulini |
Wiener Philharmoniker |
Sony |
1992 |
30‘22 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
5 |
Eugene Istomin |
Bruno Walter |
Columbia Symphony Orchestra |
CBS
Sony |
1960 |
30‘49 |
|||||
|
Orchester nicht nur Begleiter, sondern
Mitgestalter, sehr gute Partnerschaft, überzeugende Tempowahl, keine
übertriebenen Rubati – gute Transparenz, Orchester in Tutti-Passagen weniger
geschliffen, Klang weniger farbig |
||||||||||
5 |
Benedetto Lupo |
Peter Maag |
Radio-Orchester der italienischen Schweiz |
Arts |
1998 |
31‘56 |
|||||
|
Lupo und Maag haben das richtige Feeling für op.
54, Sinn für Proportionen, differenziertes Klavierspiel, I A. espressivo sehr
stimmungsvoll, zart, II aufmerksames Miteinander – Orchester nicht in der
A-Liga, jedoch beachtenswerte Leistung |
||||||||||
|
|||||||||||
4-5 |
Hans Richter-Haaser |
Rudolf Moralt |
Wiener Symphoniker |
Philips forgotten records |
1958 |
29‘42 |
|||||
|
Solist und Dirigent stellen ein gemeinsam
erarbeitetes stimmiges Konzept erfolgreich vor, I inspiriert, mit Hingabe, II
nuancenreich, MT einfühlsam gestaltet, III straff und schwungvoll, fast
atemlos |
||||||||||
4-5 |
Christian Zacharias |
Hans Vonk |
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
EMI |
1991 |
29‘14 |
|||||
|
live – I sehr lebendig, pulsierend, Grundtempo
nicht aufgeweicht, II mit viel Klangsinn, III con spirito –
erfreuliche Darstellung |
||||||||||
4-5 |
Annie Fischer |
Joseph Keilberth |
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
ica classics |
1958 |
31‘30 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Annie
Fischer |
Hans
Rosbaud |
SWF
Sinfonie-Orchester Baden Baden |
SWR
Classics |
1959 |
31‘21 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Claudio Arrau |
Christoph von Dohnanyi |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Philips |
1962 |
33‘48 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Geza Anda |
Ernest Bour |
SWF Sinfonie-Orchester |
hänssler |
1963 |
30‘44 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Walter Gieseking |
Günter Wand |
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
medici arts |
1951 |
28‘50 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Yves Nat |
Eugène Bigot |
Orchestre Symphonique Paris |
EMI |
1933 |
28‘41 |
|||||
|
I Nat als Begleiter immer deutlich (T.
35-39 und T. 290-294), belebte animato-Abschnitte T. 67 ff. und T. 320
ff., man hört im Andante-Teil mehr vom Orchester als in vielen späteren
Aufnahmen, II wie selbstverständlich, III elegante Läufe und Akkordbrechungen
– gute Zusammenarbeit zwischen Solist und Dirigent |
||||||||||
4-5 |
Hélène Grimaud |
David Zinman |
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin |
Erato |
1994 |
30‘29 |
|||||
|
I fast schon ein sportlicher Zugriff, mit
spürbarer Vitalität, jugendlich frisch, II im MT eher sachlich als
gefühlsbetont, III zupackend, mit Hingabe – stabile Tempi, sehr gutes
Miteinander |
||||||||||
4-5 |
Hélène Grimaud |
Esa Pekka Salonen |
Sächsische Staatskapelle Dresden |
DGG |
2005 |
31‘04 |
|||||
|
I Aufnahme klingt etwas weniger brillant, dafür
jedoch wärmer, Cellostimme im Andante der Durchführung dezent herausgestellt,
II mit mehr emotionaler Beteiligung, III Pedalgeräusche |
||||||||||
4-5 |
Murray Perahia |
Colin Davis |
Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
Sony |
1987 |
30‘16 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Wilhelm Backhaus |
Günter Wand |
Wiener Philharmoniker |
Decca |
1960 |
30‘37 |
|||||
|
I sparsamer Umgang mit Rubato, aufgelichteter Orchesterklang,
Signalwirkung der Trp., II aufblühender Mittelteil, III Klavierbass etwas
stumpf, Orchester an Tutti-Stellen kompakt – insgesamt eher klassisch als
romantisch |
||||||||||
4-5 |
Svjatoslav Richter |
Janos Ferencsik |
Ungarische National-Philharmonie |
BMC |
1954 |
28‘22 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Svjatoslav Richter |
Riccardo Muti |
Wiener Philharmoniker |
Orfeo |
1972 |
29‘53 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Arturo Benedetti Michelangeli |
Dimitri Mitropoulos |
New York Philharmonic Orchestra |
aura |
1948 |
28‘24 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
Maria João Pires |
Claudio Abbado |
Chamber Orchestra of Europe |
DGG |
1997 |
31‘40 |
|||||
|
I Tempo rubato, aber nicht übertrieben, II unterschiedliche
Phrasierung T. 68-70, III deutliche Begleitung, sich vor Überschwang hütend –
partnerschaftliches Musizieren |
||||||||||
4-5 |
Rudolf Serkin |
Eugene Ormandy |
Philadelphia Orchestra |
CBS Sony |
1956 |
28‘41 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Rudolf Serkin |
Eugene Ormandy |
Philadelphia Orchestra |
CBS Sony |
1964 |
30‘45 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Artur Rubinstein |
Josef Krips |
RCA Victor Symphony Orchestra |
RCA |
1958 |
32‘00 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4-5 |
Martin
Helmchen |
Marc
Albrecht |
Orchestre Philharmonique
de Strasbourg |
Pentatone |
2008 |
30‘16 |
|||||
|
aufmerksames
Miteinander, frisches Musizieren, Orchester in Tutti-Abschnitten nicht immer
ausgeglichen, kerniges Klavierspiel, III stürmisch drängend, Lust an
instrumentaler Zuspitzung, musikalische Energie freisetzend |
||||||||||
4-5 |
Myra Hess |
Eduard van Beinum |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
Tahra |
1956 |
32‘29 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4-5 |
John Ogdon |
Paavo Berglund |
New Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1971 |
30‘52 |
|||||
|
I vorwärtstreibend, Berglund hebt die oft
übersehene Cello-Stimme in der Durchführung dezent hervor, II immer im
Dialog, III in großen Bögen, Proportionen beachtend – gutes Miteinander |
||||||||||
4-5 |
Dinu Lipatti |
Ernest Ansermet |
Orchestre de la Suisse Romande |
Decca |
1950 |
30’25 |
|||||
|
live, Rundfunkmitschnitt – HT langsamer,
Sechzehntel-Staccati im 2. Satz jetzt nach Partitur, Mittelteil con anima
– kraftvolles wie elegantes Klavierspiel, kompakter Klang, leicht entfernt,
an lauten Tutti-Stellen leicht verzerrt |
||||||||||
4-5 |
Dinu Lipatti |
Herbert von Karajan |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1948 |
29‘45 |
|||||
|
I farbiges Klavierspiel, sehr lebendig, HvK
stellt sich auf den Solisten ein, II unterschiedliche Phrasierungen von
Klavier und Str. T. 1-3, Mittelteil zu neutral, III kraftvolles,
geschmeidiges und elegantes Klavierspiel, minimale Verzerrungen |
||||||||||
4-5 |
Julius Katchen |
Istvan Kertesz |
Israel Philharmonic Orchestra |
Decca |
1962 |
30‘56 |
|||||
|
entschiedenes, in den Ecksätzen schwungvolles
Musizieren, Sch. Tempovorgaben weitgehend verwirklicht, breite Ausdrucksskala,
zupackendes Klavierspiel, gutes Miteinander sorgt auch für Transparenz und
Balance |
||||||||||
4-5 |
Maurizio Pollini |
Herbert von Karajan |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1974 |
30‘12 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
|
|||||||||||
4 |
Annie Fischer |
Otto Klemperer |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1960/62 |
32‘09 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Svjatoslav Richter |
Lovro von Matacic |
Orchester der Oper Monte Carlo |
EMI |
P 1975 |
30‘02 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Svjatoslav Richter |
George Georgescu |
Staatl. Sinfonie-Orchester der UdSSR |
Brilliant |
1958 |
29’15 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Svjatoslav Richter |
Witold Rowicki |
Nationale Philharmonie Warschau |
DGG |
1958 |
29’33 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Artur Rubinstein |
Carlo Maria Giulini |
Chicago Symphony Orchestra |
RCA |
1967 |
32’03 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Artur Rubinstein |
Franco Caracciolo |
Orchestra A. Scarlatti di Napoli |
Arts |
1964 |
32’05 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Samson François |
Paul Kletzki |
Orchestre National Paris |
EMI |
1958 |
30’23 |
|||||
|
wechselseitiges Nehmen und Geben zwischen
Pianisten und Orchester, I im A. espressivo Vc parallel zu den Bassnoten des
Klaviers, leise, aber deutlich; piu animato T. 205 ff. könnte etwas
belebter und vom Flügel delikater gespielt sein, II sehr bewegt, Flügel etwas
zu laut, III Flügel wünschte man sich etwas lockerer |
||||||||||
4 |
Arturo Benedetti Michelangeli |
Gianandrea Gavazzeni |
RAI Orchester Rom |
Frequenz |
1962 |
29’30 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Claudio Arrau |
Alceo Galliera |
Philharmonia Orchestra London |
EMI Testament |
1957 |
33‘35 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Claudio Arrau |
Colin Davis |
Boston Symphony Orchestra |
Philips |
P 1981 |
32‘49 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Christian Zacharias, Klavier und Ltg. |
|
Kammerorchester Lausanne |
MDG |
2000 |
30‘13 |
|||||
|
I Flügel „fehlt“ T. 35-39 und T. 290-294, sehr helle
Oboe – das Klangbild ist hier etwas farbiger und hat mehr Körper als auf der
EMI-CD, trotz aller Qualitäten des Orchesters hätte ich mir einen Dirigenten
gewünscht, viele Orchesterstellen klingen doch etwas mechanisch |
||||||||||
4 |
Leon Fleisher |
George Szell |
Cleveland Orchestra |
CBS Sony |
1960 |
30‘19 |
|||||
|
I kraftvoll, zupackend, spürbare Vitalität, aber auch
(viel) Espressivo, Spannungsbögen, III herb – sehr gutes Miteinander, gute
Balance und Transparenz, metallischer Klavierklang (zu viel für Schumann),
man vermisst doch etwas Wärme, musikalisch perfekt |
||||||||||
4 |
Jewgenij Kissin |
Colin Davis |
London Symphony Orchestra |
EMI |
2006 |
32‘04 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Nelson Freire |
Rudolf Kempe |
Münchner Philharmoniker |
CBS
Sony |
1968 |
31‘36 |
|||||
|
männliches Klavierspiel, heller, brillanter Klang,
gute Transparenz und Balance, I Anfang nicht in einem Tempo, T. 116 ff.
überlässt Freire unnötigerweise den Streichern den Vortritt, im A. espressivo
Streicher zu leise, III gelassen, entspannt, Seitenthema langsamer, wenig
inspiriert |
||||||||||
4 |
Monique Haas |
Eugen Jochum |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1951 |
30‘04 |
|||||
|
immer lockeres Klavierspiel, leicht und meistens
duftig, leider ziehen Dirigent und Klangregie nicht mit, kompakter, teilweise
auch stumpfer Klang |
||||||||||
4 |
Moura Lympany |
Thomas Beecham |
Royal Philharmonic Orchestra London |
Somm |
1946 |
27‘30 |
|||||
|
live – Stimmführungen des Klaviers in l. und r. Hd.
immer deutlich, Klavier im Vordergrund, Orchester wie hinter einem Vorhang,
teilweise Verzerrungen, unterschiedliche Klangpegel, wunderbar lebendig
musiziert, in den Ecksätzen mit Schwung und frischen Tempi, eine der besten
Deutungen des Konzerts, aufgrund der klanglichen Gegebenheiten erfolgte die
Herabstufung |
||||||||||
4 |
Stephan (Bishop)
Kovacevich |
Colin Davis |
BBC Symphony Orchestra |
Philips |
1970 |
30‘39 |
|||||
|
I stürmisch drängend, II ansprechender Mittelteil,
III mit Verve – gutes partnerschaftliches Musizieren, an leisen Solo-Stellen
stört das Hochheben des Pedals – zur Zeit der Aufnahme hieß der Pianist noch
St. Bishop |
||||||||||
4 |
Vladimir Ashkenazy |
Uri Segal |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1978 |
31‘56 |
|||||
|
I gelassenes Tempo, der Aufnahme könnte etwas
mehr Druck gut tun, Satzteile heben sich weniger voneinander ab, II robuster
Mittelteil, III konzertant |
||||||||||
4 |
Daniel Barenboim |
Sergiu Celibidache |
Münchner Philharmoniker |
BR Aufnahme |
1991 |
33‘04 |
|||||
|
live – I Celi nimmt den Orchesterpart sehr ernst,
guter Begleiter und Mitgestalter (s. Andante zu Beginn der Durchf.), ab T. 77
verschlepptes Tempo, Coda kein A. molto, II Mittelteil viel besser gestaltet
als bei FiDi, III insgesamt zu behäbig, kaum Vivace, Celi lässt große Bögen
spielen |
||||||||||
4 |
Horacio Gutierrez |
Tennstedt, Klaus |
London Philharmonic Orchestra |
EMI |
1977 |
32‘12 |
|||||
|
I der Zusammenhalt ist an einigen Stellen
gefährdet, II immer der Partitur auf der Spur, III der Vivace-Charakter wird
nicht ganz getroffen, Solist könnte noch mehr differenzieren – Solist und
Dirigent in guter Partnerschaft, guter Klang |
||||||||||
4 |
Stephen Hough |
Andriss Nelsons |
City of Birmingham Symphony Orchestra |
hyperion |
2015 |
32‘09 |
|||||
|
alles läuft prima, darüber hinaus jedoch wenig
eigene Physiognomie, spannender Übergang vom Intermezzo zum Finale |
||||||||||
4 |
Martha Argerich |
Nikolaus Harnoncourt |
Chamber Orchestra of Europe |
Teldec |
1992 |
29‘26 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Alfred Brendel |
Kurt Sanderling |
Philharmonia Orchestra London |
Philips |
1997 |
32‘11 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Alfred Brendel |
Claudio Abbado |
London Symphony Orchestra |
Philips |
1979 |
32‘31 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Walter Gieseking |
Herbert von Karajan |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1953 |
30‘07 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Alfred Cortot |
Landon Ronald |
London Philharmonic Orchestra |
EMI |
1927 |
29‘48 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Wilhelm Kempff |
Rafael Kubelik |
Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks |
DGG |
1973 |
33‘12 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Myra Hess |
Walter Goehr |
ein Londoner Sinfonie-Orchester |
EMI
Pearl Naxos |
1937 |
31‘45 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
4 |
Myra Hess |
Malcolm Sargent |
BBC Symphony Orchestra |
BBCL |
1958 |
30‘58 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Angela Hewitt |
Hannu Lintu |
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin |
hyperion |
2011 |
31‘14 |
|||||
|
I die technische Perfektion scheint im
Vordergrund zu stehen, II etwas zu schnell, III jetzt A. vivace, kein A.
molto – sehr gutes Miteinander, gute Transparenz, insgesamt jedoch etwas
steril und äußerlich brillant |
||||||||||
4 |
Clara Haskil |
Carl Schuricht |
Städtisches Orchester Straßburg |
Tahra |
1955 |
29‘36 |
|||||
|
live – Haskil mit Schuricht in bester
Partnerschaft, lebhafte Tempi, aufmerksames Zwiegespräch zw. Holz, Streicher
und Klavier im A. espressivo, II con espressione – insgesamt flacher Klang,
spitzer Oboenton |
||||||||||
4 |
Radu Lupu |
André Previn |
London Symphony Orchestra |
Decca |
1973 |
30‘13 |
|||||
|
I konzertant, weniger Innerlichkeit, II Dreiteiligkeit
herausgestellt, III Begleitung fehlt es an Deutlichkeit – Lupu und Previn in
guter Partnerschaft |
||||||||||
4 |
Jorge Bolet |
Riccardo Chailly |
Radio-Sinfonie-Orchester Berlin |
Decca |
1985 |
32‘38 |
|||||
|
die Musik darf sich entfalten, gepflegt,
gelassen, II Musik sensibel nachgezeichnet |
||||||||||
4 |
Jorge Bolet |
Klaus Tennstedt |
London Philharmonic Orchestra |
BBCL |
1984 |
32‘43 |
|||||
|
live – dieselbe Musizierhaltung wie in Berlin,
Orchester im Tutti weniger transparent |
||||||||||
4 |
Heidrun Holtmann |
Stefan Soltesz |
Radio-Sinfonie-Orchester Berlin |
Delta |
1991 |
31‘02 |
|||||
|
sorgfältig, gediegen, nicht immer mit gleicher
Spannung, Streicher in der Begleitung durchgehend zu zurückhaltend, I
Seitenthema schon verlangsamt, geht dezent in das folgende Ritardando über |
||||||||||
4 |
Matthias
Kirschnereit |
Jan Willem
de Vriend |
Konzerthaus-Orchester
Berlin |
Berlin
Classics |
2018 |
29‘44 |
|||||
|
Flügel und
Orchester gut miteinander verwoben, jedoch immer wieder auf Kosten einer
optimalen Trennschärfe, Klangbild weniger transparent, Holzbläser oft etwas
nach hinten versetzt |
||||||||||
4 |
Claudio Arrau |
Eugen Jochum |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
RCO |
1977 |
33‘17 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
4 |
Lili Kraus |
Victor Desarzens |
Orchester der Wiener Staatsoper |
Concert Hall Scribendum |
P 1966 |
31‘05 |
|||||
|
im Ganzen poetische Darstellung, die für sich
einnimmt, HT sowohl von Bläsern als auch vom Klavier langsamer, überzeugendes
non legato, kompakter Klang, in Tutti-Abschnitten wenig transparent,
hier auch leichte Klirr-Neigung, II besserer Klang |
||||||||||
4 |
Ivan Moravec |
Vaclav Neumann |
Tschechische Philharmonie Prag |
Supraphon |
1976 |
32‘03 |
|||||
|
Neumann eher ein Begleiter als Mitgestalter, I Moravec
in Zwiesprache mit Schumanns Gedanken (HT T. 89 ff und T. 267 ff),
differenziertes Klavierspiel, Begleitung der Streicher zu scheu, fast
distanziert, II zögerlich, III gefällt am besten – Balance zwischen Flügel
und Orchester nicht immer top |
||||||||||
4 |
Leonard
Pennario |
Seiji
Ozawa |
London
Symphony Orchestra |
RCA |
1965 |
30‘37 |
|||||
|
Pennario
ohne besondere Lichtblicke, Ozawa lässt das Orchester auftrumpfen, in der Durchführung
von musikalischer Energie sprühend, wie aufgekratzt, III etwas gleichförmig
heruntergespielt, da wünschte man mehr Formung – Streicher teilweise etwas
spitz |
||||||||||
4 |
Van Cliburn |
Fritz Reiner |
Chicago Symphony Orchestra |
RCA |
1960 |
30‘34 |
|||||
|
Tempi insgesamt nach Schumanns Vorstellungen,
ziemlich perfekt, jedoch routiniert, mit einer gewissen Glätte, ohne
Schumannsche Gefühlstiefe |
||||||||||
|
|||||||||||
3-4 |
Alfred
Brendel |
Simon
Rattle |
Wiener
Philharmoniker |
Decca |
2001 |
31‘02 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Walter Gieseking |
Wilhelm Furtwängler |
Berliner Philharmoniker |
DGG BP
Media |
1942 |
30‘09 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Dénes
Várjon |
Heinz
Holliger |
WDR Sinfonie-Orchester
Köln |
audite |
2015 |
30‘03 |
|||||
|
bewegtes
Musizieren, Streicher in den T. 25/26 sowie 29/30 – auch noch später –
gegenüber Holz im Hintertreffen, Transparenz nicht immer top, Flügel führt zu
sehr, beim Klangbild wünschte man sich
etwas mehr Farbe – insgesamt eher durchgespielt als geformt |
||||||||||
3-4 |
Rudolf Serkin |
Franco Caracciolo |
RAI Orchester Neapel |
Walhall |
1957 |
29‘01 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Jan Lisiecki |
Antonio Pappano |
St. Caecilia Orchester Rom |
DGG |
2015 |
29’36 |
|||||
|
die Interpreten gehen weit über Sch.
Tempovorschriften hinaus, Rubato steht hoch im Kurs, teilweise plakatives
Musizieren oder mit Weichzeichner überzogen, effekterheischende Präsentation,
L. teils sportlich vorwärtspreschend, teils in die Musik versunken, man
vermisst ein Gesamtkonzept, die Sätze 2 und 3 gefallen besser, L. in
letzterem mit jugendlichem Schwung |
||||||||||
3-4 |
Artur Rubinstein |
William Steinberg |
RCA Victor Symphony Orchestra |
RCA |
1947 |
30‘10 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
3-4 |
Krystian Zimerman |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1981 |
31‘31 |
|||||
|
I Tempo rubato beim Solisten wie im Orchester,
viele Nebenstimmen werden unterdrückt, II weniger grazioso, III sehr gute
Gestaltung des Klavierparts, zu Streicher-betontes Orchester – etwas topfiger
Klang, der teilweise verschwimmt, geringe Transparenz, Tutti-Stellen in den
Ecksätzen leicht knallig; sind die klanglichen Mängel einer noch nicht
bewältigten Digital-Technik bei der Aufnahme geschuldet? |
||||||||||
3-4 |
Arturo Benedetti Michelangeli |
Hermann Scherchen |
Radio-Sinfonie-Orchester der italienischen
Schweiz |
Tahra |
1956 |
28‘42 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Emil Gilels |
Karl Böhm |
London Symphony Orchestra |
Andante |
1975 |
32‘48 |
|||||
|
live, Salzburg – I Gilels eher in sich gekehrt,
melancholisch, HT bei Bläsern und Klavier langsamer, auch in der Reprise,
wenig belebt die Fortspinnung T. 19 ff. und T. 274 ff, Böhm gibt wenige
Impulse, II viel schneller als gewohnt, will aber nicht so recht zwischen die
Nachbarsätze passen, Gilels übernimmt nicht Schumanns Artikulationshinweise
bei den 4-Ton-Motiven, III Gilels bevorzugt wuchtige Akkorde, schwerblütig –
kein offenes Klangbild |
||||||||||
3-4 |
Peter Rösel |
Kurt Masur |
Gewandhausorchester Leipzig |
Eterna Berlin Classics |
1980 |
30‘44 |
|||||
|
I Masur meist nur Begleiter, im Andante der
Durchführung keine rechte Spannung, gute Coda, II Mittelteil ohne besondere Aufmerksamkeit,
III Orchester oft zu beiläufig |
||||||||||
3-4 |
Clara Haskil |
Willem van Otterloo |
Residenz Orchester Den Haag |
Philips |
1951 |
28‘51 |
|||||
|
bewegte Tempi, mehr im klassischen als im romantischen
Stil, etwas nüchtern, männlich herber Klavierklang, Otterloo aufmerksamer
Partner, er vergisst die wichtige Cello-Stimme T. 164 ff nicht, insgesamt
flacher Klang, stumpfer Flügel im tieferen Register, spitze Oboe |
||||||||||
3-4 |
Martha Argerich |
Alexander Rabinovitch |
Orchester der italienischen Schweiz |
EMI |
2002 |
28‘33 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Martha Argerich |
Mstislaw Rostropovitch |
National Symphony Orchestra |
DGG |
1978 |
29‘43 |
|||||
|
▼ |
||||||||||
3-4 |
Daniel Barenboim |
Dietrich Fischer-Dieskau |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1974 |
31‘57 |
|||||
|
Barenboim „Meister“ der schönen Stellen, da
müssen sich die Tempi schon anpassen, Dialoge zwischen Flügel und Klavier
könnten intensiver sein, FiDi als „Interims“-Dirigent passt sich an, II Im MT
zu viele Rubati, Espressivo etwas dick aufgetragen, III kaum Vivace,
Barenboim meist im Vordergrund und zu plakativ – gute Transparenz, hart
klingender Flügel |
||||||||||
3-4 |
Alfred Cortot |
Ferenc Fricsay |
RIAS Symphonie-Orchester Berlin |
Urania audite |
1951 |
32‘03 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3-4 |
Friedrich Gulda |
Joseph Keilberth |
Wiener Symphoniker |
Orfeo |
1955 |
28‘25 |
|||||
|
live – Flügel im Vordergrund, Gulda stürmt immer
wieder nach vorn, robust, zeigt wo’s lang geht, Orchester etwas grob,
routiniert, uneinheitliche Darstellung |
||||||||||
3-4 |
Alicia de Larrocha |
Charles Dutoit |
Royal Philharmonic Orchestra London |
Decca |
1970 |
33‘12 |
|||||
|
gemächliche Tempi, verhindern lockeres
Musizieren, weniger Spannung, mehr Gleichlauf, gutes Miteinander, präsenter
und transparenter Klang |
||||||||||
3-4 |
Alicia de Larrocha |
Colin Davis |
London Symphony Orchestra |
RCA |
1991 |
33‘52 |
|||||
|
im Großen und Ganzen wie 1970, viele Rubati, L.
spielt in Satz 1 bei T. 59 ff. statt a tempo im langsameren Tempo
weiter, auf Dauer geht die Spannung verloren |
||||||||||
3-4 |
Peter
Katin |
Eugene
Goossens |
London
Symphony Orchestra |
Everest |
P 1959 |
30‘39 |
|||||
|
I Katin
setzt rit. Mehrere Takte vorher an als in der Partitur vorgesehen, T.
59 kein a tempo, etwas harter Flügelklang, Orchester oft mit rauem Ton,
inspirierte Durchführung T. 156-184, wechselnde Tempi, II MT viel Espressivo,
III an vielen Stellen zu fest, spröde, auch robust |
||||||||||
3-4 |
Justus Frantz |
Leonard Bernstein |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1984 |
31‘18 |
|||||
|
live – I Frantz zelebriert das Hauptthema in der
Exposition und der Durchführung zu sehr, Durchführung: Adagio statt Andante,
fast wie ein langsamer Satz, Frantz ohne pianistische Glanzlichter, Orchester
in den Ecksätzen etwas grobschlächtig, II Eckteile mit wenig Spannung, III
wie durchgespielt |
||||||||||
3-4 |
Michel Dalberto |
Eliahu Inbal |
Wiener Symphoniker |
Denon |
1993 |
31‘35 |
|||||
|
live - nicht immer mit der geforderten Sensibilität
und Noblesse, Dalberto spielt oft drauflos, warum klingt die Melodie T.
112-115 nicht gleichmäßig? Piu animato-Stelle T. 205-258 ohne rechten
Schliff, Durchführung hätte mehr Espressivo vertragen können – Balance
zwischen Klavier und Orchester nicht immer top, bullig klingende
Tutti-Stellen |
||||||||||
|
|||||||||||
Paolo Giacometti |
Michel Tilkin |
Arnheim Philharmonic Orchestra |
Challenge |
2001 |
30‘11 |
||||||
|
I Seitenthema T. 47-58 zergliedert, Streicher in der
Durchführung viel zu leise, auch bei piu animato T. 205 ff, auch das
Klavierpedal spielt mit (T. 189 ff), Pianist T. 492-95 zu undeutlich, II
keine einheitliche Artikulation bei den 4-Ton-Motiven T. 1-3 und T. 68-70,
Str. im MT zu unbeteiligt, III Solo T. 624-631 undeutlich – insgesamt
zwiespältiger Eindruck, da Aufnahmetechnik keineswegs glänzt |
||||||||||
3 |
Arturo Benedetti Michelangeli |
Daniel Barenboim |
Orchestre de Paris |
DGG |
1984 |
32‘57 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3 |
Arturo Benedetti Michelangeli |
Antonio Pedrotti |
Orchester der Mailänder Scala |
Magit Talent |
1942 |
30‘28 |
|||||
|
live, ▼ |
||||||||||
3 |
Klara Würtz |
Arie van Beek, |
Nordwestdeutsche Philharmonie |
Brilliant |
2001 |
30‘41 |
|||||
|
I routiniert, Klavier meist im Vordergrund, II im
MT mit mehr Anteilnahme, aber kaum innig, III wie nur durchgespielt –
ziemlich tempokonstant, Klangbild mit wenig Leuchtkraft |
||||||||||
3 |
Rudolf Firkusny |
Louis de Froment |
Sinfonie-Orchester von Radio Luxemburg |
Turnabout MCPS |
~ 1970 |
30‘06 |
|||||
|
nur die große Linie musiziert, ohne Wegmarken zu
setzen, routiniert, Firkusny bleibt hinter seinem Potenzial zurück, II sehr
bewegt, wenig Feingefühl erkennbar, Streicher im MT dick aufgetragen –
großzügige dynamische Differenzierung, insgesamt kaum Feinschliff |
||||||||||
3 |
Francesco Piemontesi |
Jirí Belohlavek |
BBC Symphony Orchestra |
naïve |
2012 |
30‘40 |
|||||
|
live – kaum spürbare Hingabe, animato-Stellen
ohne Animato, dynamische Differenzierung im p-Bereich kaum ausgeprägt,
es fehlt die Herausarbeitung des Spezifischen jedes einzelnen Satzes,
Einheitsklang – warum diese CD? |
||||||||||
Interpretationen nach historischer
Aufführungspraxis, mit Instrumenten der Schumann-Zeit bzw. zeitgenössischen. |
|||||||||||
5 |
Alexander Melnikov |
Pablo Heras-Casado |
Freiburger Barockorchester |
HMF |
2014 |
31‘17 |
|||||
|
live – farbiges Klangbild, ausgefeilter
Klavierpart, gute Partnerschaft, I Th. T. 59 noch einmal vom Flügel stolz
herausgestellt, bevor es animato weitergeht, Orchester mehr in das
Gesamtgeschehen eingebunden, hellwach musiziertes A. espressivo, II MT ein
wenig langsamer, III könnte ein wenig schneller sein |
||||||||||
5 |
Andreas Staier |
Philippe Herreweghe |
Orchestre de Champs-Elysées |
HMF |
1996 |
30‘43 |
|||||
|
sehr gutes Zusammenspiel, K. gibt dem Orchester mehr
Gewicht innerhalb des Gesamtklanges, I Vc T. 164 ff. nicht vergessen, im A.
espressivo wunderbarer Dialog, II bewegt, III durchweg dialogisches
Musizieren |
||||||||||
5 |
Ingrid Fliter |
Antonio Mendez |
Scottish Chamber Orchestra |
Linn |
2015 |
29‘58 |
|||||
|
wie aus einem Guss musiziert, mit jugendlichem
Schwung, sehr lebendig, inspiriert, nuancenreiches Klavierspiel, I A.
espressivo: Vc deutlich mit Klavierbass, Atmosphäre, Beginn der Reprise nicht
langsamer, II reinste Kammermusik, III große Bögen - HIP |
||||||||||
Anmerkungen
zu Interpreten und ihren Interpretationen:
Alfred
Cortot
Alfred
Cortots Schallplattenaufnahmen bieten dem Hörer die seltene Gelegenheit, den
romantisch geprägten Interpretationsstil kennenzulernen, wie er noch bei
etlichen Interpreten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gepflegt wurde,
hier im Schumann-Konzert. Hört man den ersten Satz mit Cortot und dem
Dirigenten Landon Ronald, kann man zu der Auffassung gelangen, sie spielten die
ursprüngliche Fantasie für Klavier und Orchester. Eine strengere Formung der
musikalischen Gedanken und der Tempi, wie sie der Konzertstil fordert, stehen
einer freieren, persönlicheren Auffassung gegenüber. Nach dem anfänglichen
Klaviereintritt wird das Thema von den Bläsern und danach vom Klavier langsam
und ausdrucksvoll dargeboten, auch bei seinem Erscheinen in der Reprise. Danach,
ab T. 20, hat man den Eindruck, „jetzt geht’s erst richtig los.“
Rubato-Musizieren ist hier ein Stilmittel, besonders auch im ausdrucksvollen
Dialog von Klavier mit Klarinette und Cello zu Beginn der Durchführung zu
erleben, eine instrumentale Gesangsszene des Liederkomponisten Robert Schumann.
Auch die Kadenz wird vom Pianisten ziemlich frei genommen, danach finden Solist
und Orchester zum Kehraus zusammen. Im folgenden Intermezzo hört man m. E. eine
der besten Darstellungen, die auf Platte festgehalten wurde, mit einem
aufmerksamen Dialog in den Eckteilen, der im Mittelstück eine wunderbare Wärme
entwickelt. Im Finale gibt es weniger Überraschungen von bekannten
Hörerfahrungen, wenn man vom auftrumpfenden Beginn einmal absieht. Erwähnt
sei noch, dass Schumanns Notenvorlage von Cortot nicht immer hundertprozentig
umgesetzt wurde, der Geist der Musik war für ihn wichtiger als eine technisch
makellose Ausführung. Für heutige Hörer kann diese Aufnahme eine beglückende
Begegnung sein, oder als fragwürdig erscheinen, wenn sie eine technische
Perfektion der Aufführung als Voraussetzung ansehen.
Die
fast 25 Jahre später im Berliner Titania-Palast mitgeschnittene Aufnahme wandelt,
trotz Ferenc Fricsay am Pult, auf ähnlichen Spuren wie die frühere
Schellackaufnahme. Leider sind die Tempi in den schnelleren animato-Abschnitten
eine Spur langsamer, was als eine gewisse Behäbigkeit wahrgenommen werden kann.
Fricsay kommt in Bezug auf Innigkeit im Andante-Abschnitt sowie im Intermezzo
an die frühere Aufnahme nicht heran. Das Finale beginnt ebenfalls auftrumpfend,
wie ein Motto, das Klavierspiel des alten Cortot klingt hier leider insgesamt
zu mechanisch.
Artur
Rubinstein
Der
Schumann-Spieler Arthur Rubinstein hat leider keine Spitzenaufnahme des
Klavierkonzerts hinterlassen, zu dieser Meinung kommt man nach „Durchsicht“ von
vier Aufnahmen. Am Gelungensten halt ich die, die in Zusammenarbeit mit Josef
Krips entstanden ist. Hier wird eine gemeinsame Sicht verwirklicht, die
allerdings mehr nach innen gerichtet ist, sehr poetisch gelingt hier das A.
espressivo im 1. Satz, ebenso der Mittelteil des Intermezzos. Das Finale wird
abwechslungsreich gestaltet, ohne aufzutrumpfen. Gerade das gefällt nicht in
Rubinsteins früher Einspielung mit William Steinberg, hier wird nur die große
Linie nachgezeichnet, die Musik klingt zu pauschal und plakativ. Bei
Begleitstellen dürfen die Streicher viel zu laut aufspielen, auch im
Mittelteil des Intermezzos, man denkt sofort an Filmmusik (die Aufnahme
entstand mit einem ad hoc-Orchester in Hollywood). Der Klang ist sehr kompakt,
die Balance kaum top. Der Flügel hatte seine besten Zeiten hinter sich. Der
Konzertmitschnitt aus Neapel gefällt da interpretatorisch wesentlich besser,
Caracciolo bleibt mit seinem Orchester jedoch etwas zurückhaltend und ordnet
sich den Vorstellungen des berühmten Gastes am Flügel unter. Das Klangbild ist
etwas entfernt. Drei Jahre nach diesem Mitschnitt ging Rubinstein noch einmal
mit Schumanns Konzert ins Aufnahmestudio, am Pult des Chicago Symphony
Orchesters stand nun Carlo Maria Giulini, der nicht unbedingt für zügige Tempi
bekannt ist. Der Kopfsatz ist um fast eine Minute langsamer als bei Krips, im
A. espressivo wünschte man sich das Cello mehr im Zwiegespräch mit dem Flügel,
Giulini jedoch hält es auf Distanz, insgesamt bleibt er mir zu statisch.
Rubinsteins Ton ist nun nicht mehr so kernig und lebendig wie in den Jahren
zuvor. Der Klang ist insgesamt besser als in den früheren Aufnahmen, zeigt
jedoch nicht das, was technisch möglich gewesen wäre, z. B. ein transparenteres
Tutti.
Myra
Hess
Für
ihre Interpretation des Schumann-Konzerts war Myra Hess‘ vor allem im
Vereinigten Königreich anerkannt, wahrscheinlich hatte sie das richtige Feeling
für diese Musik. Hess lässt die Musik sprechen, sie spielt sich nicht nach
vorn. Wunderbar ihr Spiel im Andante espressivo, dabei kommt es hier auch auf
ihren Partner am Pult an, von den drei Dirigenten gefällt mir der Holländer
Eduard van Beinum am besten, der die Tempovorstellungen der Pianistin teilt.
Der Mitschnitt aus Amsterdam kann auch klanglich noch überzeugen, während zwei
Jahre später in London mit Sargent die Aufnahme zu kompakt und weniger präsent
klingt, dazu kommen immer wieder leichte Publikumsstörungen. Die
Studio-Produktion mit einem Londoner (vermutlich ad hoc-) Orchester stammt aus
den besten Jahren der Pianistin und zeigt sich ebenfalls durch große
Schumann-Nähe aus, klingt aber unterschiedlich, je nach Übertragung der alten
Schellacks auf CD.
Walter
Gieseking
Von
Gieseking liegen drei Interpretationen vor, die älteste ist ein Mitschnitt aus
der Alten Berliner Philharmonie mit Furtwängler am Pult. Von der Art ihres
Musizierens und ihrer Auffassung wollen die beiden nicht unbedingt zueinander
passen, obwohl sie oft miteinander Konzerte gegeben haben. Dem Schumann-Konzert
kann man fasziniert zuhören, auch wenn für mich mehr Furtwängler darin steckt
als Schumann: Viele Wechsel der Tempi, großformatiger Klang, der vor allem auch
im Mittelteil des Intermezzos aufgeplustert wird, molto espressivo ist die
These, da ist Griegs op. 16 schon ganz nahe, eigentlich sollte es doch
umgekehrt sein. Spannend und gleichzeitig beeindruckend ist der Übergang vom
Intermezzo zum Finale. In diesem Satz wird m. E. etwas grob und al fresco
musiziert. Gieseking ließ sich nicht von Furtwänglers Sicht auf op. 54
beeinflussen und lieferte eine eher partiturgerechte Version ab, die
Walzer-Anklänge im Finale werden nicht übersehen, leider sind auch einige
Patzer nicht zu überhören.
In
der Londoner Studio-Aufnahme hält sich Karajan, was die Orchesterbegleitung
angeht, viel mehr zurück, die Aufnahme klingt neutraler, fast schon etwas
glatt. Die Tuttistellen sind recht kompakt, die spitz klingende
Philharmonia-Oboe ist an Solo-Stellen nicht mein Fall, der Flügel ist nach
bekannter Mono-Art nach vor dem Orchester platziert. Am besten gefällt da ein
Mitschnitt mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester aus dem Nachkriegs-Essen
mit Günter Wand am Pult. Auch hier stört mich eine spitze Oboe, auch ein
schmalbrüstiger Klang, insgesamt jedoch herrscht ein einvernehmliches
Musizieren vor. Wand und Gieseking bringen am meisten von Schumanns Musik zum
Klingen, im Mittelteil des Intermezzos gelingt Wand, ein wundervolles
Espressivo, auch ohne die Musik aufzubauschen.
Wilhelm
Kempff
Mit
Wilhelm Kempff am Flügel sind zwei Studio-Produktionen greifbar. In bester
Partnerschaft mit Josef Krips gelingt in London eine überzeugende
Interpretation, die geradezu als Anti-Virtuosenkonzert wahrgenommen werden
kann, hier steht eindeutig das Poetische im Vordergrund. Klavier und Orchester
werden jeweils als Teile eines Ganzen begriffen. Krips arbeitet das
Verwobensein von Soloinstrument und Orchester sehr gut heraus, wobei der
musikalische Aufbau genau gezeichnet wird (vgl. 1. Satz T. 112-128, sowie in
der Reprise T. 365-380), dabei wird auch immer auf eine stimmige Balance
geachtet. Spontanität spricht aus Kempffs Klavierspiel, so spielt er die vier
Abschnitte des Seitenthemas immer wieder anders, auch in der Reprise, es wird
nicht vorher Festgelegtes abgerufen. Den 2. Satz verstehen die Künstler
tatsächlich nur als Intermezzo, der Mittelteil erklingt hier ganz zart, aber
nicht spannungslos. Entspannt und spielerisch, jedoch con spirito, also
im Gegensatz zu den meisten anderen Lesarten dieses Konzerts, wird der
Finalsatz dargeboten.
Zwanzig
Jahre später spielt Kempff mit Rafael Kubelik das Schumann-Konzert noch einmal
ein. Sein Anschlag ist jedoch nicht mehr so farbig wie früher. Dem Dirigenten
gelingt es nicht, das Flair von Krips auch in der neuen Aufnahme zu erwecken,
die Spannung erreicht nicht das Niveau von früher, übrigens auch nicht im
Finale. Im Mittelteil des 2. Satzes blühen vor allem die Streicher mehr auf als
bei Krips.
Rudolf
Serkin
Serkins
Interpretationen von Schumanns op.54 zeichnen sich durch nervöses, drängendes,
glutvolles Klavierspiel aus, das „verweile doch…“ kommt bei ihm etwas kurz, er
spielt ziemlich geradlinig, dabei wünscht man sich als Hörer oft mehr von
Schumanns Zwischentönen. Mit spürbarer Hingabe leitet Eugene Ormandy das
Philadelphia Orchester. Die beiden Aufnahmen ähneln sich, abgesehen vom etwas
langsameren Tempo, besonders im Finale, das in der älteren Aufnahme fast
atemlos vorüberzieht. Das Klavier ist in beiden Aufnahmen klanglich etwas nach
vorn gezogen. Neuere Erkenntnisse in Bezug von Serkins Deutung von Schumanns
Klavierkonzert bringt auch der Mitschnitt aus Neapel aus dem Jahre 1957 nicht.
Ein entferntes und stumpfes Klangbild spricht nicht unbedingt für seine
Veröffentlichung, dazu kommen Bandstörungen im 2. Satz.
Claudio
Arrau
Der
chilenische Pianist hat Schumanns op. 54 viermal im Studio produziert, dazu
tritt in meinem Archiv noch ein Konzertmitschnitt aus dem Amsterdamer
Concertgebouw. Sieht man von den etwas verhaltenen Tempi im Kopfsatz sowie im
Finale ab, könnte man ihn als einer der idealen Interpreten des Konzerts
bezeichnen. Die früheste Aufnahme wurde 1944 in Detroit eingespielt, sie ist
mir die liebste, auch wenn klangtechnische Mängel (teilweise schütterer Klang)
nicht zu überhören sind. Sony hat sie soeben zusammen mit sämtlichen anderen
Columbia-Aufnahmen in einer Box klanglich überarbeitet neu herausgebracht, ich
konnte sie jedoch hier noch nicht heranziehen. Arraus Klavierspiel kann man mit
einem guten vollmundigen Wein vergleichen, das trifft auf alle Aufnahmen hier
zu, deutlich, abgerundet, mit viel Körper, geschliffen und elegant. Eine
Spezialität des Pianisten sind die zahlreichen Walzeranklänge im Finalsatz. Der
hier unbekannte Karl Krüger erweist sich als kongenialer Begleiter, der nicht
nur auf durchgehende Tempi achtet, sondern auch sonst (häufig) unbeachtete
Orchesterstimmen zu Gehör bringt. Alle anderen Arrau-Aufnahmen sind in allen
Sätzen langsamer, im Intermezzo beinahe schon Adagio, wie bei Galliera, hier
erleben wir im Mittelteil einen träumerischen Pianisten, der sich keineswegs
nach vorn spielt. Auch das Finale erklingt hier etwas verhalten, keinesfalls
ein Rausschmeißer wie z. B. bei Gieseking und Lipatti. Insgesamt kommt Galliera
nicht an Krügers Differenzierung heran. Einen besseren Eindruck hinterlässt da
Dohnanyi, da haben die Philips-Techniker einen guten Klang eingefangen mit
erfreulicher Balance und bester Transparenz. Bei schnelleren Tempi hätte sie
einen Platz in der obersten Kategorie verdient. Die letzte Studio-Produktion
kommt aus Boston, am Pult steht der op. 54-Begleiter vom Dienst, Colin Davis.
Die Tempi sind überraschenderweise etwas schneller als in den Vorjahren.
Aufnahmetechnisch liegt jedoch ein Rückschritt vor: die Bläsersoli sind zu
leise eingefangen, das Orchester läuft akustisch nur nebenher, so als spielten
die Streicher mit Dämpfer. Im Finale gibt es einen Durchhänger ab T. 254. Im
Intermezzo unterscheiden Arrau/Davis penibel genau zwischen legato- und
staccato-Motiven, der Mittelteil hebt sich jedoch weniger von den benachbarten
Teilen ab. Aus dem Mitschnitt mit Jochum spricht eher Routine, Jochum zeigt
hier weniger Sensibilität als in anderen Aufnahmen, die Spannung wird nicht
immer gleichmäßig gehalten.
Svjatoslav
Richter
Die
DGG-LP des Schumann-Konzerts mit Witold Rowicki und der National Philharmonie Warschau
aus dem Jahre 1958 war für Richter der erste Schritt zur Weltkarriere. Zum
ersten Mal war eine Schallplatte des legendären Pianisten, dessen Kunst man
bisher nur vom Hörensagen kannte, im Westen greifbar. Zwei Jahre später durfte
er in den USA konzertieren und dort auch Plattenaufnahmen machen. Im Nachhinein
stellt sich jedoch heraus, dass die Warschauer Aufnahme nicht seine stärkste
von op. 54 ist. Die Ursachen sind das etwas unfreie Spiel des Pianisten, der
das Konzert mehr als Virtuosenstück spielt, aber auch der wenig gepflegte und
nicht immer inspirierte Orchesterklang. Die folgende Studio-Produktion kommt
aus Monte Carlo, unter Leitung von Lovro von Matacic spielt das dortige
Opernorchester für EMI. Erfreulich ist, dass sich Richter jetzt mehr den
lyrischen Partien öffnet. Die Holzbläser spielen oft pauschal, den
Orchester-Tutti fehlt eine gewisse Transparenz (z. B. Satz 1 T. 134 ff), im
selben Satz ist das Orchester T. 43/44 nicht genau zusammen. Der
vorwärtsdrängende Ansatz des Pianisten im Finalsatz wird vom Dirigenten nicht
voll geteilt. In beiden Studio-Aufnahmen hätte ich mir jeweils eine
klangvollere Oboe gewünscht.
Die
überzeugenderen Aufführungen fanden jedoch im Konzertsaal statt und sind
mittlerweile auch auf dem CD-Markt angekommen. Sowohl mit Janos Ferencsik als
auch mit George Georgescu findet ein hohes Maß an partnerschaftlichem
Musizieren statt. Ferencsik und Richter verbindet dieselbe Vorstellung von op.
54, sehr stimmungsvoll gelingt hier das Intermezzo. Der Klang der Aufnahmen ist
historisch kompakt, im Tutti dominieren die Streicher. Die Brilliant-CD
verliert durch eine jämmerlich klingende Oboe etwas von ihrem Wert. Beim
Mitschnitt von den Salzburger Festspielen wird Richter von Riccardo Muti und
den Wiener Philharmonikern sorgfältig und inspiriert begleitet. Für das
Seitenthema des 1. Satzes nimmt der Pianist sich nun mehr Zeit als früher, der
Hörer hat nun mehr Zeit, seine Anschlagskultur zu bewundern, insgesamt neigt er
hier auch zu Temposchwankungen. Wie bei Ferencsik möchte ich den Mittelteil im
Intermezzo lobend erwähnen. Obwohl etwas langsamer als in früheren Aufnahmen
gespielt, besitzt das Finale doch den richtigen Schwung. Die Aufnahme klingt
relativ gut.
Arturo
Benedetti Michelangeli
Leider
hat der italienische Meisterpianist Schumann Klavierkonzert nie unter
Studiobedingungen aufgenommen, wir Hörer müssen uns hier mit fünf
Konzertmitschnitten unterschiedlicher Art zufrieden
geben. Zuerst muss gesagt werden, dass ABM zeitlebens einer der ganz großen
Interpreten dieses Konzerts war, der den Notentext mit Raffinesse und
leuchtender Klarheit umsetzte. Dank seiner breiten Anschlagspalette zeichnete
sich sein Klavierspiel immer durch eine prägnante Physiognomie aus. Das
Seitenthema des 1. Satzes gliederte er deutlich in vier kurze Abschnitte,
jedoch mit künstlerischer Freiheit nicht immer auf dieselbe Art. Auch für den
Anfang der Kadenz ließ er sich mehr Zeit als seine Kollegen/-innen, er klingt
wie verträumt, suchend oder sich vortastend. Tempo Rubato war für ihn ein
Mittel der Verdeutlichung des musikalischen Ablaufs, Schumann hat es durch
dynamische Hinweise (ritardando, animato) bereits eingeleitet, ABM
modifiziert es nach seinen Vorstellungen. Die vom künstlerischen Standpunkt
überzeugendste Aufnahme entstand 1948 in New York unter Leitung von Dimitri
Mitropoulos, in bester Partnerschaft wird hierlebendig und spannungsvoll
musiziert. Leider muss ein durchgehendes leises Rauschen der Acetatplatten in
Kauf genommen werden. Platz 2 nimmt ein römischer Mitschnitt aus dem Jahre 1962
ein, der jedoch nur dann zu goutieren ist, wenn der Lautstärkepegel angehoben
wird. Der Dirigent Gavazzeni lässt die Celli im Mittelteil des 2. Satzes zu
laut beginnen, Espressivo bedeutet nicht Forte! Auf Platz 3 dirigiert
Scherchen, auch hier ist die Aufnahme klanglich misslungen, das Klavier steht
zu sehr im Vordergrund (mit leuchtendem Klang!) und vor allem sind Streicher
bei den Begleitpartien fast nur noch zu erahnen; im Finale bessert sich das
etwas. Von der musikalischen Seite macht hier das kapriziös gespielte
Intermezzo auf sich aufmerksam. Der früheste Mitschnitt aus der Mailänder Scala
ist musikalisch nicht zu verachten, entspannter musiziert als 1948.
Inakzeptabel wird er durch die klangtechnische Aufbereitung, die ein
unnatürliches und steriles Klangbild hinterlassen, wobei das Orchester entfernt
platziert wird. Klangtechnisch weitaus besser als alle Mitschnitte zuvor ist
ein Konzert aus Paris mit Daniel Barenboim am Pult, die DGG hat es jedoch erst
viele Jahre später, nach ABMs Tod, veröffentlicht. Dem Dirigenten gelingt es
hier nicht, das Werk in befriedigender Weise darzustellen: Gleich zu Beginn,
aber auch an den entsprechenden Stellen später, hört man Akkorde in
Brucknerscher Manier, nicht schneidend, sondern breit, wobei die Instrumente
nicht genau zusammen sind. Die piu animato-Stellen nach dem Hauptthema
werden schleppend angegangen, die Streicher spielen mit dickem Pinsel. Das
Andante espressivo zu Beginn der Durchführung zerbröckelt bei dem langsamen
Tempo. Einige Takte später (T. 197 ff) wiederholen die Streicher den (wiederholten)
Klaviereingang, sie lassen sich jedoch nicht von Benedetti Michelangelis
rhythmisch geschärfter Darstellung animieren. In der Coda wird auch Schumanns
Anweisung „Allegro molto“ nicht umgesetzt. Der Mittelteil des Intermezzos wird
viel langsamer als die umrahmenden Teile gespielt, Grieg stand hier Pate. Im
Finale, aber auch schon früher, klingen die Orchester-Tutti recht
aufgeplustert.
Annie
Fischer
Von
der als Schumann-Interpretin geschätzten ungarischen Pianistin sind drei
Aufnahmen mit dem a-moll-Konzert bekannt. Die älteste wurde beim WDR in Köln
während eines Konzertes mitgeschnitten und von ica classics zugänglich gemacht.
Trotz der nicht berauschenden Aufnahmetechnik ist ein plastisches Musizieren
sowohl bei Fischer als auch bei Keilberth am Pult auszumachen, Klavier und
Orchester sind klanglich gut miteinander verwoben. Schnelle, aber keine
forcierten Tempi. Erfreulich sind die deutlichen Animato-Passagen im ersten
Satz, die so klingen, wie sie gemeint sind. Transparenter Klang, die Streicher
klingen jedoch etwas rau. Ein Jahr später trifft man die ungarische Pianistin
erneut in Westdeutschland mit dem Schumann-Konzert, jetzt in Baden-Baden mit
dem SWF-Sinfonie-Orchester im Studio unter Leitung von Hans Rosbaud. Solistin
und Dirigent stellen ein tragfähiges Konzept vor. Die Außensätze sprühen von
musikalischer Energie, immer wieder gelingt der Solistin sprechende
Artikulationen. Besonders auch im Mittelsatz, wenn sie bei den Sechzehnteln zu
Beginn und am Ende genau zwischen legato- und staccato-Abschnitten
unterscheidet. Viel Schwung – Walzerabschnitte – zeichnet das Finale aus.
Die
dritte Fischer-Aufnahme von op. 54 entstand in London unter Klemperers Leitung
in zwei zeitlich auseinander liegenden Sitzungen, sie klingt jedoch weniger
überzeugend als die zuvor erwähnten Interpretationen. Schuld daran sind die
etwas langsameren Tempi in den Ecksätzen, mehr noch der zurückhaltende Einsatz
des Philharmonia Orchesters in den Begleitpartien. Da klingt das Andante in der
Durchführung wie ein Monolog der Pianistin, da das Orchester viel zu leise
klingt. Das Finale klingt unter Klemperers Dirigat viel weniger elegant als
früher. In den Takten 205-212 nimmt A. Fischer das Tempo merklich zurück, auch
in den Takten 224-251, auch schon in Köln. Das POL klingt insgesamt gepflegter
als das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester.
Geza
Anda
Einer
der besten Interpreten des Schumann-Konzerts war Geza Anda, der mit schlankem
aber auch eindringlichem Klavierton sowie intuitiver Einfühlsamkeit inklusiver
dezenter Rubati den Klavierpart gestaltete. Zusammen mit dem aufmerksam
agierenden Rafael Kubelik entstand eine schöne Aufnahme. Das kann auch im
Großen und Ganzen von der Studio-Aufnahme mit Ernest Bour gesagt werden, die
sich im Orchesterklang jedoch etwas pauschaler gibt und auch weniger Präsenz
besitzt. Anda ist hier im Finale nicht immer so deutlich wie in Berlin.
Alfred
Brendel
Zwei
Studio-Produktionen, beide in London entstanden, stehen zur Diskussion, die
mich aber beide nicht recht glücklich machen. Dass das Seitenthema ebenso
nachdenklich gespielt werden soll wie das Hauptthema, überrascht, sollte da
nicht doch ein Kontrast zu hören sein? In der Kadenz verzichtet Brendel
gänzlich auf eine virtuose Attitüde. Auch im Finale vermisst man den
pianistischen Glanz und auch Drive, das ist doch zu brav, ein Anti-Schumann? Im
Intermezzo nimmt der Pianist in der ersten Aufnahme den Mittelteil zu
nachdenklich, das Espressivo bleibt auf niedrigem Niveau. Kurt Sanderling
jedoch gestaltet diese Episode mit dem POL aufmerksam und wertet sie zum
Mittelpunkt des kurzen Satzes auf. Insgesamt scheint mir Sanderling in den
Begleitphasen engagierter als der eher sachliche Abbado. Das fällt auch im
Finale auf, wenn jener die Reibungen bei den Streichern T. 450-479 deutlich
hervorhebt. Neben die soeben erwähnten Studioaufnahmen tritt nun noch ein
Konzertmitschnitt aus Wien mit Simon Rattle am Pult. Auch diese Interpretation
kann mich kaum begeistern. Es fehlt ihr das Schumannsche Feuer, man spielt
nicht richtig im Einklang, eher nebeneinander her. Die Musik klingt hier
gediegen und sachlich. Einige Stellen kommen beim Pianisten wie gestelzt.
Transparenz und Balance der Rundfunkaufnahme sind nicht auf höchstem Niveau
angesiedelt,
Maurizio
Pollini
In
Zusammenarbeit mit Abbado hat Pollini die meisten der klassischen und
romantischen Klavierkonzerte gespielt, die DGG hat sie auf CD veröffentlicht,
so auch das von Schumann. Dabei wird der Hörer Zeuge einer spannungsintensiven
Deutung, kombiniert mit spürbarer Vitalität, Solist und Dirigent atmen mit der
Musik. Pollini agiert mit prägnantem Zugriff, die Musik scheint zu pulsieren,
die Begleitung der linken Hand wird nicht vom Pedaleinsatz verwischt. Die
Kadenz wird im Gegensatz zu den meisten Pianisten eher sachlich als
auftrumpfend gespielt. Im Intermezzo besticht die penible Artikulation der
aufsteigenden 4-Ton-Motive, auch im Orchester. Den Mittelteil erlebt man nicht
romantisch aufgeladen, sondern mit gebremsten Espressivo. Sehr spannungsvoll
gelingt der Übergang ins Finale.
Fünfzehn
Jahre vor diesem Berliner Konzert führte Pollini das Konzert mit Karajan und
den Wiener Philharmonikern in Salzburg auf, die DGG hat den Mitschnitt des ORF
vor Jahren als Bonus der Maurizio-Pollini-Edition beigegeben. Bekanntlich
pflegte HvK einen kräftigeren Orchesterklang, die Bläser in der Durchführung
bekommen mehr Präsenz, der Wiener Oboenklang erinnert jedoch sehr an den des
POL. Im Intermezzo teilt der Dirigent Pollinis Ansicht bzgl. der Artikulation
der aufsteigenden 4-Ton-Motive nicht, stattdessen lässt er die Streicher im
Mittelteil mehr singen als Abbado. Als störend empfindet man die ständigen
Publikumsgeräusche, auch das harte Klangbild, Flügel eingeschlossen, ist nicht
vorteilhaft. Dieser steht klanglich zu sehr im Vordergrund.
Martha
Argerich
Martha
Argerich hat zwar viele Werke von Schumann öffentlich und im Studio gespielt, trotzdem
kann sie mich nicht immer überzeugen, da sie das Virtuose von Schumanns
Klaviersatz zu sehr in den Vordergrund stellt. Das trifft vor allem auf das
Klavierkonzert zu, weniger auf ihre Kammermusikaufnahmen. In den drei hier
aufgeführten Aufnahmen des Konzerts hat man den Eindruck, es ist ein Konzert
für den Flügel, Argerich spielt in den Ecksätzen zu plakativ, als wäre
sie eine Primadonna. Das Orchester spielt im Großen und Ganzen nur eine
Nebenrolle, die drei Dirigenten passen sich leider zu sehr an, die Begleitung
der Streicher in den animato-Teilen bleiben fast unhörbar. Dazu kommen
unstete Tempi und überraschende Rubati. Die Kadenz wird 1978 und 2002 ziemlich
schnodderig hingeworfen. Das Intermezzo kommt bei Martha rhapsodisch, oder wie
ein Capriccio, der Mittelteil hängt sehr auch vom Dirigenten ab, bei Hanoncourt
ist man Schumann am Nächsten. Im Finale scheint die Pianistin den Klavierpart
eher abzuspulen als zu interpretieren. Bei Rostropovitch scheint man das
Konzert nur durchzuspielen, am Ende des Intermezzos wartet Argerich ungeduldig
auf den Beginn des Finales, den sie mir Aplomb hinlegt. Die Streicher des
National Symphony Orchestra klingen in der Begleitung zu rau. Eine Beziehung
zum Konzert spricht nicht aus dieser Aufnahme. Etwas besser sieht es bei
Harnoncourt aus, aber auch er legt seinen Streichern die Zügel an, deshalb
bleibt die Steigerung ab T. 116 zu blass, auch die Dialoge zwischen Holzbläsern
und Klavier hat man schon viel inspirierter gehört. Im Finalsatz spielt
Argerich differenzierter als früher, auch das Orchester spielt gepflegter. Bei
Rabinovitch kommt wieder das Rhapsodische heraus, die Musik bleibt zu unstet.
Das Intermezzo klingt nur wie referiert, wo ist hier Schumann? Dagegen macht
das Finale einen besseren Eindruck.
Murray
Perahia
Nach
dem schon guten Konzertmitschnitt aus München veröffentlichte Sony einen noch
etwas besseren aus Berlin, die Tempi sind in etwa dieselben. Trotzdem klingt
unter dem Dirigat von Abbado die Berliner Aufnahme etwas lebendiger. Die
Streicher werden hier nicht nur als Abrundung des Klanges verstanden, sondern
noch mehr thematisch eingebunden. Bei Davis könnte der Klavierbass an vielen
Stellen im Finalsatz etwas mehr herauskommen. Im 1. Satz sticht Perahia mit
einem facettenreichen Klaviersolo T. 77 ff. hervor, in der Durchführung werden
auch die Flöten nicht vergessen. Klanglich hat die Berliner Aufnahme die Nase
vorn. Beide Aufnahmen gefallen durch einen abwechslungsreich gestalteten
Mittelteil im Intermezzo und auch eine gute Tempowahl.
Jewgenij
Kissin
Mit
Kissin liegen mir zwei unterschiedliche Aufnahmen vor. In guter Partnerschaft
mit Giulini und den WPh gelingt eine poetische aber auch elegante
Interpretation, die wie selbstverständlich klingt und im Finale recht
schwungvoll endet. Für eine Giulini-Produktion überrascht das helle Klangbild.
In der späteren Studio-Aufnahme mit Colin Davis und dem LSO klingt das
Hauptthema im Kopfsatz viel langsamer und nachdenklicher, ab T. 19 wird es dann
wieder schneller, insgesamt wird mit dem Tempo ziemlich frei umgegangen, schöne
Stellen werden ausgekostet, dabei zerfällt der Satz in Einzelabschnitte. Der
Mitteteil des Intermezzos streift schon das Sentimentale, am besten gelingt das
Finale. Bei Giulini am Pult begegnet man eher einer Interpretation im Geiste
der Klassik, bei Davis eine der Romantik.
eingestellt
am 03.02.17
ergänzt am 19.06.24