Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Robert Schumann

 

Quintett für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello Es-Dur op. 44

 

Allegro brillante – In modo d’una marcia: In poco largamente – Scherzo: Molto vivace –          Allegro, ma non troppo

 

Schumanns Komponieren scheint sich blockweise vollzogen haben: nach einer immensen Anzahl von Klavierkompositionen (op. 1 bis op. 23) folgten Lieder, anschließend 1841 Orchesterwerke. Das Jahr 1842 wurde ein Jahr der Kammermusik mit den drei Streichquartetten, dem Klavierquintett Es-Dur op.44 sowie dem Klavierquartett Es-Dur op. 47.

 

Zur Entstehung des Quintetts:

 

Von der ersten Aufführung bis zur endgültigen Fassung hat Schumann das Quintett mehrmals umgearbeitet. Ein Initiator war Felix Mendelssohn, der anstelle von Schumanns Ehefrau Clara den Klavierpart in einer privaten Aufführung (Testspiel) im Oktober 1842 übernommen hatte, nachdem diese wegen Erkrankung ausfiel. Freund Mendelssohn empfahl im 2. Satz den bis dato langsamen C-Abschnitt in As-Dur durch einen bewegten Abschnitt zu ersetzen. Auch ein zweites Trio im Scherzo-Satz sowie die Erweiterung des Finales mit einer Fuge war nicht Schumanns ursprüngliche Idee.

 

Die erste öffentliche Aufführung der überarbeiteten Fassung fand am 8. Januar 1843 im Leipziger Gewandhaus statt, mit Clara Schumann am Flügel und den Streichern des damaligen Gewandhaus-Quartetts, das von Ferdinand David angeführt wurde. Es war so erfolgreich, dass es einen Monat später im Gewandhaus erneut zur Aufführung kam. Noch im gleichen Jahr erschien es auch im Druck beim Verlag Breitkopf&Härtel. Mit dem Klavierquintett schuf Schumann eine neue Gattung der Kammermusik mit höchstem Anspruch. Johannes Brahms, der nach Schumanns Tode von Clara das Autograph zum Geschenk erhielt, muss es gründlich studiert haben, bevor er mit der Komposition seines Klavierquintetts in f-Moll begann. Weitere Nachahmer waren Dvorak, Frank und Fauré.

 

Das Klavierquintett erinnert in der Anlage an ein reduziertes Klavierkonzert ohne Bläser, wie man es von einigen mittleren Mozart-Konzerten her kennt.

 

Hinweise zu den Sätzen:

 

Der 1. Satz beginnt mit einem breit ausgeformten Themen-Dualismus. Charakteristisch sind die großen Intervallsprünge im Hauptthema. Das zweite Thema (T. 51-89) nimmt sich dagegen bescheiden aus. Viele Interpreten drosseln das Tempo bereits in T. 27, vermutlich deshalb, weil sich das Hauptthema nun ein lyrisches Gewand umgelegt hat. Man könnte die Frage stellen, ob sich Brahms diese Technik – Thema in zweierlei Gestalt – für sein eigenes Schaffen abgeschaut hat. Sie ist gerade ein Charakteristikum seiner Schaffensweise.

 

Im 2. Satz: begegnet uns ein Rondo-artig angelegter Trauermarsch (c-Moll), der sich mit zwei kontrastierenden Abschnitten in C-Dur (schwärmerisch) und f-Moll (stürmisch bewegt) abwechselt. Auf dem Höhepunkt (T. 110 ff.) trifft das Marschthema auf ein erregtes Tremolo der 2. Geige. Das Marschthema wird zunächst von der Bratsche dargeboten, einmal in tiefer Lage, danach noch einmal eine Oktave höher. Anschließend übernimmt es das Klavier in Basslage, und kurz vor der Wiederholung des lyrischen Abschnitts, jetzt in F-Dur, bieten es Bratsche und Klavier unisono gemeinsam an. Falls die Interpreten das Potential dieser Takte erkannt haben, steht einer erfüllten Darbietung nichts im Wege.

 

Formal ähnlich ist auch der 3. Satz gebaut. Wie ein Perpetuum mobile erscheint das Scherzo (g-Moll) mit auf- und absteigenden Läufen. Mit ihm wechseln sich ein lyrisches Trio in Ges-Dur sowie ein stürmisches in as-Moll ab.

 

Der 4. Satz beginnt mit einem Tanzthema, zunächst vom Klavier vorgetragen. Ein lyrisches Seitenthema (T. 115 ff.) bleibt, ähnlich wie im Kopfsatz, nur Episode. Zunächst wird es von der 1. Geige gespielt, dann gesellt sich die 2. Geige hinzu. Es ist jedoch nicht gefestigt, denn Schumann fügt gleichzeitig eine Achtelbegleitung hinzu, die aus dem Hauptthema entwickelt wurde, zunächst von der Bratsche, dann vom Cello vorgetragen. Nach einigen Takten wird es von allen Instrumenten verdrängt. Ein weiteres lyrisches Thema wird in T. 224 eingeführt. Eine Doppelfuge, die Themen stammen aus dem Thema des Kopfsatzes sowie aus dem Hauptthema des 4. Satzes, schließt den Satz und damit das gesamte Quintett ab.

 

Schumann verlangt eine Wiederholung der Exposition des 1. Satzes, fast alle Interpreten folgen diesem Wunsch, mit Ausnahme von Walter Bohle, Władysław Szpilman und Jörg Demus. Weitere Wiederholungen innerhalb der Mittelsätze werden immer beachtet. Das musikalische Niveau der nun folgenden Aufnahmen ist durchweg sehr hoch.

  

 

5

Rudolf Serkin

Busch-Quartett

Columbia       Sony

1942

26‘55

 

5

Rudolf Serkin

Budapester-Streichquartett

CBS       Sony

1963

29‘54

 

5

Rudolf Serkin

Budapester-

 Streichquartett

Praga

1959

29‘46

 

live,

5

Leif Ove Andsnes

Artemis-Quartett

Virgin

2006

27‘50

 

entschiedener Zugriff, pulsierendes Musizieren, immer schlank, bewundernswertes Zusammenspiel, höchstes instrumentaltechnisches Niveau, sehr gute Balance und Transparenz – I  ab T. 27 etwas langsamer, II spannungsvoll, III locker, IV immer transparent bleibend

5

Christian Zacharias

Cherubini-Quartett

EMI

1991

30‘02

 

aufmerksames Zusammenspiel, vital, straff, II betroffen – gute Balance und Transparenz, Flügel drängt sich nicht nach vorn

5

Ana-Marija Markovina

Robert-Schumann-Quartett

Sony

2004

30‘25

 

die unterschiedlichen Aggregatzustände der Musik gut getroffen, insbesondere im Finale, Flügel übernimmt nur dann die Führung, wenn es die Komposition erfordert, in ff-Abschnitten teilweise etwas dichtes Klangbild – sehr gute Balance und Transparenz

5

Paul Gulda

Hagen-Quartett

DGG

1994

28‘54

 

I Allegro molto im Bereich des 1. Themas, mit jugendlichem Überschwang, nach lyrischen (=langsameren) Abschnitten wird die Musik immer wieder hochgefahren, schlankes Musizieren, II starker Gegensatz zu Satz 1, vibratoloser Beginn, weicher B-Abschnitt, aufgewühlter C-Teil, magischer Klang in den Takten 125-132, III Trio II wie elektrisierend. IV unruhig

5

Peter Laul

Gringolts Quartet

Onyx

2011

28‘51

 

aufgewühlt, theatralisch, mit Hingabe und viel Klangsínn, II gute dynamische Gestaltung, spannungsvolle A- und B-Abschnitte, IV überzeugend

5

Clare-Marie Le Guay

Mandelring-Quartett

audite

2009

29‘12

 

profilierte Interpretation jenseits aller Routine, schlanke und teilweise filigrane Tongebung, Musiker atmen mit der Musik, II elastisches Musizieren, immer locker, abwechslungsreich, III Schumanns Vorlage bestens umgesetzt, IV nuanciert – mit jugendliche, Überschwang, sehr guter Klang

5

The Schubert Ensemble of London

William Howard, Kl. Mayumi Seiler u. Ralph de Souza, Vl. Douglas Paterson, Va. Jane Salmon, Vc.

hyperion

1993

30‘00

 

temperamentvolles, elastisches Musizieren, aber auch feinfühlend, mit Hingabe, ausdrucksstark, ausgewogen, sehr gutes Zusammenspiel, aufgehelltes Klangbild

5

Menahem Pressler

Emerson String Quartet

DGG

1993

30‘00

 

feinfühlige und aufmerksame Umsetzung des Notentextes, klar, sehr gute Balance und Transparenz, I 2. Thema langsamer, schwelgerisch, vorwärtsstürmende und retardierende Abschnitte gut voneinander abgesetzt, IV T. 300 ff. 1. Vl. zu leise, etwas kühl, technisch

 

 

 

4-5

 

Trio Wanderer, Catherine Montier. 2. Vl., Christophe Gaugué, Va.

HMF

2020

24‘57

 

I sehr klares und lockeres Musizieren, in Schumanns Geist, Vorschläge Klav./Vl. T. 29, 33, 37, 41, 45 und 49 vom jeweiligen Instrument nicht auf gleiche Art artikuliert (ebenso in der Reprise), Klavier nicht immer vorn, II etwas mehr p in A wäre von Vorteil, III Trio I kein p, Trio II wie gewünscht – offener Klang bei bester Balance und Transparenz

4-5

Clifford Curzon

Budapester-Streichquartett

Columbia      Naxos

1951

29‘26

 

stimmungsvolles Musizieren, Musiker atmen mit der Musik, Spannung reißt nie ab, entschieden voran, Balance nicht immer auf höchstem Niveau, Klang etwas dicht, Flügel oft zu weit vorn

4-5

Artur Rubinstein

Guaneri Quartet

RCA

1966

32‘02

 

eher gelassenes Musizieren, Musiker lassen sich jedoch von der Musik herausfordern, sehr gutes Miteinander, aufmerksame Gestaltung, II Streicher immer dicht zusammen, klingt eher nach Brahms als nach Schumann, III dynamische Differenzierung im p-Bereich nicht top – Klangfülle

4-5

David Levine

Kreuzberger-Streichquartett

Telefunken

P 1980

29‘02

 

I 1. Thema mit ansteckender Spielfreude, T. 27 ff. langsamer, auch beim 2. Thema, II beim 1. Thema lakonischer Ausdruck, III die Praller im Scherzo wünschte man sich prägnanter, sehr schnelles Trio II, IV mit Verve, entschieden, aufgewühlt – gute Balance und Transparenz, sehr gutes Miteinander

4-5

Philippe Entremont

Alban Berg-Quartett

EMI

1985

29‘01

 

live, I bei den Abschnitten des 1. Themas orchestraler Stil, mit Verve absolviert, Flügel meist vorn, Pianist stellenweise etwas pauschal, II mit viel Spannung, ausdrucksvoller B-Abschnitt, aufgewühlter C-Teil, III aufgewühltes Scherzo, setzt sich in Trio II fort, IV rastlos durch die Musik, Pianist führt meistens – dichtes Klangbild

4-5

Kyoko Kabe

Carmina-Quartett

Denon

 

29‘00

 

I vehementer Zugriff, schwungvoll, den Satz durchzieht eine gewisse Unruhe, ein Fiebern, II viel Espressivo im B-Abschnitt, III stürmisch drängendes Scherzo, im Trio I die kanonische Arbeit zwischen Vl.1 und Va. gut herausgearbeitet, Trio II T. 1-8 Cello stärker als Vl.1, IV mit ansteckender Spielfreude

4-5

Leonard Bernstein

Juilliard Quartet

CBS        Sony

1964

29‘51

 

con brio-Musizieren, aufmerksames Miteinander, Spannung, I wechselnde Tempi, III fast atemlos, IV Transparenz – überwiegend dichtes Klangbild, Flügel oft vorn

4-5

Jan Panenka

Smetana-Quartett

Supraphon      Denon

1986

29‘26

 

I im schnellen Tempo, ohne gesteigerte Dramatik, bestes Miteinander, II A Melancholie, B warmherzig, III Scherzo vivace, jedoch nicht auftrumpfend, IV Musik läuft wie von selbst, ohne viel Druck

4-5

Igor Kamenz

Delian-Quartett

Oehms

2007

31‘55

 

I im Schumann-Ton, ständiger Wechsel von schnellen und langsameren Abschnitten, II  B etwas nüchtern, wenig Atmosphäre, B‘ besser, C motorischer Leerlauf, III klingt wie heruntergespielt, IV zupackend, von musikalischer Energie sprühend – störende dumpfe Geräusche im Hintergrund (Pedal?) !

4-5

Artur Schnabel

Pro Arte Quartett

EMI

1934

30‘31

 

Musiker durchgehend auf Schumanns Spur, gutes Miteinander, kompakter Klang, Flügel führt, Klangbild etwas entfernt, Streicher mit rauer Tongebung sowie einigen zeitbedingten Portamenti, I 2. Thema geringfügig langsamer, II sehr langsamer A-Abschnitt, III vorwärtsdrängend, IV Intonation nicht immer top

4-5

Svjatoslav Richter

Borodin-Quartett

Teldec

1994

31‘48

 

live, in allen Sätzen schwergewichtiges Musizieren, Flügel oft vorn, II Atmosphäre, B viel Schwermut, III Scherzo weniger locker als bei den meisten anderen Interpretationen, IV Richter zu sehr im Vordergrund, neigt hier zum Donnern

4-5

Maria- João Pires

Augustin Dumay und Renaud Capuçon, Vl., Gérad Caussé, Va., Jian Wang, Vc.

DGG

1999

29‘56

 

I entschiedener Zugriff, wechselnde Tempi, schlanke Vortragsweise, von HIP beeinflusst?, II Schumanns Vorstellungen getroffen, III in Trio II Tempo ernst genommen, IV weniger differenziert – Primgeiger mit Intonationsschwächen

4-5

Louis Lortie

James Ehnes und Mira Wang, Vl., Naoko Shimizu, Va., Jan Vogler, Vc.

Sony

2003

28‘53

 

I mit Elan durch den Satz, gutes Miteinander, II abwechslungsreiche Gestaltung, im Umgang mit der Dynamik etwas unbekümmert (auch in den anderen Sätzen), Tempo nach Vorgabe, IV zu rastlos – Vogler ragt mit sonorem Klang aus dem Streicherchor heraus, sonst gute Balance und Transparenz

 

 

 

4

Alexander Melnikov

Jerusalem Quartet

HMF

2011

28‘18

 

I etwas festes Musizieren, zügig voran, weniger locker, Klangbild eher breit und dicht, vergleichbar mit dem Quartetto Italiano, II in A‘ etwas mehr p, T. 110 ff. zu direkt, ohne Geheimnis, III Scherzo weniger schlank und weniger transparent

4

Martha Argerich

Dora Schwarzberg und Lucy Hall, Vl, Nobuko Imai, Va., Mischa Maisky, Vc.

EMI

1994

29‘29

 

live, Argerich führt das Quintett an, Streicher oft solistisch, weniger geschlossen, Vc stellenweise mit Vibrato, 1. Vl. oft zu sehr im Hintergrund und wird ihrer Aufgabe nicht ganz gerecht, II stürmischer agitato-Abschnitt, III unruhiges Scherzo – Zusammenspiel wird von Satz zu Satz besser

4

Władysław Szpilman

Warschauer Klavierquartett

Sony

1965

29‘01

 

I das Dramatische des Satzes kommt nicht zu kurz, gutes Miteinander, II ernsthaft, agitato-Abschnitt etwas zurückhaltend, trotzdem ausdrucksvoll, Klavier überspielt die Pausen T. 191/192, III Pralltriller wenig prononciert, IV etwas einförmig, weniger Spannung

4

Eric Le Sage

Gordan Nikolitch und Daisin Kashimoto, Vl., Lise Berthaud, Va., François Salque, Vc.

alpha

2009

30‘08

 

I entschiedener Zugriff, im Bereich des 1. Th. con fuoco, klanglich dicht, beim 2. Th. zurückhaltender, II im A-Teil gute Dynamik, jedoch wenig Spannung, Atmosphäre bei B, III die große Linie, IV nicht immer mit höchstem Einsatz, etwas äußerlich – bei lauten Tutti-Stellen dichter Klang

4

 

Michelangelo Klavierquartett, Antonio de Secondi, 2. Vl.

Chandos

2000

30‘06

 

I zielstrebig nach vorn, drängend, etwas robust, breite Ausdruckskala, II Agitato sehr direkt, Dynamik zu einförmig, III Trio II wie entfesselt, jedoch einförmig, IV engagiert, in der Gestaltung immer gleich, robust

 4

Walter Bohle

Barchet-Quartett

Vox       forgotten records

1954

30‘16

 

in schumannschem Geist musiziert, hervorragendes Miteinander, II B-Teil T. 29-45 zu laut, kein Kontrast zu T. 45 ff., Teil C weniger lebendig – Quartett weniger geschmeidig als Quartette in späteren Jahren, etwas hölzern; im f-Bereich dichtes Klangbild, 1.  Vl. in hoher Lage ziemlich spitz

 

 

 

3-4

Jörg Demus

Barylli-Quartett

Westminster    MCA

1956

28‘03

 

I ziemlich festes Tempo, immer nach vorn blickend, kaum zur Seite; Flügel dominiert zu sehr, Streicher mehr als Block aufgenommen, II sehr langsam, sachlich nüchterner Vortragsstil, so klingt die Interpretation etwas kühl, hier Klang aufgehellt – an vielen Stellen klingt der Flügel zu sehr wie gehämmert

3-4

Conrad Hansen

Amadeus-Quartett

RIAS-Aufnahme      audite

1950

29‘18

 

I leidenschaftlicher Vortrag, 1. Vl. in der Höhe etwas scharf und verfärbt, Quartett spieltechnisch hier nicht auf dem Niveau wie im Schallplatten-Studio – Hansen zuverlässig, jedoch, ziemlich geradlinig und routiniert, weniger differenziert, Dokument der Nachkriegszeit

3-4

Jean Hubeau

Jean Mouillère und Jean- Pierre Sabouret, Vl., Claude Naveau, Va., Jean-Mari Gamard, Vc.

Warner

1979

29‘02

 

etwas einfallslos, Musiker lassen sich nicht auf das Potential des Werkes ein, an der Oberfläche musiziert, etwas grob, Musik überfahren, II A kein p, III in Trio II Tempo nach Schumann – Klang von großer Dichte und geringer Transparenz, Flügel führt

 

Interpretationen nach historischer Aufführungspraxis sowie Originalinstrumenten

 

5

Alexander Melnikov

Isabelle Faust und Anne Katharina Schreiber, Vl., Antoine Tamestit, Va., Jean-Guihen Queyras, Vc.

HMF

2021

28‘31

 

I schlankes Musizieren, kaum Vibrato, überschäumende Musizierlaune, überlegte Gestaltung, II weniger düster und weniger langsam als üblich, C-Abschnitt mit rauer Tongebung, III Trio II Schumanns Tempo ernst genommen, IV sehr gute Differenzierung

 

Hinweise zu Interpreten und Interpretationen

 

Rudolf Serkin

 

Serkin hat ein gutes Gespür für Schumanns Quintett, das zeigt sich in seiner Aufnahme mit dem (neuen) Busch Quartett aus dem Jahre 1942 sowie in der Stereo-Aufnahme mit dem Budapester-Streichquartett 11 Jahre später. In beiden Einspielungen überzeugt das Zusammenspiel mit den Quartett-Kollegen, hier wird con gran espressione im Geiste Schumanns musiziert: unruhig, mit aufrührerischer Motorik, die Musiker scheinen auf der vorderen Stuhlkante zu sitzen. Ausdrucksvoll gelingt der langsame Satz, 1942 etwas schneller, so alles wolle man sich vor Gefühligkeit hüten, 1963 dagegen mit einer breiteren Dynamik im p-Bereich. Scherzo und Trio werden gut gegenübergestellt. In der früheren Aufnahme klingt das Finale etwas herber als später. Im Vergleich spielt das Budapester Quartett nicht ganz so schlank wie die Buschs, auch etwas weniger vorwärtsdrängend, stattdessen gelingt ihnen mehr Melos.

Vor ein paar Jahren brachte das Label Praga einen live-Mitschnitt von 1959 aus Washington mit dem Budapester-Streichquartett heraus. Das künstlerische Ergebnis liegt auf der beschriebenen Linie der genannten Serkin-Aufnahmen.

 

eingestellt am 19.01.24

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