Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Franz Schubert
Streichquartett a-Moll op. 29 D. 804
„Rosamunde“-Quartett
Allegro ma
non troppo – Andante – Menuetto: Allegro, Trio –
Allegro moderato
Neubearbeitung und Ergänzung 2022
Das erste der drei „späten“ Streichquartette
Schuberts entstand im Februar 1824 und wurde bereits einen Monat später vom
Wiener Schuppanzigh-Quartett mit Erfolg uraufgeführt,
übrigens das einzige von Schubert, dass öffentlich aufgeführt wurde. Die
Anerkennung von prominenten Kritikern in der Presse gab den Anstoß zu einem
Notendruck noch im Herbst desselben Jahres. Es wurde unter der Opus-Zahl 29
veröffentlicht. Ein von Schubert erhoffter Durchbruch seiner
Instrumental-Kompositionen blieb jedoch aus. Der Hauptgrund für diese Missachtung
Schubertscher Werke in Wien lag wohl darin begründet, dass sich inzwischen der
Geschmack des Publikums gewandelt hatte. Es war die Epoche der Salonmusik
angebrochen, die von den Komponisten leichte, nicht schwer spielbare Musik
verlangte, vorwiegend mit tänzerischem Charakter. Kompositionen, die nicht
diesem Genre folgten, hatten es nun schwer wahrgenommen zu werden. Das traf
besonders auch Schubert mit seinen Klaviersonaten, Trios und Quartetten, für
die sich damals kaum jemand interessierte und so auch für Verleger keine
lukrative Option waren.
Wie auch bei anderen Kompositionen
in dieser Zeit bedient sich Schubert bei diesem Quartett an musikalischem
Material aus bereits früher entstandenen Kompositionen:
1.
Satz: Die Begleitfigur der 2. Geige ist der Klavierbegleitung von
Schuberts früher entstandenem Lied „Gretchen am Spinnrade“ D. 118 nachempfunden
und vermittelt eine ständige Unruhe während des ganzen Satzes.
2.
Satz: Das Hauptthema entstammt wörtlich der Zwischenaktmusik Nr. 3 aus
der Bühnenmusik zu Wilhelmina von Chézys Schauspiel
„Rosamunde“, dem ein Erfolg versagt blieb. Schuberts Musik jedoch überlebte,
wenn auch nur in Auszügen. Dem Thema des a-Moll-Qartetts
liegt Schuberts „Wanderer“-Rhythmus zugrunde, über den der Komponist etwas mehr
als ein Jahr zuvor seine „Wanderer-Fantasie“ verfasste. Schubert verwendet es
ein weiteres Mal drei Jahre später im dritten seiner vier Impromptus D. 935,
als Thema kunstvoller Variationen. Der Name Rosamunde-Quartett stammt nicht von
Schubert, sondern wurde dem Werk erst in späteren Jahren zugegeben.
3. Satz: Die ersten Takte
entsprechen notengleich den ersten vier Takten des Klavierparts von Schuberts
Vertonung des Schiller-Gedichts „Die Götter Griechenlands“ D. 677. Der als
Menuett bezeichnete Satz ist kein Tanzsatz, eher ein
Charakterstück mit sich im zweiten Teil aufbäumender Musik, was sich auch im
Trio fortsetzt.
4.
Satz: Auch hier wird der Rhythmus des „Rosamunde“-Themas (1 Viertel, 2
Achtel) sowie seine Umkehrung (2 Achtel, 1 Viertel) immer wieder eingebracht.
Die Wiederholungen in allen Sätzen werden von den
meisten Quartetten befolgt, eine Ausnahme ist der Kopfsatz. Sie fehlt bei
Amadeus, Ungarisches Streichquartett, Janacek, Vegh, Guaneri, Neues Ungarisches Streichquartett, Emerson und
Verdi
Auch das Kolisch-Quartett
verzichtet auf die W im Kopfsatz, aber auch im Menuett. Im Trio bringt es nur
die 1. W.
Artis-Quartett |
Sony |
1994 |
34‘08 |
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I betroffen machend,
II feinfühlige Umsetzung des Notentextes, IV nuanciertes Spiel, den Nerv der
Musik getroffen |
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5 |
Artemis-Quartett |
Virgin |
2009 |
36‘04 |
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große Schubert-Nähe,
mit viel Spannung musiziert, gute dynamische Differenzierung, sehr gute
Balance, kerniger Cello-Klang, das Instrument klingt jedoch bei lauten
Akkorden ein wenig nach |
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5 |
Auryn-Quartett |
CPO |
1995 |
35‘16 |
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Auryn nimmt Schuberts dynamische Anweisungen ernst,
genaue Unterscheidung von p und pp, ein perfekt aufeinander
eingespieltes Team bewährt sich bei D. 804, Vc bei
langen Tönen hier und da mit leichtem Vibrato |
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5 |
Emerson String Quartet |
DGG |
1996 |
32‘27 |
|
I viel Melancholie
freisetzend, bei keinem anderen Quartett klingt der Akkord T. 140 so verstört
wie hier, bestens eingespieltes Team, prägnante Rhythmik, sprechende
Artikulation, zufriedenstellende Dynamik, klar im Ausdruck, III Espressivo,
Wärme |
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4-5 |
Janacek-Quartett |
Supraphon |
P 1962 |
31‘17 |
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I Schuberts Welt
dem Hörer nahegebracht, II bei fp-Stellen f
zu lang, es wäre auch noch mehr pp möglich gewesen, III Dynamik hier
nach Partitur, IV frisch musiziert, hinterlässt einen starken Eindruck –
Klang nicht mehr ganz frisch |
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4-5 |
Belcea Quartet |
EMI |
2002 |
36‘42 |
|
I sorgfältig,
Musik bleibt fast immer im p/pp-Bereich, spannungsvolle Durchführung,
II feinsinnig, III bittersüß, bei der dynamischen Differenzierung noch nicht
alle Wünsche erfüllt, IV höchste Konzentration, differenziert, locker |
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Tetzlaff-Quartett |
Avi |
2012 |
32‘58 |
|
|
live, im Ganzen
einfühlsame Darstellung, die berührt, viel Spannung, bei lauten Stellen
verdichtet sich das Klangbild, Vc klingt bei einigen
Akkorden etwas nach |
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4-5 |
Aria-Quartett |
Novalis |
1996 |
33‘44 |
|
I fließendes
Musizieren, ausgeglichen, mit Spannung, II Andante con
moto, den Anforderungen der Partitur gerecht werdend,
elektrisierender MT, III Gegensatz zwischen f und p T. 25 ff.
könnten noch deutlicher gespielt sein, im Trio darf die Musik sich
ausschwingen, IV sich Zeit lassend, sollte es gemütlich klingen? – gute
Balance, überwiegend helles Klangbild |
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Alban
Berg-Quartett |
EMI |
P 1985 |
33‘42 |
|
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I die
unterschiedlichen Aggregatzustände der Musik bestens getroffen, Spannung vom
ersten Takt an, Stahlsaiten der 1. Vl in hohen
Lagen überstrapaziert, II kein pp, erst ab T. 47, aufgewühlter MT,
dabei forciertes Musizieren, III vielschichtig, IV nicht so differenziert wie
bei Belcea oder Artis, T. 194-203 forciert –
konzertante Darstellung |
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4-5 |
Kolisch-Quartett |
Columbia Strings |
1934 |
27‘32 |
|
I mit großem Ernst,
viel Espressivo, Reprise etwas schneller als die Exposition, II Andante con moto, Stilgefühl, einige
zeitbedingte Portamenti, gute dynamische Gestaltung, gute Balance und
Transparenz |
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4-5 |
Philharmonia-Quartett Berlin |
Thorofon |
1994 |
38‘46 |
|
I sehr gute
dynamische Differenzierung, Quartett achtet genau auf f und ff
Unterschied, rit. T. 56-58, II ziemlich trostlose Stimmung, III
Dur/Moll-Gegensatz beim Menuett und Trio wird ausgespielt, IV sich Zeit
lassend |
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4-5 |
Amadeus-Quartett |
DGG |
1954 |
30‘40 |
|
▼ |
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4-5 |
Amadeus-Quartett |
audite |
1956 |
30‘32 |
|
▼ |
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4-5 |
Quatuor Hermès |
La Dolce Volta |
2020 |
34‘26 |
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engagiertes Musizieren
mit viel Druck aber auch Spannung, dichtes Musizieren, dynamische
Differenzierung nicht überall über alle Kritik erhaben, starkes Vc, klingt in I T. 100 lange nach – Mikros nahe an den
Instrumenten |
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4-5 |
Takács Quartet |
hyperion |
2006 |
33‘05 |
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I Begleitung von Va und Vc
könnte etwas bedrohlicher klingen, desgl. in der Durchführung 2. Vl und Va T. 141 ff, II Andante con
moto, viel Espressivo, T. 46-52 wie entrückt, III cresc.
bereits T. 21, kein richtiges p T. 27 und T. 31 f, IV T. 68-71
Artikulation nicht klar – insgesamt etwas kompakt |
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4 |
Mandelring-Quartett |
audite |
2004 |
35‘00 |
|
I Spannung nicht immer
auf höchstem Level, das Epische überwiegt, T. 117-129 Va kaum präsent, II
natürlicher Fluss der Musik nachgezogen, aufmerksam, III bewegt, T. 6
Achtelbewegung zu früh, T. 38 Vc: da fehlt eine
Viertel, IV Thema könnte etwas lockerer gespielt
sein |
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4 |
Cleveland Quartet |
Telarc |
1990 |
35‘40 |
|
I anfangs
Begleitung von Va und Vc zu leise, sie spielt keine
Rolle, auch nicht zu Beginn der Durchführung und Reprise, 1. Vl T. 159, 160 und 162 Vibrato, II etliche rit.,
III f-p-Gegensatz mehrmals überspielt, auch im Finale, Vc T. 38: da fehlt eine Viertel, auch hier einige rit.,
IV gelingt am besten |
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4 |
Quatuor Modigliani |
Mirare |
2021 |
33‘33 |
|
I dichtes
Klangbild, konzertante Darstellung, Vc klingt nach lauten
Akkorden zuweilen etwas nach, II kaum pp, erst ab T. 47 besser, T. 79
etwas undeutlich, III f-p-Gegensatz nur lasch umgesetzt, etwas
kurzatmig, IV anfangs pp=p, später etwas besser – an Alban
Berg-Quartett orientiert, jedoch weniger herb |
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4 |
Juilliard Quartet |
CBS Sony |
P 1983 |
36‘34 |
|
I sich Zeit
lassend, artikulatorische Feinarbeit verbindet sich mit musikalischem Feinsinn,
II mit Hingabe, jedoch kaum betroffen machend, III melancholisch – schlanker
Klang, gute dynamische Differenzierung, sehr gute Balance und Transparenz,
aber: Musizieren letztlich ohne Fleisch und Blut |
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4 |
Verdi-Quartett |
hänssler |
1997 |
34‘01 |
|
I Va könnte T. 119
ff. mehr hervortreten, auch die Mittelstimmen könnten T. 141 ff. die Spannung
erhöhen, II sich Zeit lassend, ausgeglichen, im MT etwas fest, III Trio hebt
sich vom Menuett ab – wenig Stimmungsunterschiede von Satz zu Satz |
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4 |
Melos Quartett |
HMF |
1989 |
33‘54 |
|
▼ |
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4 |
Leipziger
Streichquartett |
MDG |
P 1995 |
36‘02 |
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I anfangs wie
suchend, fahler Anstrich, Mittelstimmen in der Durchführung T. 141-167 zu
zahm, auch in anderen Sätzen, II melancholisch, aber auch wie unentschlossen,
III T. 5 und T. 42 da fehlt jeweils fast eine Viertel, 2. Vl
T. 12 ff. viel zu leise, IV gefällt am besten |
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4 |
Doric String Quartet |
Chandos |
2011 |
33‘21 |
|
weitgehend ohne Vibrato,
trotzdem breiter Strich, insgesamt etwas unruhig, gute dynamische
Differenzierung, kompakter Klang, I Artikulation 1. Vl
T. 29/30 nicht nach Noten, II bewegt, Va etwas zurück, III Trio schneller,
lange Haltenoten etwas zu stark, IV heiter |
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4 |
Rosamunde-Quartett |
Berlin Classics |
1994 |
36‘31 |
|
I 2. Vl sollte beim Einsatz der 1. Vl
etwas zurücktreten (nur Begl.), auch in der Durchführung und Reprise,
Spannung nicht auf höchstem Niveau, II 1. Vl führt
oft zu sehr, III f-p-Gegensatz im Menuett nicht immer ausgespielt, IV
kein richtiges pp |
|||
4 |
Tokyo String Quartet |
RCA |
1987 |
1987 |
|
I wache
Aufmerksamkeit, 1. Vl in tiefer und Mittellage mit
belegtem Ton, T. 158, 160 und 162 mit Vibrato, gute Transparenz, II Andante con moto, fließendes
Musizieren, Vc etwas zu zurückhaltend (in allen
Sätzen), III f-p-Gegensatz mehrmals überspielt, T. 25 ff. könnte
deutlicher sein, IV gelingt am besten |
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Fitzwilliam String Quartet |
Divine Art |
2018 |
37‘53 |
|
|
Darmsaiten, ohne Vibrato,
I Umschwung von Moll nach Dur T. 23 deutlich hervorgehoben, Vc klingt bei lauten Stellen nach, II Melancholie, T.
26-34 Balance nicht top, T. 52 rit. vor Fermate, III f-p-Gegensatz
weniger gelungen, Dynamik am Beginn des Trios nicht im Lot, IV moderato,
etwas zögerlich |
|||
4 |
Budapester
Streichquartett |
CBS Sony |
P 1954 |
35‘42 |
|
Ernsthaft, mit
Druck, kompakter Klang, f-p-Gegensatz mehrmals überspielt, II kontrastarm,
Dynamik etwas eingeebnet, III auch hier dynamische Differenzierung nicht nach
Partitur |
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4 |
Borodin-Quartett |
Virgin |
1991 |
33‘10 |
|
I bewegt, schnellste
Aufnahme dieses Satzes, zupackend, Musik direkt angegangen, teilweise etwas
schroff, Akkord T. 140 wie angsterfüllt, an f-Stellen mit einem Anflug
von Pathos, II Fermate T. 11, großes rit. T. 51-53 und später, III
sofort im Tempo, IV anfangs kein pp – Dynamik im p-Bereich
nicht ausgeschöpft |
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4 |
Quartetto Italiano |
Philips |
1976 |
36‘55 |
|
I Moderato, Musik klingt
wie erschöpft, II klagende Grundhaltung, fast schon Adagio, III etwas viel
Druck, p zu laut, IV Musik wünschte man sich
lockerer – gute Balance, leider durchgehendes Grundrauschen |
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4 |
Guaneri Quartet |
RCA newton |
1971 |
35‘18 |
|
I tief traurig,
betroffen machend, etwas gezogen, II etwas breit, mit Druck, viel
Melancholie, III gute dynamische Differenzierung, IV etwas gezogen – alle
Sätze im selben Ausdruck gespielt |
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3-4 |
Melos-Quartett |
DGG |
1974 |
37‘22 |
|
▼ |
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3-4 |
Brandis-Quartett |
Nimbus Brilliant |
1995 |
35‘28 |
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I mit Druck, in
der Durchführung geringe Spannung, II Musik in Verlaufsform, Musiker spielen
stellenweise nebeneinander her statt miteinander, Vc
wünschte man sich eine höhere Präsenz, T. 51 Fehler, III 1. Vl nicht immer rein, IV etwas gezogen – Musiker können
ihre philharmonische Heimat nicht verbergen |
|||
3-4 |
Vegh-Quartett |
Decca Scribendum forgotten records |
1954 |
30‘28/ 30‘02 |
|
I Tempo schneller
als üblich, laute Tutti-Stellen mit teilweise sehr hellem, spitzen und
gepresstem Klang, teilweise unnatürlich (führt hier zur Abwertung), bei Scribendum mehr als bei forgotten
records, hier stumpfer, jedoch angenehmer Klang, II
1. Vl stellenweise forciert, III bewegt |
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3-4 |
Hagen-Quartett |
DGG |
1985 |
35‘24 |
|
Debut-Aufnahme, I
1. Vl anfangs zurückhaltend, Vc
bei langen Noten oft mit leichtem Vibrato, klingt oft nach lauten Akkorden
etwas nach, II 1. Vl in der Mittellage etwas scheu,
die Musik wird hier kaum gestaltet, III Cellist gibt T. 2 eine Viertel zu, T.
12 ff. 2. Vl zu leise – insgesamt etwas
unentschlossen |
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3-4 |
Klenke-Quartett |
Genuin |
2012/13 |
34‘05 |
|
I etwas schwerfällig,
Balance nicht top, Bratsche tritt oft zu sehr zurück, ohne Vibrato, gute
dynamische Gestaltung, II T. 28-35 dynamisch noch nicht durchgearbeitet, III
T. 9-11 nicht ganz deutlich, herbes Trio, IV anfangs kein pp |
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3-4 |
The Lindsays |
ASV |
1988 |
33‘41 |
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Quartett kann zart
und feinfühlend spielen, andererseits auch etwas (zu) rustikal, I Vc klingt nach lauten Akkorden etwas nach, II Vc T. 19/20 zu leise, dumpfe (Verkehrs-?) Geräusche im
Hintergrund, III T. 38 hier fehlt beim Vc eine
Viertel, f-p-Gegensatz T. 25 ff. und T. 67 ff. nicht ausgespielt |
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3-4 |
Neues Ungarisches
Streichquartett |
Vox |
P 1973 |
32‘58 |
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Aufnahmetechnik nicht
auf der Höhe des damals Möglichen, harter Klang, II etwas gefühlig
vorgetragen, rit. Vot Fermate T. 12 uns auch später, viel Druck T.
33-35, III Vc zu Beginn fast unhörbar, f-p-Gegensätze
etwas eingeebnet, IV etwas holzschnittartig |
|||
3-4 |
Ungarisches
Streichquartett |
EMI |
1958 |
29‘52 |
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bewegtes
Musizieren, klingt geschäftig, etwas vordergründig eindimensional, II Musik
in Verlaufsform, nur der halbe Schubert, IV ungewohnte Artikulation in T. 2/3
und T. 7/8: die Viertel auf Zz 1 werden wie eine
Achtel gespielt |
Hinweise zu Interpreten und Interpretationen
Amadeus-Quartett
Vom Amadeus-Quartett liegen mir zwei Aufnahmen vor.
Die ältere entstand bei der DGG und zeigt die Quartettformation auf hohem
Niveau und ausgeglichen spielend. Im 1. Satz könnten auf der DGG-Platte die
Bratsche und das Cello mit etwas höherer Dringlichkeit spielend. Beim 2. Satz
hält sich eine melancholische Stimmung in Grenzen. Das Menuetto
wird vielschichtig musiziert mit etwas herber Stimmung. In der zwei Jahre
späteren RIAS-Einspielung geraten die Läufe im Finale etwas kratzig, das gelang
zuvor überzeugender. In dieser Berliner Aufnahme standen die Mikros
wahrscheinlich näher an den Instrumenten, das führt zu einer höheren Präsenz.
Ansonsten ähneln sich beide Aufnahmen, auch die Tempi stimmen fast genau
überein.
Melos-Quartett
Auch vom Melos-Quartett sind zwei alternative
Einspielungen verfügbar. Bei der DGG erschien 1975 eine LP mit op. 29 im Rahmen
einer Gesamtaufnahme aller Schubert-Quartette. 15 Jahre später, das Quartett
war inzwischen zur französischen Harmonia Mundi gewechselt, entstand eine
Neuaufnahme, die unbedingt berechtigt ist. Sie ist der älteren aufgrund eines
höheren Grades des Zusammenspiels überlegen, gewiss als Folge einer längeren
Erfahrung mit dem Werk. Die Musiker spielen zudem mit mehr Schliff und einer
besseren Balance. Allerdings bin ich mit dem Umgang mit der Dynamik nicht zufrieden,
f-p Gegensätze werden nivelliert und ein richtiges pp fehlt.
Außerdem wünschte ich mir für den Finalsatz mehr Lockerheit beim Spielen. Bei
der DGG-Produktion fallen dem Hörer sofort die langsameren Tempi ins Ohr,
übrigens in allen Sätzen, gewiss eine Folge des Drucks, den die Musiker hier
einsetzen. Der Klang ist etwas hart und insgesamt zu kompakt. Auch scheint mir,
dass das Quartett mehr Einzelabschnitte im Blick hat als das Ganze.
letzte
Ergänzung: 01.12.22