Das Klassik-Prisma
Ausgewählte Werke klassischer Musik auf Tonträgern im Spiegel ihrer Interpretationen
von Bernd Stremmel
Dieses Brevier soll nicht eine Empfehlung für augenblicklich vertriebene CDs beinhalten (der Markt verändert sich von Jahr zu Jahr, ist von Land zu Land unterschiedlich), sondern möchte einen Überblick über das ganze Spektrum der Schallaufnahmen von ca. 1930 bis heute geben sowie die Interpretationen bewerten, damit dem Leser und um Rat fragenden Schallplattenfreund eine Orientierung an die Hand gegeben wird.
Der eine oder andere Sammler wird seine Lieblingsaufnahme vermissen – das liegt in der Natur der Sache – ein einzelner Autor kann nicht alle Einspielungen kennen. Zu hoffen ist aber, dass noch viele andere CDs durch meine Empfehlungen Lieblings-CDs des Lesers werden und seine Sammlung fortan bereichern.
Auch wird er hier und da der Meinung des Autors widersprechen wollen. Dass sich der Geschmack und die Auffassung des Lesers und des Autors kreuzen und zu verschiedenen Ergebnissen kommen, ist vorprogrammiert. Einer Interpretation, die nur die Strukturen der jeweiligen Komposition nachzeichnet, fehlt etwas Entscheidendes, die Atmosphäre. Musik auf Tonträger muss auch die werkimmanente Atmosphäre vermitteln, wenn sie nicht steril erscheinen will.
Die auf CDs oder LPs festgehaltenen Interpretationen lassen gewiss nicht nur eine Sicht zu, das macht Musikhören und Vergleichen so interessant und spannend und regt gleichzeitig an, sich mit der jeweiligen Komposition noch intensiver zu beschäftigen.
Die Zeitangaben beziehen sich nicht nur auf Angaben der Hersteller (Booklet, Hülle oder CD-Box), sondern auch auf eigenen Messungen.
Nicht immer konnte der genaue Zeitpunkt einer Aufnahme ermittelt werden. Bei Produktionen der letzten Jahre wird er meistens vermerkt, in älteren Ausgaben sowohl bei LPs als auch CDs fehlt er sehr oft. Hier findet man dann das Jahr der Veröffentlichung angegeben, z. B.: (P) 1974.
Dieser Überblick über CDs und LPs, die vielleicht noch auf CD erscheinen werden, soll von Zeit zu Zeit mit neuen Veröffentlichungen erweitert und auch aktualisiert werden. Es lohnt sich also, regelmäßig hier herein zu schauen.
Ich habe versucht, die Aufnahmen zu charakterisieren, mit anderen mir zur Verfügung stehenden Interpretationen zu vergleichen und schließlich zu bewerten. Die Frage, "ist es schön gespielt?", ist nachrangig, zunächst muss geklärt werden, ob der Interpret, die Interpretin, der Dirigent den Anforderungen des Notentextes, der Partitur in der Aufnahme gerecht wird. Die Bewertung erfolgt in einer Skala von 5 bis 1 (s. u.), dabei ergibt sich eine ungefähre Reihenfolge von der besten bis zur schlechtesten Interpretation, wobei ich feststellen musste, dass eine Interpretation, die den letzten Platz einnimmt, nicht unbedingt auch schlecht sein muss, da das Interpretationsniveau manchmal ausgesprochen hoch ist. Bei (sehr) vielen Aufnahmen innerhalb einer Bewertungkategorie müssten die meisten in der Tabelle nebeneinander und nicht untereinander stehen, das ist jedoch technisch nicht möglich, d.h.: die Interpretation auf Platz 12 ist nicht a priori besser als die von Platz 19. Bei kürzeren Werken (z. B. Ouvertüren) verzichte ich auf eine Kurzbeschreibung und beschränke mich auf die Bewertungsangabe. Bei umfangreicheren versuche ich meine Einordnung mittels eines Textes zu begründen.
Man kann den Standpunkt vertreten, dass eine Bewertung von Musikaufnahmen ein Widerspruch in sich sei, da jede Interpretation ihren eigenen unverwechselbaren Wert besitzt, der sich auf der jeweiligen Realisation des Notentextes sowie des Geschmacks des/der Ausführenden gründet. Dem kann man schwerlich widersprechen. Nur die Resultate, die uns auf Tonträgern entgegentreten, fallen recht unterschiedlich aus. Beim Blick in den Notentext werden dann doch Stärken und Schwächen offenbar, insbesondere dann, wenn verschiedene Interpretationen des selben Werkes nebeneinander gehört werden.
Die Bewertung habe ich nach einem Punktesystem vorgenommen, sicher ist dies subjektiv und kann keineswegs die Besonderheit der betreffenden Aufnahme widerspiegeln.
Es bedeuten:
5 |
hier liegt eine außergewöhnliche Interpretation vor, die dem Werk in allen seinen Schattierungen gerecht wird. Spitzenklasse |
4-5 |
auch diese Interpretation ist außergewöhnlich gut, weist aber minimale Mängel auf, es fehlt ihr noch das gewisse "Etwas" |
4 |
gute Aufnahme, guter Durchschnitt |
3-4 |
Routine - Aufnahme mit Defiziten bei der Umsetzung des Notentextes, mangelnde Inspiration oder eine gewisse Gleichgültigkeit |
3 |
nicht übermäßig inspiriert, noch größere Defizite |
2-3 |
Aufnahme mit erheblichen Mängeln, z.B. in Tempo, Agogik, Artikulation, Durchhörbarkeit, Inspiration, schlechtes Klangbild |
2 |
kaum empfehlenswert, sehr viele Mängel |
1 |
völlig indiskutabel |
Das Klangbild der Aufnahmen ist zeitbedingt und fließt nicht direkt in die Bewertung der Interpretation ein, jedoch Balance und Durchhörbarkeit. Jüngere Aufnahmen klingen in der Regel besser als ältere, erreichen aber deshalb nicht schon eine höhere Bewertung. Bitte achten Sie beim Kauf einer CD deshalb auch auf das angegebene Aufnahmedatum.
In der Auflistung findet die Leserin/der Leser keine Bestellnummern, das lässt sich leicht erklären: fast alle neuen Aufnahmen sind in wenigen Jahren ausverkauft oder werden aus dem Programm genommen. Bei einer Wiederveröffentlichung erhalten sie eine neue Bestellnummer. Also müssten die Tabellen ständig aktualisiert werden, was schier unmöglich ist. Ein Blick in aktuelle Kataloge, die Suchmaschinen von großen Händlern im Internet oder der Fachhändler helfen in der Regel weiter.
Viel Spaß beim Lesen meiner Vergleiche und fruchtbare Anregungungen wünscht der Autor. Über ergänzende Angaben bzw. Korrekturen (z. B. Aufnahme-Jahr) würde er sich freuen. Ebenso über die kurzfristige Überlassung nicht angegebener CDs/LPs, so wird der Überblick noch aktueller. Die pflegliche Behandlung und Rücksendung der Tonträger ist sichergestellt.
Kontakt: but_stremmel@t-online.de
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