Das Klassik-Prisma  
Bernd Stremmel

www.klassik-prisma.de

 

Debussy      home

Images pour le piano 1.Teil

I Reflets dans l’eau – Reflexionen im Wasser

Diese Webseite ist urheberrechtlich geschützt.

Gieseking

EMI

~ 1953

4‘59

5

Anfang rubato, träumend, wie hinter einem Schleier, nirgends agitato

Arrau

Columbia/UA

1949

4‘21

5

Mischklang – organische accellerandi und ritardanti

 

Benedetti Michelangeli

DGG

1971

4‘48

4-5

Klangsinn! leicht schwebend, aber auch zupackend

Benedetti Michelangeli

Testament

1957

3‘59

4-5

E – live London

Benedetti Michelangeli

aura

1987

4‘50

4-5

live Vatikan

Benedetti Michelangeli

aura

1969

5‘04

4-5

live Helsinki

Gieseking

M&A

1944

4‘25

4-5

E – nicht ganz so überlegen wie 1953

Fiorentino

Fabula

1962

5‘03

4-5

live

Gilels

Orfeo

1972

4‘42

4-5

live – Salzburg

Gilels

Supraphon

1973

5‘01

4-5

live – Prag

Pommier

Virgin

1990

5‘22

4-5

befolgt Debussys dynamische Vorschriften

Gulda

Decca/Philips

1957

4‘57

4-5

E - f und ff keineswegs auftrumpfend

Gulda

andante

1957

5‘14

4-5

E – ORF-Aufnahme, sehr ruhiger Beginn - f und ff keineswegs auftrumpfend

Gulda

Decca

1947

4‘59

4-5

E – etwas stumpfer Klang, f und ff keineswegs auftrumpfend

Richter

BMC

1972

4‘20

4-5

live – bewegtes Wasser, klar, verschiedene Ebenen der Komposition getrennt, verschwimmen nicht

Moravec

Vox/Philips

1982

5‘08

4-5

ganz klares Wasser, helles Klangbild, Bässe veschwimmen nicht

Bavouzet

Chandos

2008

4‘59

4-5

lento-Schluss zu rasch

Gilels

BBCL

1984

5‘17

4-5

E – live London

 

Baumgartner

aura

1964

5‘07

4

live - gelassen

Casadesus

Sony

1954

4‘36

4

etwas belegter Klang, vor allem im Diskant; Casadesus zeigt auf, dass Debussy nicht nur Stimmungen bringt, sondern auch motivische Arbeit leistet

Haas, Monique

Erato

1970

5‘16

4

weniger Tempo rubato, mehr dem Notentext folgend als impressionistische Klangentfaltung

Szpilman

Sony

1949

4‘18

4

E – wie ein Impromptu

Benedetti Michelangeli

Magic Talent

1941

4‘47

4

 

Planès

HMF

2005

5‘11

4

weniger Planès‘ Fingerfertigkeit als der betörend sonore Klang des Blüthner Flügels von 1902 nehmen für diese Aufnahme ein, die Bass-Akkorde in den letzten 9 Takten werden arpeggiert

Beroff

EMI

P 1970

5‘09

4

hell und klar, Beroff weicht von Debussys dynamischen Vorzeichen ab, 3-Ton-Motiv as-f-es nicht immer deutlich

Rogé

Onyx

2007

5‘37

4

der Zusammenhang ist infolge des langsamen Tempos nicht mehr ganz gewahrt, lento-Schluss zu schnell

Aimard

Warner

P 2002

4‘52

4

etwas (zu) direkt, lento-Schluss zu schnell

Gilels

Brilliant

1954

3‘56

4

live – Moskau

Die Unterschiede in den verglichenen Interpretationen liegen nicht gravierend weit auseinander, insgesamt bewegen sich alle auf einem hohen Niveau. Viele Pianisten spielen bereits zu Beginn des Stückes und im weiteren Verlauf zu laut, ein wirkliches pp oder gar ppp hört man da kaum, die beiden Stellen „en dehors" klingen da keineswegs von Ferne her (Ausnahmen: Gieseking, Arrau, Gilels-72, Gulda). Einzig Gieseking, Arrau und Fiorentino lassen sich auf Debussys dynamische Vorschriften ein und schaffen, fast könnte man sagen zaubern, ein kleines impressionistisches Klanggemälde, bei vielen anderen Interpreten meint man fast eine Ballade zu hören. An der Stelle „quasi Cadenza" meinen sie parallel zur Beschleunigung auch zunehmend lauter spielen zu müssen, in den Noten bleibt alles pp!

Arturo Benedetti Michelangeli ist in der Musikwelt als Interpret Debussyscher Klaviermusik als herausragend anerkannt, zahlreich sind seine Aufnahmen und Mitschnitte, von Reflets dans l’eau liegen mir fünf Einspielungen aus einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren vor. Die älteste Einspielung leidet unter einer unzulänglichen Aufnahmetechnik, der Klang ist wenig aufgefächert, schnelle Töne veschmelzen, die klangliche Delikatesse von ABMs Anschlag ist hier mehr zu erahnen als zu hören. In der Studioeinspielung der DGG von 1971 kann man nun sein unübertroffenes Klangraffinement bewundern, ihr ganz nahe kommt die live Aufnahme der BBC aus London von 1957, die silbrig, klar und leuchtend gespielt wird. 1969 standen die Images auch in Helsinki auf dem Programm, aura hat sie veröffentlicht, es ist seine langsamste Einspielung, was der Hörer jedoch kaum gewahr wird. 18 Jahre später spielte er sie nochmals im Vatikan. In allen Aufnahmen kann sich ABM nicht für einen leisen Beginn erwärmen.

Auch Emil Gilels nahm Debussys Images gern in seine Recitals auf, er spielte jedoch nur den 1.Band. Drei Gesamtaufnahmen, alles Konzertmitschnitte, sowie eine Zugabe stehen hier zur Diskussion. Die älteste Aufnahme wurde in der UdSSR erstellt, leider ist der Klang nicht befriedigend, die schnellen Läufe im Diskant klirren. Gilels spielt hier das Stück in großen Bögen mit einem virtuosen Höhepunkt in der Mitte, jedoch sehr direkt, mehr äußerlich, fast wie eine Etüde, war das Debussys Intention? Beim Salzburger Mitschnitt lässt sich der Pianist mehr Zeit, er wirkt abgeklärter, hört mehr in die verstrickte Partitur hinein. Ein Jahr später spielt er das Stück in Prag ganz klar, teilweise gläsern. In der Londoner Zugabe klingt das Stück noch ruhiger, die 32tel- und 64tel-Läufe kommen nicht mehr so brillant aus den Fingern, der Pianist wirft hier eher einen Blick auf die Struktur des Werkes.

 

II Homage à Rameau

Benedetti Michelangeli

Testament

1957

6‘13

5

live- im Konzert noch zwingender als im Studio, Zugewinn an Atmosphäre

Benedetti Michelangeli

DGG

1971

6‘33

5

immer durchsichtig und klar, nie schleppend

Pommier

Virgin

1990

6‘29

5

mit sehr viel Klangsinn gespielt

Arrau

Columbia/UA

1949

7‘06

5

stellenweise geheimnisvoll, romantisch

           

Gilels

Orfeo

1972

6‘05

4-5

live – Salzburg; plastisches Klavierspiel, strukturbetonte Interpretation

Gilels

Supraphon

1973

6‘07

4-5

live – Prag; plastisches Klavierspiel, strukturbetonte Interpretation

Gieseking

EMI

~ 1953

6‘23

4-5

etwas zurückhaltend, scheu

Richter

BMC

1972

7‘25

4-5

live – grave! plastisches Klavierspiel, immer präsente Bordun-Bässe, geben dem Stück ein gutes Fundament

Planès

HMF

2005

6‘51

4-5

klanglich eine Ohrenweide

Benedetti Michelangeli

BBCL

1982

6‘32

4-5

E - live London – konzentriert

Benedetti Michelangeli

aura

1987

6‘30

4-5

live Vatikan – etwas flacher Klang

Benedetti Michelangeli

aura

1969

7‘24

4-5

live Helsinki – dichteres Klangbild, manche Akkorde verschwimmen

Rubinstein

RCA

1952

5‘58

4-5

E - schlicht, nicht so raffiniert wie ABM, jedoch auch überzeugend

Moravec

Vox/Philips

1982

6‘47

4-5

mehr die Struktur der Musik im Blick

Casadesus

Sony

1954

6‘43

4-5

etwas düster, balladesk

Beroff

EMI

P 1970

6‘38

4-5

schlicht, aber mit feinem Gespür für die klanglichen Valeurs

Rogé

Onyx

2007

8‘05

4-5

zart und zerbrechlich, ff in T.50 und T.52 nur f , ff würde hier nur stören

Baumgartner

aura

1964

6‘11

4-5

live - Andante, fast wie eine Ballade

 

Haas, Monique

Erato

1970

7‘20

4

dynamische Differenzierung zu grob

Fiorentino

Fabula

1962

9‘06

4

live - lent et grave! Diskant klirrt bei f-Stellen (übersteuert), am Schluss gefrorene Musik

Gilels

Brilliant

1954

5‘11

4

live – Andante, dichter Klang, Klirren im Diskant

Aimard

Warner

P 2002

6‘27

4

klar, Blick eher nach vorn als nach innen gerichtet

Bavouzet

Chandos

2008

6‘01

4

etwas zu unruhig

 

III Mouvement

Animé (avec une légèreté fantasque mais précise – mit fantastischer Leichtigkeit aber präzise)

Benedetti Michelangeli

DGG

1971

3‘37

5

ganz exakt, gemeiselt, fast mechanisch

Gilels

Orfeo

1972

2’59

5

live Salzburg - delikat

Gilels

Supraphon

1973

3‘08

5

live Prag – Gilels schafft den Mittelteil T.89-110 auch musikalisch, nicht nur als unheimlich schwere Stelle

Gieseking

EMI

~ 1953

2‘54

5

filigranes Klavierspiel

Pommier

Virgin

1990

3‘44

5

wie eine Etüde

Moravec

Vox/Philips

1982

3‘21

5

 

Arrau

Columbia/UA

1949

3‘08

5

zeitbedingt etwas stumpfer Klang

Richter

BMC

1972

3‘06

5

live - kompetent, Richters Pranke gezähmt

 

Benedetti Michelangeli

aura

1987

3‘39

4-5

live Vatikan – trockener Klang, unruhig werdendes Publikum während des Schlusstons

Beroff

EMI

P 1970

3‘06

4-5

 

Haas, Monique

Erato

1970

3‘26

4-5

übersichtlich

Aimard

Warner

P 2002

3‘22

4-5

 

Bavouzet

Chandos

2008

3‘02

4-5

wie ein geschwind laufendes Uhrwerk

Gilels

Brilliant

1954

2‘53

4-5

in Rekordzeit!

 

Planès

HMF

2005

3‘36

4

am Schluss 16tel-Triolen nicht mehr ganz ebenmäßig

Rogé

Onyx

2007

3‘16

4

sehr trocken

Casadesus

Sony

1954

3‘15

4

Anfang holprig, Temposchwankungen, kräftige Bässe, eingeengte Dynamik

Fiorentino

Fabula

1962

2‘56

4

live – linke Hand T.57 nicht ganz da, nicht immer deutlich

 

Benedetti Michelangeli

aura

1969

3‘27

3-4

live Helsinki – belegter Klang, Anfang verwaschen, nicht auf der sonst bei ABM zu erwartenden Höhe

Baumgartner

aura

1964

3‘24

3-4

stellenweise zu grob

Das Stück hinterlässt bei mir den Eindruck einer Etüde, oder/und wie ein Perpetuuum mobile. Ab Takt 67 hat Debussy einige 16tel-Noten mit einem tenuto-Strich versehen, er schreibt dazu im Notentext: Toutes les notes marquées du signe – sonores, sans dureté, la reste très léger mais sans sécheresse, also etwa so: markierte Noten klangvoll ohne Härte, die anderen Noten leicht und nicht trocken). Nur ganz wenige Interpreten beherzigen Debussys Anweisung und entdecken zwei kurze Melodien in dem Stimmengeflecht, so Gieseking, Gilels, Moravec, Beroff, Rogé, Aimard und Bavouzet.

Einige Pianisten lassen den Schlusston ausklingen, das kann bis zu 10‘‘ dauern : ABM, Moravec, Pommier, Beroff. Fiorentino hatte dies auch vor, „aufmerksame" Konzertbesucher waren jedoch anderer Meinung.

 

Images I (mit allen 3 Sätzen im Überblick)

Benedetti Michelangeli

DGG

1971

14‘58

5

 

Arrau

Columbia/UA

1949

14‘49

5

 

Pommier

Virgin

1990

15‘41

5

 

Gieseking

EMI

~ 1953

14‘32

5

 
 

Gilels

Orfeo

1972

14‘05

4-5

live Salzburg

Gilels

Supraphon

1973

14‘30

4-5

live Prag

Richter

BMC

1972

14‘59

4-5

live Budapest

Moravec

Vox/Philips

1982

15‘18

4-5

 

Beroff

EMI

P 1970

15‘00

4-5

 

Benedetti Michelangeli

aura

1987

15‘22

4-5

live Vatikan

Bavouzet

Chandos

2008

14‘11

4-5

 
 

Gilels

Brilliant

1954

12‘26

4

live

Haas, Monique

Erato

1970

16‘13

4

 

Casadesus

Sony

1954

14‘43

4

 

Planès

HMF

2005

15‘57

4

 

Aimard

Warner

P 2002

14'51

4

 

Rogé

Onyx

2007

17‘03

4

 

Benedetti Michelangeli

aura

1969

16‘17

4

live Helsinki

Baumgartner

aura

1964

14‘51

4

live

Fiorentino

Fabula

1962

17‘23

4

live

E = Einzelaufnahme

eingestellt am 12.12.10

Debussy      home